Warum sind Veganer blass und dünn? Das stereotypische Bild des ausgehungerten, ungesunden, veganen Spargentarzans mit Augenringen, dünnen Haaren und blasser Gesichtsfarbe hält sich hartnäckig und wird in Diskussionen gerne Mal eingeworfen. Kein Wunder: hat uns die Werbung doch Jahrzehntelang eingetrichtert, dass der Konsum von Fleisch, Eiern und Milch den Körper mit wertvollen Nährstoffen versorgt, die uns stark, gesund und explosiv machen. Dementsprechend erwarten viele Menschen einfach, dass man bei einer rein pflanzlichen Ernährungsweise plötzlich aschfahl und irgendwie krank aussehen müsste.
In diesem Artikel möchte ich mit diesem Vorurteil gegenüber VeganerInnen aufräumen und das Argument kurz und knapp entkräften. Auf geht's!
Das Klischee vom kranken, blass, dürren Veganer
„Ich kenne einen Veganer, der total blass aussieht“ ist eine typische Anekdote, die eine einzelne Person charakterisiert. Solche persönlichen Beobachtungen oder Feststellungen haben einfach keine Aussagekraft und sollten niemanden davon abhalten, sich mit einer rein pflanzlichen Ernährung zu beschäftigen. Jeder der entsprechende Behauptungen tätigt, könnte wohl auch genauso gut davon erzählen, dass er 50 blasse Menschen kennt, die sich von Fleisch und Eiern ernähren.
Das Bild des blassen, kranken und dürren Veganers entsteht, wenn man sich nur oberflächlich mit dem Veganismus auseinandersetzt. Vielleicht auch, weil man schlichtweg keine andere Wahrheiten und Glaubenssätze zulassen möchte, damit man sich nicht ändern muss. (mehr unter kognitive Dissonanz)
Auch wenn es sich hier nur um Anekdoten handelt, möchte ich im Folgenden noch ein paar Worte zu den einzelnen Vorurteilen loswerden, die wohl viele dem Stereotypen des Veganers zuordnen würden.
„Warum sehen Veganer so krank aus?“
Natürlich kann es sein, dass man bei schlecht geplanten Ernährungsumstellung einen bestimmten Nährstoffmangel erleidet und sich entsprechende Symptome zeigen. Das ist jedoch bei jeder anderen, neuen Ernährungsform möglich – ob omnivor, vegetarisch oder vegan.
Eine ausgewogene, gut geplante vegane Ernährungsweise ist gesund und bietet sogar Chancen, um typischen Volkskrankheiten wie Typ-2-Diabetes, Herzkrankheiten, Bluthochdruck oder Übergewicht vorzubeugen. Und zwar in allen Phasen des Lebens. Das hat die American Dietetic Association, die weltgrößte Organisation mit mehr als 70.000 Ernährungsfachleuten, -forschern und -medizinern, in einer umfangreichen Studie bestätigt.₁
„Warum sehen Veganer so schwach aus?“
Eine undurchdachte Ernährungsumstellung kann natürlich auch dazu führen, dass man ein paar Kilo verliert. Nun kann es natürlich sein, dass man einfach gesund abnehmen und ein paar Kilos purzeln lassen wollte. Aber genauso gut ist auch ein Nährstoffmangel möglich, der Betroffene dürrer und schwächer aussehen lässt. Auch das gilt natürlich wieder für jegliche, schlecht umgesetzte Ernährungsumstellung – egal ob vegan, vegetarisch oder Mischkost.
Mit Sicherheit gibt es den ein oder anderen Veganer, der etwas kraftlos aussieht. Das Veganer aber immer schwach aussehen, lässt sich natürlich nicht pauschal behaupten. Denn es gibt Hunderte vegane Sportler, die das absolute Gegenteil beweisen. Patrick Baboumian zum Beispiel – er ist der stärkste Mann Deutschlands. Auch Lewis Hamilton, Novak Djokovic, Venus Williams oder Arnold Schwarzenegger sind lebende Beweise dafür, dass wir den schwachen, blassen Veganer in die Klischee-Schublade stecken können.
