Was ist eigentlich Mikroplastik? Wenn du dieser Frage auf den Grund gehen willst, bist du hier genau richtig! Früher oder später zersetzen sich alle größeren Gegenstände aus Plastik in der Umwelt in kleine winzige Teilchen. Doch so winzig sie auch erscheinen mögen, haben sich diese Mikroplastik-Partikel im Laufe der letzten Jahrzehnte zu einem der größten Umweltprobleme unserer Zeit entwickelt.
Wir finden sie mittlerweile in fast allen Bereichen unseres Lebens: Ob im Meer oder im Badesee, im Boden, in unserer Kleidung oder in unseren Nahrungsmitteln, bis hin zur Luft, die wir atmen.
Doch was genau ist Mikroplastik, wie gelangt es in die Umwelt, wie gefährlich ist es und was kann jeder von uns dagegen tun? In diesem Artikel beantworte ich dir jetzt diese Fragen und zeige dir, was genau Mikroplastik eigentlich ist. Auf geht's!
Hier ist vorab eine kurze Übersicht für dich:
Definition: Was ist Mikroplastik?
Mikroplastik sind Kunststoffe, so genannte synthetische Polymere, die kleiner als fünf Milimeter sind. Oftmals sind sie so klein, dass du sie gar nicht – oder nur mit der Lupe – erkennen kannst. Man unterteilt sie in zwei unterschiedliche Arten:
- Primäres Mikroplastik sind Kunststoffpellets, die in feiner oder flüssiger Form verwendet werden. Zum Beispiel als Plastikpellets, um darauf größere Produkte aus Plastik herzustellen – oder als Bestandteile von Haushaltsreinigern oder Kosmetikprodukten.
- Sekundäres Mikroplastik entsteht dann, wenn größere Kunststoffteile (zum Beispiel Plastiktüten oder Plastikflaschen) im Laufe der Jahrzehnte in ihre Ursprungsform zerfallen. Dies geschieht in der Umwelt zum Beispiel durch den Einfluss von Sonne und Wasser.
Ursachen: Wie kommt Mikroplastik in die Umwelt?
Konventioneller Kunststoff wird ja aus dem begrenzten Rohstoff Erdöl bzw. Rohbenzin hergestellt, der eben nicht biologisch abbaubar ist. Erst im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte zersetzt er sich langsam zu winzigen Plastikteilchen, die aber grundsätzlich für immer in der Umwelt bleiben.
Doch wie bzw. über welche Wege gelangt es überhaupt in die Umwelt bzw. ins Meer? Die Grafik oben gibt dazu schon einen ziemlich guten Überblick. Hier habe ich dir aber mal einige der häufigsten Ursachen für Mikroplastik in der Umwelt zusammengestellt:
- Reifenabrieb von Autos, der auf den Straßen liegt.
- Kosmetika, wie Peelings und Shampoos, deren Bestandteile in den Abfluss fließen.
- Schuhsohlen, deren Reibung auf dem Boden Mikroplastik hinterlässt.
- Waschgänge, bei denen Kunststofffasern aus der Kleidung in den Abfluss gelangen.
- Baustellen, wo z.B. Kunststoffe, Farben, Lacke und Dämmstoffe zum Einsatz kommen.
- Klärschlamm, der auf Feldern verteilt wird und aus aus Haushaltsabwässern stammt.
- Zersetzer Plastikmüll, der per Littering in der Natur gelandet ist.
Kläranlagen können die winzigen Teilchen nicht aufhalten. Und auch wenn Mikroplastik häufig an Land entsteht, gelangt es durch den Regen und die Flüsse natürlich unweigerlich auch ins Meer.
Die folgende Reportage veranschaulicht das grundsätzliche Problem mit dem Mikroplastik – und dessen Ursachen – übrigens auch ziemlich gut:
Folgen: Warum ist Mikroplastik so gefährlich?
Immer mehr Mikroplastik verschmutzt natürliche Gewässer und endet in unseren Meeren. Dort wird es auch von marinen Lebewesen gefressen.
