Vegan ist zu extrem – reicht es nicht auch einfach, sich vegetarisch zu ernähren? Wenn du eine ehrliche Antwort auf diese Frage suchst, bist du hier genau richtig! Die meisten Menschen werden Vegetarier:in, weil sie Tiere, die Umwelt und auch ihre eigene Gesundheit schützen wollen. Vielleicht geht es dir da ähnlich.
Und auf jeden Fall leistest du durch den Verzicht auf Fleisch auch einen wichtig Beitrag im Kampf gegen Umweltprobleme unserer Zeit. Doch einige deiner guten Absichten erfüllen sich nur bedingt, wenn du weiterhin Eier, Honig, Käse, Sahne und andere Milchprodukte konsumierst.
In diesem Artikel möchte ich dir jetzt die wichtigsten Gründe dafür vorstellen, warum vegetarisch nicht reicht und warum es wesentlich besser zu deinen persönlichen Motiven passt, vegan zu sein. Auf geht's!
5 Gründe: Warum reicht es nicht, Vegetarier:in zu sein?
Nie wieder Fleisch – nie wieder tote Tiere für mein Essen. Als Vegetarier fiel mir im ersten Moment schon eine echte Last von den Schultern. Ich habe sogar einige andere Fleischesser:innen aus meinem Freundeskreis davon überzeugt, öfter mal vegetarische Gerichte zu kochen.
Ich fühlte mich gerade richtig wohl mit der Entscheidung, als ich erfuhr, dass dennoch unzählige Tiere für meine täglichen Mahlzeiten sterben mussten – und dass ich auch der Umwelt einen noch viel größeren Gefallen tun könnte. Warum das so ist und welche Gründe mich schlussendlich dazu bewegt haben, besser vegan als vegetarisch zu sein, erläutere ich dir jetzt im Folgenden.
1. Milch- und Eierindustrie machen weiter
Reicht vegetarisch? Selbst wenn wir ihr Fleisch als Vegetarier:innen nicht mehr essen, werden beispielsweise weiterhin Hühner für ihre Eier sowie Ziegen, Schafe und vor allem Kühe für ihre Milch in der grausamen Massentierhaltung gehalten.
Die Tiere werden also weiterhin als wirtschaftliches Produkt und nicht als fühlendes Lebewesen betrachtet. Hühnern kürzt man die Schnäbel und männliche Küken kommen in den Schredder. Kühe werden immer wieder künstlich geschwängert, um ständig Milch zu geben. Und wenn eine Kuh ein Kälbchen auf die Welt bringt, wird es ihr innerhalb der ersten 48 Stunden entrissen, da die Milch uns Menschen und nicht dem Kälbchen zur Verfügung stehen soll. (unter Gründe auf Kuhmilch zu verzichten erfährst du mehr)
Am Ende werden alle Tiere (ob bio oder konventionell), die wir Menschen auf diese Weise für ihre Milch und ihre Eier ausbeuten, zu Fleisch verarbeitet. Denn die Eier- und Milchindustrie sind die Fleischindustrie. Die Tiere haben dann immer noch ein viel zu kurzes und oft grausames Leben. Der Grund dafür, dass es nicht reicht, Vegetarier:in zu sein, ist also vor allem die Milchproduktion für Milchprodukte wie Käse, Milch, Eiscreme, Sahne oder Butter.
Tipp: Ich habe dir einige vegane Dokus zusammengestellt, die mich persönlich dazu motiviert haben, den nächsten Schritt in Richtung Veganismus zu machen.
2. Umweltbelastung bleibt bestehen
Reicht vegetarisch? Die Milchprodukte, die man als Vegetarier:in ja weiterhin verzehrt, sorgen nicht nur für Tierleid, sondern auch weiterhin für einen enormen Treibhausgas-Ausstoß der den Klimawandel vorantreibt. Für die Haltung und Vieh-Transporte ist ein enormer Energieaufwand notwendig. Der Konsum von Butter, Sahne und Käse sorgt aber auch dafür, dass weiterhin unzählige Kühe täglich Methan ausstoßen, dass 25x klimaschädlicher ist als CO2.1
Dazu habe ich auch hier drei Fakten aus einer Studie von der University of Oxford für dich parat:
- Veganismus: 2.890 Gramm CO2 pro Tag pro Person
- Vegetarismus: 3.810 Gramm CO2 pro Tag pro Person
- Omnivore: 7.190 Gramm CO2 pro Tag pro Person
Als Vegetarier:in entschleunigst du also das Umweltproblem der globalen Erwärmung schon deutlich. Doch du kannst die Nachhaltigkeit deiner Ernährung noch einmal ganz entscheidend fördern, wenn du dich rein pflanzlich ernährst.
