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Rebound-Effekt – Was ist das genau?

Rebound Effekt - Was ist das?

Was versteht man im Rahmen der Nachhaltigkeit unter dem Rebound-Effekt? Wenn du eine Antwort auf diese Frage suchst, bist du hier genau richtig. Immer wieder hört man mal, dass „der technologische Fortschritt uns schon retten wird“ oder dass die „Technik schon sehr bald so weit sei“ als Ausreden dafür, gar nicht erst zu versuchen, nachhaltiger zu leben.

Doch hilft uns die stetige, technische Weiterentwicklung mit Energiesparlampen und immer verbrauchsärmeren Autos wirklich aus der Patsche? Oder sorgt der Glaube daran, dass die Technik es schon richten wird dafür, dass sich die Umweltprobleme unserer Zeit nur immer weiter verschärfen?

Solche Gedanken sind absolut berechtigt: Denn auch, wenn wir energiesparsamere Technologien entwickeln, wird unser Alltag ja dennoch immer energieintensiver.

In diesem Artikel möchte ich dir jetzt zeigen, warum man dieses psychologische Phänomen als „Rebound-Effekt“ bezeichnet und inwiefern er eine Rolle für Umweltökonomie und Nachhaltigkeit spielt. Außerdem gehe ich darauf ein, wie er sich verhindern oder eingrenzen lässt. Auf geht's!

Hier ist schon eine kurze Übersicht über den Artikel für dich:

  1. Definition
  2. Bedeutung für Nachhaltigkeit
  3. Beispiele
  4. Verhindern
  5. Schlusswort

Was ist der Rebound-Effekt?

Der Rebound-Effekt (auch Rückschlageffekt oder Bumerang-Effekt genannt) bezeichnet in der Umweltökonomie das psychologische Phänomen, dass das Einsparpotenzial von Effizienzsteigerungen nicht oder nur teilweise verwirklicht wird.

Grund dafür ist vor allem das veränderte Nutzungsverhalten in Folge der höheren Energieeffizienz. Die Menschen verbrauchen schlussendlich mehr Energie als vorher, wodurch sich die ursprünglichen Einsparungen wieder (ganz oder teilweise) aufheben.

Dieser Effekt ist real und definitiv bei politischen Entscheidungen zu berücksichtigen! Denn am Ende verbraucht man durch den Rebound-Effekt mehr Energie, als ohne die Energieeffizienzpolitik.

Das Ignorieren des psychologischen Phänomens hätte also eine beschleunigende Wirkung auf die globale Erwärmung – und das ist das Gegenteil von dem, worauf eine Energieeffizienzpolitik abzielt.

Direkter Rebound-Effekt: Die Nachfrage nach einem Produkt erhöht sich, da dieses aufgrund einer höheren Energieeffizienz günstiger angeboten werden kann.

Beispiel: Energiesparlampe statt konventioneller Glühbirne. Energiesparlampen senken die Energiekosten und werden gerade wegen ihres geringeren Stromverbrauchs öfter mal länger brennen gelassen. In der Folge ist die Energieeinsparung deutlich geringer, als erwartet.

Indirekter Rebound-Effekt: Verbraucher:innen geben die eingesparten Energiekosten für andere energieintensive Aktivitäten aus.

Beispiel: Eine Familie investiert in eine energieeffiziente Küche. Von den eingesparten Energiekosten gönnt sie sich eine Flugreise ans andere Ende der Welt.

Was beudeutet der Rebound-Effekt im Rahmen von Nachhaltigkeit und Umweltschutz?

Das Ziel der Steigerung der Energieeffizienz eines Produktes ist es, dass es am Ende weniger Energie verbraucht – um Energiekosten einzusparen und die Umwelt zu schonen.

In der Realität ist jedoch zu beobachten, dass die bessere Energieeffizienz auch in einen höheren Energieverbrauch resultiert. Das ist der Rebound-Effekt – und sein Zusammenhang mit Ökonomie und Ökologie lässt sich wunderbar an zwei Beispielen erläutern, die die Ökonomin Maja Göpel in ihrem Buch „Unsere Welt neu denken“ (gibt's hier*) beschrieben hat.

Am Beispiel des VW Käfers erklärt

Mitte der Fünfziger verbrauchte ein VW Käfer noch etwa 7,5 Liter Benzin auf 100 Kilometer. Ende der 90er, als er der weiterentwickelte VW Beatle auf den Markt kam, verbrauchte er fast genau so viel Benzin – trotz der 40 Jahre technischen Fortschritts, die dazwischen lagen. Merkwürdig, oder?

Doch wer einen Vergleich wagt, erkennt, dass der VW Beatle seinen PS-Wert verdreifacht, seine maximale Geschwindigkeit von 110 km/h auf 160 km/h gesteigert und sein Gewicht um fast eine halbe Tonne erhöht hat.₂

Die Weiterentwicklung des VW Käfers zeigt auf erstaunliche Art und Weise, dass der geringere Verbrauch gegen mehr Leistung eingetauscht wurde, anstatt den Umweltvorteil zu bewahren. Eine Handlung, die stellvertretend für unsere derzeitige Wirtschaftsweise steht.

