Warum essen Veganer:innen keine Eier – und warum sollte man generell lieber keine Eier konsumieren? Wenn du dir gerade diese Fragen stellst, bist du hier absolut richtig! Ob Rührei, hartgekochtes Ei oder Eiweiß und Eigelb als Bindemittel im Kuchen – Deutsche konsumieren durchschnittlich etwa 230 Eier von Hühnern pro Kopf pro Jahr.₁
Doch immer mehr Menschen entscheiden sich aus den unterschiedlichsten Gründen dazu, keine Eier mehr zu essen. Und tatsächlich gibt viele ethische, ökologische und auch gesundheitliche Argumente dafür, in Zukunft gänzlich auf den Verzehr von Hühnereiern zu verzichten.
In diesem Beitrag möchte ich dir jetzt die wichtigsten Gründe dafür erläutern, warum Veganer:innen keine Eier essen. Du erfährst, was genau das Problem mit der Eier-Industrie und den Eiern von Hühnern ist – und kannst auf dieser Basis dann eine fundierte Entscheidung für dich selbst treffen. Auf geht's!
10 Gründe: Warum sollte man keine Eier essen?
Ich selbst habe etwa 30 Jahre meines Lebens sehr gerne Eier gegessen – erst als Mischköstler und dann auch noch in meiner Übergangszeit als Vegetarier. Ich bin damit aufgewachsen und fand sie auch echt lecker. Eier zu essen, war für mich also ganz normal. Doch irgendwann habe ich von den Hintergründen der Industrie erfahren – und festgestellt, dass Gewohnheit und Geschmack keine gute Rechtfertigung für den Verzehr von Eiern sind.
Es gibt nämlich sowohl moralische, umweltspezifische als auch gute gesundheitsbezogene Gründe, gänzlich auf Eier zu verzichten. Hier möchte ich dir jetzt, wie versprochen, meine persönlichen Motive erläutern. Ich esse keine Eier…
1. Weil das Tierleid nicht endet
Die meisten Veganer:innen essen vor allem deshalb keine Eier, weil die Tierquälerei und das physische sowie seelische Tierleid ansonsten kein Ende finden würde.
Auch wenn wir nur ihre Eier und nicht ihr Fleisch nicht essen würden, würden sich weiterhin Krankheiten in den engen Ställen der Massentierhaltung ausbreiten. In der EU ist es legal, bis zu 20 Hühner pro Quadratmeter zu halten.
Die Hühner würden sich weiterhin selbst picken, verwunden und ihre Federn bei all dem Stress verlieren. Damit die Hühner das Picken überstehen, werden ihnen Antibiotika gereicht und die Schnäbel gekürzt. Letzteres ist ein Prozess, der für die Tiere extrem schmerzhaft ist. So sehr, dass manche Hühner und Küken unter dem Stress sterben. Abgesehen davon kommt ihr Tod auch generell viel zu früh. Darüber erfährst du aber im Laufe dieses Artikels noch etwas mehr.
„Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandeln.“
Mahatma Gandhi (mehr unter Tierschutz Sprüche)
Ob Veganer:in oder nicht, eine Frage sollte sich jeder stellen: Auch wenn man das Leid als Konsument:in nicht gerne sehen mag: wer will schon die Eier oder das Fleisch von leidenden, kranken Tieren verzehren? Hühner sie sind fühlende Lebewesen und keine Produktionsmittel für unsere Zwecke. Doch in der Massentierhaltung werden sie genau so behandelt, als wären sie nur ein Gegenstand.
Tipp: Natürlich werden nicht alle Hühner in engen, dunklen Ställen gehalten. Warum ich aber auch keine Eier von eigenen oder Hinterhof-Hühnern esse, erläutere ich dir im verlinkten Blogbeitrag.
2. Weil männliche Küken direkt nach der Geburt geschreddert und vergast werden
Männliche Küken haben für die Legehennen-Industrie keinen Wert. Sie setzen zu langsam Fleisch an und legen keine Eier. Deshalb werden sie direkt nach der Geburt aussortiert. Da man bei diesem Vorgang weibliche von männlichen Küken trennt, nennt man es im Fachjargon „sexen“. Die männlichen Küken werden dann entweder vergast oder bei lebendigem Leibe geschreddert.
