Du willst Rassismus bekämpfen und dich gegen Ungerechtigkeiten wie Fremdenhass einsetzen? Dann bist du hier genau richtig!
Ich hasse Ungerechtigkeiten! Und bei etwas genauerer Betrachtung sind schon die Wörter „Fremdenhass“, „Fremdenfeindlichkeit“ und „Ausländerfeindlichkeit“ als Synonym für Rassismus ungerecht, da sie suggerieren, dass jeder, der nicht „typisch deutsch“ aussieht, fremd ist. Als Weißer kann ich es mir wirklich nur im kleinsten Ansatz auszumalen, wie hart es sein muss, aufgrund der eigenen Hautfarbe, der eigenen Herkunft oder der eigenen Religion diskriminiert und in alltäglichen Situationen benachteiligt oder sogar ausgegrenzt zu werden. Doch mir genügt schon das Wissen darüber, dass Rassismus allgegenwärtig ist, um diese Ungerechtigkeit nicht einfach tatenlos hinzunehmen.
In diesem Artikel möchte ich dir jetzt zehn wertvolle Tipps gegen Rassismus an die Hand geben. Erfahre im Folgenden, was du persönlich tun kannst, um die Diskriminierung aufgrund unterschiedlicher, biologischer Merkmale in unserer Gesellschaft zu stoppen. Denn das Schweigen nützt und schützt nicht. Auf geht's!
Vorab findest du hier schon eine kurze Übersicht:
- Informiere dich über Rassismus
- Höre Betroffenen zu
- Verinnerliche deine Privilegien
- Nenne Rassismus beim Namen, anstatt zu schweigen
- Mache dich für Betroffene stark
- Unterstütze Anti-Rassismus-Organisationen
- Achte auf deine Sprache
- Nimm an Demonstrationen teil
- Unterzeichne und teile Petitionen
- Sprich nicht für andere, aber unterstütze
Hinweis: Ich spreche in diesem Artikel nur von Weiße und People of Color, um die jeweilige politische Position zu verdeutlichen.
1. Informiere dich über Rassismus
Wir brauchen nicht darüber zu diskutieren, ob es überhaupt Rassismus gibt. Er ist schon ewig Bestandteil unserer Gesellschaft. Rassismus ist nicht immer böswillig. Rassismus ist auch nicht automatisch Rechtsradikalismus – rassistisches Denken und Handeln passiert nicht immer bewusst – und deshalb geht das Thema auch wirklich jeden etwas an.
Alltagsrassismus ist zum Beispiel, wenn Menschen dich aufgrund deines Äußeren fragen, wo du herkommst oder auf Englisch mit dir sprechen, obwohl Deutsch deine Muttersprache ist. Wenn jemand dich für einen Dieb hält, nur weil du anders aussiehst – oder wenn du von anderen einfach nicht wahrgenommen wirst, weil du anders aussiehst. Fremdenfeindlichkeit ist hingegen echter und oft direkt ausgesprochener Hass gegen Menschen aus einer bestimmten Region, einem anderen Volk oder einem anderen Kulturkreis. Alltagsrassismus passiert oft unbeabsichtigt – Fremdenhass nicht.
Wie und wo informiere ich mich am besten?
Rassismus entsteht durch Unwissenheit und Vorurteile. Lies Blogs und Bücher von Betroffenen, wie beispielsweise „Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen – aber wissen sollten“ von Alice Hasters. (bekommst du hier*)
Schaue dir Dokumentationen an, zum Beispiel über die „Black Lives Matter“-Bewegung.
Lies dir auch wichtige Studien zu Rassismus in deinem Land durch – zum Beispiel „Rassistische Realitäten“ vom Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitor (NaDiRa), eine Studie, die vom Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung erstellt wird. Hier einige Fakten daraus:
- Etwa zwei Drittel der deutschen Bevölkerung ist schon einmal direkt oder indirekt mit Rassismus in Berührung gekommen.
- 49 Prozent der Befragten etwa glauben an die Existenz menschlicher Rassen.
- 52 Prozent finden die Angst vor Rassismus übertrieben.
- Etwa 70 Prozent der Bevölkerung sind bereit, sich gegen Rassismus zu engagieren.
Das sind erschreckende, aber auch Mut machende Statistiken. Mit diesem Wissen und den genannten Informationsquellen kann man sich wesentlich besser in die Lage der Opfer hineinversetzen, rassistisches Denken und Handeln schneller erkennen und nicht zuletzt, auch gezielter bekämpfen.
