Kann man eigentlich plastikfrei heiraten und auf der eigenen Hochzeit auf Müll jeglicher Art verzichten? Einladungen, Essen, Geschenke, Blumen… da gibt es jedenfalls jede Menge zu beachten. Felix und ich haben unser Bestes gegeben. Und damit du es bei deiner eigenen Heirat leichter hast, teilen wir heute unsere Erfahrungen mit dir.
In diesem Artikel lernst du jetzt, wie du eine echte Zero Waste Hochzeit organisieren kannst, sodass ihr und eure Gäste an eurem besonderen Tag möglichst wenig Plastikmüll produziert. Auf geht's!
10 Tipps für die plastikfreie Hochzeit ohne Müll
Es ist ja nicht so, dass man am Hochzeitstag sowieso schon genug zu tun hat. Schließlich bereitet man sich ja in der Regel eine Ewigkeit darauf vor. Jetzt soll man an dem Tag auch noch im Sinne des Zero Waste Lebensstils Müll vermeiden? Puh, das ist ganz schön hart. Mag man denken. Doch jetzt zeige ich dir, wie einfach es im Grunde war, den Plan „Möglichst plastikfreie und müllfreie Hochzeit“ in die Tat umzusetzen.
1. Reduziere Plastik- und Papiermüll
Egal ob kirchlich, standesamtlich oder eine freie Trauung – es fängt schon bei den Einladungen an. Deshalb habe ich ein Newsletter-Versand-Programm genutzt, um unsere Hochzeitspläne bekanntzugeben. Das war nicht nur gratis (hübsche Karten plus Post ist meistens teuer), sondern auch super einfach. Wir konnten auch Updates unproblematisch damit melden, weil sich noch einige Veränderungen unserer Pläne ergeben hatten. So konnten wir auch mehr Infos zur Hochzeit rausbringen, als sonst auf einer Karte Platz gehabt hätten. Das war dann beispielsweise die Info, dass wir keine materiellen Geschenke wünschen. (wir leben in einem Tiny House).
Wer doch lieber „normale“ Einladungen per Post verschicken möchte, kann sich entweder für einen Anbieter mit Recyclingpapier entscheiden oder zum Beispiel Baumblätter trocknen und die Einladung von Hand darauf schreiben. Zugegeben ein wenig aufwändig, aber eine sehr originelle Idee ohne ressourcenintensiven Müll.
2. Setze auf aufgearbeiteten Schmuck
Wir haben uns gegen Eheringe entschieden. Wer nicht sieht, dass wir einander lieben, hat halt Pech gehabt. 😉 Nein, Scherz beiseite.
Eheringe gibt es natürlich auch in nachhaltig. Es gibt Goldschmiede, die zum Beispiel Gold aus alten Schmuckstücken einschmelzen und daraus neue Ringe schmieden. So kann einem Familienerbstück neues Leben eingehaucht werden. Und es gibt fairtrade-zertifizierte Goldschmiede. Wer also nicht möchte, dass für die eigenen Ringe, die man ja hoffentlich ein Leben lang trägt, Menschen in Stollen unter unwürdigen Bedingungen schuften müssen, zahlt lieber ein wenig mehr. Oder man sucht sich Second Hand Ringe aus und lässt sie nur gravieren. Es gibt dann auf jeden Fall mehr über die Geschichte des Ringes zu erzählen.
Im Idealfall machst du aus Alt Neu und produzierst keinen zusätzlichen Verpackungs- und Papiermüll für deine Ringe.
3. Kreiere Ringschalen aus der Natur
Falls du dich für Ringe entscheidest, darf natürlich auch ein „Ringkissen“ nicht fehlen. Aber anstatt eines zu kaufen, das man danach wahrscheinlich nie wieder braucht und meist weder plastikfrei noch einfach recyclebar ist, könnte man sich auch einfach eine Schale mit etwas Moos und Blüten auskleiden. Als Schale eignen sich beispielsweise kleine Klangschalen, ein Porzellanschälchen, eine Espressotasse für Kaffeeverliebte oder ein winziges Flechtkörbchen. Auch eine grosse Muschel wäre doch ein echter Hingucker? Dekorieren könnte man sie auch mit Stoffresten, Sand, Blätter oder gefundenen Federn. Du siehst, deiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt und du kannst die Ringschale so gestalten, dass sie zum Hochzeitspaar passt.
