Du willst mehr über die Tiere in der Textilindustrie erfahren und wissen, welche Stoffe tierischen Ursprungs sind? Dann bist du hier genau richtig! Ein dicker Mandel aus Echtpelz, ein elegantes Kleid aus Seide, eine gefütterte Daunenjacke oder ein bequemes Sofa aus Leder – all diese Textilstücke erzählen die Geschichte eines Tieres. Doch wir tragen und benutzen sie, als wären es ganz normale Alltagsprodukte. Dabei musste für jedes dieser Produkte ein fühlendes Lebewesen leiden. Ungesehen hinter verschlossenen Käfigtüren.
Mit diesem Artikel möchte ich dir jetzt alles Wissenswerte über das Tierleid in der Kleidungs- und Textilindustrie vermitteln und dich vor allem für die Folgen deiner Kaufentscheidungen in Modegeschäften sensibilisieren. Du erfährst, für welche Stoffe tierischen Ursprungs sind, welche Tiere für Textilien ausgebeutet werden und was du im Alltag dagegen tun kannst. Auf geht's!
Vorab findest du hier schon eine kurze Übersicht:
Für welche Textilien und Stoffe müssen Tiere leiden?
Es gibt eine echte Vielzahl von Textilstoffen, die tierischer Natur sind. Um dieses Material dauerhaft gewährleisten zu können, werden die Tiere heutzutage kaum noch in der Wildnis gefangen, sondern auf einen bestimmten „Zweck“ (den wir Menschen ihnen aus Eigeninteresse zugeordnet haben) hin gezüchtet.
Und so sind im Laufe der Zeit vor allem für die folgenden Stoffe Industrien entstanden, die Tiere planmäßig (und noch gesellschaftlich akzeptiert) ausbeuten:
- Leder
- Pelz
- Seide
- Daunen
- Wolle
- …
Diese Stoffe solltest du bei deiner Kleiderwahl vermeiden – egal, ob du vegan lebst oder einfach nur generell Tierleid verhindern möchtest.
Nun möchte ich dir aber noch einmal etwas genauer erläutern, was genau mit den Tieren passieren muss, damit man am Ende eine Lederhandtasche, einen Pelzmantel, ein Seidenkleid, eine Daunenjacke oder eine Wollmütze tragen kann. Im Anschluss erfährst du dann, was du dagegen unternehmen kannst.
Leder
Tierleder gilt als „Abfallprodukt der Fleischindustrie“. Doch tatsächlich ist es das wichtigste Co-Produkt der Fleischindustrie, mit dem die Verantwortlichen Kasse machen, sobald beispielsweise Kühe, Schweine, Ziegen oder Schafe keinen anderweitigen Ertrag mehr bringen und aus wirtschaftlicher Sicht „nutzlos“ sind. Zudem gibt es bestimmte Industrien, die Tiere vor allem aufgrund ihrer Haut züchten – zum Beispiel Alligatoren, Kängurus oder Strauße, aber auch Hunde und Katzen.
Beispiel Indien: Vor allem (die ja eigentlich heiligen) Kühe müssen hier illegale Transporte ohne Wasser und Nahrung überstehen und kommen meist ausgemergelt am Zielort an. Wenn sie sich nicht aufraffen, müssen sie Gertenschläge, Chili in den Augen und nicht zuletzt die Schlachtung ohne Betäubung ertragen.₁ Das sind wesentliche Gründe dafür, dass Veganer*innen kein Leder tragen.
Hinweis: Tierisches Leder ist nicht nachhaltig! Zum einen, weil es kein reines Nebenprodukt der Massentierhaltung ist und zum anderen, weil die Gerbung giftig ist und es in vielen Gerbereien zu Kinderarbeit kommt. Nicht alle Länder dieser Welt haben klare Umwelt- und Sozialstandards.
