Was versteht man unter Waldbaden und wie wirkt diese japanische Naturheilmethode? Wie oft und wie lange sollte man Waldbaden? Falls du gerade vom sogenannten Waldbaden oder dem Shinrin Yoku gehört hast und mehr über dessen positive Wirkung auf die eigene Gesundheit wissen willst, bist du hier an der richtigen Adresse.
In Japan stellt das Waldbaden eine anerkannte Therapieform und an vielen Universitäten ein wissenschaftliches Forschungsgebiet dar. Erforscht werden seit mehreren Jahrzehnten die gesundheitsfördernden Auswirkungen eines Waldaufenthalts auf Körper, Geist und Seele. Dabei wurde nicht nur entdeckt, dass ein Waldbad nicht nur Blutdruck, Puls und Stress senkt, sondern sogar das Krebsrisiko reduziert.
In diesem Artikel möchte ich dir nun alles Wissenswerte über das Waldbaden vorstellen – von der Definition, über die Wirkung, bis hin zu den Antworten auf häufige Fragen.
Hier ist noch ein kurzes Inhaltsverzeichnis:
- Definition
- Wie geht das?
- Achtsamkeit mit allen Sinnen
- Wirkung auf den Körper
- Wie lange und wie oft?
- Was sind Terpene?
- Sprüche und Zitate
- Häufige Fragen zur Achtsamkeit im Wald
- Schlusswort
Was versteht man unter Waldbaden?
Was ist Waldbaden? Eine Definition zum Waldbaden lautet: „Waldbaden ist ein bewusster Aufenthalt im Wald zur Steigerung der physischen und psychischen Gesundheit, sowie zur Stärkung der Naturverbundenheit.“
Dabei ist es wichtig, dass du die Zeit im Wald achtsam verbringst und deine Umgebung mit möglichst vielen Sinnen wahrnimmst. So kannst du beim Baden im Wald in die Stille der Natur eintauchen, den Kopf ausschalten und zur Ruhe kommen.
Waldbaden – wie geht das?
Ich werde immer mal nach Waldbaden-Übungen gefragt. Ich stelle dann meist erst einmal klar, dass der Begriff „Übungen“ fürs Waldbaden eher unpassend ist, weil es nicht darum geht etwas zu erreichen, zu üben oder zu trainieren. Vielmehr geht es darum, einfach nur wahrzunehmen, was gerade ist. Wenn ich dir mit einem Satz eine Anleitung zum Waldbaden geben müsste, dann würde sie so lauten: „Lass dir Zeit, lass deine Sinne wandern, schalte Kopf und Elektronik ab und genieße die Stille der Natur.“
Es geht auf gar keinen Fall, um Ziele oder den Wald mit dem Verstand zu erfassen. Dadurch entsteht nur unnötiger Druck und die Entspannung wird reduziert. Stattdessen geht es darum, den Wald zu erleben und erspüren. Das klappt am besten, wenn du deinen Geist oder Verstand abschaltest. Waldbaden ist deshalb so heilsam für Körper, Geist und Seele, weil du dem im Alltag überlasteten Geist eine Pause gönnst und dich dafür Seele und Körper zuwendest.
Ideen fürs Waldbaden
- Achtsam Spazierengehen
- Einen Baum umarmen
- Unter einen Baum legen
- Die Sinne schweifen lassen
- Meditation und Body Scan
- Yoga, Qi Gong oder Taiji
- Bewusst atmen und Atemübungen
- Barfuß laufen
- Kräuterwanderungen
- Geführte Waldbade-Touren
„Die „Baumumarmung“ ist ein Erlebnis für den menschlichen Tastsinn und ganz essenzieller Teil des Waldbades. Er kann Energien und wohltuende Wirkungen von Bäumen erhalten und uns aktiver, entspannter und gesünder machen.“
Dr. Qing Li, „Vater der Waldmedizin“
Waldbaden – Achtsamkeit mit allen Sinnen
Je mehr Sinne du bei deinem Bad im Wald ansprichst, desto mehr kommst du im Hier und Jetzt an und verlierst dich nicht in Gedanken. Natürlich musst du keineswegs alle deiner Sinne gleichzeitig verwenden, du kannst auch ganz bewusst die Sinne nacheinander nutzen. Hier sind ein paar Ideen, mit denen du die Entschleunigung in der Natur besonders gut mit deinen Sinnen erleben kannst:
- Olfaktorisch: Vielleicht nimmst du den intensiven Geruch von Nadelbäumen wahr, es blüht ein Busch neben dir oder du riechst den intensiven, erdigen Geruch von Waldboden.