Mit Sicherheit ist die selbstgemachte Ringschale ein echter Hingucker auf deiner Zero Waste Hochzeit!
4. Bastle einen DIY Blumenstrauß ohne Plastik-Schnickschnack
Ich mag ja eigentlich gar keine Schnittblumen. Die tun mir immer leid, weil ich sie lieber auf der Wiese wachsen sehe. Ich habe aber trotzdem ein paar wilde Blumen und Gräser von der Wiese gepflückt und in alte Weinflaschen gestellt. Auch meinen Blumenkranz habe ich selbst gemacht. Am Hochzeitsmorgen bin ich tatsächlich in den Wald geradelt und habe bei einem kleinen Spaziergang alles, was gerade hübsch aussah, eingesammelt und mir ein Kränzchen gebunden.
Wer nicht so auf wilde Blumenwiese steht, könnte auch bei lokalen Blumenfelder frische Blumen besorgen. Oder einen Floristikladen damit beauftragen, unter der Bedingung nur lokale und ungespritze Blumen zu verwenden. Ah ja, und möglichst keine Drähte, Plastik und sonstiges Dekomaterial verwenden, ausser du hast Lust, die ganze Deko nachher wieder auseinanderzunehmen, um die Blumen kompostieren zu können.
5. Dekoriere mit Mehrweg statt mit Einweg
Von den upcycelten Weinflaschen habe ich ja oben schon geschrieben. Aber auch Tischkärtchen könnte man zum Beispiel auf alte Korken schreiben. Girlanden aus alten Stoffen, Schilder aus Holzresten, und ein paar Solarlichterketten haben unsere Hochzeit einfach und natürlich dekoriert. Am Essenstisch gibt es Stoffservietten und selbstverständlich keinen Einwegmüll. Bei Pinterest findest du da wirklich noch tausende weiterer, großartiger Ideen.
6. Achte bei Kleidung auf Langlebigkeit und eine lange Nutzungsdauer
Second Hand Hochzeitskleider sind ja schon lange keine neue Erfindung mehr. Und ein weisses Sommerkleid kann auch für die nicht so pikfeine Braut eine tolle Alternative sein. Bei Neukauf gibt es auch hier schon Anbieter, die faire Kleider produzieren. Auch für die Männer gibt es Second Hand Anzüge oder fair produzierte.
Danach können sie entweder (im Falle vom Anzug) weitergetragen werden, verkauft oder auch eingefärbt werden. Indem du dein Hochzeitskleid beispielsweise verkaufst, sorgst du da dafür, dass jemand anders keine weiteren, natürlichen Ressourcen für sein Hochzeitskleid verschwenden muss. Auch das ist ein wichtiger Grundgedanke bei der Zero Waste Hochzeit.
Tipp: Schau dir unbedingt auch noch den Artikel mit Christoph's Slow Fashion Tipps an. Dort lernst du alles über einen möglichst nachhaltigen Umgang mit Mode.
7. Finde eine „mitdenkende“ Location
Eine passende Location zu finden, ist gar nicht so einfach. Vor allem dann, wenn man eine Zero Waste und vegane Hochzeit möchte. Wir sind schlussendlich bei einer Waldhütte gelandet. Das war sehr preisgünstig, aber eben nichts für die pikfeine Hochzeitsgesellschaft. Das allerwichtigste ist sicherlich, mit den Vermietern zu sprechen und nachzufragen, ob sie Deko, Tischdecken, Geschirr und andere Dinge möglichst plastikfrei anbieten können.
In der Regel sind die Menschen ja offen gegenüber bewusster Müllvermeidung. Die Chancen stehen also gut, dass das bei der Location deiner Wahl auch der Fall ist, sodass du der plastikfreien Hochzeit schon wieder einen Schritt näher kommst.
