Was sind eigentlich die größten Umweltsünden im Alltag? „Fang an, nachhaltig zu leben!“ – das sagt sich immer so leicht. Doch wie soll man anfangen und sich verbessern, wenn man gar nicht genau weiß, was man bisher „falsch“ gemacht hat.
Da ist es doch extrem hilfreich, die Ökosünden der Menschheit im alltäglichen Verhalten zu kennen. Jeder von uns hat sie begangen oder begeht sie. Das ist kein Beinbruch. Doch wer seine ökologischen Fehltritte kennt, sollte zumindest versuchen, sie in Zukunft seltener oder gar nicht mehr zu begehen.
In diesem Artikel möchte ich dir jetzt einige der größten Umweltsünden im Alltag vorstellen und dir zeigen, was du jeweils tun kannst, um sie aus der Welt zu schaffen. Auf geht's!
Die 10 größten Umweltsünden im Alltag
Die größten Umweltprobleme unserer Zeit kommen nicht von ungefähr. Unser alltägliches Verhalten hat sie hervorgerufen – also was wir essen, kaufen, weitererzählen oder vergöttern. Um ein Teil ihrer Lösung zu werden, ist es deshalb enorm wichtig, die entsprechend größten Umweltsünden im Alltag kennenzulernen. Im Folgenden stelle ich sie dir jetzt genauer vor.
1. Einweg-Plastik verwenden
Jede Stunde werden allein in Deutschland etwa 320.000 Einwegbecher für Heißgetränke verbraucht, die bereits nach kurzem Genuss die Mülltonnen füllen.1 Hinzu kommen Plastikbesteck, Wegwerf-Grills, Einweg-Wattepads, Einmal-Kaffeekapseln und Unmengen an weiterem Wegwerf-Kram.
Wir sind bequem geworden – und lassen in unserer Wegwerfgesellschaft lieber Erdöl über einen langen Produktionsprozess in billige Einweg-Produkte verwandeln, anstatt wiederverwendbare Produkte, wie Porzellan-Kaffeetassen oder Besteck aus Edelstahl zu benutzen und sie kurz abzuwaschen.
Am Ende nützt der Wegwerf-Kunststoff nur einem: der Industrie. Die Kosten tragen Menschen, Tiere und unser Planet. Denn ein Großteil endet als Plastikmüll in der Umwelt.
Was du gegen diese Umweltsünde tun kannst:
- Nach dem Zero Waste Lebensstil leben und gezielt Müll vermeiden.
- Zero Waste Tipps und Ideen für ein möglichst plastikfreies Leben verinnerlichen.
- Wiederverwendbare Mehrweg-Produkte den Wegwerfprodukten vorziehen.
- Gegen Littering aktiv werden und Wald- oder Beach-CleanUps organisieren.
2. Mit dem Flugzeug fliegen
Im Jahr 2019 gab es in der weltweiten Luftfahrt rund 47 Millionen Flüge.2 Sie sind der wesentliche Grund dafür, dass vor allem der Massentourismus einen entscheidenden Anteil an den menschengemachten Treibhausgasen trägt.
Für die Flüge von Frankfurt nach Cancun in Mexiko und zurück entstehen beispielsweise etwa 3,25 Tonnen CO2 pro Person als direkte Treibhausgas-Emission. Zum Vergleich: Das entspricht etwa 16 Monaten durchschnittlichen Autofahrens.3 (Mehr unter Tourismus Statistiken)
Nur etwa zehn Prozent aller Menschen auf der Welt hatten jemals die Chance, in einem Flugzeug zu sitzen. Wer zu diesen 10 Prozent gehört, sollte verstehen, dass Fliegen kein „Busfahren“ ist, sondern nur eine Alternative für Ausnahmesituationen darstellen sollte.
Was du gegen diese Umweltsünde tun kannst:
- Nachhaltig reisen und ans persönliche Klimabudget halten.
- Möglichst nachhaltig fliegen und Gabelflüge vermeiden.
- Auf Flüge verzichten und vermehrt Urlaub in Deutschland und Europa machen.
3. Übermäßig viel Wasser verschwenden
Wasser ist eine lebensnotwendige Ressource, deren Verfügbarkeit in vielen Teilen der Welt abnimmt. Langes Duschen, mehrfaches Toilettenspülen oder die Gartenbewässerung bringt nicht nur das lokale Wasservorkommen an seine Grenzen, sondern bedarf auch großer Mengen an Energie für die Reinigung und den Transport des Wassers.
