Du willst wissen, warum Bienen so wichtig sind und warum wir vor allem die Wildbienen schützen müssen? Dann bist du hier genau richtig! Wenn von der Biene die Rede ist, denken die meisten von uns wohl an die vertraute Honigbiene. Im Gegensatz zu den rund 560 hiesigen Wildbienen-Arten ist sie allerdings weder heimisch, noch gefährdet. Sie lebt in der Obhut von Imker:innen, deren Zahl stetig zunimmt.
Die Wildbienen hingegen werden nicht „betreut“, spielen eine unersetzliche Rolle in unserer Welt – und sind bedroht. Wir müssen sie also schützen. Nicht zuletzt, weil ihr Rückgang schlussendlich auch unser eigenes Schicksal besiegelt.
In diesem Artikel möchte ich deshalb gemeinsam mit dir in die Welt der Wildbienen eintauchen und dir die entscheidenden Gründe dafür vorstellen, sie zu schützen. Abschließend zeige ich dir dann auch noch, was du konkret in deinem Alltag und vor allem im möglichst bienenfreundlichen Garten für die intelligenten Insekten tun kannst. Auf geht's!
10 Gründe: Warum müssen wir die Wildbienen schützen?
Wir haben keine Zeit zu verlieren! Betrachte und nutze die folgenden Gründe für den Schutz der Wildbienen einfach als zusätzliche Motivation, um ihre Existenz in deinem Garten zu fördern. Und teile das Wissen auch gern mit den Menschen aus deinem Umfeld, die unbedingt erfahren sollten, warum die Biene so wichtig ist.
1. Wildbienen sind Bestäuber unserer Pflanzen
Laut BUND sind bei uns in Europa etwa 150 verschiedene Nutzpflanzen und rund 80 Prozent aller Wildpflanzen abhängig von der Bestäubung durch Insekten. Ohne die Hilfe der Honig- und vor allem Wildbienen, können sich viele Pflanzen also nicht vermehren – noch können sie blühen oder Früchte tragen.
Mithilfe der Bestäubung durch Wildbienen nimmt der Fruchtsatz – im Vergleich zur Bestäubung durch Honigbienen – sogar im Regelfall noch zu.1
Tomate und Rotklee werden beispielsweise nur von bestimmten Hummeln und anderen Wildbienenarten bestäubt. Diese Pflanzen sind also abhängig von der Arbeitsleistung wilder Bienen.
Tipp: Wie die Bestäubung von Pflanzen grundsätzlich funktioniert, erläutere ich dir im verlinkten Blogartikel. Wenn dich das Thema interessiert, schau also auch da gern mal rein!
2. Das Bienensterben bedroht unsere Ernährungssicherheit
Je weniger Bienen es gibt, desto weniger Lebensmittel stehen uns zur Verfügung. Erdbeeren, Heidelbeeren, Himbeeren, Gurken, Avocados, Kürbisse, Auberginen, Nüsse, Soja (da es Tierfutter ist auch Fleischprodukte), Margarine, Raps- und Sonnenblumenöl – diese und viele weitere Lebensmittel sind zum größten Teil von der Bestäubungsleistung der Bienen abhängig.
Ohne die Arbeit der Bienen würden sowohl die Vielfalt unserer Lebensmittel, als auch die Ernteerträge, massiv einbrechen. Eine absolute Gefahr für die Lebensmittelversorgung und ein ziemlich gutes Motiv dafür, mehr für den Erhalt der Wildbienen zu tun.
3. Wildbienen sind vom Aussterben bedroht
Wir sollten Wildbienen schon allein deshalb schützen, weil rund die Hälfte von ihnen jetzt schon auf der Roten Liste der bedrohten Arten steht.2 Einige Wildbienen-Arten sind schon ausgestorben – und manche – wie zum Beispiel die Frühe Ziest-Schlürfbiene, gibt es bereits in mehreren Bundesländern nicht mehr.
Der Rückgang der Wildbienenpopulationen ist ein ernsthaftes Warnsignal und ein guter Grund, selbst aktiv zu werden und sich für die wichtigen Insekten einzusetzen.
Gut zu wissen: Auch die Zahl der ja ebenfalls bestäubenden Honigbienen-Völker ist rückläufig. Jetzt liegt sie bei 750.000 Bienenvölkern – in den 1990er Jahren waren es noch etwa eine Million.3
4. Nur wir Menschen können die Wildbienen retten
Der Pestizid-Einsatz in der industriellen Landwirtschaft, Monokulturen, Lebensraumverlust durch Flächenversiegelung, Parasiten und Viren, Luftverschmutzung und Klimawandel – der Rückgang der Wildbienen hat viele Ursachen! Auch die Imkerei beschleunigt ihn, da Honigbienen mit ihren meist einzeln lebenden, wilden Verwandten um Nahrung konkurrieren und sie verdrängen.