Auf die Meereslebewesen hat das in die körpereigenen Zellen gelangte Mikroplastik eine große Wirkung. So zeigen erste Studien, dass die Teilchen u.a. zu physiologische Störungen, geringere Reproduktionsraten oder erhöhten Sterblichkeitsraten bei bestimmten Austern, Krebsen oder Fischen führen.1
Auf diese Weise gelangt das Plastik dann auch in die Nahrungskette und bei allen Mischköstler:innen und Pescetarier:innen da draußen dann auch auf den Teller. Im Fachbegriff heißt das dann Bioakkumulation der Gifte.
Wie es sich auf unsere eigene mentale oder körperliche Gesundheit auswirkt, wenn wir Menschen Mikroplastik futtern, sind jedoch noch weitgehend unerforscht. Die Folgen für unsere Gesundheit lassen sich daher weder beziffern noch schätzen. Jedoch werden einige Stoffe, wie BPA, als potenziell gesundheitsschädlich eingestuft.
Lösungen: Wo können wir im Alltag Mikroplastik vermeiden?
Mikroplastik lässt sich in vielen Produkten des Alltags wiederfinden, weshalb wir alle ganz gezielt etwas gegen das Problem tun können! Hier zeige ich dir jetzt, mit welchen simplen aber wirkungsvollen Maßnahmen du Mikroplastik vermeiden kannst.
1. Apps gegen Mikroplastik nutzen
Mikroplastik hat viele unterschiedliche und komplizierte Namen! Und oft wissen wir gar nicht, ob sich die kleinen Kunststoffteilchen in einem Shampoo, einem Peeling oder einer Creme verstecken.
Und irgendwie müssen Hersteller:innen ja auch darüber informiert werden, dass wir als Kund:in den Wunsch verspüren, dass auf beim jeweiligen Produkt auf Mikroplastik verzichtet wird.
Dahingehend finde ich die beiden folgenden Apps besonders hilfreich:
- Codecheck App gegen Mikroplastik: Die Codecheck App informiert dich mit Hilfe des integrierten Barcode-Scanners darüber, ob ein Produkt Mikroplastik oder andere schädliche Stoffe enthält. Die App schlägt dir auch gleich passende plastikfreie Alternativen vor. Du kannst also Mikroplastik-Produkte schnell entlarven und in der Drogerie, in Supermärkten oder anderen Geschäften auf Nummer sicher gehen.
- ReplacePlastic App gegen Mikroplastik: Mit der Replace Plastic App vom Verein „Küste gegen Plastik“ kannst du Hersteller:innen mit einem schnellen Barcode-Scan direkt darauf hinweisen, dass du ihr Produkt gerne ohne Mikroplastik oder die typische Plastikverpackung hättest. Je mehr Kunden die gleiche Idee haben, desto schneller verändert sich das Produkt zum Positiven.
2. Kleidung mit Naturfasern bevorzugen und „Guppyfriend“ nutzen
Von der Jeans-Hose, über das Sportshirt und die Badehose, bis hin zum schicken Cocktailkleid, bestehen leider viele Kleidungsstücke ganz oder teilweise aus Kunststofffasern.
Kleidungsstücke aus synthetischen Stoffen geben allerdings bei jedem Waschgang oder bei jedem Sprung ins kühle Nass winzige Fasern ab, die über Umwege irgendwann im Meer landen. Bevorzuge deshalb nach Möglichkeit lieber direkt natürliche Mikroplastik-freie Kleidung. Aus Baumwolle, Hanf und Leinen bekommt du sie in der Regel bei nachhaltigen Modemarken.
Mehr als ein Drittel des Mikroplastiks in den Weltmeeren stammt mittlerweile von unserer Kleidung.2 Doch momentan gibt es noch keine perfekte Methode, um Mikroplastik bei Waschgängen zu 100 Prozent aufhalten zu können.
Die meiner Meinung nach beste Alternative stellt derzeit aber der Guppyfriend Waschbeutel dar, in den du deine Kleidung vor der Wäsche hineinlegst. Laut einigen Tests kann er bis zu 70 Prozent des Mikroplastiks aus der Wäsche davor bewahren, in den Abfluss zu gelangen. Du kannst sie dann auch sehen und nach dem Waschgang einfach aus dem Beutel sammeln. Den Mikroplastik-Waschbeutel bekommst du hier*.