Im Jahr 2017 wurden auf diese Weise etwa 45 Millionen männliche Küken getötet.₂ Das ist ein wesentlicher Grund dafür, dass Veganer:innen keine Eier essen. Das sogenannte Kükenschreddern ist zwar in Deutschland mittlerweile verboten – doch da Eier und Produkte mit Ei jedoch weiterhin aus dem Ausland importiert werden können, lässt sich nie wirklich ausschließen, dass für deine eihaltigen Mahlzeiten Küken getötet wurden.
Gut zu wissen: Produktsiegel wie „Ohne Kükentöten“ oder „Bruderhahn Initiative“ erzeugen zwar ein besseres Gewissen beim Eierkauf – allerdings ist die Aufzucht der männlichen Küken weiterhin absolut nicht wirtschaftlich. Deshalb töten man sie meist nach wenigen Wochen in der Massentierhaltung, um Fleisch aus ihnen zu produzieren.
3. Weil Hühner fühlende, intelligente Lebewesen sind
Hühner sind fühlende und extrem intelligente Lebewesen. Sie kommunizieren untereinander, träumen, empfinden Empathie, haben komplexe Sozialstrukturen und können sich zum Beispiel Gesichter merken.₃ Doch weil wir Eier essen wollen, behandeln wir diese unschuldigen, schlauen Lebewesen wie Gegenstände.
Dieser Missstand und die Haltung der Hühner in engen, dunklen, dreckigen Ställen, führt schlussendlich zu Stress, Psychosen und zu Angriffen auf die Artgenossen. Ein einleuchtender Grund dafür, dass Veganer:innen keine Eier mehr essen, findest du nicht?
4. Weil Hühner von Natur aus deutlich weniger Eier legen
Während ein Huhn im Jahr 1950 noch etwa 120 Eier im Jahr legte, sind es heute bereits 300 Eier.₄ Diese Statistik verdeutlicht vor allem die Profitorientierung der Massentierhaltung. Es handelt sich jedoch immer noch um das gleiche Tier, das wir ausnutzen, als sei es eine Hochleistungsmaschine.
Die extreme Zunahme der Legeleistung von Hennen, die natürlich vor allem auf die steigende Nachfrage nach Eiern durch Konsument:innen zurückzuführen ist, ist einer der Hauptgründe für Veganer:innen, keine Eier zu essen.
5. Weil Eier die Menstruation des Huhns sind
Eier sind das Menstruationsprodukt des Huhns. Weibliche Hühner durchlaufen wie alle Hühner einen Reproduktionszyklus. Wenn sie nicht befruchtet werden, würden sie in freier Wildbahn nur einmal im Monat ein Ei legen. Doch damit die hohe Nachfrage nach Eiern gedeckt werden kann, müssen die Hühner konstant Eier legen. Dafür verabreicht man ihnen Hormone. Nur so sind Legeleistungen von 300 Eiern pro Jahr überhaupt möglich.
Diese unnatürliche Behandlung zählt ebenfalls zu den Motiven für Veganer:innen, auf Eier zu verzichten. Und wenn wir ganz ehrlich sind: mit diesem Wissen schmeckt einem das Frühstücks-Rührei auch nur noch maximal halb so gut, oder?
6. Weil Eier nicht wirklich gesund sind
Viele Menschen wollen aufgrund des hohen Eiweiß-Gehalts nicht auf Eier verzichten. Es stimmt, dass Hühner-Eier reich ein Proteinen sind. Gleichzeitig zählen sie mit 396 Milligramm Cholesterin auf 100 Gramm Ei aber auch zu den cholesterinhaltigen Lebensmitteln der Welt.₅ Der Zusammenhang zwischen Cholesterin und Herzerkrankungen ist längst wissenschaftlich erwiesen.₆ Wer sich herzgesund ernähren möchte, verzichtet also besser auf den Verzehr von tierischen Eiern.
Hinzu kommt, das tierische Nahrungsmittel wie Eier die Infektionsquelle Nummer eins für Salmonellen sind. Das ist auch der Grund dafür, dass Frauen in der Schwangerschaft keine Eier essen sollten, da es sonst zu einer Unterversorgung des Babys und schlussendlich zu Fehlgeburten kommen kann.₇ Ein weiterer gesundheitliches Motiv dafür, dass Veganer:innen keine Eier essen, sind zudem die Antibiotika-Reste aus der Massentierhaltung, die bereits in Eiern nachgewiesen wurden.₈
Allein diese Aspekte sind extrem bedenklich. Und selbst wenn Eier gesund wären: Proteine bekommt man auch über pflanzliche Lebensmittel, wie Sojaerzeugnisse, Bohnen, Kichererbsen, Linsen oder Nüsse. Damit würde man schlussendlich auch keine brutale, ausbeutende Industrie unterstützen.
