Du fragst dich, warum Veganer:innen so unglaublich nervig, anstrengend und aufdringlich sind? Dann möchte ich dir hier kurz und knapp die Antwort servieren. Ich bin selbst Veganer, war aber auch 30 Jahre meines Lebens Fleisch-Fanatiker. Mir sind also beide Welten bekannt. Ich war sowohl genervt, wenn jemand anderes eine „vegane Extrawurst“ brauchte – als auch nervig, als mir bewusst geworden ist, warum ich – und am besten gleich alle Menschen auf der Welt – vegan sein sollten.
Mittlerweile bin ich nicht mehr so anstrengend, glaube ich zumindest. 😉 Das könnte auch daran liegen, dass ich verstanden habe, warum Veganer:innen so nervtötend und anstrengend sein können. Hier möchte ich dir jetzt die entscheidenden Gründe dafür auflisten. Auch, um zwischen den Lagern zu vermitteln. Auf geht's!
Hier ist ein vorab kurze Übersicht für dich:
- Moralischer Widerspruch
- Ethische Werte infrage gestellt
- Ökologische Werte infrage gestellt
- Gesundheitliche Werte infrage gestellt
- Keine logischen Gegenargumente
5 Gründe, warum Veganer anderen so auf die Nerven gehen
Nervig, anstrengend, aufdringlich, lästig, nervtötend, militant, bekehrend, missionierend, intolerant, triggernd, selbstdarstellend, verwöhnt und aggressiv – wow, ich habe früher wirklich eine Mauer aus negativen Stereotypen über Veganer:innen gebaut, um mich auf keinen Fall mit diesem Lebensstil auseinandersetzen zu müssen.
In der oft entstehenden Gruppendynamik mit anderen Fleischesser:innen oder Vegetarier:innen, die natürlich meist in der Mehrzahl waren, wurde diese sie sogar noch stärker. Einfach schon deshalb, weil man sich gegenseitig bestätigte und sich einig war, dass Veganer:innen einfach nervig sind.
Erst als ich die Mauer mit dem Film Dominion durchbrochen hatte und selbst vegan wurde, konnte ich verstehen, warum ich die „Pflanzenfresser“ wirklich immer so „ätzend“ fand. Hier stelle ich dir die entscheidenden Gründe dafür vor.
1. Weil sie einen inneren, moralischen Widerspruch offenlegen
„Ich liebe Tiere, aber ich esse sie auch.“
Kognitive Dissonanz ist ein als unangenehm empfundener Gefühlszutand, der auftritt, wenn wir die Realität erkennen und zwei unserer Erkenntnisse im Widerspruch zueinander stehen. Dieser innere Konflikt tritt zum Beispiel auch bei Raucher:innen auf, die wissen, dass das Rauchen das Krebsrisiko entscheidend erhöht. Beim Fleischkonsum sind nur eben Opfer involviert, die nicht man selbst sind. Aus diesem Grund ist es auch keine persönliche Entscheidung, Fleisch zu essen.
Tiere zu lieben aber sie auch zu essen ist ganz offensichtlich ein Widerspruch zwischen den eigenen Wertvorstellungen und dem eigenen Handeln. Ablehnung und Hass gegenüber Veganer:innen oder die sich festigende Einstellung, dass sie nerven, sind eine typische Folge auf diese Erkenntnis.
Gut zu wissen: Seit ich vegan bin, ist mir übrigens aufgefallen, dass auch Fleischesser:innen richtig nervig sein können. Es ist also immer eine Sache der Perspektive. 😉
2. Weil sie unsere ethischen Wertvorstellungen infrage stellen
„Tiere sind fühlende Lebewesen, die genauso Freude und Schmerz empfinden, wie wir Menschen auch. Und ich will nicht, dass ihnen etwas angetan wird.“
Ich glaube, ich lehne mich nicht allzu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass wir alle gegen Tierquälerei sind. Dennoch finanziert ein Großteil unserer Gesellschaft das Leid von Tieren regelmäßig beim Kauf von Fleisch, Kuhmilch, Eiern, Gummibärchen, Pelzmänteln und vielen weiteren, tierischen Produkten bewusst oder unbewusst mit.
