Warum kaufen wir Produkte mit Pelz – und wie kann man Pelztiere retten? Fragen über Fragen. Mützen, Mäntel, Schals gespickt mit dem Fell anderer Lebewesen – wer schön sein will, lässt leiden, könnte man meinen.
Früher hatte ich selbst Mal eine Jacke mit Echtpelz, weil ich einfach nicht wusste, welches Leid dahintersteckt. Mit dem Wissen, kam dann die Veränderung. Und ich kann mir nur schwer vorstellen, dass irgendjemand Kleidungsstücke oder andere Produkte mit Pelz bevorzugen würde, wenn ihr oder ihm die Hintergründe der Pelzindustrie bekannt wären.
In diesem Artikel möchte ich deshalb etwas Licht in die dunkle Pelzindustrie bringen, dir die wahren Hintergründe vermitteln und auch die Frage diskutieren, ob Pelzprodukte in unserer Zeit überhaupt noch zeitgemäß und sinnvoll sind. Auf geht's!
Vorab findest du hier schon eine kurze Übersicht:
Definition: Was ist Pelz überhaupt?
Pelz ist die abgezogene Haut von Tieren mit meist dicht stehenden Haaren, die im Regelfall zu Kleidungsstücken, ihrem Besatz oder zu Accessoires verarbeitet wird. Manche werden zu ihrer Herstellung gezielt gejagt, gefangen und gezüchtet – andere gelten als Schädlinge. Oft fallen Fälle auch als Nebenprodukt an – zum Beispiel in der fleischproduzierenden Massentierhaltung.
Felle und Pelzwaren zählten zu den frühesten Handelswaren. Bis in das 17. Jahrhundert durften sie in Europa auch nur von bestimmten Personengruppen und Ständen getragen werden.
Die Europäische Union regelt die Auflagen für die Haltung und die Zucht von Pelztieren. Ein generelles Verbot für den Pelzhandel gibt es nicht.
Unterschieden werden zum Beispiel Heimtierfell, Nutztierfell und Wildtierfell. Der Handel mit Heimtierfellen, wie von Katzen oder Hunden, ist in der EU verboten. Doch Nutztier- und Wildtierfelle sind im Regelfall ein legales und sehr beliebtes Handelsobjekt.
Manche Länder, wie Österreich, Norwegen oder die Niederlange, haben deshalb die europäischen Vorgaben erweitert und Pelztierfarmen auf nationaler Ebene verboten. In Deutschland sind Pelzfarmen unter Einhaltung der Haltungsvorgaben jedoch weiterhin erlaubt.
Tierarten: Welche Tiere werden für Pelz getötet?
Die Definition ist also klar. Aber welche Tiere werden denn eigentlich für Pelz gequält oder getötet. Oder anders gefragt: Welche Tiere müssen ihr Leben verlieren, damit wir Menschen Pelz gewinnen?
Hier sind einige Tierarten, die wegen ihres Pelzes leiden müssen:
- Nerze
- Marder
- Füchse
- Hunde
- Katzen
- Schafe
- Ziegen
- Hamster
- Kaninchen
- Luchse
- Wiesel
- Eichhörnchen
- Biber
- Nutria
- Waschbären
- Kojoten
- Dachse
- Robben
- Chinchillas
- …
Die Liste ist aber schier endlos.
Tipp: Schau mal in meinen Beitrag über Dokumentationen über die Massentierhaltung. Eine Empfehlung daraus ist der Film Dominion, der dir auch tiefere Einblicke in die Pelzindustrie vermitteln wird.
Statistiken: Welche Zahlen und Fakten zu Pelztieren und der Pelzindustrie verdeutlichen das Problem?
Damit wir uns das Ausmaß der des Pelzhandels besser vorstellen können und eine gezielte Motivation bekommen, etwas daran zu ändern, gibt's hier noch eine Handvoll Zahlen und Fakten der Pelzindustrie für dich:
- Für einen Pelzmantel müssen bis zu 229 Tiere sterben.1 (100 cm Länge = 80 Eichhörnchen, 64 Chinchillas, 20-28 Nerze, 38 Kaninchen, 8-10 Füchse und 9 Luchse.)
