Möchtest du mehr über Slow Fashion und einen nachhaltigeren Umgang mit Mode erfahren? Dann bist du hier genau richtig. Denn der schnelllebige Modekonsum unserer Wegwerfgesellschaft ist die Ursache für viele der größten Umweltprobleme unserer Zeit. Indem du nachhaltiger mit deiner Mode umgehst und sie bewusster konsumierst, wirkst du ihnen im Alltag entgegen.
In diesem Artikel möchte ich dir zunächst mehr über die Slow Fashion Bewegung und ihre Vorteile erklären, um dir dann die besten Tipps für den nachhaltigen Modekonsum mit an die Hand zu geben. Auf geht's!
Tipp: Das Thema Kleidung nimmt auch einen wichtigen Teil in meinem neuen Buch Nachhaltig leben für Einsteiger ein. Das ist sicher auch etwas für dich! 🙂
Was ist Slow Fashion?
Der Begriff der Slow Fashion beschreibt grundsätzlich den nachhaltigen, und bewussten Modekonsum. Neben dem Konsum von Kleidungsstücken aus umweltfreundlichem Material und recycelter Kleidung fallen darunter beispielsweise auch die Verwendung von Second-Hand-Mode, die Bevorzugung langlebiger und qualitativ hochwertiger Kleidung, sowie der bewusste Kauf bei kleinen und regionalen Modelabels. Auf diese Weise entschleunigt Slow Fashion den Wegwerfkonsum unserer Gesellschaft, da mehr Wert auf bestehende Kleidungsstücke gelegt wird.
Hinweis: Das Gegenteil ist übrigens Fast Fashion – im verlinkten Artikel erfährst du mehr über die schnelllebige Mode und darüber, welche Probleme sie in unserer Welt verursacht.
Über die Slow Fashion Bewegung
Wie bereits beschrieben, hat die Existenz der Slow Fashion Bewegung vor allem einen Grund: die schnelllebige Mode, die unsere Gesellschaft und vor allem unsere Umwelt vor große Herausforderungen stellt. Shoppingmeilen, Schnäppchenpreise und neue Kollektionen im Wochentakt. Masse statt Klasse. Billig und kurzlebig statt etwas teurer und langlebig.
Schlussendlich befindet sich so viel Kleidung in unseren Schränken, wie wir nicht einmal tragen können – während andernorts Menschen unter unwürdigen Umständen diese Kleidung nähen oder um löchrige und dreckige Kleidung betteln müssen. Zudem werden Abwasser in die Flüsse geleitet – und Kleidung, die nicht gebraucht wird, wird verbrannt, weil es billiger ist, als sie noch zu verkaufen. Das ist alles nicht fair und das ist schon gar nicht nachhaltig – und deshalb ist die Slow Fashion Bewegung entstanden.
Vorteile von Slow Fashion
Slow Fashion hat im Grunde keine Nachteile – naja, vielleicht für die Fast Fashion Industrie. Denn wo weniger konsumiert wird, kann auch weniger verdient werden. Doch für alle anderen sind die Vorteile vielseitig – ob für uns Menschen oder die Natur.
Hier sind einige Vorteile von Slow Fashion in der Übersicht:
- Wasser: Die globale Wasserknappheit ist eines der größten Umweltprobleme unserer Zeit. Nur einen Bruchteil des Wassers auf der Erde können wir trinken – die Slow Fashion Bewegung verhindert die Ableitung von Abwasser in die klaren Flüsse und Seen und wirkt so der Wasserknappheit entgegen.
- Gesundheit: Unter menschenunwürdigen Bedingungen müssen Arbeiter/innen in Bangladesch und anderen „Billiglohn-Ländern“ für die Fast Fashion Industrie schuften. Ob auf den Feldern oder in der Nähfabrik – die Slow Fashion Bewegung fördert hingegen faire und gesunde Arbeitsbedingungen.
- Geld sparen: Kurzfristig mag ein 5€-Shirt günstiger sein, langfristig lohnt es sich jedoch auch finanziell, lieber in langlebige Qualitätsware zu investieren. So kannst du auf nachhaltige Weise Geld sparen.