In der Massentierhaltung werden Tiere künstlich geschwängert, misshandelt, verstümmelt, geschreddert und vergast. Auch in der Bio-Haltung haben männliche Kälber und Küken keinen Wert für die Industrie, weshalb sie kurz nach ihrer Geburt getötet werden. Und ob „Masse oder Klasse“, ob „Jung oder Alt“, ob „Fleischesser:in oder Vegetarier:in“ – am Ende landen alle „Nutztiere“ im selben, brutalen Schlachthaus, weil wir sie oder ihre Körperteile essen wollen.
Das sind Dinge, die grundsätzlich gegen menschliche Wertvorstellungen sprechen. Wenn man gegen den Veganismus argumentiert, argumentiert man automatisch auch für Tierausbeutung. Deshalb entsteht auch hier wieder ein innerer Konflikt, der unser Bild über anstrengende und nervige Veganer:innen verstärken kann: „Ich bin gegen Tierquälerei, aber ich zahle Geld dafür.“
Gut zu wissen: Die meisten Veganer:innen sind auch vegan für Menschen – und nicht nur für die Tiere. Denn der Lebensstil hilft beispielsweise auch dabei, den Welthunger zu stoppen.
3. Weil sie unsere ökologischen Wertvorstellungen infrage stellen
„Ich will meine Umwelt schützen – aber ich will weiter Fleisch essen und andere tierische Produkte konsumieren.“
Die kognitive Dissonanz von Nicht-Veganer:innen geht auch beim Umweltschutz weiter. Spätestens dann, wenn sie erfahren, dass rund 83 Prozent der weltweiten Agrarflächen als Weide- oder Anbaufläche für Futtermittel von Nutztieren dienen.₁
Oder wenn klar wird, dass etwa 88 Prozent der Abholzung des Regenwaldes im Amazonasgebiet auf die Kappe der Tierindustrie gehen₂ und dies der wesentliche Treiber des derzeitigen Artensterbens ist.
Umwelt schützen und täglich tierische Lebensmittel essen? Das passt nicht zusammen. Dieser innere Widerspruch führt wiederum dazu, dass viele Menschen Veganer:innen als nervig und anstrengend empfinden.
Du kannst dir nicht vorstellen, vegan zu leben? Mich hat die Dokumentation Dominion schlussendlich überzeug und dauerhaft motiviert. Sie ist hier kostenlos bei YouTube verfügbar. Ich bin mir sicher, dass sie auch dein Leben positiv verändern wird.
4. Weil sie unser Streben nach Gesundheit infrage stellen
„Ich will gesund sein und es auch bleiben – aber weiterhin Fleisch essen.“
Bei Nicht-Veganer:innen entsteht auch hier wieder ein innerer Widerspruch, wenn sie erfahren, dass Veganer:innen im Gegensatz zu ihrem Ruf, eben nicht alle dünne, schwache, unterernährte und ungesunde Menschen sind.
Im Gegenteil: Wissenschaftliche Studien haben belegt, dass Veganer:innen seltener an Typ 2 Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bestimmten Krebsarten erkranken.₃ Außerdem ist eine ausgewogene, vegane Ernährung laut der American Dietetic Association für alle Lebensphasen eines Menschen – einschließlich der Schwangerschaft – geeignet.₄
Wenn es gesund ist, vegan zu leben, warum sollten wir den Tieren dann weiterhin diese gruseligen Dinge antun? Die meisten Nicht-Veganer:innen finden darauf keine Antwort. Auch deshalb werden Veganer:innen in der Folge oft als extrem nervig und anstrengend empfunden.
5. Weil es einfach kein logisches Argument gegen den Veganismus gibt
„Pflanzen haben auch Gefühle! Alleine kann man eh nichts ändern! Kühe, Schweine und Hühner würden sich virusartig vermehren und ausbreiten! Ahhhhh… Ich will an meinen Gewohnheiten festhalten – aber ich will auch nicht, dass andere Menschen, Tiere, die Umwelt und meine eigene Gesundheit darunter leiden müssen.“
Gewohnheit, Geschmack, Tradition und Bequemlichkeit sind sicherlich die meist genannten und auch ehrlichsten Argumente für den Konsum von tierischen Lebensmitteln. Sie alle sind jedoch schnell entkräftet. Nicht zuletzt, da sie meist auf persönlichen Gewohnheiten beruhen und eher egoistisch daherkommen.
Informierte Veganer:innen nerven also sicher so sehr, weil es schlichtweg keine Chance gibt, in einer Diskussion gegen sie zu triumphieren. Ganz einfach, weil sie sich für die Werte einsetzen, die man ja grundsätzlich auch selbst vertritt. Doch aufgrund des Widerspruchs mit dem eigenen Handeln, gibt man das ungern zu.