8. Gestalte Essen und Getränke möglichst nachhaltig und müllfrei
Auch mit Caterern oder Restaurants kann geredet werden. Wir haben unser veganes Buffet in Bioqualität in Glas und Edelstahlbehältern geliefert bekommen. Ich kenne auch ein Ehepaar, die eine Potluck-Hochzeit gemacht haben: Anstatt Geschenke, haben die Gäste einfach Essen mitgebracht, das dann an einem Buffet geteilt wurde. Die very-low-cost Variante also 😉
Wasser gab es bei uns aus der Leitung und alles andere aus Pfandflaschen: Bier, Apfelsaft, Weisswein. Nur der Rotwein war in der Einwegflasche.
Das vegane Essen wurde gelobt und „brav“ gegessen. Die Reste haben wir und einige unsere Gäste mit Behältern gerettet und am nächsten Tag genossen. Was wir noch an Getränken übrig hatten, durften wir bei unserem Bioladen des Vertrauens zurückgeben.
9. Achte beim Geschirr auf Mehrweg!
Wegwerfgeschirr kommt ja nun mal gar nicht in Frage bei einer Zero Waste Hochzeit. Also haben wir beim Caterer einfach Geschirr mitbestellt. Das war ehrlich gesagt ziemlich teuer. Dafür mussten wir nichts abwaschen und konnten das Geschirr einfach wieder zurückgeben. Eine weitere tolle Idee für die „Hippies“ unter uns ist, dass jeder Gast sein Geschirr selber mitbringt. Das funktioniert bei vielen plastikfreien Partys auch super.
Stoffservietten habe ich mir Second Hand gekauft. Ich leihe sie jetzt allen Freunden aus, die eine Zero Waste Party schmeissen wollen. Ein Kreidestift für die Gläser war auch sehr hilfreich, damit die Gäste ihre Gläser nicht verlieren, da wir keine Ersatzgläser parat hatten.
10. Versuche Geschenkverpackungen zu vermeiden und klare Geschenkwünsche zu formulieren
Was ich dir noch aus eigener Erfahrung mitgeben möchte: Menschen möchten so gerne schenken, besonders zu Anlässen wie eine Hochzeit. Wenn man ihnen aber sagt, man möchte nichts, verletzt man sie und sie können es dann ja trotzdem nicht lassen.
Was bei mir viel besser geklappt hat, ist, den Menschen zu sagen, was man sich wünscht. Zeit, Geld (für eine Reise, ein Haus, ein Kind…). Oder eben ein paar Edelstahlbrotdosen. Oder was auch immer noch fehlt in deinem Haushalt. Ah ja, in unserer Einladung haben wir auch gleich vermekrt, dass wir keine Geschenkverpackungen mögen – die Leute sind richtig kreativ geworden!
Möglichst plastikfrei heiraten? Gar kein Problem!
Bei unserer Hochzeit kamen wir natürlich nicht komplett ohne Müll aus. Ein paar Kronkorken, Weinkorken, einiges an Klopapier, ein paar Zigarettenstümmel, und ein paar Luftballons, die Gäste mitgebracht haben. Alles in allem hat der Müll in eine kleine Kartonschachtel gepasst – und das bei vierzig Leuten. Die Zero Waste Hochzeit hat die Gesamtplanung auch nicht anstrengender als üblich gemacht. Alles in allem also eine sehr schöne und annähernd plastikfreie Hochzeit. Second Hand, Mehrweg und der Mut, neues Auszuprobieren, sind da definitiv der entscheidende Schlüssel zum Glück. 🙂
Viele unserer Gäste waren selbst erstaunt, wie einfach es doch war, die Feier fast müllfrei zu gestalten – und konnten sich dementsprechend noch Inspiration für ihre eigene Zero Waste Hochzeit mitnehmen. Ich hoffe, dass ich auch dich ein wenig inspirieren konnte. Falls du einen detaillierteren Bericht über unsere Hochzeit lesen möchtest, schau einfach mal auf meinem Blog kuntergruen.com vorbei.
Viel Spass bei der Planung deiner möglichst plastikfreien Hochzeit!
Alles Liebe,
PS.: Schau dich gerne noch weiter im Zero Waste Blog von CareElite um. Dort erfährst du beispielsweise, wie du grundsätzlich deutlich plastikfreier leben kannst. Dort findest du dann auch noch weitere Inspiration für deine anstehende Hochzeit. Viel Spaß!