Für Motivation sollte außerdem der Fakt sorgen, dass die Massentierhaltung für Eier und Milchprodukte auch weiterhin zur massiven Abholzung der Wälder beiträgt, weil Wälder für Acker- und Weideflächen und zum Anbau von Tierfutter gerodet werden.
Auch das Artensterben und die Überdüngung von Feldern mit Gülle bleibt eine problematische Folge der Entscheidung, „nur“ vegetarisch und nicht vegan zu leben.
3. Armut, Ausbeutung und Vertreibung gehen weiter
Da die Produktion tierischer, vegetarischer Produkte wie Milch und Eier sehr klimaschädlich ist und die Tiere enorme Mengen an angebautem Futter verschlingen, verschärfst du als Vegetarier:in weiterhin globale, gesellschaftliche Probleme wie die Armut und den Welthunger.
In vielen Teilen der Welt arbeiten Landwirt:innen und Arbeiter:innen zudem unter schwierigen und gefährlichen Bedingungen für geringe Löhne, um die Nachfrage nach tierischen Produkten in der westlichen Welt decken zu können. Auch in deutschen Schlachtbetrieben werden Gastarbeiter:innen unter katastrophalen Arbeitsbedingungen für einen Hungerlohn ausgebeutet2 – eine Tatsache, die man als Vegetarier:in unterstützt, weil eierlegende und milchgebende Tiere irgendwann unwirtschaftlich sind und zu Fleisch verarbeitet werden.
Hinzu kommt, dass für den Anbau von Tierfutter (vor allem proteinreiches Sojaschrot aus Südamerika) Regenwälder und damit auch indigene Völker weichen müssen. Der Landraub treibt die Ureinwohner schlussendlich in die Flucht.3 Das waren für mich persönlich weitere Gründe, von vegetarisch auf vegan umzusteigen.
4. Gesundheitsbelastung bleibt bestehen
Noch etwas hätte ich gerne zu einem früheren Zeitpunkt in meinem Leben gewusst: In Milchprodukten steckt leider nicht nur Calcium, sondern auch eine ganze Reihe von Schadstoffen! Zum Beispiel Dioxine, Antibiotikarückstände, sowie Sexual- und Wachstumshormone. Bei Eiern besteht unter anderem das Risiko der Belastung mit Salmonellen. Zudem enthalten beide Produkte Cholesterin und gesättigte Fette, die u.a. mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung stehen.4
Die Entscheidung, vegan und nicht „nur“ vegetarisch zu sein, kann daher also auch verständliche, gesundheitliche Gründe haben.
5. Der letzte Schritt zur veganen Ernährungsweise ist leicht
Selbst dann, wenn dich die ersten vier Motive noch nicht überzeugt haben, dürfte dich spätestens dieses Argument motivieren: Du bist schon fast vegan! 😉
Denn eigentlich geht es doch nur noch um Milch, Käse, Sahne, Butter, ein paar andere Milchprodukte und Eier, sowie einige eihaltige Produkte. Ich habe als Vegetarier selbst immer gesagt, dass ich aufgrund dieser Lebensmittel niemals vegan sein könnte – doch als ich mich dann in die vegane Küche getraut habe, ging der Umstieg überraschend schnell.
Hier ist deshalb eine kleine Liste mit Alternativen für Milch, Käse & Co, die unterstreichen, dass der letzte Schritt zur veganen Ernährung echt nicht mehr schwierig ist!
So ersetzt du Milchprodukte pflanzlich:
- Milch: Hafermilch, Sojamilch oder Mandelmilch (z.B. von Oatly)
- Käse: Käsescheiben, Streichkäse und Reibekäse auf Mandelbasis, (z.B. von SimplyV)
- Sahne: Creme auf Sojabasis (z.B. alpro Cuisine SOYA)
- Eis: Eiscreme auf Wasser- oder Mandelbasis (z.B. REWE Beste Wahl)
- Butter: Pflanzenmargarine (z.B. Sojola)
Und so ersetzt du Eier pflanzlich:
- Haferflocken und Leinsamen als Bindemittel
- Fester Tofu oder Kichererbsenmehl als Ersatz für Rührei
- Schwarzsalz (Kala Namak) für den typischen Ei-Geschmack und -Geruch
Die vegane Ernährung bietet dir eine Vielzahl von neuen Geschmackserlebnissen und kulinarischen Entdeckungen, die die Umstellung schlussendlich sogar genussvoll und bereichernd machen.
Den größten Impact hast du, wenn du vegan und nicht vegetarisch lebst!