- Auditiv: Verfolge das Rauschen des Windes in den Blättern, das Gezwitscher der Vögel oder das Plätschern des Bachlaufes neben dir.
- Taktil: Ertaste die Rinde eines Baumes oder umarme ihn. Im Sommer läufst du am besten barfuß, um auch mit deinen Füßen wahrzunehmen, wie die Erde sich zwischen deine Zehen drückt. Im Herbst kannst du den Wind auf deiner Haut erspüren.
- Visuell: Beobachte wie das Licht zwischen den Bäumen hindurchscheint und die Blätter zu sich bewegenden Schatten werden.
- Geschmacklich: Vielleicht findest du auf deinem Weg Beeren, Kräuter oder Pilze, um auch deinen Geschmackssinn anzusprechen.
- Gleichgewichtssinn: Balanciere auf einem umgefallenen Baumstamm oder springe über einen Bachlauf.
Was bewirkt Waldbaden?
Waldbaden wirkt sich positiv auf Gesundheit, Immunsystem und Wohlbefinden aus und hat noch viele weitere Vorteile. Die meisten dieser Effekte beruhen auf Kohlenwasserstoff-Verbindungen in den Waldpflanzen, den sogenannten Terpenen.
Wissenschaftliche Untersuchungen zum Waldbaden haben mittlerweile bestätigt, dass durch ein mehrstündiges Waldbad bestimmte Killerzellen produziert werden. Diese Zellen töten Viren und Krebszellen und senken das Krebsrisiko. Weiterhin wird die Herzgesundheit gefördert, indem die Risikofaktoren Blutzuckerspiegel, Blutdruck, Puls und Stress reguliert werden. Die Zeit an der frischen Luft fördert natürlich auch die Lungengesundheit.
Auf der Gefühlsebene verbindet dich das Bad im Wald mit der Natur, dem Jahreskreis und du findest auch wieder mehr zu dir selbst. Gerade in turbulenten Zeiten ist es besonders wichtig, sich Auszeiten zu gönnen. Dadurch lernt man sich selbst wieder besser zu spüren und hilft das eigene Energielevel zu erhöhen. Durch den Wald und die beruhigend wirkende Farbe Grün, werden Ängste reduziert, die Stimmung hellt sich auf und auch die Schlafqualität nimmt zu.
Hier sind kurz und knapp die Vorteile des Waldbadens zusammengefasst:
- stärkt das Immunsystem
- verbessert den Blutzuckerspiegel
- senkt Blutdruck, Puls und Stress
- steigert das Wohlbefinden
- stimmungserhellend
- verbindet mit der Natur und dem Jahreskreis
- Produktion von krebshemmenden Killerzellen
- Förderung der Lungengesundheit
- hebt das Energielevel
Fun Fact: Wer eine „Waldbaden Ausbildung“ abschließt und andere Menschen beim Waldbaden anleitet, kann sich Waldbademeister nennen.
Wie lange und wie oft sollte man Waldbaden?
Quing Li empfiehlt zwei Waldtage pro Monate, damit die Heilkraft der Natur zur vollen Geltung kommt. Denn dann steigern sich die natürlichen Killerzellen um fast 40 Prozent und der Effekt hält bis zu einem Monat an. Wenn du weniger Zeit hast, dann bietet sich ein Tagesausflug in den Wald oder Park an, denn dieser hat ähnlich starke Effekte, die allerdings nur für ungefähr eine Woche anhalten.
Wenn du im wöchentlichen Alltag Waldbaden möchtest, dann kannst du natürlich auch weniger Zeit im Wald oder Park verbringen. Täglich eine halbe Stunde im Wald oder Park spazieren zu gehen und dabei bewusst ein oder zwei Sinne zu aktivieren, wirkt sich bereits förderlich auf Körper, Geist und Seele aus.
Was sind Terpene?
Terpene sind der Hauptbestandteil der ätherischen Öle, die von Bäumen und anderen Pflanzen ausgedünstet werden. Sie gehören somit oftmals zur Gruppe der Alkohole, Aldehyde oder Glycoside. Pflanzen nutzen sie, um miteinander zu kommunizieren – beziehungsweise um Botschaften auszutauschen und Schädlinge abzuwehren.
Die Terpene sind die Grundlage für die heilende Wirkung eines Waldspaziergangs, da der Körper die ätherischen Öle über die Atmung und Haut aufnimmt. Denn dann kommt unser Nervensystem zur Ruhe, indem der Sympathikus beruhigt und mit dem Parasympathikus die Regeneration aktiviert wird.
