Du willst wissen, aus welchen Gründen manche Menschen dem Veganismus den Rücken kehren? Dann bist du hier genau richtig! Ob in der Promi-Welt oder im eigenen Umfeld: Immer wieder hört und liest man mal von Menschen, die nicht mehr vegan sind.
Sie gehen den Schritt zurück, werden Vegetarier:in oder Fleischesser:in – und konsumieren wieder tierische Lebensmittel, von denen sie sich eigentlich dauerhaft trennen wollten. Doch was genau sind die üblichen Motive dafür? Und sind sie logisch?
In diesem Artikel möchte ich dir die Antwort auf diese Frage liefern. Außerdem beweise ich, warum Menschen, die aufhören vegan zu sein, eigentlich nie wirklich vegan waren. Auf geht's!
6 häufige Gründe, „nicht mehr vegan“ zu sein
Die Zahl der Veganer:innen in Deutschland nimmt rasant zu. Allein während der Corona-Krise hat sich die Anzahl verdoppelt. Nun leben etwa 3 Prozent aller Deutschen vegan – einige von ihnen „auf Probe“ – zum Beispiel beim Veganuary.
Wie bei allen größeren Veränderungen im Leben ist es auch in diesem Fall nicht weiter überraschend, dass hin und wieder mal Menschen ihr Vorhaben aufgeben und aufhören, vegan zu sein. Im Folgenden nenne, erläutere und prüfe ich die häufigsten Motive dafür.
1. Nährstoffmangel
So mancher kündigt dem Veganismus, weil er nach einer Probephase der reinen Pflanzenkost Symptome eines Nährstoffmangels (z.B. Kopfschmerzen, Unwohlsein, Pickel oder bei Miley Cyrus Konzentrationsprobleme) erkannte.
Selbstverständlich können diese auch eine andere Ursache haben. Und Am Ende wissen viele Umsteiger:innen nicht einmal, ob sie wirklich einen Nährstoffmangel hatten. Dennoch glauben es die Menschen, mit denen sie diese Erfahrungen teilen.
Fakt ist: Bei einer ausgewogen-pflanzlichen Ernährung sind laut American Dietetic Association (der weltweit größten Organisation von Lebensmittel- und Ernährungsfachleuten) in keiner Phase des Lebens Nährstoffmängel zu erwarten – einschließlich der Schwangerschaft.
Tipp: Gehe regelmäßig zur Blutuntersuchung (Nährstoffcheck hier online machen*), um Mängeln vorzubeugen. Dazu kann ich dir nur dringend raten. Auch, um herauszufinden, woher die Symptome kommen. Außerdem kannst du dich unter Nahrungsergänzung für Veganer:innen über die sogenannten potenziell kritischen Nährstoffe informieren. (Vitamin B12 gibt's hier* und Vitamin D hier*)
2. Andere Interessen
Für viele ist der Veganismus nur ein Trend, der schnell wieder vergeht. Gerade Prominente nutzen gerne die Gelegenheit, um der Welt über die sozialen Medien zu zeigen, dass sie jetzt vegan leben. Das zeugt schließlich von Mitgefühl, macht sympathisch und bringt sie ins Rampenlicht.
Nicht mehr vegan zu sein, schafft dann einige Zeit später noch einen weiteren Grund für Schlagzeilen, die andere Menschen dazu bewegen, ebenfalls wieder tierische Produkte zu konsumieren.
Fakt ist: Veganismus gibt es bereits seit 1944, als die „Vegan Society“ gegründet wurde. Die Zahl der Veganer:innen auf der ganzen Welt steigt stetig und rasant an. Es ist kein Trend, sondern eine Bewegung gegen die Ausbeutung von Tieren und Tierquälerei – eine grundsätzliche Einstellung, die fast alle Menschen auf der Welt miteinander teilen.
Tipp: Schau dir Dokumentationen über Massentierhaltung und Veganismus an und du wirst besser verstehen, worum es beim Vegansein wirklich geht. Mich hat damals der Film Dominion umgestimmt, den du auch heute noch kostenlos auf YouTube ansehen kannst.