Wasser verbrauchen wir Konsument:innen aber vor allem indirekt bei der Produktion von Lebensmitteln, die wir essen oder bei der Herstellung der Kleidung, die wir tragen.
Wie groß die Umweltsünde des direkten und indirekten Wasserverbrauchs in Kombination tatsächlich ist, zeigt der sogenannte Wasserfußabdruck. Jeder Deutsche verbraucht im Jahr 2.628 Kubikmeter Liter Wasser – das sind etwa 7.000 Liter am Tag.4
Was du gegen diese Umweltsünde tun kannst:
- Kürzer duschen und Wasser beim Einseifen abschalten.
- Wassersparende Geräte und Armaturen installieren.
- Pflanzliche statt tierische Produkte konsumieren und Ressourcen schonen.
- Regionale, saisonale und biologische Lebensmittel bevorzugen.
- Garten in den kühleren Morgen- oder Abendstunden bewässern.
Empfehlung: Weitere Tipps zum Wasser sparen zu Hause kannst du dem ausführlichen, verlinkten Artikel entnehmen.
4. Fast Fashion konsumieren
Wir shoppen uns um den Verstand. Während es früher Frühling/Sommer- und Herbst/Winter-Trends gab, kommen heute im gefühlten Wochentakt neue Kollektionen heraus. Wer kauft und braucht das alles? Die Fast Fashion Industrie schafft fast nur Verlierer:innen.
Am Ende gewinnt nur die Industrie – Konsument:innen und Natur zahlen den Preis. Denn die Waren sind meist von minderer Qualität und müssen oft neu gekauft werden. Der entstehende Textilmüll und die abgeleiteten Chemikalien aus den Fabriken vergiften die Umwelt.
Diese Umweltsünde im Alltag betrifft natürlich bei weitem nicht nur unsere Kleidungskäufe, sondern auch ganz grundsätzlich unser Konsumverhalten bzw. den Kauf unnötiger Dinge.
Was du gegen diese Umweltsünde tun kannst:
- Nachhaltige Mode bevorzugen, die fair und umweltfreundlich produziert wird.
- Minimalistisch leben und gut kombinierbare, langlebige Mode bevorzugen.
- Das Prinzip der Slow Fashion verinnerlichen.
5. Fleisch und andere Tierprodukte essen
Der globale Fleischkonsum nimmt stetig zu. Dabei trägt dieser Umstand wesentlich zur globalen Erwärmung bei. Der Ernährungssektor ist nämlich für etwa 40 Prozent der europäischen Treibhausgasemissionen verantwortlich.5 Diese werden zum Beispiel durch Transporte, die Verdauung von Wiederkäuern, sowie die Abholzung der Wälder für den Anbau von Futtermitteln und die Schaffung von Weideflächen freigegeben.
Hinzu kommen noch unter anderem die Verunreinigung von Böden und Gewässern durch Schadstoffe aus Insektiziden und Düngemitteln aus der Landwirtschaft.
Was du gegen diese Umweltsünde tun kannst:
- Gründe für Veganismus verinnerlichen. (z.B. durch den Film Dominion)
- Nachhaltig kochen mit pflanzlichen Lebensmitteln und Zutaten.
- Vegan leben und generell auf tierische Produkte verzichten.
6. Obst und Gemüse außerhalb der Saison kaufen
Wir leben wie im Schlaraffenland und haben uns daran gewöhnt, alles zu jederzeit bekommen zu können – auch Lebensmittel.
Doch um viele von ihnen auch außerhalb ihrer normalen Wachstumsperiode zu genießen, müssen sie entweder in energieintensiven Gewächshäusern angebaut oder über große Entfernungen transportiert werden. Das funktioniert nicht ohne einen massiven Energieverbrauch und das Ausstoßen großer Mengen CO2, die das Weltklima belasten. Ein echter, ökologscher Fehltritt unseres Alltags.
Was du gegen diese Umweltsünde tun kannst:
- Am Saisonkalender orientieren und Lebensmittel saisonal einkaufen.
- Gemüsekisten mit Saisongemüse bei lokalen Bauern abonnieren.
- Lebensmittel einfrieren oder fermentieren und sie außerhalb der Saison genießen.