Waldbaden – Sprüche und Zitate
Hier findest du ein paar inspirierende Sprüche zum Waldbaden:
- „Frieden findet man nur in den Wäldern.“ (Michelangelo)
- „Wenn man so ganz alleine im Wald steht, begreift man nur sehr schwer, wozu man in Büros und Kinos geht. Und plötzlich will man alles das nicht mehr.“ (Erich Kästner)
- „Der Atem der Bäume schenkt uns das Leben.“ (Roswitha Bloch)
Wenn du noch mehr Sprüche zum Waldbaden, Wald und Natur suchst, dann schau gerne in unseren Zusammenstellung der besten Wald Zitate.
Tipp: Du kannst dir einen schönen Spruch zum Waldbaden ausdrucken und an die Pinnwand oder den Kühlschrank hängen. So erinnerst du dich immer wieder selbst daran, dass es mal wieder Zeit für einen ausgiebigen Waldspaziergang wird.
FAQ zur Achtsamkeitsübung im Wald
Hier beantworte ich dir die häufigsten Fragen zum Waldbaden kurz und knapp.
Wie läuft Waldbaden ab?
Beim Waldbaden gibt es kein vorgegebenes Protokoll. Es geht darum, dass du achtsam und bewusst Zeit im Wald verbringst. Das kann ein Spaziergang, eine Meditation, eine Yoga-Übung oder auch eine Kräuterwanderung sein.
Wie wirkt Waldbaden?
Waldbaden wirkt sich für Körper, Geist und Seele gesundheitsförderlich aus. Puls, Blutdruck und Stress werden reduziert, die körpereigene Regeneration angekurbelt und sogar Krebszellen zerstört. Außerdem reduzierst du Ängste und steigerst deine Schlafqualität.
Woher stammt Waldbaden?
Waldbaden stammt aus Japan, wo es Shinrin Yoku heißt und sowohl als anerkannte Therapieform genutzt, als auch wissenschaftlich erforscht wird.
Was macht ein Waldbademeister?
Ein Waldbademeister hat eine abgeschlossene Waldbaden Ausbildung und leitet Teilnehmer bei geführten Touren durch den Wald. Er hilft den Teilnehmern dabei, sich auf das Erlebnis einzulassen.
Was sind Terpene im Wald?
Terpene sind ätherische Öle und Botenstoffe zwischen Pflanzen, die von Bäumen ausgedünstet werden. Bei der Aufnahme über Haut und Atem haben Terpene vielseitige, gesundheitliche Vorteile.
Ganzheitlich gesund durchs Waldbaden
Wenn du achtsam lebst und bewusst mehr Zeit in der Natur verbringst, stärkst du dein Immunsystem, dein Wohlbefinden, entspannst deinen Geist und tust so etwas für Körper, Geist und Seele. Die im Wald enthaltenen Terpene werden über Haut und Atem aufgenommen und sorgen sogar für die Produktion krebshemmender Killerzellen. Gerade der Trubel der aktuellen Zeit macht etwas Entschleunigung und Achtsamkeit im Wald nötiger denn je.
Falls eine Frage zum Waldbaden unbeantwortet geblieben ist, dann hinterlasse mir gerne einen Kommentar. Und jetzt ab in den Wald mit dir!
Alles Gute,
P.S.: Wenn du dich für die japanische Naturheilmethode Shinrin Yoku interessierst, dann vielleicht auch für andere Artikel aus dem Bereich Gesundheit. Empfehlenswert sind beispielsweise die Beiträge zu ernährungsbedingte Krankheiten, Salutogenese statt Pathogenese oder Veganismus und Östrogene.
Quellenangaben:
1 Qing Li (2009):: Effect of forest bathing trips on human immune function, Nippon Medical School, https://www.researchgate.net/publication/26332680_Effect_of_forest_bathing_trips_on_human_immune_function. [16.12.2021].
2 M. M. Hansen, R. Jones, K. Tocchini: Shinrin-Yoku (Forest Bathing) and Nature Therapy: A State-of-the-Art Review, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5580555. [16.12.2021].
3 A. Schuh, G. Immich (2013): Kur- und Heilwald in Mecklenburg-Vorpommern. Evaluation, zusammenfassender Bericht und wissenschaftliche Expertise, Ludwig-Maximilians-Universität München, https://ihrs-en.ibe.med.uni-muenchen.de/health-resorts/forest-therapy/review-waldtherapie-final.pdf. [16.12.2021].
4 Zentrum der Gesundheit: Mein Arzt, der Wald, https://www.zentrum-der-gesundheit.de/bibliothek/ratgeber/lebenshilfe/waldspaziergang-ia. [16.12.2021].
5 MDR: Waldbaden ist das neue Spazierengehen, https://www.mdr.de/wissen/waldbaden-gegen-krebs100.html. [16.12.2021].