Pelz
Pelz ist die behaarte und abgezogene Haut von Tieren. Nur ein verschwindend geringer Anteil der weltweit gehandelten Pelze stammen heutzutage von Tieren aus der Jagd – zwischen 80 und 85 Prozent aller Felle aus dem Handel werden auf industriellen Pelzfarmen „produziert“.₂
Dort werden vor allem Füchse, Nerze und Marder in engen Käfigen auf Gitterböden gehalten und auf das doppelte ihres natürliches Gewichts gemästet. Die Tiere zeigen in der Folge Verhaltensstörungen, laufen ohne Ziel in ihren Käfigen auf und ab – und brechen unter ihrem eigenen Gewicht zusammen. Deutsche Pelzfarmen unterliegen zwar relativ klaren, gesetzlichen Auflagen – allerdings gilt das natürlich nicht für importiere Pelze aus ausländischen Pelzfarmen. Sei dir auf jeden Fall einer Sache bewusst: es gibt keine Kleidung mit Echtpelz ohne Tierquälerei!
Seide
Seide ist nicht vegan, denn die Fasern werden in einem ziemlich brutalen Prozess aus den Kokons bzw. dem vor allem aus Proteinen bestehenden Garn der „Seidenraupe“ gewonnen. Zucht und Herstellung finden bevorzugt in China, Indien oder Japan statt und beinhalten, dass die Tiere lebendig in siedendem Wasser gekocht oder schlichtweg vergast werden, bevor sie aus ihrem umsponnenen Kokon ausbrechen können. Einige wenige von ihnen lässt man überleben, damit Nachwuchs produziert und der gewinnbringende Prozess weitergeführt werden kann.
Daunen und Federn
Man spricht zwar bei wärmenden, beliebten Füllmaterial von Jacken und Bettdecken gern von „Daunen“, aber eigentlich handelt es sich um „Daunenfedern“. Ein Begriff, der uns eher vor Augen führt, dass für dieses Textilmaterial ein Tier leiden musste.
Daunenfedern sind die Körperteile von Gänsen und werden den Tieren meist bei vollem Bewusstsein aus der Haut gerupft. Dieser sogenannte Lebendrupf ist in Europa eigentlich verboten, wird aber dennoch auf vielen Gänsefarmen praktiziert. Die Alternativmethode ist das „Raufen“ – eine Technik, bei der der natürliche Mauserzeitpunkt abgewartet wird, zu dem die Tiere ihre Federn abwerfen. Allerdings können sich die Zeitpunkte bei jedem Tier individuell unterscheiden, sodass nicht nur Federn sondern auch Hautteile herausgerissen werden.₃
Gut zu wissen: Viele Farmen produzieren auch Stopfleber. Dafür werden Gänse und Enten zwangsgemästet, indem ihnen ein Rohr in die Speiseröhre gestoßen wird.
Wolle
Textilien wie Kaschmir, Angorawolle oder Merinowolle existieren nur, weil es die Tiere in der Modeindustrie gibt. Kaninchen, Alpakas, Kamele, Ziegen und vor allem Schafe, zum Beispiel. Nun könnte man sagen, dass doch Schafe sowieso geschoren werden müssen – doch das liegt nur daran, dass wir Menschen sie gnadenlos überzüchtet haben. Von Natur aus hätten sie eigentlich nur so viel Wolle, wie sie brauchen, um sich gegen Kälte oder Hitze zu schützen.
Auch der Scherprozess ist mit großem Tierleid verbunden. So werden die Tiere oft schon deshalb an den Ohren und Schwänzen verletzt, weil Scherer*innen nach Wollmenge und nicht nach Stunden bezahlt werden. Für Merinowolle wird außerdem dass sogenannte Mulesing praktiziert – dabei werden junge Lämmer auf den Rücken in eine Vorrichtung gelegt, um ihnen ohne Betäubung Haut- und Fleischstücke rund um den Schwanz abzutrennen. Die Wunden und Verletzungen bleiben zudem meist unbehandelt.₄
Im Artikel „Warum tragen Veganer*innen keine Wolle“ erläutere ich dir alle Motive und Hintergründe noch einmal ganz genau.
Wichtig: Es macht keinen Sinn, jetzt hektisch alle Kleidungsstücke auszusortieren, für die ein Tier leiden musste. Achte stattdessen lieber darauf, dass du in Zukunft kein Geld mehr für „Kleidung mit Tierbeteiligung“ bezahlst. Denn die Nachfrage bestimmt das Angebot – und sorgt für positive Veränderung.
