Was ist eigentlich Sportswashing? Wenn du eine klare Antwort auf diese Frage suchst, bist du hier absolut richtig. Sport hilft uns dabei, Stress abzubauen, gesund und fit zu bleiben und glücklich zu sein. Er macht Spaß und ist in der Lage Millionen von Menschen zu begeistern. Ganz egal ob Fußball, Basketball, Handball, Motorsport, Skispringen, Leichtathletik oder American Football – besonders große Sportereignisse haben eine unglaubliche Strahlkraft, die keinen Halt an Ländergrenzen macht. Genau diese Eigenschaft nutzen vor allem korrupte oder autoritäre Regime, um ihre Image aufzupolieren.
In diesem Artikel möchte ich dir jetzt alles Wissenswerte rund um das sogenannte Sportswashing an die Hand geben. Von der Definition, über Motive und Beispiele, bis hin zu möglichen Lösungsansätzen. Auf geht's!
Definition: Was ist Sportswashing?
Länder oder Unternehmen die Sportswashing betreiben, versuchen das eigene Ansehen mithilfe des positiven Images einer beliebten Sportart aufzuwerten. Es wird darauf abgezielt, dass sich die Zustimmung, die Aufmerksamkeit und nicht zuletzt die Begeisterung für ein Sportevent auf die Ausrichter überträgt.₁
Der mittlerweile fest etablierte Begriff ist eine Kombination aus dem selbsterklärenden Wort „Sport“ sowie „Whitewashing“, was so viel wie Schönfärberei bedeutet. Ähnlich wie beim Greenwashing (Versuch durch Marketing- und PR-Maßnahmen ein „grünes Image“ zu erlangen) versucht man, eine eigentlich schlechte Sache möglichst gut dastehen zu lassen.
Hintergrund: Für welche Ziele werden Sportevents politisch ausgenutzt?
Es sind vor allem autokratische Staaten, wie zum Beispiel Russland und China – und auch die Golfstaaten Saudi-Arabien und Katar – die Sportswashing betreiben. Letztere sind nicht zuletzt aufgrund ihrer riesigen Gas- und Erdöl besonders reich und dadurch auch besonders mächtig und einflussreich. In islamischen, autoritären Regimen herrschen jedoch andere Rechte, die weit entfernt von den demokratischen Grundwerten sind, die wir in der westlichen Welt vorleben. So werden dort zum Beispiel Religionsfreiheit, Rechte von Homosexuellen oder Frauenrechte mit Füßen getreten. Entweder sind sie nur eingeschränkt oder einfach gar nicht vorhanden.
Über entsprechende Menschenrechtsverletzungen möchte man deshalb den beschönigenden, freundlichen und weltoffenen Schleier eines eingekauften Sportevents werfen – und das Ansehen in der Welt auf diese Weise verbessern, während man nichts an den menschenunwürdigen Missständen ändert.
Beispiele: Wer betreibt Sportswashing – und wie?
Man organisiert ein großes Sportevent und schon vergessen die Menschen all die Missstände in deinem Land oder deiner Organisation. Funktioniert das wirklich so einfach? Tatsächlich steckt etwas mehr dahinter, vor allem System! Je länger sie sich innerhalb eines Sports engagieren und einen Namen machen, desto abhängiger ist der jeweilige Sport von ihnen – und desto höher ist auch die gesellschaftliche Akzeptanz trotz Menschenrechtsverletzungen.
Hier sind einige von unzähligen Beispielen, die genauer zeigen, wie sich Staaten mithilfe von Sportveranstaltungen ein sauberes Image verleihen.
Kauf eines Sportvereins
- Manchester City: Der weltbekannte Club gehört zu größten Teilen der Abu Dhabi United Group Investment & Development Limited, sowie auch der China Media Capital Football Holdings Limited. Gespielt wird im Etihad Stadium, benannt nach der nationalen Fluggesellschaft der Vereinigten Arabischen Emiraten.
- Paris St. Germain: Der französische Serienmeister gehört der Firma Qatar Sports Investments um den Präsidenten Nasser Al-Khelaifi, der mittlerweile großen Einfluss im Weltfußball genießt. Die Fluglinie Qatar Airways ziert auch die Trikots des Clubs. Spieler wie Kilian Mbappé oder Neymar wurden für rund 400 Millionen Euro verpflichtet.
- Newcastle United: Ein vom saudischen Staatsfonds Public Investment Fund angeführtes Konsortium übernahm im Oktober 2021 die Rechte am traditionsreichen Fußballclub Newcastle United.
- …
Sponsorship eines Sportteams
- FC Bayern München: Seit Juli 2018 ziert das Logo von Qatar Airways beispielsweise den Trikot-Ärmel oder die Ersatzbänke des FC Bayern. Doch der öffentliche Druck wächst. Nicht zuletzt, da viele Vereinsmitglieder die Menschenrechtslage in Katar verachten und den Verein zum Handeln drängen.
