Was ist Umweltethik? Wenn du eine Antwort auf diese Frage suchst, bist du hier genau richtig! Wir Menschen haben selbst für die größten Umweltprobleme unserer Zeit gesorgt – vom Klimawandel, über die Abholzung der Wälder und die Luftverschmutzung – bis hin zum Plastikmüll in den Meeren. Diese Probleme sind eine logische Folge unserer verschwenderischen und egoistischen Lebensweise. Doch auch die Lösungen stehen bereit. Die Umweltethik wirft dabei einen Blick auf die ethisch-moralischen Fragen.
In diesem Artikel möchte ich dir zeigen, was genau man unter Umweltethik versteht. Von der Definition, über Beispiele, Fragestellungen bis hin zu unserer Verantwortung. Auf geht's!
Was ist Umweltethik einfach erklärt?
Die Umweltethik (auch ökologische Ethik genannt) beschäftigt sich grundsätzlich mit moralischen Fragen zum Umgang des Menschen mit der nicht-menschlichen Natur. Im engeren Sinne versteht man unter dem Begriff die menschlichen bzw. wirtschaftlichen Verhaltensweisen im Hinblick auf Moral, Verantwortung und den Schutz natürlicher Ressourcen.₁
Wer ökologisch-ethisch handelt, lebt selbst zunehmend umweltbewusster und setzt sich aktiv für den Erhalt der Natur und den Schutz aller Lebewesen ein.
Hinweis: Die Fragestellungen der Umweltethik betreffen auch das Zusammenleben von uns Menschen. In der Folge der Umweltprobleme unserer Zeit gibt es zum Beispiel immer mehr Umweltflüchtlinge: Menschen, die ihre Heimat aufgrund von Umweltveränderungen oder Naturkatastrophen verlassen müssen.
Beispiele und Begründungsmodelle
Welchen Lebewesen und natürlichen Gegenständen sollten oder müssen wir Menschen einen Selbstwert beimessen? Und sollte das aus reinem Selbstschutz passieren oder haben wir auch eine moralische Verantwortung? Diese Fragestellungen sind das Zentrum der Umweltethik. Hier möchte ich dir jetzt einige ihrer Begründungsmodelle vorstellen, um sie etwas greifbarer zu machen.
Anthropozentrische Umweltethik
Die anthropozentrische Umweltethik gibt Tieren, Pflanzen und der unbelebten, natürlichen Materie keinen eigenständigen Wert. Dinge haben nur eine Existenzberechtigung, sofern sie dem Menschen dienen. Der Mensch steht im Mittelpunkt und nimmt eine Art bestimmende Sonderstellung in der Natur ein – jede Ausbeutung der Natur zum Zwecke des Menschen sei daher in Ordnung.₂
Diese Weltsicht geht vor allem auf den französischen Philosophen René Descartes zurück, der die Welt in Geist und die Materie einteilte – und den Geist dabei ausschließlich dem Menschen zuordnete. Neue Ansätze der anthropozentrische Umweltethik bestätigen zwar die Sonderstellung des Menschen, schreiben ihm aber immerhin eine gewisse Verantwortung für die Erhaltung der Natur zu.
Argument der letzten Person: Das Gedankenexperiment beschreibt das Verhalten des letzten Menschen auf der Erde und soll zeigen, dass moralisch Handelnde Menschen tun können, was sie möchten, solange sie niemand anderen und auch nicht sich selbst verletzen. Experiment und Argument gehen auf den Vortrag „Is There a Need for a New, an Environmental, Ethic?“ (1793) des Philosophen Richard Routley zurück.