Welche Tiere in der Textilindustrie müssen leiden?
Alle Tiere, die für unsere Textilien und Kleidungsstücke gefangen, gehalten oder gezüchtet werden, müssen leiden. Schließlich kann man sich nicht die Körperteile von jemandem nehmen, der das ganz offensichtlich nicht möchte.
Die Liste der Tiere in der Modeindustrie und Textilindustrie ist ellenlang. Allerdings möchte ich dir hier einige von ihnen auflisten, die bevorzugt weltweit eingefangen oder systematisch ausgebeutet werden, damit wir Menschen scheinbar nützliche oder luxuriöse Dinge aus ihren Körperteilen machen können.
Die folgenden Tiere leiden für…
Leder:
- Rinder
- Pferde
- Esel
- Büffel
- Kängurus
- Krokodile
- Gämse
- Elefanten
- Strauße
- Schlangen
- Fische (z.B. Aale, Dorsche, Rochen oder Haie)
- Hunde (auch für Pelz)
- Katzen (auch für Pelz)
- …
Pelz:
- Nerze
- Marderhunde
- Füchse
- Otter
- Dachse
- Waschbären
- Wiesel
- Luchse
- Robben
- Eichhörnchen
- Hamster
- Kaninchen
- Chinchillas
- …
Wolle:
- Schafe
- Ziegen
- Alpakas
- Kamele
- Lamas
- Biber
- Yak
- …
Daunen:
- Gänse
- Enten
- …
Seide:
- Raupen
- …
Im Grunde hat diese Liste kein Ende. Es leiden übrigens nicht nur die Tiere, die für ihre Haut, Federn oder ihr Fell ausgebeutet werden. Unter den Abgasen, Abwassern und Giftstoffen, die aus Textilfabriken in die Luft entweichen, in die Böden eindringen oder in die Flüsse geleitet werden, leiden alle Tiere. Auch das ist ein menschengemachter Beschleuniger des Artensterbens.
Fallen dir weitere Tiere ein, die für Mode oder Textilien gefangen oder gezüchtet werden? Dann schreibe mir gerne einen Hinweis in die Kommentarspalte.
Was kann jeder für die Tiere in der Modeindustrie tun?
Eigentlich sollte es gar keine „Tiere in der Modeindustrie“ geben. Wer wirklich gegen Tierquälerei und Tierleid einsteht, wird das ähnlich sehen. Doch diese Problematik wird nicht einfach von heute auf morgen verschwinden. Wir müssen unser Verhalten anpassen und lernen, bewusst Mode und Textilien zu konsumieren, für die Tiere im Herstellungs- und Produktionsprozess keine Rolle spielen. Dann werden Modelabels und Händler immer mehr auf tierfreundliche Kleidungsstücke setzen.
Jetzt möchte ich dir noch einige Tipps mit auf den Weg geben, die sowohl Veganer*innen, als auch alle Nicht-Veganer*innen beherzigen sollten.
Auf Produkt-Siegel achten
Es ist unglaublich schwer einzuschätzen, ob ein Kleidungs- oder Textilstück frei von tierischen Materialien ist oder nicht. Allerdings gibt es mit dem „PETA-Approved Vegan“-Siegel, auch ein ziemlich klares Erkennungsmerkmal tierfreundlicher Produkte. Es hilft dir, vegane Textilien schneller zu erkennen. Ob Mode, Accessoires oder Innenausstattung – das jeweilige Produkt ist frei von Leder, Wolle, Seide, Pelz, sowie von tierischem Kleber und tierischer Farbe.
Bei Marken einkaufen, die gegen Tierleid einstehen
Es gibt bestimmte Modemarken, die ganz bewusst dafür sorgen, dass ihre Produkte tierleidfrei hergestellt werden. So kommuniziert zum Beispiel Cecil, dass die vom Unternehmen produzierte und angebotene Kleidung absolut (echt)pelzfrei ist.
Ob Modegeschäft oder einzelne Brands – irgendwann hast du deine Favoriten, sodass dein nächstes, veganes Shopping-Erlebnis schon wesentlich einfacher für dich wird.