2. Höre Betroffenen zu
Wenn du nicht persönlich und regelmäßig mit rassistischen Äußerungen konfrontiert wirst, wie willst du dann wirklich – ich meine mit absoluter Sicherheit – beurteilen können, wie sich Rassismus anfühlt? Wenn du mehr über rassistisches Handeln erfahren und den Rassismus bekämpfen willst, solltest du dich öfter mit People of Color unterhalten, ihnen zuhören und ihre Rassismuserfahrungen anerkennen. Es ist für viele Betroffene wirklich extrem schmerzhaft, sich überhaupt mit dem Rassismus an der eigenen Person zu beschäftigen – doch es ist der einzige Weg, ihn wirklich zu überwinden.
Als Weißer hast du in der Regel keinen Schimmer davon, was Rassismus wirklich bedeutet – durchs Zuhören kannst du nur dazulernen – und durchs Dazulernen kannst du dazu beitragen, den Rassismus in unserer Gesellschaft zu stoppen.
3. Verinnerliche deine Privilegien
Denn Rassismus verfestigt ungerechte Machtverhältnisse. Ob man es will oder nicht – als weißer Mensch profitiert man oft in alltäglichen Situationen nur aufgrund der eigenen Hautfarbe. Zum Beispiel in der Schule, bei Bewerbungsgesprächen, bei gerichtlichen Verhandlungen, bei der Suche nach einer Wohnung oder bei Polizeikontrollen.
„Weiße Menschen können jeden Tag aufwachen und sich entscheiden, ob sie sich mit Rassismus auseinandersetzen wollen. Ich kann das nicht.“
David, Student aus Hamburg (bei aware)
Wir genießen da, oft unbewusst, ein echtes Privileg. Es ist wichtig, dies zu erkennen und zu verstehen, anstatt Fakten zu ignorieren oder sogar mit rassistischen Parolen wie „Wer Arbeit finden will, findet auch welche“ um sich zu werfen.
4. Nenne Rassismus beim Namen, anstatt zu schweigen
Was man sonst noch so gegen Rassismus tun kann? Ihn direkt benennen, wenn du ihn beobachtest. Durchs Schweigen wird er nämlich still, heimlich akzeptiert und gesellschaftlich normalisiert. Mache ihn sichtbar, aber bleibe sachlich und schalte nicht auf Angriff. Angesprochen auf ihren Alltagsrassismus, reagieren viele Menschen sehr gekränkt, weil sie sich eher unbewusst und unwissentlich rassistisch verhalten haben. Doch nun wissen sie es – und sind sensibilisiert.
Beispiel: „Gib mir mal den Hautfarben-Stift“ – eine alltagsrassistische Aufforderung, die suggeriert, dass es nur DIE EINE Hautfarbe gibt. Menschen haben aber unterschiedliche Hautfarben. Stelle deshalb einfach die Rückfrage „Welche Hautfarbe denn?“.
5. Mache dich für Betroffene stark
Du bekommst mit, wie jemand aufgrund seiner Hautfarbe oder anderen, biologischen Merkmalen diskriminiert, ausgegrenzt oder beleidigt wird? Ob online oder offline – zeige Haltung, misch dich ein und solidarisiere dich mit den Opfern! Rassistische Parolen oder Handlungen dürfen nicht akzeptiert werden. Unterstützte Betroffene dabei, im Falle der Fälle Anzeige zu erstatten und die Täter in die Verantwortung zu nehmen. Biete dich als Zeuge an. Interveniere anstatt wegzusehen – denn genau das Wegsehen ist der Grund dafür, dass sich rassistische Denk- und Handlungsmuster überhaupt verbreiten können.
6. Unterstütze Anti-Rassismus-Organisationen
Glücklicherweise gibt es unzählige öffentliche Einrichtungen, Organisationen, Vereine, Projekte und (private) Initiativen, die sich täglich gegen rassistische Diskriminierung und Gewalt einsetzen. Auch hier kannst du durch eine finanzielle Spende oder zum Beispiel auch an den Wochenenden bei der Aufklärungsarbeit tatkräftig unterstützen.
7. Achte auf deine Sprache
Eine angepasste Wortwahl verändert vielleicht keine gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, doch sie verhindert, dass bestehender Rassismus sich ständig wieder reproduziert. Zudem findet eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der eigenen (möglicherweise rassistischen) Sprache statt, die eine echte Veränderung anstoßen kann.