Die Reaktion? Entweder findet man Veganer:innen nervig, man gesteht sich die Widersprüche ein und lebt damit – oder man erkennt, dass man etwas ändern sollte, um Werte und Handeln wieder in Einklang zu bringen.
Du bist noch nicht überzeugt? In einem separaten Beitrag zeige ich dir alle meine persönlichen Gründe dafür, vegan zu leben.
Veganer nerven, weil sie Gewohnheiten infrage stellen
Den meisten Menschen fallen persönliche Veränderungen schwer. In diesem Fall droht sogar eine wesentliche Veränderung, die bei den meisten von uns das Verhalten mehrerer Jahrzehnte des eigenen Lebens infrage stellt. Kein Wunder also, dass Veganer:innen so nerven, wenn sie uns ungefragt oder auch auf Nachfrage erklären, dass sie für Tiere, für Menschen, für die Umwelt und die eigene Gesundheit vegan leben.
Wir sind uns also einig, dass Veganer:innen nerven, richtig? Vergiss das einfach mal für einen Moment und stelle dir die folgende Frage: Welcher Lebensstil entspricht mehr deinen persönlichen Werten? Die Lebensweise, die zeitweise aber regelmäßig Opfer fordert? Oder die Lebensweise, in der Mitgefühl, Barmherzigkeit und Liebe für Mensch, Planet und Tier im Vordergrund stehen? Meine Antwort war die Letztere. Deshalb bin ich jetzt vegan. Und glücklich damit.
„Tiere sind meine Freunde und ich esse meine Freunde nicht.“
George Bernard Shaw (mehr unter Tierschutz Zitate)
Schlussendlich liegt die Entscheidung aber bei dir selbst. Abschließend möchte ich dir noch unbedingt das Buch „Vegan ist Unsinn!“ von Niko Rittenau, Ed Winters und Patrick Schönfeld empfehlen. Darin werden alle typischen Vorurteile gegenüber Veganer:innen einleuchtend logisch widerlegt. Hier bekommst du es*.
Fallen dir weitere Gründe dafür ein, dass Veganer:innen so nerven? Oder hat dir dieser Artikel dabei geholfen, den veganen Lebensstil besser zu verstehen? Teile gerne deine Gedanken in den Kommentaren.
Bleib‘ mitfühlend,
PS: Im Artikel Start ins vegane Leben erhältst du jetzt die besten Tipps und Tricks für die schnelle, kurzweilige Umstellung zu einer pflanzlichen Ernährungs- bzw. veganen Lebensweise.
Quellenangaben
₁ Dinge erklärt – Kurzgesagt: Fleisch – Das leckerste Übel der Welt, YouTube, 24.01.2019, Web, 11.04.2023 um 09:12 Uhr, in: http://y2u.be/y6f3dwxexZM.
₂ DEUTSCHER TIERSCHUTZBUND e.V.: du und das tier, Rinder als Klimasünder (Sonderdruck), abrufbar unter https://t1p.de/zpkd. [11.04.2023].
₃ S. Tonstand, T. Butler, G. Fraser; u.a. (2009): Type of vegetarian diet, body weight, and prevalence of type 2 diabetes https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19351712. [11.04.2023].
₄ American Dietetic Association; W. J. Craig; A. R. Mangels: Position of the American Dietetic Association: vegetarian diets (Stand: Juli 2009), abrufbar unter https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19562864. [11.04.2023].
Das ist ein sehr einseitiger und auch etwas anmaßender Artikel.
Ich persönlich habe Veganer im Freundeskreis, die völlig friedfertig sind. Die haben etwas verstanden- nämlich die Tatsache, das sie selbst die Veränderung sind die sie in ihrer Welt sehen wollen und dafür Verantwortung übernehmen. Sie tun tatsächlich was Gutes und agieren daher als Vorbilder, weil sie begriffen haben das es gewinnbringender ist Menschen zum Veganismus zu verführen als ständig ihr Weltbild anzugreifen. Übrigens haben mir eben diese auch bestätigt, das es sehr viele Veganer gibt die ungesund leben- das ein Veganer automatisch gesund lebt bloß weil er keine Tierprodukte verzehrt ist schlichtweg nicht korrekt und sehr pauschal gehalten.