Tipp: Unter vegane Promis erfährst du, welche Stars sich sonst noch so rein pflanzlich ernähren.
„Warum sehen Veganer so alt aus?“
„Ich kenne einen Veganer, der viel älter aussieht, als er tatsächlich ist“ – dazu muss man eigentlich nicht viel sagen. Es handelt sich wiederum nur um eine persönliche Anekdote, bei der man genauso gut von von dutzenden Fleischessern im Bekanntenkreis erzählen könnte, die älter aussehen, als sie sind. Und ganz grundsätzlich: auch ein Veganer sieht mit zunehmendem Alter etwas älter aus – davor bleibt wohl niemand bewahrt.
Hinweis: Ausgeprägte Stirnfalten können übrigens ein Symptom einer möglichen Herzerkrankung sein, wie die medizinische Forscherin Dr. Yolande Esquirol von der Uniklinik Toulouse herausgefunden hat.₂ Wie wir wissen, haben leidenschaftliche Fleischesser ein deutlich größeres Risiko, daran zu erkranken. Das Argument lässt sich also auch wieder umkehren, wenn man es darauf anlegen möchte. 😉
„Warum sind Veganer so blass?“
„Veganer haben immer eine blasse Gesichtsfarbe“ – ebenfalls eine Anekdote, die auf persönliche Beobachtungen zurückzuführen ist und wohl umgekehrt auch einige aschfahle Fleischesser beschreiben könnte. Ich würde dieses Argument niemals nutzen, um die pflanzliche Ernährung zu befürworten, da es absolut haltlos ist.
Blasse Haut ist im Übrigen ebenfalls ein häufiges Symptom für eine mögliche Herzerkrankung. Veganer und Vegetarier haben, wie gesagt, ein deutlich geringeres Risiko, darunter zu leiden.
„Warum haben Veganer so dünne Haare?“
Auch hier ist wieder zu nennen, dass man bei einer spontanen, ungeplanten Ernährungsumstellung immer auch ein höheres Risiko dafür hat, einem möglichen Nährstoffmangel zu unterliegen. Dünne Haare sind zum Beispiel ein Symptom für einen Mangel an Silizium und Vitamin D. Letzteres zählt tatsächlich auch zu den potentiell kritischen Nährstoffen bei einer rein pflanzlichen Ernährung, auf die man besonders achten sollte.
Dennoch kennt wohl jeder von uns auch viele Mischköstler mit dünnen Haaren, sodass sich nicht pauschal behaupten lässt, dass Veganer dünne Haare haben. Zumal auch eine genetische Veranlagung, übermäßiger beruflicher und privater Stress oder eine schwerwiegende Krankheit die Ursache dafür sein können.
„Warum sind Veganer so dünn?“
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat herausgefunden, dass Veganer seltener von Übergewicht oder Adipositas betroffen sind, als Mischköstler.₃ Das mag zum einen daran liegen, dass Fleischerzeugnisse und Milchprodukte gegenüber Obst, Gemüse oder Hülsenfrüchten in der Regel deutlich kalorienhaltiger sind. Auch der bei Veganern ausgeprägte, gesundheitsbewusste Konsum von Lebensmitteln spielt sicherlich eine entscheidende Rolle dafür, dass viele Veganer schlank sind.
„Ich kenne einen Veganer, der dünn wie eine Bohnenstange ist“, ist aber dennoch eine persönliche Anekdote. Denn auch hier sind Kraftprotze wie Patrick Baboumian, Arnold Schwarzenegger oder der YouTuber „Hench Herbivore“ der absolute Beweis dafür, dass jeder Mensch unabhängig von seiner Ernährungsweise, dünn, kräftig oder dick sein kann.
Hinweis: Ein ähnliches Argument ist, das Veganismus unmännlich sei. Im verlinkten Beitrag habe ich auch zu diesem Klischee Stellung genommen.