Am Beispiel der Glühbirne erklärt

Ende des 19. Jahrhunderts fand die Glühbirne zunächst den Weg in die Haushalte wohlhabenderer Menschen. Damals wurde die meiste Energie noch in Wärme und nur ein geringer Teil in Licht umgewandelt. Gegenüber Gaslampen war sie jedoch damals schon ein echter Fortschritt.

Im Laufe der Zeit ersetzte man den glühenden Kohlefaden durch einen Wolfram-Faden, der deutlich länger und viel heller leuchtete. Die Glühbirne benötigte nur noch ein Viertel des Stroms und wurde also effizienter. Stromversorger:innen hatten Angst, dass ihr Geschäft mit dem geringeren Energieverbrauch der Haushalte einbricht.

Wie lässt sich der Rebound-Effekt verhindern oder eingrenzen?

Rebound-Effekt durch Demonstration verhindern

Der Rebound-Effekt ist also ein massives Problem auf dem Weg in eine nachhaltigere Lebensweise mit einem deutlich geringeren Verbrauch natürlicher Ressourcen.

Es ist klar, dass jeder Einzelne von uns den eigenen ökologischen Fußabdruck verringern muss. Angst davor, zukünftig auf „alles verzichten“ zu müssen, muss aber niemand haben. Auch mit deutlich geringerem Ressourcenverbrauch lässt sich nämlich ein ebenso glückliches Leben führen.

Das Bemühen um einen möglichst geringen Rohstoff- und Energieverbrauch bezeichnet man übrigens als Suffizienz. Doch wir können selbstverständlich mehr tun, als nur vor unserer eigenen Haustür zu kehren.

Es hilft auch, Druck auf die Politik auszuüben. Zum Beispiel durch die Teilnahme an Demonstrationen oder selbst gestartete oder unterstützte Online-Petitionen.

Maja Göpel erklärt in ihrem Buch „Unsere Welt neu denken“* zum Beispiel, dass die Politik u. a. durch eine CO2-Steuer dafür sorgen kann, dass die durch eine Effizienzsteigerung nun verbilligte Energiedienstleistung teurer wird, damit Menschen wieder bewusster und sparsamer damit umgehen.

Ebenso ließen sich Umweltprobleme wie der Klimawandel entschleunigen, indem CO2-Emissionen mit politischen Maßnahmen gedeckelt werden oder sie bis zu einem bestimmten Zeitpunkt zu reduzieren sind.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Technischer Fortschritt ist etwas Großartiges und kann auch für mehr Nachhaltigkeit in unserer Lebensweise sorgen. Doch dafür muss er darauf ausgerichtet werden, das Bruttoinlandsprodukt wachsen zu lassen, ohne dafür die Natur auszubeuten. Da ökologische Folgen bisher weitestgehend ignoriert wurden, haben wir selbst für die größten Umweltprobleme unserer Zeit gesorgt.

Der Rebound-Effekt: Ein gefährliches, psychologisches Phänomen!

Unsere Technologien werden zwar immer effizienter, doch eine absolute Entkoppelung von Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch findet nicht statt. Im Gegenteil, der Ressourcenverbrauch steigt und wird weiter zunehmen.

Eine Veränderung unserer Lebensweise ist unausweichlich. Jeder von uns kann und muss seinen Teil leisten. Und das geht auch, ohne den „Gürtel enger schnallen zu müssen“.

Der Rebound-Effekt ist also Phänomen und Problem zugleich. Doch anstatt Angst vor der Veränderung und vor hohen Preisen zu haben, sollten wir uns lieber darauf fokussieren, dass es grundsätzlich finanziell rentabel ist, den eigenen Ressourenverbrauch zu reduzieren.

Am Ende profitieren alle davon – nicht zuletzt die eigenen Kinder, Enkelkinder und alle zukünftigen Generationen – wenn wir den Rebound-Effekt ernst nehmen und bei politischen sowie wirtschaftlichen Entscheidungen berücksichtigen.

„Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen.“

Albert Schweitzer (mehr unter Umweltschutz Zitate)

Hast du Fragen oder Anregungen zu diesem Phänomen aus der Umweltökonomie? Dann schreib mir gern einen Kommentar!

Bleib nachhaltig,

Christoph von CareElite - Plastikfrei leben

PS: Schau dich gern noch ein bisschen mehr im Umweltwissen Blog um! Lerne zum Beispiel, was man im Rahmen der Nachhaltigkeit unter der Externalisierung von Umweltkosten versteht.

Quellenangaben:
₁,₂ Maja Göpel: Unsere Welt neu denken – Eine Einladung, Ullstein Verlag, Berlin, 12. Auflage 2020, S. 98 – 105.

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Christoph Schulz

Christoph Schulz

Ich bin Christoph, Umweltwissenschaftler, Aktivist und Autor und setze mich hier bei CareElite gegen die Umweltprobleme unserer Zeit und für eine möglichst bewusste und nachhaltige Lebensweise in unserer Gesellschaft ein.

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