Künstliche Alternativen bevorzugen
Natürlich ist es am besten, auch nicht einmal mehr die Produkte zu tragen, die nach tierischem Ursprung aussehen. Schließlich würde man auf diese Weise dafür sorgen, dass die gesellschaftliche Akzeptanz weiter vorhanden bleibt.
Wenn du aber unbedingt Leder, Seide, Wolle oder Pelz tragen willst, dann steige zumindest auf die täuschend echten, tierfreundlichen, pflanzlichen bzw. künstlichen Alternativen um. Dazu zählen zum Beispiel:
- Leder aus Ananas, Pilzen, Papier, Kakteen oder Kork
- Seide aus Soja, Kakteen oder Lotusblumenwurzeln
- Wolle aus Baumwolle, Bambus, Hanf oder Leinen
- Pelz aus Baumwolle und synthetischem Polyacryl-Florgarn
Auch für Daunen gibt es mit Bambus, Kapok oder Hanf auch tierfreundliche, synthetische Isolationmaterialien, die dich wärmen können.
Tipp: Wie du Echtleder und Kunstleder unterscheiden oder Echtpelz erkennen und vermeiden kannst, erfährst du übrigens in den jeweils verlinkten Artikeln.
Die Arbeit von Tierschutzorganisation unterstützen
Anhand dieses Artikels siehst dz, dass jeder im Alltag etwas für den Schutz von Tieren tun kann. Allerdings fehlt einem manchmal die Zeit, um wirklich aktiv zu werden und beispielsweise auf die Straße zu gehen. In solchen Fällen kann auch eine Spende an eine der vielen Tierschutzorganisationen weiterhelfen, die sich täglich mit voller Leidenschaft für Tierrechte stark machen. Gern gesehen und sinnvoll eingesetzt ist deine finanzielle Unterstützung auf jeden Fall bei PETA Deutschland, bei der Albert-Schweitzer-Stiftung oder beim Tierschutzbund.
Tiere haben in der Kleidungs- und Textilindustrie nichts zu suchen
Es gibt also auch sinnvolle, pflanzliche oder synthetische Alternativen, die tierische Stoffe nachahmen ohne Tierleid zu verursachen. Doch da man sie schwer auseinanderhalten kann, hast du die absolute Garantie auf tierleidfreie Kleidung nur, wenn du auf Leder, Seide, Daunen, Pelz oder Wolle verzichtest.
Ich hoffe, dass ich dich mit diesem Artikel für das Tierleid in der Textilbranche sensibilisieren konnte. Verzichtet habe ich dafür auf jeden Fall auf brutale Bilder von Situationen, die in der Industrie leider Gang und Gäbe sind. Wenn du also noch nicht vollkommen überzeugt davon bist, zukünftig auf vegane Kleidung und Wohntextilien zu setzen, dann empfehle ich dir, sowohl die Dokumentationen „Dominion“, als auch „True Cost“ anzusehen.
Hast du Fragen, Tipps oder Anregungen zu diesem Artikel über Tiere, die in der Mode- und Textilindustrie ausgebeutet und gequält werden? Dann schreibe mir gern einen Kommentar!
Bleib‘ tierfreundlich,
PS.: Können Tiere eigentlich lachen, so wie wir Menschen? Die Antwort erfährst du jetzt im nächsten Artikel!
Quellenangaben:
₁ Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt: Leder – Tierleid und Umweltverschmutzung (Stand: 21.08.2016), abrufbar unter https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/leder-tierleid-und-umweltverschmutzung. [10.10.2022].
₂ animal public e.V.: Zahlen und Fakten zum Thema Pelz, abrufbar unter https://t1p.de/petg. [12.08.2021].
₃ Welttierschutzgesellschaft e.V.: Daunen – gerupftes Leid (Stand: 26.11.2020), abrufbar unter https://welttierschutz.org/daunen/
₄ PETA Deutschland e.V.: Mulesing – Lämmer für Merinowolle qualvoll verstümmelt (Stand: 26.09.2022), abrufbar unter https://www.peta.de/themen/mulesing. [12.08.2021].