Kann man den Umstieg vom Fleischesser zum Veganer meistern und sich von heute auf morgen nur noch pflanzlich ernähren? Ich habe viele Menschen in meinem Umfeld, die von einem Tag auf den anderen plötzlich auf Fleisch und andere tierische Lebensmittel verzichtet haben. Und auch, wenn ich selbst zunächst noch für einige Zeit Vegetarier war, kann ich diesen ruckartigen Umstieg durchaus nachvollziehen.
In diesem Artikel möchte ich dir kurz und knapp die Gründe dafür an die Hand geben und zeigen, wie sich die neue Ernährungsgewohnheit in der Praxis trotz jahrelangen Fleischkonsums ohne großartige Stressmomente erfolgreich meistern lässt. Auf geht's!
Warum steigen viele Menschen direkt vom Fleischkonsum zur pflanzlichen Ernährung um?
Die Motive für den direkten Umstieg zur veganen Lebensweise sind grundsätzlich individuell unterschiedlich. Häufig sind ökologische oder gesundheitliche Gründe ausschlaggebend. Zum Beispiel, wenn man erfährt, dass die Massentierhaltung entscheidend für die Abholzung der Regenwälder und andere Umweltprobleme unserer Zeit verantwortlich ist. Andere überzeugt der ärztliche Rat, auf Fleisch und andere tierische Lebensmittel zu verzichten, weil ihr Konsum Antibiotikaresistenzen verursacht.
Die meisten Menschen werden aber aus ethischen Gründen von jetzt auf gleich vegan. Im wahrsten Sinne in Fleisch und Blut über, geht die vegane Lebensweise meist erst bei intensiver Auseinandersetzung mit der Herstellung von tierischen Lebensmitteln oder anderen Schlüsselerlebnissen mit Tierbeteiligung. Wie dieser innere Wandel ohne lange in der Praxis entsteht, möchte ich dir jetzt zeigen.
Was ist der Unterschied zwischen Veganismus und einer pflanzlichen Ernährung? Im verlinkten Artikel erkläre ich dir ganz ausführlich, warum der Veganismus eine Lebens- und der ausschließliche Konsum pflanzlicher Lebensmittel eine Ernährungform ist.
1. Weil sie das Tierleid in der Fleisch-, Eier- und Milchindustrie erstmals erleben
Tierische Lebensmittel auf dem Esstisch haben eine Geschichte. Diese lässt sich gut ignorieren, solange den eigenen Fleischkonsum nicht hinterfragt oder man von der Tierquälerei für die eigene Ernährungsweise nichts mitbekommt. Doch spätestens nach der ein oder anderen veganen Dokumentation oder Berichterstattung über die Hintergründe Massentierhaltung verschärft sich dann das Bewusstsein. Denn an einem Ort, an dem Tiere im Ganzen an- und in in Einzelteilen wieder herauskommen, kann nun einmal nichts „Menschliches“ mit ihnen passiert sein.
Mich persönlich – und viele anderen Menschen auch – hatte die Dokumentation Dominion letztendlich vom Schritt zum Veganismus überzeugt. Man sieht dort schlichtweg, was Tiere für unsere Ernährung, unsere Unterhaltung und unsere Kleidung durchmachen müssen und fühlt die eigene Verantwortung hautnah. Tiere werden getreten, an die Wand geschlagen und nicht zuletzt vergast oder mit anderen Methoden getötet.
Weiterführende Artikel:
- Für Milch müssen ja keine Tiere sterben
- Was ist das sogenannte Kükenschreddern?
- Für Eier sterben keine Tiere
2. Weil sie sich in die Lage der Tiere hineinversetzen können
Wir Menschen essen Fleisch meist aus vier Gründen: Geschmack, Tradition, Gewohnheit und Bequemlichkeit. Sobald wir aber über den Tellerrand schauen und uns in die Lage der Tiere versetzen, beginnt das Hinterfragen. Wenn man selbst so behandelt werden würde wie die Tiere in der Massentierhaltung, würde man sich auch sehnlichst wünschen, dass die Täter endlich aufhören. Die Wahrscheinlichkeit direkt vom Fleischesser zum Veganer zu werden steigt mit dem Moment, an dem man diese Verknüpfung herstellt.
3. WEIL SIE die Widersprüche zwischen ihrem Denken und Handeln satt haben
In alltäglichen Situationen kommen Fleischesser aber auch Veganer immer wieder in die Situation, ihre Ernährungsgewohnheiten rechtfertigen zu müssen. Da der Fleischkonsum aus gesundheitlichen, ökologischen und ethischen Gründen zurecht in der Kritik steht, kommt es bei der Verteidigung dieser Handlung auch immer wieder zu heftigen, inneren Konflikten, der sogenannten kognitiven Dissonanz.