- Eigenen Gemüsegarten anlegen und selbst saisonal produzieren.
7. Lebensmittel wegwerfen
Laut der Daten des Statistischen Bundesamts landen rund 78 Kilogramm Lebensmittelabfälle pro Kopf und Jahr in Deutschland im Müll privater Haushalte.6
Lebensmittelverschwendung ist nicht nur eine Verschwendung von wohlverdientem Geld, sondern auch von natürlichen Ressourcen. Jedes Lebensmittel, das weggeworfen wird, repräsentiert auch die Wasser-, Boden- und Energiekosten, die bei seiner Produktion, Verarbeitung, Verpackung, dem Transport und der Entsorgung anfallen.
Nicht zu vergessen sind auch die unzähligen Tiere, die nicht nur qualvoll, sondern auch völlig umsonst zur menschlichen Nahrungserzeugung gestorben sind.
Was du gegen diese Umweltsünde tun kannst:
- Mahlzeiten und Einkäufe planen, um nichts Überflüssiges mehr zu kaufen.
- Mindesthaltbarkeitsdatum nicht zu ernst nehmen und auf Sinne verlassen.
- Lebensmittel richtig lagern und Reste verwerten.
- Initiativen zur Lebensmittelrettung unterstützen. (z.B. Food Sharing)
8. Strom aus Kernenergie oder fossilen Energieträgern nutzen
Im Jahr 2022 wurden rund 46 Prozent des Stroms in Deutschland aus erneuerbaren Energien erzeugt – das ist ein guter Wert.7 Allerdings bedeutet er auch im Umkehrschluss, dass der überwiegende Teil aus nur begrenzt zur Verfügung stehenden und umweltbelastenden Quellen, wie Atom- oder Kohlekraft stammen.
Wer seinen Haushalt immer noch mit Strom aus radioaktiver Strahlung oder der Verbrennung fossiler Energieträger führt, begeht täglich eine Umweltsünde. Vor allem der Tagebau zerstört ganze Landschaften – auch in der eigenen Umgebung.
Was du gegen diese Umweltsünde tun kannst:
- Über Ökostrom und erneuerbare Energiequellen informieren.
- Hier einen Ökostrom-Vergleich* machen und in 5 Minuten wechseln.
9. Exzessiv Strom und Wärmeenergie verschwenden
Das eine Problem ist der Ursprung des Stroms im Haushalt, das andere seine übermäßige Verschwendung, zu der es vor allem durch immer mehr Haushaltstechnik, Unterhaltungsmedien und schlechter Wärmedämmung kommt. Der hohe Wärme- und Stromverbrauch führt zu erhöhten Treibhausgasemissionen – erst recht, wenn die Energie noch aus fossilen Brennstoffen stammt.
Was du gegen diese Umweltsünde tun kannst:
- Moderne Heiztechnik, energieeffiziente Geräte und LED-Beleuchtung bevorzugen.
- Natürliche Beleuchtung und Belüftung nutzen, wann immer es möglich ist.
- Auch mal kalt duschen und den Kreislauf in Schwung bringen.
- Bewegungsmelder installieren und Lichter nur nutzen, wenn sie gebraucht werden.
- Für eine nachhaltige Wärmedämmung der Wände sorgen.
Empfehlung: Diese und weitere Tipps zum Energiesparen erläutere ich dir noch einmal ganz genau im verlinkten Blogbeitrag.
10. Zigaretten rauchen und auf den Boden werfen
Jeden Tag werden weltweit 15 Milliarden Zigaretten konsumiert, von denen 10 Milliarden in der Natur entsorgt werden.8 Zigarettenstummel in der Umwelt sind in der Folge logischerweise ein massives Problem.
Die Filter sind nicht biologisch abbaubar und die Giftstoffe gelangen in Böden und Gewässer. Viele Tiere halten die Stummel außerdem für Nahrung und verenden qualvoll daran. Wer raucht und seine Zigarettenstummel in der Natur entsorgt, begeht daher – im Regelfall täglich – eine große Umweltsünde.
Was du gegen diese Umweltsünde tun kannst:
- Die Vorteile eines Rauchstopps verinnerlichen.
- Effektive Maßnahmen umsetzen und mit dem Rauchen aufhören.
- Einen Taschenaschenbecher benutzten und nie wieder Kippen auf den Boden werfen.
