Warum sollte man lieber nicht vegan sein? Wenn du gerade nach ehrlichen und wahren Gründen gegen den Veganismus und die pflanzliche Ernährung suchst, bist du hier absolut richtig! Per Definition versucht die vegane Lebensweise – soweit wie praktisch durchführbar – alle Formen der Ausbeutung und Grausamkeiten an leidensfähigen Tieren für Essen, Kleidung und andere Zwecke zu vermeiden. Klingt doch gut, was kann man schon dagegen haben?
Hand aufs Herz! Die wahren Gründe dafür, nicht vegan zu sein, sind nicht, dass Pflanzen Gefühle haben und man sich für ihre Rechte stark machen will – oder dass man einen Proteinmangel erwartet und befürchtet, plötzlich blass und schwach zusammenzubrechen. Die Wahrheit liegt viel tiefer in jedem selbst.
In diesem Artikel möchte ich dir jetzt einige glaubwürdige Motive dafür vorstellen, warum viele Menschen noch nicht vegan sind. Falls du dich auch dazuzählst, bin ich mir ziemlich sicher, dass mindestens einer der im Folgenden aufgelisteten Aspekte auch auf dich zutrifft. Auf geht's!
Vorab findest du hier schon eine kurze Übersicht:
Du…
- befürwortest Tierquälerei
- bist ein bequemer Mensch
- glaubst an das Recht des Stärkeren
- magst es, die Umwelt zu zerstören
- liebst den Geschmack von Tieren und ihren Sekreten
- legst wenig Wert darauf, gesund zu bleiben
- verdienst dein Geld durch Tierausbeutung
- bist selbst ein Kälbchen
- willst an fragwürdigen Traditionen festhalten
- legst keinen Wert auf das Wohl anderer
- bist es nicht gewohnt
Wichtig: Dieser Artikel ist gnadenlos ehrlich. Bitte fühle dich nicht angegriffen, sondern informiere dich weiter über die jeweilige Thematik. Und solltest du etwas Gegenteiliges beweisen können, dann bin ich offen dafür. Hinterlasse mir einfach einen Kommentar mit deinem Hinweis.
1. Du befürwortest Tierquälerei
Ein ziemlich guter Grund dafür, gegen die vegane Lebensweise zu sein, ist es, für Tierquälerei zu sein. Jagst und zerfleischst du auch gerne Tiere? Du findest es akzeptabel, dass sie in engen Käfigen eingesperrt, künstlich geschwängert, enthornt und kupiert, ausgebeutet und nicht zuletzt ihres Lebens beraubt werden, um als Sandwich-Belag zu enden? Dann solltest du wirklich lieber nicht vegan sein.
Du glaubst nicht, dass es Tierquälerei ist, Tiere zu essen? Dann schau dir mal kurz zwischendurch die handelsüblichen Werkzeuge der Massentierhaltung oder die Dokumentation Dominion an.
2. Du bist ein bequemer Mensch
Wir Menschen sind Gewohnheitstiere und Veränderungen fallen uns oft sehr schwer. Vielleicht schwimmst auch du einfach gern mit der Masse und tust das, was allgemein erwartet und gesellschaftlich akzeptiert wird. Die Unterschiede zwischen Recht und Moral interessieren dich eher nicht? Dann ist das wirklich ein sehr ehrlicher Grund, alles beim Alten zu belassen und nicht vegan zu sein.
3. Du glaubst an das Recht des Stärkeren
Kühe, Schweine, Hühner und Hunde sind nicht so intelligent wie wir – und eingesperrt in Käfigen sind sie auch noch wesentlich schwächer. Warum sollten wir sie also nicht für unsere Zwecke ausbeuten, sie töten und ihre Körperteile essen? Wer einen moralischen Kompass hat und Mitgefühl mit Schwächeren empfindet, sollte natürlich nicht dem Recht des Stärkeren folgen. Du liebst und lebst aber die Ungerechtigkeit? Dann werde lieber nicht vegan.
