Welche Umweltsiegel für Papier helfen uns eigentlich dabei, nachhaltige Papierprodukte zu erkennen? Heutzutage müssen wir uns als Verbraucher ja durch einen echten Label-Dschungel schlagen, wenn wir unserem nachhaltigen Lebensstil frönen wollen. Viele von ihnen sind geschützt, vertrauensvoll und transparent – andere jedoch dreistes Greenwashing, das lediglich unser schlechtes Gewissen beruhigen soll. Diese Herausforderungen und Probleme machen leider auch vor Papierprodukten nicht Halt.
In diesem Artikel möchte ich dir deshalb sieben nützliche Ökolabels und Umweltkennzeichen vorstellen, an denen du nachhaltiges Papier erkennen kannst – und zeigen, auf welche Siegel du eher nicht vertrauen solltest. Auf geht's!
- Der Blaue Engel
- ÖkopaPlus
- UWS-Papier
- FSC (Forest Stewardship Council)
- EU Ecolabel
- PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes)
- Recycling
1. Der Blaue Engel
„Der Blaue Engel“ ist bereits seit dem Jahr seit 1978 das Umweltzeichen der Bundesregierung für umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen. Im Kampf für eine nachhaltige Forstwirtschaft und gegen die Abholzung der Wälder zählt dieses Label zu den wichtigsten Merkmalen ökologischer Papierprodukte.
Es zeichnet Recyclingpapier aus, dass zu 100 Prozent aus Altpapier besteht und garantiert die Einhaltung ökologischer Standards, wie der chlorfreien Bleiche oder die Berücksichtigung von Schadstoffgrenzen. Sowohl die Herkunft der Rohstoffe, als auch ihre Weiterverarbeitung finden bei der Vergabe des Umweltsiegels Berücksichtigung. Du findest es beispielsweise auf Schreibheften, Kopierpapier oder Toilettenpapier.
2. ÖkopaPlus
Auch die Umweltsiegel „Ökopa“ und „ÖkopaPlus“ kennzeichnen Papierprodukte, die vollständig aus Altpapier recycelt wurden. Voraussetzung für das von der VENCEREMOS GmbH & Co. KG in Zusammenarbeit mit Greenpeace entwickelten Labels ist die Erlaubnis, den „Blauen Engel“ zu tragen. Das ausgezeichnete Recyclingpapier bleicht man weder mit dem Einsatz von Chlor oder Chlorverbindungen, noch behandelt man es anderweitig chemisch. Stattdessen bekommt das recycelte Papier seine Weiße Farbe durch natürliche Stoffe wie beispielsweise Stärke, Kaolin oder Kreide.
3. UWS (Umweltschutzpapier)
Extrem umweltfreundlich sind auch die Papierwaren, die mit dem UWS-Siegel ausgestattet sind. Das „Umweltschutzpapier“ besteht zu 100 Prozent aus Altpapier und wird im Gegensatz zu herkömmlichem Recyclingpapier weder gefärbt noch gebleicht, weshalb sich die Grautöne hin und wieder leicht unterscheiden können.
Ausgezeichnete Hersteller versuchen gezielt, den Wasser- und Energiebedarf, sowie die Abwasserbelastung möglichst gering zu halten. Du erkennst es beispielsweise an Aufschriften wie „UWS-Zeichenpapier“, „vup“, „ap“, „Erdpapier“ und auch am „Ökopa“-Siegel.
4. FSC (Forest Stewardship Council)
Nicht immer lässt es sich in der Praxis umsetzen, Waren aus Recyclingpapier zu kaufen. Dann ist definitiv auch das FSC-Siegel ein gutes Erkennungsmerkmal von umweltfreundlichem Papier. Auch wenn Produkte mit der Aufschrift „FSC Recycled“ ebenfalls aus 100 Prozent Altpapier bestehen, gibt es noch einige nicht auf den kompletten Einsatz von Recyclingpapier pochende Bewertungsmaßstäbe und -label der Non-Profit-Organisation, die in Bonn sitzt und 1993 gegründet wurde.
FSC ist ein internationales Zertifizierungssystem für nachhaltige Waldwirtschaft – und das Siegel wird dementsprechend an Holzprodukte vergeben, die aus verantwortungsvoll bewirtschafteten Wäldern stammen. Bei der Vergabe legt man großen Wert auf die Herkunft – der Chemikalieneinsatz findet dabei jedoch keine Berücksichtigung. Nichtsdestotrotz ist es ein hilfreiches Umweltsiegel zur Erkennung von nachhaltigen Papierprodukten.
5. EU Ecolabel (Europäisches Umweltzeichen)
Das „EU Ecolabel“ (auch „Euroblume“ genannt) wurde im März 1992 von der Europäischen Kommission ins Leben gerufen und gilt heute in allen EU-Staaten, sowie in Island, Liechtenstein und Norwegen als anerkanntes Umweltsiegel für Papier und unzählige andere Produktgruppen. Das Ökolabel macht sich für die umweltschonende Papierproduktion und -verwendung stark und zeichnet vor allem Druckerzeugnisse, Schreibwaren und Papiertragetaschenerzeugnisse, sowie grafisches Papier und Hygienepapierprodukte, wie beispielsweise Küchenpapier und Toilettenpapier aus.
Bei der Herstellung ausgezeichneter Produkte ist die Bleichung mit Elementarchlor verboten und die Hälfte aller verwendeten Papierfasern muss aus zertifizierter Forstwirtschaft stammen. Die Verwendung von Altpapier ist jedoch bei den wenigsten Produkten Pflicht – lediglich Zeitungen müssen zu mindestens 70 Prozent aus recyceltem Papier bestehen.
6. PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes)
Die Abkürzung PEFC heißt übersetzt so viel wie „Programm für die Anerkennung von Forstzertifizierungssystemen“. Das unabhängige Zertifizierungssystem für Erzeugnisse aus sozial nachhaltiger, ökologischer und ökonomischer Forstwirtschaft wurde 1999 gegründet.
Die gemeinnützige NGO PEFC überwacht die Verarbeitungskette der Produkte (jährliche Stichproben) und forciert die konsequente Verbesserung nachhaltiger Waldbewirtschaft. Das Label zählt definitiv zu den wichtigsten Umweltsiegeln für Papier und Holzerzeugnisse im Allgemeinen. Doch die Bewertungskriterien beschränken sich vor allem auf die Herkunft der Faserstoffe – und nicht auf Einsatz von Chemikalien oder einen begrenzten Wasser- und Energieverbrauch.
7. Recycling
Glücklicherweise muss nicht für jedes neue Blatt Papier ein neuer Baum fallen. Papier kann nämlich sehr oft recycelt werden, wenn es im Sinne der richtigen Mülltrennung auch im Altpapier landet. Neben dem „Blauen Engel“ oder dem „ÖkopaPlus“-Siegel kannst du entsprechende Papierwaren auch an der Aufschrift „recycled“ oder „Recycling-Papier“ erkennen.
Mittlerweile bekommst du beispielsweise recyceltes Druckerpapier in jedem Druck- und Kopierladen, sowie in jedem zukunftsorientierten Online-Shop für Büroartikel. Bei Unternehmen wie onlineprinters.de stammen die Produkte ausschließlich aus nachhaltiger Forstwirtschaft und werden klimaneutral gedruckt und versandt. Ein weiteres Zeichen übrigens, an denen wir Verbraucher umweltfreundliches Papier identifizieren können.
Welchen Ökosiegel sind zur Kennzeichnung nachhaltiger Papierprodukte eher ungeeignet?
Viele Kennzeichen sind wirklich hilfreich und ersparen uns Verbrauchern die lange Suche nach ökologischem Papier. Doch einige der existierenden Labels sind dabei aus bestimmten Gründen eher ungeeignet. Deshalb möchte ich dir hier auch noch die Siegel vorstellen, die beim umweltbewussten Papierkauf nicht wirklich helfen:
- Oxford Acts For The Planet: Der WWF rät von der Orientierung an diesem Siegel ab, da keine unabhängigen Kontrollen durchgeführt werden.
- Aqua Pro Natura / Weltpark Tropenwald: Der WWF rät davon ab, da lediglich zwei Kriterien in die Bewertung einfließen, keine unabhängigen Kontrollen stattfinden und kein Recycling-Anteil vorgeschrieben ist.₁
- Chlorfrei: Chlorfrei behandeltes Papier ist natürlich immer noch besser, als das mit Chlor gebleichte Pendant. Dennoch ändert chlorfreies Papier nichts am Raubbau an der Natur. Zudem wird oft Papier als chlorfrei vermarktet, das schlichtweg mit anderen Chemikalien behandelt wurde.₂
- Holzfrei: Holzfrei bedeutet nicht, dass für ein Papierprodukt kein Baum fallen musste. Für „holzfreie“ Produkte wurde lediglich der Holzstoff Lignin herausgelöst, damit das Papier nicht so schnell vergilbt. Heutzutage ist im Grunde jedes Papier „holzfrei“ – diese Kennzeichnung hat also weder einen Mehrwert für unsere Erde, noch für uns Verbraucher.₃
Beim Kauf an vertrauenswürdigen Umweltsiegeln für Papier orientieren
Wenn du in deinem Alltag möglichst nachhaltig unterwegs sein willst, dann solltest du unbedingt auch die Papiererzeugnisse bevorzugen, die mit den besten Öko-Standards ausgezeichnet wurden. Vorsicht ist aber definitiv bei Papier geboten, auf dem gar kein Umweltsiegel zu erkennen ist.
Nur wenige der Ökosiegel bieten eine absolute Garantie – doch der „Blaue Engel“ und das „Ökopa“-Siegel sind definitiv Labels, an denen wir umweltbewussten Verbraucher uns verlässlich orientieren können. Übrigens gibt es auch immer mehr Anbieter, die ausschließlich auf Altpapier setzen. Auch an bestimmten Marken, kann man also beim Einkauf nachhaltige Papierprodukte erkennen.
Hast du Fragen, Ergänzungen zu den Siegeln oder weitere Tipps für Verbraucher? Dann freue ich mich auf deinen Kommentar.
Bleib‘ nachhaltig,
PS.: Um der Abholzung der Wälder entgegenzuwirken, sollten wir täglich natürliche Ressourcen schonen. Wie du im Alltag Papier einsparen kannst, erfährst du im verlinkten Beitrag. Viel Erfolg!
Quellenangaben:
₁ WWF Deutschland: Auf keinen Fall! WWF-Labelratgeber Papierprodukte (Stand: 02.12.2016), abrufbar unter https://www.wwf.de/aktiv-werden/tipps-fuer-den-alltag/holz-und-papier/wwf-labelratgeber/papierprodukte-auf-keinen-fall. [28.02.2022].
₂ Greenpeace e. V.: Woran erkennt man umweltfreundliches Papier (Stand: Januar 2014), abrufbar unter https://www.greenpeace.de/biodiversitaet/waelder/waelder-erde/woran-erkennt-umweltfreundliches-papier. [28.02.2022].
₃ Abenteuer Regenwald e.V.: Was ist holzfreies Papier? (Stand: 19.07.2021), abrufbar unter https://www.abenteuer-regenwald.de/bedrohungen/papier/holzfreies-papier. [28.02.2022].