Militante Veganer tun das Gegenteil- denn für diese ist ihr Vegansein ein Grund, mit dem Finger auf andere zu zeigen und sich auf der sehr vereinfachten Denkweise auszuruhen, das jeder der nicht dieselben Wertvorstellungen teilt we sie automatisch ein schlechter Mensch ist oder sich überhaupt nicht für Tiere und Umwelt einsetzen kann. Mit Verlaub: DESHALB gehen mir diese Menschen gegen den Strich. Nicht weil sie mein schlechtes Gewissen triggern oder meine moralischen Widersprüche- denn moralische Widersprüche hat abselout jeder Mensch, das gehört zum Menschsein einfach dazu.
Und es sagt überhaupt nicht aus, das jemand kein Mitgefühl oder Liebe für seine Umwelt besitzt, bloß weil er sich gegen eine vegane Ernährungsform entscheidet Diese Menschen haben sie lediglich an anderen Ecken und Enden als Veganer.
Ich finde den Artikel leider etwas pauschalisierend, auch wenn er sicher nicht so gemeint ist.
Im Übrigen: Es ist wissenschaftlich erwiesen, das eine vegane Ernährungsform nicht das Leid der Welt heilt, sondern eher das Gegenteil herbeiführen würde. Es gäbe durch sie mehr Hungersnöte und Nahrungsknappheit und hätte mehr Artensterben zur Folge. Eine freundliche Lebensweise für Mensch und Tier ist der Lakto-Vegetarismus, in der mehr Milchprodukte verzehrt werden.
Liebe Grüße
Hallo Jasmin,
ich bin auch ein friedfertiger Veganer 🙂 Der Artikel dient nur dazu, die psychologischen Hintergründe dafür aufzulisten, dass man sich von vegan lebenden Menschen schnell genervt fühlt. Selbstverständlich gibt es auch diejenigen, die extrem belehrend daherkommen und „diese eine Schippe zu viel drauflegen“.
Ich kann mir vorstellen, dass du nach diesem Artikel von „Veganern genervt“ warst, weil ich hier nichts als die Wahrheit gesagt habe. Dein letzter Satz spricht zumindest dafür. Ich bin ehrlich gespannt auf den wissenschaftlichen Nachweis dafür gespannt, dass eine vegane Ernährungsform nicht das Leid der Welt heilt, sondern eher das Gegenteil herbeiführen würde. Verlinkte mir die Studie gern in deinem Kommentar.
Viele Grüße,
Christoph
PS: Ich bin offen für Veränderung und würde den Artikel auch anpassen, wenn du mir zudem sagst, was dich genau stört.
?? wow. I don’t even eat meat, and I can’t stand vegans! Literally the most annoying people on the planet that can’t mind their own business.
Hey Shane! There are vegans that are very loud and annoying and there are vegans that are quiet and calm. And so do meat eaters and vegetarians. ?
But one thing to rethink: It’s not your own business, when your choice has a victim (obviously the animal). And there is a victim, even if you just eat eggs or milk. Because for those products animals suffer and die, too.
Just think about when you are talking to a vegan: is he/she annoying, because he/she is right but it doesn’t match with your beliefs, or because he/she is loud? ?
Best regards, Christoph
Hallo, denken Veganer auch daran, das Pflanzen ebenfalls Lebewesen sind 😉 Und was fühlen. Kommunikation mit Bäumen etc. Ich empfehle mal das Buch ‚Das Geheime Leben der Bäume‘ von Peter Wohlleben zu lesen. Oder zu schauen wenn es noch irgendwo zu streamen ist.
MfG
Hi Mandy! Habe das Buch gelesen, es ist großartig. Aber dann weißt du sicher auch, dass Pflanzen, auch wenn sie Lebewesen sind, nicht über ein zentrales Nervensystem verfügen und deshalb keine Gefühle wie Schmerz oder Freude empfinden. Es ist nicht dasselbe, ob ich einen Brokkoli schneide oder einem Tier die Kehle durchschneide.
Aber angenommen, Pflanzen hätten doch Gefühle: Dann solltest du erst recht vegan leben, da für das Tierfutter von Kühen, Schweinen, Hühnern und anderen „Nutztieren“ weitaus mehr Pflanzen „getötet“ werden.
Im Artikel Haben Pflanzen Gefühle? habe ich mich noch einmal ausführlich mit diesem Argument auseinandergesetzt.
Ich hoffe, dass du offen für eine Meinungsänderung bist – denn das wäre ich im umgekehrten Falle auch.
Beste Grüße,
Christoph
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