3. Bequemlichkeit

„Nicht mehr vegan“ sind oft diejenigen, die sich nur oberflächlich mit den Gründen und der praktischen Umsetzung der Ernährungs- und Lebensweise beschäftigt haben.
In der Folge ist es vielen dann schlichtweg zu anstrengend, bei jedem Lebensmittel die Zutatenliste zu prüfen und im Restaurant nach veganen Alternativen zu fragen.
Die veganen Ersatzprodukte reichen da dann auch nicht aus. Und vielleicht fühlen sie sich auch einfach nur nicht wohl, weil sie sich zu einseitig pflanzlich ernährt haben.
Fakt ist: Die Vorteile der pflanzlichen Ernährung kommen erst richtig zum Vorschein, wenn man sich wirklich damit auseinandersetzt. Wer das tut, wird schnell feststellen, wie vielfältig und bunt die vegane Küche eigentlich ist. Burger, Pasta, Pizza – man kann das alles weiterhin essen. Und schon nach kurzer Zeit hat man sich auch eingegroovt! 🙂
Zudem hilft es ungemein, sich in die Lage der Tiere zu versetzen, die für die eigene Ernährungsweise leiden müssen. Dann zeig sich schnell, für wen es tatsächlich unbequem wird.
Tipp: Ich kann dir absolut das Buch Vegan & Easy von Bianca Zapatka* mit einfachen und leckeren Rezepte empfehlen. Und wenn du magst, kannst du dir den Umstieg auch mit dem Online Kurs „Vegan werden leicht gemacht“ von isshappy* einfacher machen.
4. Eigenes Umfeld
Wenn Menschen wieder zurück zum Vegetarismus oder zur Mischkost wechseln, dann ist das oft auch eine Folge der mangelnden Unterstützung im eigenen Umfeld.
Wenn man sich ständig in Diskussionen mit Kolleg:innen, Freund:innen oder den eigenen Eltern befindet und sich oft rechtfertigen muss, ist der Weg, nicht mehr vegan zu sein, meist auch der Weg des geringsten Widerstandes.
Fakt ist: Wenn man sich intensiv mit den Gründen für Veganismus beschäftigt (Tierleid, Umweltzerstörung, Gesundheitsgefahren) und es „klick“ macht, ist der Entschluss vegan zu leben, wie eine massive Festung. Von dort aus kann man eher Fleischesser:innen überzeugen, als tatsächlich selbst wieder zum Konsum tierischer Lebensmittel zurückzukehren. Es hilft auch, gemeinsam mit anderen vegan zu werden und sich in Facebook-Gruppen auszutauschen.
Hinweis: Oft hört man, dass vegetarisch doch reicht, um etwas zu verändern. Und die Ernährungsweise bewirkt auch etwas, das stimmt. Dennoch zahlt man ja weiterhin Geld für tierische Produkte wie Milch, Käse und Eier, für die Tiere gequält und ausgebeutet werden.
5. Perfektionismus
Früher gehörte ich auch zu den Menschen, die alles perfekt machen wollten. Das hat dazu geführt, dass mir neue Dinge und Veränderungen schwer gefallen sind. Dieser Perfektionismus ist für viele Menschen auch ein entscheidender Grund dafür, nicht mehr vegan zu sein.
„Ich allein kann sowieso nichts ändern“ und „Tiere werden auch weiterhin gequält, auch wenn ich aufhöre, sie zu essen“ sind dazu passende typische Sprüche. Hinzu kommen die täglichen Diskussionen mit Fleischesser:innen, die viele Menschen an den Rand der Resignation und zu dem Irrglauben bringen, dass das alles nur ein Tropfen auf den heißen Stein sei.
Fakt ist: Nichts muss perfekt sein, wenn wir uns täglich persönlich und gesamtgesellschaftlich in die richtige Richtung entwickeln. Und das ist der Fall. Es gibt immer mehr vegane Restaurants, vegane YouTuber:innen und vegane Rezepte.
Es vergeht kein Tag, an dem nicht in den Zeitungen und im Fernsehen über Tierrechte und eine pflanzliche Ernährung gesprochen wird. Jede:r Veganer:in und auch jede einzelne pflanzliche Mahlzeit tragen dazu bei. Die Entscheidung „pro-vegan“ zurückzunehmen und gar nichts mehr für die Tiere zu tun, weil diese Ungerechtigkeit eben nicht von heute auf morgen aufhört, ist definitiv ein Schritt in die falsche Richtung.