Hunde?! Falls du bei der Erwähnung der beliebten Vierbeiner gerade verwundert aufgeschreckt bist, steht diese Reaktion für die Definition von Speziesismus. Denn du gehst davon aus, dass es okay ist, bestimmte Tiere zu töten und andere nicht. Die berechtigte Frage lautet aber: Warum willst du überhaupt etwas/jemanden töten (lassen)?
4. Du magst es, die Umwelt zu zerstören
Tierfutter muss angebaut und bewässert, Ställe und Technik mit Energie versorgt, Tiere gefüttert, transportiert und geschlachtet werden. Du findest diesen „Umweg Tier“ besser, als einfach die angebauten Pflanzen direkt zu verzehren? Dann werde lieber nicht vegan und unterstützte weiterhin die Massentierhaltung, den hauptsächlichen Treiber der Regenwaldabholzung und des Klimawandels, der wiederum einige weitere, der größten Umweltprobleme unserer Zeit verursacht.
5. Du liebst den Geschmack von Tieren und ihren Sekreten
Dir schmecken Fleisch, Eier, Milch, Käse oder Honig einfach viel zu gut? Du liebst Tiere aber isst sie auch gern? Dann genieße die Körperteile von Kühen, Schweinen und Hühnern ruhig weiter und gönne dir auch hin und wieder etwas Muttermilch und Bienenkotze – und brate dir die Menstruation von Hühnern zum Frühstück an. Denn ein guter Geschmack ist wirklich ein gutes Argument dafür, Geld zu bezahlen, damit jemand für dich ein Tier ausbeutet und tötet. Was ist ist schließlich mehr wert: Eine leckere, 5-minütige Mahlzeit oder ein gesamtes Tierleben?
6. Du legst wenig Wert darauf, gesund zu bleiben
Du traust den Ergebnissen der umfangreichen Studie₁ der American Dietetic Association – dem größten Zusammenschluss von Fachleuten für Lebensmittel und Ernährung – eher nicht, wenn sie bestätigen, dass Veganer*innen ein deutlich geringeres Risiko für Herzkrankheiten, Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck oder Krebs haben? Dann solltest du auch nicht vegan sein.
Wenn du nicht gesund bleiben und alt werden willst, ist es genau richtig, einfach weiter tierische Lebensmittel mit Rückständen von Kot, Urin, Eiter und Medikamenten zu verzehren und dein wohlverdientes Geld für das Leid an Tieren auszugeben.
7. Du verdienst dein Geld durch Tierausbeutung
Es macht herzlich wenig Sinn, vegan zu sein, wenn du Vorstandsmitglied im Bundesverbands der deutschen Fleischwarenindustrie bist, einen der größten Schlachtbetriebe Deutschlands leitest oder dem Beruf des Fleischers oder der Fleischerin nachgehst. Lass dich lieber weiter von finanziellen Interessen anstatt von deiner Moral diktieren und sorge dafür, dass möglichst wenige Menschen begreifen, wie brutal und blutig dein Job ist.
8. Du bist selbst ein Kälbchen
Ein weiterer Grund, aus dem ich verstehen könnte, warum jemand nicht vegan sein möchte, ist, dass er selbst ein Kälbchen und auf die Milch seiner Mutter angewiesen ist. Denn Kuhmilch ist für den Nachwuchs von Kühen da – und nicht für uns Menschen! Du brauchst aber einfach deinen täglichen Shot Muttermilch einer anderen Spezies – in Form von Milch, Käse oder Butter? Ja gut, dann werde lieber nicht vegan – so bleibt alles, wie es ist.
Tipp: Alle Gründe dafür, dass Veganer*innen keine Milch trinken, erläutere ich dir im verlinkten Beitrag.
9. Du willst an fragwürdigen Traditionen festhalten
Du willst lieber nicht vegan sein und weiterhin „tierische Traditionen“ wie das Hahneköppen auf Kirmessen, Erntedank- und Oktoberfesten, das chinesischen Hunde-Festival in Yulin, die Waltreibjagd auf den Faröer-Inseln, die deutschen Schlachtfeste oder die Schlachtung der alljährlichen Weihnachtsgans unterstützen? Dann mach das ruhig. Traditionen sind schließlich etwas Schönes!