Hand aufs Herz: Wir Menschen sind also Schuld am Bienensterben. Und deshalb können auch nur wir die Wildbienen schützen und retten – es liegt in unserer Verantwortung.
5. Wir haben das notwendige Wissen
Wir Menschen wissen also, warum die Wildbienen gefährdet sind. Doch wir wissen auch ganz genau, wie wir sie in der Praxis schützen und fördern können.
Im Gegensatz zu Honigbienen sind sie zum Beispiel nicht in großen Bienenvölkern organisiert, sondern vielmehr Einzelgänger, mit eigenem Nachwuchs und eigenem Nest. Und auch Honig produzieren sie nicht. Sie führen also eine ganz andere Lebensweise – und haben dementsprechend auch ganz andere Bedürfnisse an Pflanzen, Materialien und Strukturen.
Hier ein paar Beispiele für die individuellen Ansprüche bestimmter Wildbienen-Arten:
- Pflanzen-Spezialisierung: Die Hahnenfuß-Scherenbiene (Chelostoma florisomne) fliegt auf den Hahnenfuß, die Gewöhnliche Löcherbiene (Heriades truncorum) auf die Wiesen-Schafgarbe und die Schöterich-Mauerbiene (Osmia brevicornis) auf den Schöterich.
- Material-Bedürfnisse: Die Weiden-Sandbiene (Andrena vaga) baut ihre Erdnester vorwiegend in ebenen und eher unbewachsenen Sandflächen.
- Struktur-Bedürfnisse: Die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta) legt ihre Brutzellen vor allem in Fels- oder Mauerspalten, in Totholzgängen oder auch in hohlen Pflanzenstängeln an.
Was ich damit sagen will, ist, dass wir bereits alles Notwendige über die Wildbienen wissen, um sie auch gezielt schützen zu können. Und damit haben wir einen weiteren, guten Grund dafür, dies auch zu tun.
6. Ohne Wildbienen verlieren auch andere Tiere ihren Lebensraum
Wildbienen sind ein ganz entscheidender Teil der Nahrungskette und von großer Bedeutung für die Biodiversität auf unserer Erde. Mit ihrer Bestäubungsleistung sichern sie nämlich das Überleben von unzähliger Wildpflanzen und den Tieren, die von diesen Pflanzen abhängig sind. Vor allem viele heimische Vogelarten, deren Nahrung überwiegend aus pflanzlichen Samen und Beeren besteht, würden darunter leiden.
So oder so würde das Verschwinden der Bienen schlussendlich eine unaufhaltsame Kettenreaktion auslösen, die ganze Ökosysteme bedroht.
7. Wildbienen sind faszinierende Tiere
Bienen sind extrem intelligente Lebewesen mit erstaunlichen Verhaltensweisen – von der Nestbauweise bis zur Kommunikation.
Damit meine ich natürlich nicht nur die gewöhnliche Honig-Bienenkönigin und ihr Volk. Auch die Wildbienen sind faszinierend. Sie können zum Beispiel in der Erde nisten, Tänze aufführen oder UV-Strahlen wahrnehmen. Und die Rosenblattschneiderbiene kann sogar tapezieren!
Die Wildbienen zu schützen und den eigenen Garten bienenfreundlich zu gestalten, heißt also auch, weiter von den Wildbienen lernen zu können – und dabei automatisch unsere Naturverbundenheit zu stärken.
8. Die Wirtschaftsleistung der Wildbienen ist gigantisch
Bienen bestäuben rund 71 von 100 Nutzpflanzen, die 90 Prozent des weltweiten Bedarfs an Nahrung decken. Ihre Bestäubungsleistung hat dementsprechend auch einen hohen, ökonomischen Wert, der auf etwa 500 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt wird.4
Die Biene unterstützt unter anderem die Landwirtschaft, den Gartenbau und sichert auch Arbeitsplätze und lokale Ökonomien. Selbst diejenigen, die Insekten wie Bienen im Alltag eher als lästig empfinden, sollten sich also zumindest aus wirtschaftlichen Motiven für den Bienenschutz motivieren können.
Tipp: Das Artensterben schreitet voran und Bienen sind bei Weitem nicht die einzige bedrohte Spezies. Alles Wissenswerte darüber und was genau du grundsätzlich für die Artenvielfalt tun kannst, erläutere ich dir jeweils in den verlinkten Blogbeiträgen.
9. Auch die Medizin ist von der Wildbiene abhängig
Studien belegen, dass der Honig von Bienen auch einen medizinischen Wert hat. Deshalb ist er auch wichtig für zahlreiche Medikamente und Kosmetikprodukte, die nur dank der Bestäubung durch Wildbienen hergestellt werden können. Der Schutz der Biene kann also auch wichtig für die menschliche Gesundheit sein.