Wenn es darum geht, an einem Tier Geld zu verdienen, dann leidet das Lebewesen immer. Und wenn es kein Geld mehr bringt, sind seine Tage gezählt. Der Schritt zur Vegetarierin oder zum Vegetarier reicht deshalb meiner Meinung nach nicht aus, um Tierleid bzw. die Massentierhaltung und ihre Folgen für Umwelt und Gesellschaft vollständig zu stoppen. Vegan zu sein, vereint deine persönlichen Werte schlussendlich noch viel mehr mit deinen Handlungen – und es fühlt sich großartig an!
„Die Welt ist kein Machwerk und die Tiere kein Fabrikat zu unserm Gebrauch.“
Arthur Schopenhauer (mehr unter Tierschutz Zitate)
Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass der letzte Schritt wirklich einfach ist. Falls dir vegan dennoch zu extrem erscheint und du lieber erst einmal Vegetarier:in bleiben möchtest, ist das natürlich auch weiterhin eine wertvolle Entscheidung.
Beantworte dir dennoch die folgende Frage ganz ehrlich, um die Gründe für deine Entscheidung final zu prüfen:
Warum bist du nicht vegan?
Da Gewohnheit, Tradition, Bequemlichkeit und Geschmack für mich persönlich keine moralische Rechtfertigung für die Ausbeutung von Tieren dargestellt haben, bin ich schlussendlich vegan geworden.
Abschließend möchte ich dir hier noch weiterführende Artikel aus dem Blog an die Hand geben, die dir den Einstieg in die vegane Ernährung leichter machen dürften:
Hast du Fragen, Anregungen, weitere Gründe oder eine ganz andere Meinung dazu, ob die vegetarische Ernährung ausreicht? Dann schreib mir einfach einen Kommentar.
Bleib‘ tierfreundlich,
PS: Lass dich einfach noch ein bisschen im Ernährungsblog inspirieren. Erfahre zum Beispiel, welche Lebensmittel oft überraschend nicht vegetarisch oder vegan sind.
Quellenangaben
- Umweltbundesamt: Lachgas und Methan (Stand: 22.06.2022), abrufbar unter https://www.umweltbundesamt.de/themen/landwirtschaft/umweltbelastungen-der-landwirtschaft/lachgas-methan. [10.01.2024]. ↩︎
- M. Götzke: Tönnies und ein Jahr Fleischskandal Das Ende der Ausbeutung? (Stand: 27.06.2021), abrufbar unter https://www.deutschlandfunkkultur.de/toennies-und-ein-jahr-fleischskandal-das-ende-der-ausbeutung-100.html. [10.01.2024]. ↩︎
- earthlink e.V.: Weil wir füttern und schlachten: Menschen werden aufgrund unseres Fleischkonsums in die Flucht getrieben (Stand: 21.02.2019), abrufbar unter https://www.fluchtgrund.de/2019/02/weil-wir-fuettern-und-schlachten-menschen-werden-aufgrund-unseres-fleischkonsums-in-die-flucht-getrieben. [10.01.2024]. ↩︎
- American Dietetic Association; W. J. Craig; A. R. Mangels: Position of the American Dietetic Association: vegetarian diets (Stand: Juli 2009), https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19562864. [10.01.2024]. ↩︎
Guten Morgen Christoph,
jetzt bin ich Deinem Rat gefolgt und lese Deine superguten Ausführungen.
Alle Deine aufgeführten Gegenargumente habe ich auch schon um die Ohren gekriegt. Es ist unfassbar, was die Menschen sich da „zusammenhäkeln“!
Ich stehe täglich vor einem riesigen Berg von Problemen die ich den unbeugsamen Argumentatoren gerne in den Kopf hämmern würde, aber oft bin ich durch die Totschlagargumente hilflos. Der homo sapiens missbraucht seine kognitiven Fähigkeiten in die komplett falsche Richtung. Die Boshaftigkeit, der Egoismus und die Hinterhältigkeit wenn es einem irgendwie nützt. Hängt vielleicht mit dem naturgegebenen Überlebenstrieb jeder Gattung zusammen, ist aber bei dem Menschen nicht akzeptabel, weil so nicht nötig! Die Auswüchse kann man auch gut sehen in der Politik (da müsste eine Ministerin dringend weg) , den Kriegen und Religionen. Bei sehr vielen Menschen ist Einsicht und Empathie ein Fremdwort und dann : „Tiere, warum, es sind doch nur Tiere“! Diese Arroganz ist nicht zu überbieten. Ich leide unter diesen herzlosen Menschen/ Psychopathen und dem Missbrauch und der Ausbeutung unserer Mitgeschöpfe, es macht mir das Leben sehr schwer. Es ginge so viel einfacher!
Danke Christoph für die großartige Zusammenstellung der Problematik.
Mit freundlichen Grüßen und einen friedlichen Sonntag.
Ingrid Neubert
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