3. Seltener mit dem Auto fahren
Als Verbraucher:in hast du die Möglichkeit, Verantwortliche zu kontaktieren und langfristig Veränderungen anzustoßen. Continental arbeitet zum Beispiel an Reifen aus Löwenzahn – und TU-Forscher:innen testen Filtersysteme für Straßengullis.
Kurzfristig kannst du aber versuchen, deutlich seltener und nachhaltiger Auto zu fahren. Steig stattdessen in die öffentlichen Verkehrsmittel und versuche, wenn es geht, sogar komplett autofrei zu leben.
4. Bezeichnungen von Mikroplastik kennen
Einer der Gründe, weshalb wir Konsument:innen das Mikroplastik in Produkten oft übersehen, sind die vielen unterschiedlichen Bezeichnungen, die auf der Rückseite der Verpackungen bei den Inhaltsstoffen angegeben werden.
Falls du die Codecheck App also mal nicht zur Hand hast, kann es helfen, zumindest einige der häufigsten Fachbegriffe für Mikroplastik-Bestandteile zu kennen:
- Acrylates Copolymer (AC)
- Polymethyl methacrylate (PMMA)
- Polyurethan (PUR)
- Polyethylen (PE)
- Polyquaternium (P)
- Polyethylenterephthalat (PET)
- Nylon-6 und Nylon-12
- Polypropylen (PP)
- Acrylate Crosspolymer (ACS)
- Polyacrylate (PA)
- Polystyrene (PS)
5. Möglichst plastikfrei leben und Müll aus der Umwelt sammeln
Der letzte Tipp gegen Mikroplastik ist natürlich, Plastikmüll selbst gezielt zu vermeiden und ihn aus der Umwelt zu sammeln. Verzichte z.B. auf Einweg-Wegwerfprodukte, kaufe Lebensmittel lose auf dem Markt ein, trinke Leitungswasser aus der wiederverwendbaren Trinkflasche*, sammle Wald- oder Strandspaziergang im Urlaub Müll ein Müll ein oder nimm an CleanUps teil.
Mikroplastik einfach erklärt!
Grundsätzlich ließe sich die Frage „Was ist Mikroplastik?“ ja ziemlich einfach mit „Kunststoff, der kleiner als fünf Millimeter ist“ beantworten. Doch Mikroplastik ist mehr als eine bloße Definition. Es ist ein menschengemachtes Problem, dass nur wir lösen können und lösen müssen, da es Natur, Tieren und auch uns Menschen schadet.
„Plastik wird die Hauptzutat aller Rezepte unserer Enkelkinder sein.“
Anthony T. Hincks (mehr unter Zero Waste Zitate)
Ich hoffe, dass dir das Wissen aus diesem Artikel dabei helfen konnte, Mikroplastik und seine Auswirkungen auf die Welt und unsere Möglichkeiten, etwas dagegen zu unternehmen, besser zu verstehen. Hast du Fragen oder Anregungen rund um das Thema? Dann freue ich mich auf deinen Kommentar!
Bleib sauber,
PS: Im Artikel typische Produkte mit Mikroplastik und Alternativen gibt es noch mehr Infos über Mikroplastik im Alltag. Schau also auch da gern mal rein!
Quellenangaben:
- M. Lenz; GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel: Wie gefährlich ist Mikroplastik für Meerestiere?, abrufbar unter https://www.wissenschaftsjahr.de/2016-17/aktuelles/das-sagen-die-experten/mikroplastik-und-meerestiere.html. [01.10.2024]. ↩︎
- I. Laas; Greanpeace Schweiz: Mikroplastik – Partikel in der Kosmetik, Fasern in der Kleidung (Stand: 21.07.2017), abrufbar unter https://www.greenpeace.ch/2017/07/21/mikroplastik-partikel-in-der-kosmetik-fasern-in-der-kleidung. [01.10.2024]. ↩︎