- Müllvermeidung: Ganz im Sinne des Zero Waste Lebensstils kann man auch alte, abgenutzte Kleidungsstücke noch einmal umstylen, reparieren, teilverwenden oder upcyceln.
- Minimalismus: Indem du dich mit der Slow Fashion beschäftigst, entwickelst du ganz nebenbei ein neues, persönliches Bewusstsein. Dadurch lernst du, grundsätzlich minimalistischer zu leben.
Doku-Tipp: Wenn du noch mehr Motivation für einen bewussteren Modekonsum benötigst, dann schaue dir unbedingt den Film The True Cost an. Auch unter nachhaltige Dokumentationen findest du diese und viele weitere Dokus, um dich zu einem noch umweltbewussteren Alltag zu motivieren.
10 Slow Fashion Tipps, um Mode nachhaltig zu kaufen
Wie lässt sich die langsame Mode nun ganz praktisch in den eigenen Alltag integrieren? Diese Frage möchte ich dir jetzt anhand einiger Tipps für den nachhaltigeren Umgang mit Mode beantworten. Zunächst folgen einige Tipps für den Kauf von Mode, bevor es dann zu den alltäglichen Tipps übergeht.
1. Mode aus nachhaltigem Material bevorzugen
Wenn sich der Neukauf von Mode nicht vermeiden lässt, solltest schon einmal darauf achten, dass sie aus umweltfreundlichem Material, wie beispielsweise Bio-Baumwolle, Leinen, Hanf oder Bio-Seide besteht. Leder ist heutzutage zum Beispiel in den wenigsten Fällen fair produziert.
Im Artikel Ist Leder nachhaltig? erfährst du mehr darüber.
2. Regional produzierte Kleidung
Werfe einen Blick auf das Etikett eines Pullovers, um zu erfahren, wo er hergestellt wurde. Im Sinne der Slow Fashion solltest du darauf achten, gezielt faire und umweltfreundlich produzierte Kleidung anzusteuern. Kurze Transportwege kannst du zum Beispiel bei den Modemarken erwarten, die lokal und regional herstellen. Steht „Made in Bangladesch“ auf dem Zettelchen am Kragen, dann sollten schon einmal deine inneren Alarmsirenen ertönen.
Tipp: Was für Kleidung gilt, gilt selbstverständlich auch für Lebensmittel. Lese dir unbedingt die Artikel Saisonales Einkaufen und Regionales Einkaufen durch, um zu erfahren, wieso das für einen nachhaltigen Alltag so wichtig ist.
3. Bio-Labels für zertifizierte nachhaltige Kleidung
Umweltfreundliches Material, regionale Produktion und nur wenige „Modesaisons“ im Jahr – nachhaltige Modelabels mit diesen umweltbewussten Eigenschaften sprießen mittlerweile wie Pilze aus dem Boden – und das ist gut so. Doch die meisten von ihnen sind sehr klein und brauchen Unterstützung, um sich im globalen Modemarkt einen Namen machen zu können. Unterstützenswert finde ich beispielsweise die Labels Bleed und Greenality.
Frage: Welche Modelabels findest du besonders cool, weil sie nachhaltig sind – und warum sind sie nachhaltig?
4. Fairtrade-Siegel auf Kleidung
Bevor du Mode kaufst, solltest du einen Blick auf die Siegel werfen. Das IVN-Best-Siegel zeichnet zum Beispiel Naturtextilien aus, deren gesamte Lieferkette vom Anbau der Fasern bis zum fertigen T-Shirt für alle beteiligten fair und ohne den Einsatz von Chemikalien abläuft. Dann gibt es noch das GOTS-Siegel, die Siegel Standard 100 von Oeko-Tex, Bluesign und Cradle to Cradle, sowie das Fairtrade-Siegel. Sie alle helfen dir dabei, nachhaltige Kleidung schneller zu erkennen.
Siegel wie das „PETA-Approved Vegan“-Siegel weisen dich zudem darauf hin, dass ein Produkt vegan ist. Tierleid kannst du dann definitiv ausschließen.
Apropos Tierleid: Schau dir unbedingt meinen Beitrag über die besten Tierschutzorganisationen an und erfahre, wie du sie unterstützen kannst.