6. Heißhunger
Viele der Lebensmittel, an die man sich jahre- oder jahrzehntelang gewöhnt hat, sind tierischen Ursprungs. Ob Fleisch, Käse, Joghurt, Eier, Honig oder Milch: Der Verzehr dieser zugegeben leckeren Lebensmittel hat Gelüste entstehen lassen. Der Heißhunger ist da manchmal stärker als die persönliche Einstellung und Motivation. Und so kommt es dann, dass viele Veganer:innen plötzlich wieder tierische Lebensmittel konsumieren.
Fakt ist: Es gibt mittlerweile für jedes Lebensmittel mindestens eine genauso-leckere pflanzenbasierte Alternative! Von Saitan-Steaks, über Burgerpatties aus Erbsenprotein oder Buchweizen bis hin zu Hafer-, Soja-, Reis- und Mandelmilch. (gibt's alles hier*)
Und die meisten Ersatzprodukte schmecken auch richtig gut und machen den „Verzicht“ wesentlich erträglicher. Greife hin und wieder auf diese Produkte zurück, um plötzlichem Heißhunger vorzubeugen.
Wer nicht mehr vegan ist, war eigentlich nie vegan

Wir haben nun über die Gründe dafür gesprochen, dass Menschen ihr Vegansein „an den Nagel hängen“. Doch meiner ehrlichen Meinung nach waren sie nie vegan, sondern haben sich lediglich nur pflanzlich ernährt. Der Veganismus ist jedoch mehr als eine Ernährungsform.
Er ist per Definition eine Lebensweise, die versucht – soweit praktisch umsetzbar – alle Formen von Ausbeutung und Grausamkeiten gegenüber Tieren für Essen, Kleidung, Experimente und Kunststücke zu vermeiden.
Einer solchen Einstellung kehrt man nicht einfach den Rücken. Das sind tiefste, innere Werte- und Moralvorstellungen, die einer Ungerechtigkeit entgegenwirken. Ich bin gegen Sklaverei und Rassismus – und damit höre ich ja auch nicht einfach auf.
Vegetarier bin ich geworden, weil ich gesünder und noch umweltfreundlicher leben wollte. Zum Veganer wurde ich dann kurze Zeit später für die Tiere. Beispielsweise, weil ich die Milchindustrie für noch brutaler halte, als die Fleischindustrie. Es geht primär um Ethik – Umweltschutz, die Förderung der eigenen Gesundheit und der Kampf gegen den Welthunger sind zusätzliche Motivatoren. Der Fokus liegt auf dem Wohlbefinden aller Lebewesen – und nicht ausschließlich auf dem eigenen Wohlbefinden.
Ethisch-motivierter Veganismus ist da, um zu bleiben
Natürlich kann man damit aufhören, sich vegan zu ernähren. Aber wer aus tiefsten ethischen Gründen vegan lebt, wird nicht damit aufhören, vegan zu sein. Denn Letzteres ist keine Ernährungsform, sondern eine Lebensform. Eine Lebensform gegen Tierquälerei und die Ausbeutung unschuldiger, fühlender Lebewesen.
Moralische Werte, die wohl die meisten Menschen direkt unterzeichnen würden. Es sind unsere Gewohnheiten, die uns manchmal vom richtigen Weg abbringen.
„Tiere sind meine Freunde und ich esse meine Freunde nicht.“
George Bernard Shaw, irischer Dramatiker (1856-1950) (mehr unter Tierschutz Zitate)
Ich hoffe, dass ich dir mit diesem Artikel weiterhelfen konnte. Hast du Fragen oder Anregungen? Oder überlegst du, nicht mehr vegan zu sein? Dann schreibe mir gerne einen Kommentar.
Bleib tierfreundlich,

PS: Wusstest du, dass man auch vegan für Menschen und nicht nur für Tiere sein kann? Im verlinkten Artikel erfährst du jetzt, inwiefern du mit pflanzlicher Ernährung und einer veganen Lebenweise auch Menschenrechte förderst.