- 12.700.000 Füchse wurden weltweit im Jahr 2017 zu Pelz verarbeitet. Im gleichen Zeitraum wurden auch 63.100.000 Nerze für Pelzprodukte getötet.
- 46,9 Prozent der Pelze aus der deutschen Pelzbranche stammen aus Zucht und Farmhaltung. 37,6 Prozent sind ein Produkt aus der Fleischindustrie und 15,3 entstammen der Schädlingsbekämpfung. Nur 0,2 Prozent der Felle sind auf die Jagd zurückzuführen.
- Im Jahr 2016 importierte Deutschland Pelzkleidung im Wert von 17.764.447 US-Dollar aus China und rohe Pelzfelle im Wert von 7.800.620 US-Dollar aus Russland.2 In diesen Ländern gibt es keine oder nur sehr schwache Bestimmungen für die Haltung und Tötung von Pelztieren.
- 65 Millionen Pelztiere sterben jährlich für die Pelzindustrie.3
Vorteile & Nachteile: Was spricht für und was gegen Echtpelz?
Ich habe ja versprochen, dass ich diskutieren werde, ob die Pelzprodukte noch zeitgemäß sind. In diesem Absatz möchte ich dir deshalb die Vor- und Nachteile von Pelz gegenüberstellen und entscheiden, ob es wirklich noch zeitgemäß ist, Tiere wegen ihres Pelzes zu halten.
Hinweis: Natürlich fällt es mir aus ethischen Gründen schwer, überhaupt Vorteile zu finden. Dennoch versuche ich es, um eine faire Grundlage für meine finale Meinung zu bekommen.
Vorteile
- Optik: Ja, Pelz an der Kapuze sieht schon schick aus und macht etwas her.
- Wärme: Früher trug man Pelz vor allem wegen seiner wärmenden Eigenschaft. Heute ist das allerdings nicht mehr zwingend notwendig.
- Abfallprodukt: Wenn Pelz ein Abfallprodukt aus der Fleischindustrie ist, könnte man es vielleicht noch gutheißen. Die meisten Pelze sind jedoch kein beiläufiges Abfallprodukt.
- Langlebigkeit: Pelzprodukte können weitervererbt werden und sind bei guter Pflege ewig wiederverwendbar. Niemand bräuchte also zwei oder drei Pelzmäntel.
Nachteile
- Qualzucht nur für Pelz: Tiere werden in engen Käfigen gequält und deutlich vor ihrer Lebenserwartung getötet, damit wir Menschen uns mit ihren Fellen schmücken können.
- Gewichtszunahme: Pelztiere züchtet man oft auf das doppelte des Gewicht ihrer wild lebenden Artgenossen gezüchtet. Sie brechen darunter zusammen.
- Sinnlosigkeit: Für unsere Kleidungsstücke stehen uns heute so viele andere biologischen Materialien zur Verfügung. Wirf gern einen Blick in den Beitrag über nachhaltige Mode.
- Importe: Pelzprodukte sind in Deutschland nicht verboten und werden in den meisten Fällen aus dem Ausland importiert. Zum Beispiel aus China oder Russland, wo es mildere bzw. gar keine Auflagen für Haltung und Tötung der Pelztiere gibt.
Da die Nachteile grausam sind und die wenigen schwachen Vorteile überwiegen, ist das Pelztragen meiner Meinung nach nicht mehr zeitgemäß.
Tipp: Im Beitrag über Dinge, die heute überflüssig sind, lernst du noch weitere, nicht mehr sinnvolle Gegenstände und Verhaltensweisen kennen.
4 Tipps: Wie kann jeder von uns Pelztiere retten?
Hier möchte ich dir noch einmal genau auflisten, wie du die Pelzindustrie täglich bekämpfen und unzähligen Tieren in deinem Alltag helfen kannst.