10. Die Arbeit der Wildbienen ist nicht zu ersetzen
Weder die Honigbiene, noch moderne Technik und auch keine menschliche Handarbeit, kann die Arbeitsleistung der Wildbiene künstlich adäquat ersetzen.
Manche Pflanzen, wie beispielsweise die Tomate, können nämlich nur von Wildbienen (wie z.B. Hummeln) bestäubt werden, da der Pollen in länglichen Staubbeuteln lagert. Außerdem arbeiten sie wesentlich effizienter als die Honigbiene – und sind eben auch entscheidend für den Schutz von Ökosystemen und unserer Umwelt im Allgemeinen.
Es gibt zwar mittlerweile Roboter-Bienen, doch Expert:innen sind bezüglich ihrer Hilfe zur umfangreichen Bestäubung von Pflanzen sehr skeptisch. Und auch die Handbestäubung, wie sie in China aufgrund des dramatischen Rückzugs der Wildbienen bereits stattfindet, ist keine langfristige Alternative. Selbst dann, wenn wir keine Lust auf den Bienenschutz hätten, bliebe uns also gar nichts anderes übrig, als die Wildbienen schützen.
5 Tipps: Was kann jeder im Garten tun, um die Bienen zu schützen?
Abschließend möchte ich dir jetzt noch ein paar wertvolle Tipps und Maßnahmen mit auf den Weg geben, mit denen du den Wildbienen ganz grundsätzlich helfen und auch das Insektensterben stoppen kannst:
- Sorge für bienenfreundliche, heimische Pflanzen in deinem Garten (z.B. Mehlbeere, Weißdorn, Schlehe, Himbeere, Wein-Rose, Berg-Aster und Wiesen-Flockenblume)
- Setze auf natürliche Schädlingsbekämpfung (statt auf Pestizide und Insektizide)
- Lass den Rasen (mit Löwenzahn & Co) einfach mal wachsen (Stichwort: Mähfreier Mai)
- Biete Wildbienen Nisthilfen an (z.B. Sandarium, Totholz, Strangfalzziegel mit Löchern)
- Sorge ganzjährig für Nahrung (z.B. Thymian im Sommer und Goldhaar-Aster im Herbst)
Tipp: Ich habe dir zum Beispiel einen ausführlichen Artikel über insektenfreundliche Bäume zusammengestellt. Schau dort auch unbedingt mal rein, wenn du den Wildbienen und anderen Insekten in deinem Garten helfen willst.
Warum Bienen schützen? Weil wir keine Wahl haben!
Du kennst jetzt viele gute Gründe dafür, dich aktiv für die Wildbienen einzusetzen – und es gibt ja durchaus noch mehr! Die Förderung des Umweltbewusstseins und der Umweltbildung in unserer Gesellschaft zum Beispiel.
Achja und natürlich auch, dass uns keine Zeit mehr bleibt! Denn wenn es die kleinen, fleißigen Bestäuber nicht mehr gibt, wird das auch unseren eigenen Untergang bedeuten.
„Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr.“
Albert Einstein (mehr unter Artenschutz Zitate)
Motiviert genug? Dann fang jetzt damit an, deine Garten bienenfreundlicher zu gestalten und dein Wissen über die (Bedrohung der) Wildbienen mit anderen Menschen zu teilen.
Ich hoffe, dass dir dieser Artikel weitergeholfen hat! Hast du noch Fragen, Anregungen oder weitere Vorteile des Bienenschutzes parat? Dann schreib mir wie immer gern einen Kommentar.
Bleib bienenfreundlich,
PS: Als Veganer esse ich keinen Honig, da auch die Honigproduktion eine Art der Massentierhaltung für menschliche Zwecke ist. Wenn du mehr darüber erfahren willst, klick dich als Nächstes gern zu den verlinkten Artikeln im Blog durch!
- NABU (Naturschutzbund Deutschland) e. V.: Reiche Ernte dank Wildbienen-Bestäubung, abrufbar unter https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen/hautfluegler/bienen/15573.html. [13.05.2024]. ↩︎
- Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND): Wildbienen sind vielen Bedrohungen ausgesetzt – und auf Schutz angewiesen, abrufbar unter https://www.bund.net/themen/tiere-pflanzen/wildbienen/bedrohung-schutz. [13.05.2024]. ↩︎
- Umweltbundesamt: Bienen – Unverzichtbar für Natur und Erzeugung, abrufbar unter https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1/dokumente/bmelv_bienen.pdf. [13.05.2024]. ↩︎
- Statista GmbH: Wirtschaftsmacht Biene (Stand: 15.05.2018), abrufbar unterhttps://de.statista.com/infografik/13843/wirtschaftsmacht-bienen. [13.05.2024]. ↩︎