Sei dir aber bitte bewusst, dass es nicht jede Tradition wert ist, ewig an ihr festzuhalten. Irgendwann werden deine Kinder nachfragen, warum du so etwas mitgemacht hast – und warum du nicht auf der guten Seite der Geschichte bist.
10. Du legst keinen Wert auf das Wohl anderer
Vielleicht willst du auch einfach nicht vegan sein, weil du vornehmlich auf dich selbst schaust und dir andere Menschen relativ egal sind. Das wäre jedenfalls ein gnadenlos ehrliches und absolut glaubwürdiges Argument.
Schließlich wäre es ziemlich beunruhigend zu wissen, dass die Arbeiter*innen in Schlachthäusern unter unwürdigen Bedingungen für dich die Arbeit erledigen, die du vermutlich nicht freiwillig machen würdest. Dass man den Welthunger stoppen könnte, wenn sich alle Menschen vegan ernähren würden, sollte ich dir lieber nicht sagen. Und die Zukunft deiner Kinder, die eventuell auf einem kranken Planeten großwerden müssen? Ist sie dir Wurst? Falls ja, dann werde lieber nicht vegan!
Tipp: Es sind nicht nur die Tiere, die es wert sind, vegan zu leben. Man wird auch vegan für Menschen. Warum das so ist, erläutere ich dir im verlinkten Beitrag.
11. Du bist es nicht gewohnt
Wir wollen ja immer ehrlich sein und die Wahrheit sagen! Einer der logischsten, geradlinigsten Gründe gegen eine pflanzliche Ernährung und die vegane Lebensweise, ist ganz einfach unsere Gewohnheit.
Du glaubst, dass man nur durch den Konsum von Fleisch, Eiern, Butter und Milch gesund, leistungsfähig und stark bleibt? Dann werde lieber nicht vegan. Schließlich hast du diese Lebensmittel vermutlich schon 20, 40 oder 60 Jahre deines Lebens gegessen, weil dir deine Eltern gesagt und gezeigt haben, dass das gut für dich ist.
Vergiss aber nicht, dass Gewohnheiten nicht in Stein gemeißelt sind – und dass sich alte, fragwürdige Gewohnheiten durch neue, spannende Gewohnheiten ersetzen lassen.
Die wirklich wahren Gründe, nicht vegan zu sein
Sicherlich hast du gemerkt, dass in diesem Artikel meist eine gewisse Ironie mitschwingt. Doch jetzt mal ganz im Ernst: ich habe damit lediglich typisches, widersprüchliches, inkonsistentes Verhalten in unserer Gesellschaft aufgezeigt. Wir lieben Tiere, aber essen sie – und sind gegen Tierquälerei, aber bezahlen gern dafür, dass andere Menschen sie für uns umbringen, damit wir sie essen können.
Moralische Wertvorstellungen und tatsächliches Handeln sind absolut aus dem Gleichgewicht – vor allem aufgrund von Bequemlichkeit, Gewohnheit, Traditionen und aufgrund unserer Geschmacksnerven.
Falls du nicht vegan bist, bin ich froh, dass du diesen Artikel bis zum Ende durchgezogen hast. Denn einer der Hauptgründe, nicht vegan zu sein, ist es eigentlich, die Scheuklappen aufzusetzen und mögliche Motive für Verhaltensänderungen auszublenden. Ich bin mir in diesem Fall dann auch sicher, dass mindestens einer der genannten Gründe auf dich zutrifft. Solange das nicht so ist, hast du immer mindestens auch einen Grund dafür, dich nicht auf den Veganismus einzulassen.
Ich hoffe, dass ich dir mit diesem Artikel weiterhelfen konnte. Hast du Fragen, Tipps oder weitere Motive, lieber nicht vegan zu werden? Dann schreibe mir gern einen Kommentar.
Bleib‘ tierfreundlich,
PS.: Warum reicht es nicht, vegetarisch zu sein? Im verlinkten Artikel erläutere ich dir, warum du nur mit Herz und Seele gegen Tierquälerei einstehst, wenn du vegan lebst.
Quellenangaben:
₁ Winston J. Craig, Ann Reed Mangels; American Dietetic Association (2009): Position of the American Dietetic Association: vegetarian diets, abrufbar unter https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19562864. [19.10.2022].