1. Verzichte auf den Kauf und das Tragen von Pelz
Das Problem mit den Pelzen ist relativ einfach gelöst, indem du keine Pelzprodukte mehr kaufst und trägst. Denn mit der Nachfrage sinkt auch die Daseinsberechtigung der Pelzindustrie.
Wichtig: Trage auch keine Erbstücke oder andere Kleidungsstücke mit Pelz, damit du nicht wie ein wandelndes Werbeschild für Pelzprodukte umherläufst. Nur die wenigsten können Echtpelz und Kunstpelz beim ersten Blick auseinanderhalten.
2. Unterstützte Petitionen und Organisationen
Unterzeichne oder starte Online-Petitionen im Kampf gegen die Pelzindustrie. Durch Unterschriftenlisten wurden schon so viele Missstände in unserer Gesellschaft beseitigt. Gerade das Thema Pelz weckt Emotionen und kann unglaublich viele Menschen mitreißen.
Auch Tierschutzorganisationen können natürlich jederzeit deine Unterstützung gebrauchen.
3. Lerne, Echt- und Kunstpelz zu unterscheiden
Wenn du trotzdem Pelzprodukte kaufen möchtest, dann bevorzuge Kunstpelz. Echtpelz erkennst du unter anderem an der Unterwolle unten am Haaransatz, wo die Haare auf echtem Leder haften. Mehr Tipps findest du unter Echtpelz und Kunstpelz unterscheiden.
4. Teile dein Wissen mit anderen
Informiere dich weiter und erzähle Familie und Freunden von den hier beschriebene Hintergründen, wann immer es sich anbietet. So erzeugst du ein stärkeres Bewusstsein für die grausame Herkunft von Tierpelzen in unserer Gesellschaft.
Hast du weitere Ideen, um der Pelzindustrie ein Ende zu setzen? Dann schreibe mir gern einen Kommentar!
Pelz tragen? Definitiv nicht mehr zeitgemäß!
Spätestens nach der hier eingebetteten sehr informativen Dokumentation bist du sicher auch der Meinung, dass wir Menschen Pelz bzw. die Leichenteile von Tieren nicht als Schmuck tragen müssen, oder?
Jeder weiß, das Pelz ein tierisches Produkt ist. Wir müssen uns jedoch bewusst werden, dass hinter jedem Pelzprodukt mindestens eins, wenn nicht hunderte gequälte und getötete Tiere stecken. Kein einziges Tier wird dabei artgerecht gehalten – und kein einziges Tier stirbt dabei schmerzfrei. Das ist schlichtweg unmöglich.
„Tierschutz ist Erziehung zur Menschlichkeit.“
Albert Schweitzer, deutsch-französischer Forscher, Arzt und Pazifist (1875-1965)
Ich hoffe, dass ich dir mit diesem Artikel die Augen für die Hintergründe der Pelzindustrie öffnen und dich davon überzeugen konnte, keinen Pelz mehr zu tragen. Hast du Fragen oder Anregungen zum Thema? Dann freue ich mich auf deinen Kommentar.
Bleib tierfreundlich,
PS: Auch Leder ist kein reines Nebenprodukt der Fleischindustrie. Im Beitrag Ist Leder nachhaltig? erfährst du mehr darüber. Schau dir auch gern meinen Artikel über die besten veganen YouTuber:innen an, um dich zum aktiven Tierschutz motivieren uz lassen.
Quellenangaben:
- Vegan ist ungesund: Pelz ist Mode!, YouTube, 09.01.2018, Web, 09.12.2024 um 12:22 Uhr, in: https://youtu.be/Q6X4A7hUpy8. ↩︎
- L. Malberger, D. Lüdemann (2018): Deutschland, Land der Pelzkragen (Stand: 02.03.2018), abrufbar unter https://t1p.de/ht8k. [09.12.2024]. ↩︎
- F. Schreckenbach: Warum Pelze zurück sind oder nie weg waren: Die Pelz-Welt in Zahlen, abrufbar unter https://t1p.de/6u50. [09.12.2024]. ↩︎