5. Second Hand Kauf
Ein Haupterkennungsmerkmal von Slow Fashion ist Second Hand Mode. Klingt Second Hand für dich eigentlich immer noch alt und eingestaubt? Dann ist es Zeit für ein Update! Absolute Unikate warten dort zum Beispiel darauf, den Besitzer zu wechseln. Auf diese Weise schonst du natürliche Ressourcen und sparst auch noch bares Geld. Und da Second Hand Mode immer beliebter wird, gibt es auch immer mehr Läden, in denen du sie bekommen kannst. Im Internet funktioniert der Second Hand Einkauf bei Kleiderkreisel.de oder auf vergleichbaren Plattformen.
6. Vegane Kleidung
Am „PETA-Approved Vegan“-Siegel erkennst du wie gesagt vegane Kleidungsstücke. Vegane Mode ist frei von tierischem Material, wie zum Beispiel Wolle, Leder oder Pelz. Das sind die Dinge, die man auf den ersten Blick als tierisches Material identifizieren kann. Doch auch die Knöpfe einer Jacke können zum Beispiel aus Horn hergestellt sein. Indem du vegane Kleidung bevorzugst, gehst du auf Nummer Sicher. Ein wichtiger Tipp rund um die Slow Fashion Bewegung.
Hinweis: Das waren jetzt viele Tipps zum Kauf nachhaltiger Mode. Doch damit ist es natürlich nicht getan! Ziel muss es sein, grundsätzlich weniger zu kaufen! Dabei helfen dir die folgenden Tipps.
7. Kleidung tauschen
Ein weiterer wichtiger Punkt, darf bei der Slow Fashion nicht vergessen werden. Wie wäre es denn, wenn du aussortierte Kleidung einfach gegen Modestücke eintauschst, die dir gefallen? Ziemlich cool, oder?
Ich muss zugeben, dass ich noch nie bei einer „Kleidertauschparty“ war – aber die gibt es mit Sicherheit in deiner Nähe. Als Gast bringst du dabei Mode mit, die du nicht mehr trägst – und vor Ort tauschst du sie einfach gegen andere Kleidungsstücken, die dir gefallen. So kannst du dann noch einfacher Kleidung tauschen und jeder ist am Ende happy.
8. Mode aus- und verleihen!
Du brauchst ein neues Kleid oder einen schnieken Anzug für einen besonderen Anlass? Warum leihst du dir sie dann nicht einfach aus? Es gibt zahlreiche Online-Portale und natürlich auch Läden in deiner Nähe, bei denen das problemlos möglich ist. Genauso gut kannst du auch Kleidungsstücke von Freunden ausleihen oder an sie verleihen, damit niemand sich etwas Neues kaufen muss.
9. Gebrauchte Mode reparieren, umstylen oder teilverwenden
Wie wäre es, wenn du aus einem langweiligen T-Shirt ein ganz neues Teil zauberst? Beispielsweise, durch ein kleines Umstyling? Auf diese Weise kannst du einem Shirt, an dem du dich bereits sattgesehen hast, wieder neues Leben einhauchen. Du kannst nicht nähen? Dann lerne es doch einfach oder bringe dein Shirt zu einem Schneider – was spricht dagegen? 🙂
Tipp: Im Artikel über Recyclingmode erfährst du, wie ein junges Modelabel alte Kleidungsstücke upcycelt.
10. Capsule Warderobe – Besser auswählen und weniger kaufen
Ja natürlich! Bevor du dein Geld zum Fenster hinaus wirfst und neue Mode kaufst, die dir gar nicht mal so sehr gefällt, solltest du größeren Wert auf die Auswahl legen. Das Prinzip der sogenannten Capsule Warderobe beschränkt die Kleidungsstücke in deinem Besitz auf das Nötigste, ohne an Eleganz zu verlieren. Ganz einfach, indem du auf vielseitige, gut kombinierbare und im besten Falle auch zeitlose Mode setzt. Auf diese Weise sparst du jede Menge Geld und hast schlussendlich einen übersichtlichen Kleiderschrank mit Mode, die du zu vielen unterschiedlichen Styles zusammenbringen kannst.