7. Weil Hühner geschlachtet werden, sobald sie unwirtschaftlich werden
„Für Eier sterben ja keine Tiere!“ sagt sich nur dann leicht, wenn man sich noch nicht genauer mit den Hintergründen der Eier-Industrie beschäftigt hat. Natürlich müssen für Eier Tiere sterben. Männliche Küken sterben sogar schon direkt nach ihrer Geburt auf brutale Weise (Vergasung oder Schreddern), weil sie unwirtschaftlich sind.
Und sogenannte Hybridhühner legen etwa 2 Jahre lang Eier.₉ Danach sind auch sie unwirtschaftlich und werden geschlachtet. Normalerweise würden die Hühner aber zwischen 6 und 10 Jahre alt werden.₁₀
Hinzu kommen die Tiere, die durch Misshandlung, gruselige Haltungsformen und Krankheiten sterben. Alles in allem ist das ein ziemlich guter Grund für Veganer:innen, keine Eier mehr zu essen.
Fakt am Rande: Jeden Tag töten wir Menschen weltweit etwa 200 Millionen Nutztiere. Das sind umgerechnet 74 Milliarden Tiere im Jahr.₁₁
8. Weil die Massentierhaltung von Hühnern die Umwelt zerstört
So wie Kühe und Schweine, fressen auch Hühner in der Massentierhaltung jede Menge Sojaschrot, damit sie schnell wachsen. Dieses Tierfutter muss natürlich irgendwo angebaut werden. In der Regel stammt es aus südamerikanischen Ländern, wie zum Beispiel Brasilien. Dort kommt es zur Abholzung der Regenwälder, um Anbauflächen für das Tierfutter, sowie Weideflächen für die Tiere zu schaffen.
Und dann muss das Futter ja auch noch nach Deutschland transportiert werden. Durch die hohe Nachfrage nach Hühnerfleisch und Hühnereiern, hat die Tierhaltung einen entscheidenden Einfluss auf die globale Erwärmung.
Doch nicht nur der Futteranbau und die Transporte, sondern auch die Haltung der Hühner stellt eine Umweltbelastung für Luft, Böden und Gewässer dar. Durch die Ausscheidungen der Tiere entsteht nämlich das giftige Gas Ammoniak. Es kann unter anderem zu einer Versauerung der Böden führen.
Auch die ökologischen Faktoren sind daher ein wesentlicher Grund dafür, dass Veganer:innen auf Eier verzichten und zum Beispiel versuchen, Ostern nachhaltig zu feiern.
9. Weil jedes Jahr 45 Millionen Hühner umsonst sterben
Insgesamt werden allein in Deutschland etwa 628 Millionen Hühner pro Jahr geschlachtet.₁₂ Pro Sekunde sind das umgerechnet etwa 20 Hühner. Die durch Krankheiten oder Aussortierung gestorbenen Tiere, sind noch nicht einmal Teil dieser Statistik. Schon aufgrund dieser Zahlen, verzichten Veganer:innen darauf, Eier zu essen.
Wenn man jetzt aber noch hinzuzieht, dass jedes Jahr rund 45 Millionen Hühner umsonst das Zeitliche segnen, weil wir Eier und Fleisch in unsere Mülltonnen werfen₁₃, wird die Motivation noch einmal deutlich größer.
Tipp: Der respektvolle Umgang mit den eigenen Lebensmitteln ist ein wichtiger Bestandteil des nachhaltigen Lebensstils. Schau gerne in den Beitrag über das Reduzieren von Lebensmittelverschwendung, um mehr zu erfahren.
10. Weil es pflanzliche Alternativen gibt
Es gibt viele Möglichkeiten, den Geschmack oder den Nutzen von Eiern zu ersetzen. Die 5 Prozent der Eier, die bei uns in Deutschland Bio-Eier sind, stellen allerdings keine Alternative dar. Denn „Bio-Hühner“ kriegen zwar etwas gesünderes Futter und etwas mehr Platz – doch am Ende sind sie immer noch zu sechst auf einem Quadratmeter und müssen früh sterben, obwohl sie nicht sterben wollen.₁₄
Das Ei als Bindemittel ersetzen Veganer:innen zum Beispiel durch Bananen, Sojamehl, Tomatenmark oder Apfelmus. Um den Geschmack und Geruch nachzuahmen, dient vor allem das Schwefelsalz Kala Namak. Eine vergleichbare Feuchtigkeit kann man mit Seifentofu erzielen. Schau dir dazu gerne meinen ausführlichen Beitrag über den veganen Ei-Ersatz an.