Pathozentrische Umweltethik
Die pathozentrische Umweltethik beruht auf der Überzeugung, dass alles Leben verwandt ist und dass Menschen und Tiere auf eine ähnliche Art und Weise leiden. Sie hebt so die Sonderstellung des Menschen etwas auf und schreibt leidensfähigen Lebewesen wie Tieren erstmals Rechte zu.₃ Der englische Jurist Jeremy Bentham war einer der ersten Befürworter von Tierrechten. Auch der deutsche Philosoph Arthur Schopenhauer zählte zu den ersten Menschen, die den Tieren Gefühle wie Leid und Freude und damit auch entscheidende Gemeinsamkeiten zwischen Mensch und Tier zuschrieben.
„Wer grausam gegen Tiere ist, kann kein guter Mensch sein.“
Arthur Schopenhauer
Indem er zum Beispiel Tierversuche ablehnte, entstanden sozusagen moralische Formen des Mitleids und der Verantwortung gegenüber den Tieren. Tiere bekamen auch dann eine Existenzberechtigung zugesprochen, wenn sie dem Menschen nicht gedient haben. So wurde der Grundstein für die heutige Tier- und Umweltethik gelegt.
Tipp: Ich habe dir eine Sammlung inspirierender Tierschutz Zitate zusammengestellt. Schau gerne Mal rein!
Biozentrische Ethik
Die biozentrische Umweltethik schreibt allen Lebewesen ein Lebensinteresse zu. Sie geht davon aus, dass der Mensch unmittelbare Pflichten gegenüber schmerzempfindenden, aber auch gegenüber allen anderen Lebewesen hat. Alles Leben habe einen Zweck aus sich selbst heraus – und existiert nicht, um dem Menschen zu dienen.₄
„Tierschutz ist Erziehung zur Menschlichkeit.“
Albert Schweitzer
Der deutsch-französischer Arzt und Philosoph Albert Schweitzer zählte beispielsweise zu den konsequenten Verfechtern der biozentrischen Ethik.
Holistische Umweltethik
Die holistische Umweltethik (auch ganzheitliche Umweltethik genannt) schreibt nicht nur allen Lebewesen, sondern auch aller unbelebter, natürlicher Materie Rechte und Werte zu.₅ Erwartet wird dabei aber nicht die Gleichbehandlung von belebter und unbelebter Natur, sondern vielmehr einfach die Betrachtung unbelebter Natur als wertvollen Teil der Natur. Die holistische Umweltethik betrachtet den Menschen als Teil der Natur und nicht als etwas von ihr Losgelöstes mit einer Sonderstellung. Es ist entscheidend, was der Natur als Ganzes nützt und nicht nur dem Vorteil der Menschen dient. Die Natur ist also insgesamt ethisch bedeutsam – greifen wir Menschen in sie ein, benötigen wir eine moralische Rechtfertigung dafür.
Warum ist Umweltethik so wichtig?
Die Umweltethik ist dafür da, Veränderungen in unserem Denken und Handeln zu bewirken. Folgen ihr keine Handlungsveränderung und soziale Umweltbewegungen, ist ihr Wert gering. Doch begründet sie die Motive für ökologisch-ethische Verhaltensweisen klar und deutlich, kann sie uns zu einer entscheidend nachhaltigen Lebensweise führen, in der wir Menschen uns nicht als Herrscher über die Natur, sondern als einfachen Teil dieser betrachten.
Doch ob Klimawandel, Abholzung der Regenwälder, Luftverschmutzung oder Wasserknappheit: die Folgen unseres Handelns auf dieser Erde sind heute unübersehbar. Früher hatte ökologisch-unethisches Verhalten vielleicht noch keine spürbaren Auswirkungen für uns Menschen – doch nun hat es direkte Folgen für die gesamte Biosphäre. Erschwerend kommt hinzu, dass sogenannte Kipppunkte im Klimasystem zu unaufhaltbaren Kettenreaktionen führen können, die auch unsere eigene Existenz auf der Erde bedrohen.