Dieser unangenehme Gefühlszustand entsteht vor allem, weil die eigenen Wertvorstellungen und das eigene Handeln nicht zueinander passen. Ich liebe Tiere aber esse Fleisch, ist ein klassisches Beispiel dafür. Da man sich lieber nach den persönlichen Werten verhalten möchte, entscheiden sich viele Menschen für den schnellen und direkten Umstieg vom Fleischesser zum Veganer.
Hinweis: Ich habe mir viele vegane Streetinterviews angesehen und festgestellt, wie widersprüchlich Menschen argumentieren, um nichts ändern zu müssen. Als ich mich selbst darin wiedererkannte und mir das sehr unangenehm war, kam dann auch die schnelle Einsicht.
4. Weil sie die Nähe zu einem üblicherweise ausgebeuteten Tier erfahren haben
Viele Menschen denken gar nicht daran, die eigenen Ernährungsgewohnheiten zu hinterfragen, weil sie Unterschiede zwischen Nutztieren wie Schweinen und Haustieren wie Hunden ausmachen. Doch schlussendlich sind beides unschuldige, fühlende Lebewesen, die nicht sterben wollen. Dieses Aha-Erlebnis erfährt man zum Beispiel bei der Freiwilligenarbeit auf dem Gnadenhof oder dem Besuch eines befreundeten Bauern.
Im Grunde ist es ganz egal wo: sobald wir Schweine, Kühe, Hühner oder andere „Nutztiere“ persönlich kennenlernen, sehen wir plötzlich keine Unterschiede mehr – und der Weg für die Transformation vom Fleischesser zum Veganer ist geebnet.
Tipp: Es gibt mittlerweile einen Fachbegriff für das Glaubenssystem, das uns dazu führt, die Qual von Tieren für unsere Ernährungsgewohnheiten einfach als „normal“ zu akzeptieren – den sogenannten Karnismus. Im verlinkten Beitrag erfährst du mehr darüber.
Umstieg vom Fleischesser zum Veganer leicht gemacht
Irgendwann hat es bei mir Klick gemacht, sodass ich einiges in meinem Leben positiv verändert habe. Hier möchte ich dir noch kurz einige Tipps an die Hand geben, mit denen du ziemlich bequem und nachhaltig in das vegane Leben starten kannst:
- Alternativen kennen: Ob Pizza, Pasta, Burger oder Schnitzel – du musst auf nichts verzichten. Das alles gibt es auch in veganer Form. Lass dich dazu gern in der Shop-Kategorie „vegan“ inspirieren.
- YouTube-Kanäle ansehen: Um den Wechsel vom omnivoren „Fleischjunkie“ zum herbivoren „Pflanzenfresser“ langfristig zu meistern, empfehle ich dir, vegane YouTuber anzusehen. Von Niko Rittenau bis Earthling Ed kannst du dir Wissen, Motivation und unzählige Tipps abholen.
- Dokumentationen schauen: Aus Dokus wie „What The Health“, „Dominion“ oder „The Game Changers“ kannst du mehr über die Hintergründe der Massentierhaltung und die Vorteile der pflanzenbasierten Ernährungsweise lernen.
- Rezepte verschlingen: Ich glaube, es gibt keine klassische Mahlzeit mit tierischen Zutaten, die sich nicht auch vegan zubereiten oder nachhaltig kochen lassen. Das Internet ist voll mit veganen Rezepten – probiere dich einfach an ihnen aus!
- Gleichgesinnte suchen: Die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Umstellung vom Fleischesser zum Veganer wächst, wenn du sie mit Gleichgesinnten absolvierst. Das kann ein guter Freund sein – doch auch mit Unterstützung aus einer veganen Facebook-Gruppe ist das natürlich möglich.
Vom Fleischesser zum Veganer: meist ausgelöst durch ein Schlüsselerlebnis
Wie jede Veränderung im Leben wird auch der Schritt zum Veganismus meist durch ein bestimmtes Erlebnis oder Ereignis ausgelöst, dass sich nachhaltig im eigenen Kopf festsetzt und für dauerhafte Motivation sorgt. Das kann eine mitreißende Dokumentation, ein persönliches Erlebnis mit einem Tier oder auch ein einfacher Blogbeitrag sein. 😉
Ich hoffe jedenfalls, dass ich dir bewusst machen konnte, warum so viele Menschen plötzlich von heute auf morgen vegan werden. Abschließend möchte ich dir noch einige weiterführende Beiträge mit auf den Weg geben:
- Vom Vegetarier zum Veganer
- Veganismus ist nur ein Trend – stimmt das?
- Warum uns Menschen Veränderungen oft schwer fallen
- Nicht mehr vegan – Wenn Menschen vom Veganismus abkehren
Hast du Fragen, Anregungen oder eigene Erfahrungen, die du teilen möchtest? Dann schreibe mir wie immer gern einen Kommentar!
Bleib‘ tierfreundlich,
PS.: Schau dich gern noch etwas im Blog für vegane Ernährung um. Dort erfährst du zum Beispiel, ob Veganismus wirklich so teuer ist, wie oft behauptet wird.