Tipp: Wir Deutschen lieben ja Rührei! Mit diesem veganen Rührei Rezept habe ich bereits eine wirklich tolle Alternative gefunden. Geschmacklich und optisch absolut vergleichbar, probiere es einfach mal aus.
Warum essen Veganer keine Eier? Weil sie es nicht müssen!
Schlussendlich hat man als Veganer:in also eine ganze Handvoll guter Gründe, auf Eier zu verzichten. Es besteht keine Notwendigkeit, weiterhin die Eier von Hühnern zu essen. Und unter Berücksichtigung der moralischen, gesundheitlichen und ökologischen Faktoren, fiel zumindest mir die Entscheidung schlussendlich richtig einfach.
„Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“
Albert Schweitzer (mehr unter Tierschutz Zitate)
Ich hoffe, dass ich dir mit diesem Artikel beantworten konnte, warum Veganer:innen keine Eier essen. Hast du Fragen oder Anmerkungen rund um den Verzicht auf Eier? Dann schreibe mir gern einen Kommentar.
Bleib‘ tierfreundlich und nachhaltig,
PS: Schau dich gerne noch etwas mehr im Blog für vegane Ernährung um. Dort erfährst du zum Beispiel auch, warum Veganer:innen keine Milch trinken oder keinen Honig essen.
Quellenangaben:
₁ Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE): Versorgungsbilanz 2022 – Verbrauch von Eiern sinkt auf 230 Stück pro Person (Stand: 15.03.2023), abrufbar unter https://www.ble.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2023/230315_Eierbilanz.html. [21.07.2023].
₂ Süddeutsche Zeitung GmbH: Das Gemetzel geht weiter (Stand: 29.03.2018). https://t1p.de/7c78. [21.07.2023].
₃ PETA Deutschland e.V.: Das Huhn – 10 faszinierende Fakten über Hühner (Stand: November 2021), abrufbar unter https://www.peta.de/huehner. [26.06.2020].
₄ Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL): Neue Wege für mehr Tierwohl – Ein Magazin des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, 1. Auflage, Januar 2016, S. 7.
₅ Deutsche Herzstiftung e.V.: Cholesterin – Wie können sich Herzpatienten schützen?, abrufbar unter https://www.herzstiftung.de/cholesterin.html. [21.07.2023].
₆ M. Greger: How Do We Know that Cholesterol Causes Heart Disease? (Stand: Januar 2017), abrufbar unter https://t1p.de/4xg5. [21.07.2023].
₇ A. Kneller: Ungeeignete Lebensmittel in der Schwangerschaft, abrufbar unter https://t1p.de/0qp7. [21.07.2023].
₈ R-Biopharm AG: Antibiotika-Rückstände, abrufbar unter https://t1p.de/gk4a. [21.07.2023].
₉ H. Froehlich: Wie lange legen Hühner Eier?, abrufbar unter https://t1p.de/fv8g. [21.07.2023].
₁₀ HEINICOOP UG: Lebenserwartung – wie alt werden Hühner?, abrufbar unter https://t1p.de/k6le. [21.07.2023].
₁₁ Dinge erklärt – Kurzgesagt: Fleisch – Das leckerste Übel der Welt, YouTube, 24.01.2019, Web, 21.07.2023 um 10:50 Uhr, in: http://y2u.be/y6f3dwxexZM.
₁₂ C. Ehrenstein: Deutsche schlachten pro Jahr 750 Millionen Tiere, abrufbar unter https://t1p.de/fclq. [21.07.2023].
₁₃ Welt.de: Deutsche werfen gigantische Mengen an Fleisch weg (Stand: 16.10.2014), abrufbar unter https://www.welt.de/wissenschaft/article133345055/Deutsche-werfen-gigantische-Mengen-an-Fleisch-weg.html. [21.07.2023].
₁₄ Vegan ist ungesund: 10 Gründe, Eier zu essen, YouTube, 24.10.2017, Web, 21.07.2023 um 10:50 Uhr, in: http://y2u.be/y6f3dwxexZM.