Das Vorurteil vom schwachen, blassen VEganer ablegen
Natürlich können Veganer krank, blass, schwach, dünn und ungesund aussehen. Doch das kann jede Person. Und das muss nicht einmal auf die bevorzugte Ernährungsform zurückzuführen sein. Denn auch Krankheiten oder übermäßiger Stress zeigen zeigen sich anhand von außen sichtbaren Symptomen.
Sind wir ehrlich: Wer dieses „ausgehungerte, geschwächte und blasse Bild eines Veganers“ als Vorurteil gegenüber Veganismus nutzt, sucht vermutlich nur eine schnelle Rechtfertigung für die eigene Ernährungsweise. Es wirkt wie eine Schutzmauer, die dafür sorgt, dass man keine neuen Fakten oder neuen Glaubenssätze an sich heranlassen muss. Am Ende hilft das stereotypische Bild des schwachen, dünnen und blassen Veganers niemandem weiter. Weder den Tieren und den Veganern, noch den Menschen, die sich bevorzugt von tierischen Produkten ernähren.
Noch eine Anekdote? Ich persönlich lebe schon lange vegan, fühle mich besser denn je, nehme immer noch ausreichend Kalorien zu mir und esse auch immer noch Burger, Pizza, Pasta & Co. Nur eben ohne die ganze in Kauf genommene Tierquälerei. Eine ausgewogene und gesunde Ernährung hat bei mir aber auch eine hohe Priorität, damit ich eben nicht dünn, schwach und blass aussehe. 😉
Ich hoffe, dass ich dir mit diesem Artikel weiterhelfen konnte. Hast du Fragen oder eigene Erfahrungen mit „blassen“ Veganern oder vorurteilsbehafteten Diskussionen gemacht, die du teilen möchtest? Dann schreibe mir gern einen Kommentar.
Bleib‘ tierfreundlich,
PS.: Du willst wissen, warum ich vegan lebe? Im verlinkten Beitrag erfährst du jetzt mehr über die zugrunde liegenden Motive von Veganern.
Quellenangaben:
₁ American Dietetic Association; W. J. Craig; A. R. Mangels: Position of the American Dietetic Association: vegetarian diets (Stand: Juli 2009), https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19562864. [24.07.2020].
₂ MCP Wolff GmbH: Herz-Sterberisiko – Stirnfalten können Hinweise geben (Stand: 23. Januar 2020), abrufbar unter https://medizin-aspekte.de/stirnfalten-koennen-hinweise-auf-herz-sterberisiko-geben-102323. [23.07.2021].
₃ Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V.: Leben Veganer gesünder? – Präventive Aspekte veganer Ernährung (November 2015), abrufbar unter https://www.dge.de/fileadmin/public/doc/pm/2015/js2015/Abstract-DGE-JS2015-Leben-Veganer-gesuender-Praevention-Therapie-Keller.pdf. [23.07.2021].
Die Aussage zu Vitamin D ist nicht korrekt.
Keine Kostform enthält ausreichend Vitamin D, welches bekanntermaßen hauptsächlich über UV-Strahlung in der Haut gebildet wird.
Moin Otto! Habe auch nicht behauptet, dass Vitamin D nur bei pflanzlicher Ernährung kritisch zu betrachten ist. Im Beitragsthema geht es jedoch um pflanzliche Ernährung, dementsprechend habe ich erwähnt, dass Vitamin D zu den typischen, kritischen Nährstoffen zählt.
Mehr Infos rund um Vitamin D gibts im verlinkten Beitrag, wo Leser weitere Infos über die Aufnahme erhalten.
Danke für dein Verständnis und beste Grüße,
Christoph
wenn man Leid und Schmerz schmecken könnte, hätten wir eine deutlich schönere Welt….
(von mir)
beste Grüsse
Cindy
I literally kill my own food fishing and hunting. It tastes great.
Hey bro, that’s fine. I personally didn’t quit meat and dairy because it doesn’t taste – I really loved the taste for 30 years of my life. I quit meat and dairy, because animals have to die for it. That’s all.
Cheers, Christoph
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