Das heißt: selbst wenn uns Umwelt und Tierwelt völlig egal wären und absolut egoistisch durch die Welt laufen würden, würden wir am Ende auch uns selbst und auch unseren Kindern und Enkelkindern enorm schaden. „Nach mir die Sintflut“ ist also auch aus Sicht der Umweltethik ein egoistisches und sehr kurzfristig-gedachtes Vorhaben. Wir müssen also verstehen, dass nachhaltiges Handeln auch eine Art des Selbstschutzes ist – und dass wir nicht als einziges Lebewesen in einer ungesunden Umwelt gesund bleiben können.
Wir kommen nicht umher zu lernen, nachhaltiger zu leben. Und so schwer uns Veränderungen auch fallen mögen, ist die Umsetzung einer umweltfreundlicheren Lebensweise heute so einfach wie nie zuvor. Hier sind einige weiterführende Beiträge, die dir weiterhelfen können:
- Warum nachhaltig leben?
- Saisonal einkaufen / regional einkaufen
- Gründe für Veganismus
- Start ins vegane Leben
- Ökologischen Fußabdruck verringern
Tipp: Vegan zu leben, bedeutet nicht ausschließlich, die Ausbeutung von Tieren zu verhindern. In einem separaten Beitrag erfährst du, warum Veganismus auch Menschenrechte fördert.
Studium
Dass du Umweltethik auch studieren kannst, möchte ich dir nicht vorenthalten. Das Studium vermittelt dir ein übergreifendes Sachverständnis über das Verhältnis zwischen Mensch und Natur. Es bereitet dich entscheidend auf die Arbeit in Umweltverbänden, in der Kommunikation bewusst nachhaltig-agierender Unternehmen oder im Bereich der nachhaltigen Erziehung und Bildung vor. Als Master wird es beispielsweise an der Universität Augsburg angeboten.
Tipp: Ich habe dir eine ausführliche Liste aller nachhaltigen Studiengänge zusammengestellt. Dort findest du weitere Inspiration für deinen zukünftigen, beruflichen Werdegang!
Umweltethik – Wir sind in der Verantwortung
Wir Menschen sind in der Verantwortung und haben heutzutage selbstverschuldet tatsächlich eine Art Sonderstellung in der Natur: ganz einfach weil wir selbst und ganz allein für die Umweltprobleme unserer Zeit verantwortlich – und deshalb auch die einzigen Lebewesen sind – die den Planeten aktiv vor dem Kollaps bewahren können.
Die Umweltethik lehrt uns: wir müssen wir wieder stolz auf das sein was wir tun – aber eben auch auf das, was wir nicht tun. Unser Handeln hat Folgen – und oft Opfer. Wir sind nicht das Zentrum der Natur, sondern nur ein Teil von ihr. Ein Teil, der in der Verantwortung steht.
Ich hoffe, dass ich dir mit diesem Beitrag zum Thema Umweltethik weiterhelfen konnte. Hast du Fragen oder Anregungen? Dann schreibe mir wie immer gern einen Kommentar.
Bleib‘ wissbegierig,
PS.: Die Massentierhaltung zählt zu den Hauptverursachern der heutigen ökologischen Probleme. Erfahre jetzt, was dagegen spricht, dass wir Menschen Fleischfresser sind.
Quellenangaben:
₁ Oliver Bendel: Umweltethik, abrufbar unter https://t1p.de/s43m. [26.04.2021].
₂ Vgl. Teutsch, G.M. (1985), Lexikon der Umweltethik, Vandenhoeck & Ruprecht, Düsseldorf, S. 8-9.
₃ Vgl. Teutsch, G.M. (1985), Lexikon der Umweltethik, Vandenhoeck & Ruprecht, Düsseldorf, S.83/84.
₄ Vgl. Teutsch, G.M. (1985), Lexikon der Umweltethik, Vandenhoeck & Ruprecht, Düsseldorf, S.17.
₅ Vgl. Teutsch, G.M. (1985), Lexikon der Umweltethik, Vandenhoeck & Ruprecht, Düsseldorf, S.46.