- Paris St. Germain: Der französische Club ist nicht nur in katarischem Besitz, sondern wird auch von Qatar Airways gesponsert.
- FC Barcelona: Auch beim FC Barcelona zierte die Fluglinie das Trikot der Spieler*innen.
- Formel 1: Der saudi-arabische Ölkonzern Aramco ist einer der Hauptsponsoren der internationalen Rennserie Formel 1 und gleichzeitig auch der Hauptsponsor des Aston-Martin-Teams.
- …
Sponsorship von Sportevents
- Olympische Sommerspiele 1936 in Deutschland: Als Nazideutschland 1936 das Event ausrichtete, sahen es die Veranstalter*innen als Aufmunterung für die arische Rasse an.₂
- Olympische Sommerspiele 2008 in China: Die chinesische Regierung legte bei dem Event mehr Wert auf ihr vordergründiges Image, als auf grundsätzliche Veränderungen. Die Verfolgung und Bestrafung von Menschenrechtsverteidiger*innen und Medienschaffenden dauert auch während der Spiele weiter an.₃
- Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland: Die WM in Russland stand vor allem aufgrund der miserablen Arbeitsbedingungen der Arbeiter*innen, sowie aufgrund von Dopingvorwürfen und anderen Eklats in der Kritik.
- Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2019: Das Sportevent fand unter extremen, klimatischen Bedingungen in Katar statt. Aufgrund der enormen Hitze mussten sich viele Sportler*innen in medizinische Behandlung begeben.
- Spanischer und italienischer Supercup 2020: Die beiden Spiele zwischen dem Vorjahresmeister und dem Vorjahrespokalsieger aus der spanischen, sowie aus der italienischen Liga, fanden jeweils in Saudi-Arabien statt.
- Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar: Die Weltmeisterschaft in Katar wurde gekauft – der Wüstenstaat erhielt im Jahr 2010 den Zuschlag. Während der Bauarbeiten der Stadien sind mindestens 6500 Menschen ums Leben gekommen.
- …
Lösungen: Was kann man gegen Sportswashing tun?
Die Lösung kann nur darin liegen, die drohende, gesellschaftliche Akzeptanz des Sportswashings immer weiter zu kritisieren. Es ist wichtig, die beschönigenden Versuche einer Image-Politur nicht zu verschweigen.
Maßnahmen gegen Korruption sind zum Beispiel ein geeignetes politisches Mittel. Verbraucher*innen können hingegen durch einen Boykott dafür einstehen können, dass sie Menschenrechtsverletzungen und andere gesellschaftliche Missstände nicht hinnehmen. Ich persönlich werde mir aus diesen und einigen weiteren Gründen kein Spiel der Weltmeisterschaft in Katar anschauen.
Fallen dir weitere Möglichkeiten ein, etwas gegen Sportswashing zu unternehmen? Dann freue ich mich auf deinen Kommentar!
Sportswashing – Gezielte Image-Kampagnen mit Folgen
Ich persönlich finde die Motive der angesprochenen Staaten einfach viel zu offensichtlich, als dass ich mich beispielsweise über ein Tor der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-WM in Katar freuen könnte. Menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, Ausbeutung, Tausende Tote beim Bau der Stadien, Hass gegenüber Homosexuellen, Unterdrückung von Frauen… all diese Missstände würde man akzeptieren, indem man die Augen zudrückt und jubelt.
Ich hoffe sehr, dass du aus diesem Beitrag über Sportswashing einiges mitnehmen konntest. Hast du Fragen, Tipps oder kennst du weitere, lehrreiche Beispiele? Dann schreibe mir einfach einen Kommentar unter diesen Artikel.
Bleib‘ kritisch,
PS.: Weißt du eigentlich, was Verschwörungstheorien sind und wie sie funktionieren? Im verlinkten Artikel erläutere ich es dir.
Quellenangaben:
₁ Benjamin Knaack: Rallye Dakar in Saudi-Arabien Waschgang in der Wüste (Stand: 05.01.2020), abrufbar unter https://www.spiegel.de/sport/sonst/rallye-dakar-in-saudi-arabien-waschgang-in-der-wueste-a-1303167.html. [11.11.2022].
₂ M. Rosenberg: Sportswashing – Warum Regime den Sport für ihre schmutzigen Zwecke ausnutzen (Stand: 12.04.2022), abrufbar unter https://www.sportsillustrated.de/mehr-sport/sportswashing-warum-regime-den-sport-fuer-ausnutzen. [11.11.2022].
₃ humanrights.ch: Peking 2008 – Menschenrechtsorganisationen ziehen Bilanz, abrufbar unter https://www.humanrights.ch/de/ipf/menschenrechte/aussenpolitik/olympische-spiele-menschenrechte. [11.11.2022].