11. Mode im Kleiderschrank wertschätzen und pflegen
Wer zu viel hat, verlernt, das Vorhandene wertzuschätzen. Vor allem, wenn dein Kleiderschrank schon recht voll ist, stehen dir doch unendlich viele Kombinationsmöglichkeiten zur Verfügung. Es lohnt sich zudem, deine Mode regelmäßig einmal durchzulüften und möglichst textilschonend zu waschen. Indem du Vorhandenes wieder mehr wertschätzt und pflegst, sparst du dir den Neukauf und schonst natürliche Ressourcen.
12. Qualität statt Kurzlebigkeit
Die Slow Fashion setzt auf Qualität und nicht auf Quantität – Klasse statt Masse! Billige Shirts und Pullover sind meist nach wenigen Wochen verwaschen und auch die erste Fäden lösen sich dann schon. Da es eh so billig war, landet das Kleidungsstück dann oft im Müll oder der Altkleidersammlung. Besser ist es, das Billigshirt liegen zu lassen und stattdessen ein hochwertiges und gut verarbeitetes Shirt für ein paar Taler zu bevorzugen. Dann hast du ewig etwas davon. Das schont deine Nerven und spart dir ebenfalls eine Menge Geld für den ständigen Neukauf billiger Shirts.
13. Nützliches Material retten und upcyceln
Slow Fashion denkt langfristiger. Ob große Textilstücke oder Knöpfe von einem alten Hemd – viele Dinge kannst du selbst dann noch wiederverwenden, wenn du mit dem eigentlichen Kleidungsstück nichts mehr anfangen kannst. Wie wäre es, wenn du aus deinem löchrigen, eingestaubten Karohemd noch ein oder zwei brauchbare Trockentücher für die Küche machst? Oder du die Knöpfe als Ersatz für ein anderes Hemd aufbewahrst? Es gibt so viele Möglichkeiten, diesen Dingen ein neues Leben zu schenken.
Tipp: Ich kann dir dieses kostenlose E-Book von Mona.de empfehlen. Darin findest du wertvolle Tipps zur Wiederverwertung gebrauchter Kleidung, weitere Hintergrundinformationen zum Thema Upcycling und jede Menge DIY-Projekte zum Nachmachen.
14. Unbrauchbare Kleidung nachhaltig entsorgen
Ob du ein Kleidungsstück nicht mehr brauchst, merkst du spätestens, wenn du es monatelang nicht mehr getragen hast, es aber dennoch in deinem Kleiderschrank einstaubt.
Der Altkleidercontainer scheint eine gute Anlaufstelle für ausrangierte Mode zu sein – doch da kommt Kleidung häufig gar nicht dort an, wo man es als Verbraucher erwarten könnte – stattdessen sind schlussendlich sogar Textilmärkte in Afrika in Gefahr, weil die Kleidung dort von Subunternehmen verramscht wird. Stattdessen kannst du noch tragbare Ware beispielsweise zu Second Hand Modeläden geben oder über eBay Kleinanzeigen an die Menschen vermitteln, die sie gebrauchen können.
Absolut löchrige und unbrauchbare Textilien werden am besten im Hausmüll oder auf Wertstoffhöfen entsorgt.
Slow Fashion – der nachhaltige Umgang mit Mode!
Die Slow Fashion Bewegung sollte jeden inspirieren – denn sie schützt uns und unsere Umwelt und bremst die gierige Fast Fashion Industrie aus. Ich hoffe, dass ich dir mit diesem Beitrag zeigen konnte, welch hohen Wert die Slow Fashion für ein grundsätzlich nachhaltiges Leben hat. Lerne deine vorhandene Mode wertzuschätzen, sie zu tauschen und zu reparieren, bevor du neue Mode kaufst. Und wenn nur noch ein Neukauf hilft, dann achte darauf, dass sie aus natürlichem Material und unter fairen Bedingungen hergestellt wird.
Hast du Fragen, weitere Tipps oder Erfahrungen mit der Slow Fashion, die du teilen möchtest? Dann hinterlasse gern einen Kommentar unter diesem Beitrag.
Bleib‘ nachhaltig,
PS.: Schaue einfach Mal im Blog über nachhaltiges Leben vorbei. Vielleicht ist ja der Beitrag über Greenwashing etwas für dich? Viel Spaß beim Lesen!