Fallen dir weitere Umweltsünden im Alltag ein, die man eher unbewusst aus lauter Gewohnheit begeht? Dann schreibe mir wie immer gern einen Kommentar.
Umweltsünden im Alltag kennen und gezielt reduzieren
Die Liste dieser täglichen Umweltsünden lässt sich im Grunde unendlich fortführen. Zum Beispiel mit der Anlage eines leblosen Schottergartens, der wesentlich zum Artensterben beiträgt.
Doch in diesem Beitrag hast du zumindest einmal einige der schwerwiegendsten ihrer Zunft kennengelernt. Nutze das Wissen jetzt, um dein persönliches Verhalten anzupassen, um den Umweltschutz in deinen Alltag zu integrieren und um anderen Menschen dabei zu helfen, es dir gleichzutun.
„Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.“
Mahatma Gandhi (mehr unter Umweltschutz Zitate)
Hast du Fragen, Tipps oder Anregungen zu den Umweltsünden des Alltags? Oder kennst du noch andere, echte Umwelt- und Klimakiller? Dann freue ich mich schon sehr auf deinen Kommentar!
Bleib‘ nachhaltig,
PS: Veränderungen fallen uns Menschen oft sehr schwer. Warum das so ist und wie du dir Veränderungen leichter machst, erläutere ich dir jetzt als Nächstes im verlinkten Blogbeitrag.
Quellenangaben
- Deutsche Umwelthilfe e.V.: Gute Becher – schlechte Becher, abrufbar unter https://www.duh.de/becherheld-problem. [17.05.2023]. ↩︎
- Statista GmbH: Anzahl der Flüge in der weltweiten Luftfahrt von 2014 bis 2022 (Stand: März 2023), abrufbar unter https://de.statista.com/statistik/daten/studie/411620/umfrage/anzahl-der-weltweiten-fluege. [17.05.2023]. ↩︎
- Südwestrundfunk; SWR: Kreuzfahrtschiff, Flieger oder Auto – wie viel darf ich reisen? | Odysso – Wissen im SWR. YouTube, 12.05.2019, Web, 17.05.2023 um 18:56 Uhr, in: https://www.youtube.com/watch?v=3pSbXiKOWzE. ↩︎
- Umweltbundesamt: Wassernutzung privater Haushalte (Stand: 14.10.2022), abrufbar unter https://www.umweltbundesamt.de/daten/private-haushalte-konsum/wohnen/wassernutzung-privater-haushalte. [22.05.2023]. ↩︎
- Klima-Kollekte – Kirchlicher Kompensationsfonds gemeinnützige GmbH: Ernährung als wesentlicher Treiber des Klimawandels, abrufbar unter https://t1p.de/4kol. [22.05.2023]. ↩︎
- Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL): Lebensmittelabfälle in privaten Haushalten unter die Lupe genommen (Stand: 10.11.2022), abrufbar unter https://www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/lebensmittelverschwendung/gfk-studie.html. [23.05.2023]. ↩︎
- Bundesregierung: Fragen und Antworten zur Energiewende Anteil der Erneuerbaren Energien steigt weiter (Stand: 03.04.2023), abrufbar unter https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/klimaschutz/faq-energiewende-2067498. [23.05.2023]. ↩︎
- J. Görsch: 7000 Chemikalien und unzerstörbar: Täglich landen 10 Milliarden Kippen auf dem Boden (Stand: 23.02.2019). https://weather.com/de-DE/wissen/umwelt/news/2019-02-23-7000-chemikalien-und-unzerstoerbar-was-filterzigaretten-anrichten. [23.05.2023]. ↩︎
eigentlich sind das ja ganz einfache Dinge und zu ersetzen nicht so aufwändig. Im Gegenteil. Nur am Beispiel Flugzeug sieht man ja jetzt auf Grund von Corona was da und wer da alles dranhängt, Erwerbstätige, Menschen in den Urlaubsregionen, die Wirtschaft etc. Wenn es ökologischer wird und teurer dann wäre das schon ein Fortschritt.
Jeder aber auch jeder kann etwas dazu beitragen.
LG
Ursula
Sehe ich auch so! Es geht ja nicht darum, Branchen zu zerstören, sondern sie gezielt ökologischer zu machen.
Bleib nachhaltig,
Christoph
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