Es reicht aber nicht aus, einfach nur nicht mehr das „N-Wort“ oder keine negativ konnotierten Ausdrücke mehr zu sagen. Vielmehr geht es um eine Anpassung rassistischer Denkmuster – nämlich, dass die Unterschiede zwischen Weißen und People of Color so groß seien, dass man sie unterscheiden müsste. Es existiert aber keine biologische Grundlage für die Einteilung von Menschen in unterschiedliche Rassen. Wer rassistisch denkt, handelt willkürlich und unwissenschaftlich. Das sollten wir alle in unserer Wortwahl beherzigen.
8. Nimm an Demonstrationen teil
Rassismus ist eine gesellschaftliche Ungerechtigkeit, gegen die wir alle unsere Stimme erheben müssen. Es gibt unzählige bestens organisierte Anti-Rassismus-Demos, an denen du teilnehmen kannst, um Haltung zu zeigen und Rassismus zu bekämpfen. Zum Beispiel in Berlin, München, Hamburg, Köln und unzähligen, anderen deutschen Städten. Wer Vielfalt will, muss sich einmischen und laut werden!
9. Unterzeichne und teile Petitionen
Mit Petitionen lassen sich wunderbar Veränderungen in unserer Gesellschaft anstoßen. Durch deine Unterschrift, das Teilen oder auch die Initiierung einer Petition gegen einen (rassistischen) Misstand, kannst du einen echten Unterschied machen.
Setze dich zum Beispiel dafür ein, dass Anti-Rassismus auf den Lehrplan in Schulen kommt – oder das ein offensichtlich rassistisches Vorstandsmitglied eines großen Unternehmens zurücktritt. Solange viele Menschen deine Ansichten und Wünsche teilen, ist wirklich nichts unmöglich.
Tipp: Wie du selbst eine erfolgreiche Online-Petition startest, erfährst du im verlinkten Beitrag!
10. Sprich nicht für andere, aber unterstütze
Als Weißer kann man einfach niemals vollständig nachvollziehen, wie brutal es sich anfühlen muss, rassistisch beleidigt zu werden. Ich habe mich zum Beispiel auch mal auf einer Reise in Indien diskriminiert gefühlt, weil ich aufgrund meiner hellen Hautfarbe bzw. meines Aussehens angestarrt und betätschelt wurde. Doch solche Momente sind im Regelfall positive Aufmerksamkeit, weil weiße Menschen oft als wohlhabender und attraktiver angesehen werden.
Bei positiven Rassismus sind die Attribute positiv und höhergestellt – das lässt sich aushalten, weil man nicht angegriffen oder benachteiligt wird. Negativer Rassismus ist jedoch, wenn die Attribute negativer und tiefergestellt sind. Man wird zum Beispiel aufgrund der eigenen Hautfarbe beleidigt, ausgegrenzt oder unterdrückt. Weiße sind im Regelfall nicht Opfer von dieser Rassismus-Form. Und schon gar nicht dauerhaft und regelmäßig.
Deshalb sollte man nicht für Betroffene von negativem Rassismus sprechen, aber dennoch Haltung zeigen und sie unterstützen. In diesem Artikel spreche ich beispielsweise nicht für andere – ich habe aber zugehört und gebe die Erkenntnisse weiter, um Rassismus zu bekämpfen.
Rassismus bekämpfen und nicht schweigen!
Der Schutz vor Diskriminierung ist ein Menschenrecht, dessen Einhaltung Grundvoraussetzung für einen demokratischen Diskurs ist – Menschen dürfen nicht aufgrund ihrer Herkunft oder ihres Glaubens ausgegrenzt werden.
Wenn wir Rassismus stoppen wollen, dürfen wir nicht wegsehen. Um diese Ungerechtigkeit in unserer Gesellschaft erfolgreich zu bekämpfen, müssen wir zuhören, unser eigenes Verhalten hinterfragen und anpassen, Veränderung befürworten, unsere Stimme erheben und uns gegen diese brutale Form der Diskriminierung stark machen.
Ich hoffe, dass ich dir verdeutlichen konnte, was Rassismus bedeutet und wie wir ihn als globale Gesamtgesellschaft beenden könnten. Hast du Fragen, Tipps oder auch eigene Rassismuserfahrungen gemacht, die du teilen möchtest? Dann bin ich gespannt auf deinen Kommentar.
Bleib‘ menschlich,
PS.: Wusstest du, dass du auch durch Veganismus Menschenrechte förderst? Im verlinkten Artikel erläutere ich dir, warum du noch mehr für andere Menschen tust, wenn du aufhörst, tierische Produkte zu konsumieren.