Funktioniert Nachhaltigkeit ohne Verzicht oder müssen wir alle Abstriche machen? Viele Menschen sind fest davon überzeugt, dass man nicht umweltfreundlich leben kann, ohne auf Lebensqualität und viele schöne Dinge im Leben zu verzichten. Sie befürchten zudem Einschränkungen und Verbote. Doch ist das wirklich so (schlimm)? Ich glaube, dass diejenigen, die als erstes „man muss ja auf alles verzichten!“ schreien, eigentlich nur etwas Angst vor Veränderungen haben. Einer mittlerweile notwendigen Veränderung unserer Lebensweise, die die selbst geschaffenen Umweltprobleme unserer Zeit erfordern. Aber ruhig Blut: Nachhaltigkeit bedeutet nicht, dass nun plötzlich das ganze Leben auf dem Kopf steht. Im Gegenteil!
In diesem Artikel möchte ich dir 10 Beispiele dafür an die Hand geben, dass Nachhaltigkeit ohne Verzicht funktioniert und es lediglich gleichwertige Alternativen braucht.
Hier vorab schon eine kurze Übersicht für dich:
- Trinkhalme
- Coffee2Go-Becher
- Käse, Butter, Milch & Joghurt
- Frischhaltefolie
- Lunchboxen
- Burger, Schnitzel & Steaks
- Einkaufsbeutel
- Suchmaschine
- Auto und Flugzeug
- Wasser
Warum viele Menschen glauben, dass Nachhaltigkeit VErzicht bedeutet
Veränderung fällt den meisten Menschen schwer. Das merkt man besonders bei denjenigen, die in Diskussionen plötzlich mit einem Füllhorn an Vorurteilen über die nachhaltige Lebensweise um sich werfen. Eines davon ist, dass man „auf fast alles verzichten muss“, wenn man nachhaltig lebt. Das ist vielleicht eine oft gehörte, jedoch keine gute General-Ausrede dafür, einfach alles so zu lassen, wie es ist. Denn manchmal ist ein Tapetenwechsel dringend notwendig.
„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim alten zu lassen und zu hoffen, dass sich etwas ändert.“
Albert Einstein (mehr unter Veränderung Zitate)
In diesem Falle zum Schutze unserer Umwelt, zum Schutze unserer Gesundheit und zum Schutze aller kommenden Generationen und Lebewesen auf dieser Erde. Wir haben so lange ressourcenverschwenderisch über unseren Verhältnissen gelebt, dass die Veränderung unserer Lebensweise heute einfach unausweichlich ist.
Die plötzliche Umstellung und der Irrglaube mangelnder Alternativen sorgen für Verzichtsgefühl
Für viele kommt diese Veränderung dennoch plötzlich und unerwartet – spätestens dann, wenn die Politik Einschränkungen oder Verbote diskutiert und ankündigt. Sie glauben, dass man ihnen nun all die schönen Dinge ihres Lebens wegnehmen und ihre Lebensqualität wesentlich einschränken will. Auch deshalb entstand der Irrglaube, dass Nachhaltigkeit ohne Verzicht nicht möglich ist. Doch diese Sorge ist völlig unbegründet und basiert vor allem auf den Berichterstattungen der Medien, die zunehmend über Fleischersatz, teurere Flugpreise und Elektroautos sprechen.
Die meisten Menschen wissen aber wohl schon seit mehreren Jahrzehnten, dass wir unsere Lebensweise anpassen müssen. Anfangs waren die umweltfreundlichen Alternativen für Lebensmittel wie Fleisch oder Gebrauchsgegenstände wie Strohhalme noch relativ rar gesät. Kein Wunder also, dass der Eindruck eines Verzichts entstanden ist. Ein Eindruck, der sich bis heute für diejenigen hartnäckig hält, die sich seither nicht mehr oder nur eingeschränkt für Nachhaltigkeit interessiert haben. Und so ist ihnen völlig entgangen, dass sich in der Zwischenzeit dutzende genauso leckere oder bequeme aber eben nachhaltigere Alternativen in den Supermarktregalen eingefunden haben, die es ermöglichen, nicht auf den gewohnten Lebensstil verzichten zu müssen.
10 Beispiele dafür, dass man auch ohne Verzicht nachhaltiger leben kann
Hier möchte ich dir anhand von 10 Beispielen beweisen, dass ein nachhaltigeres Leben auch funktioniert, ohne den „Gürtel enger schnallen“ zu müssen. Auf geht's!
1. Trinkhalme
„Ach komm‘, was soll der eine Plastikstrohhalm schon anrichten“ hört man oft. Schließlich scheinen Strohhalme so klein und unwesentlich. Doch wenn 8 Milliarden Menschen so denken würden, hätten wir allein durch Trinkhalme ein massives Umweltproblem. Wer sich mit dem plastikfreien Leben beschäftigt, weiß, dass es kaum ein Alltagsprodukt gibt, für das mehr umweltfreundliche Alternativen bereitstehen. Hier einige Beispiele:
- Edelstahl-Strohhalme (gibt's hier*)
- Bambus-Strohhalme (gibt's hier*)
- Glasstrohhalme (gibt's hier*)
- Echte Strohhalme (Wegwerfartikel)
- Papierstrohhalme (Wegwerfartikel)
Ein schönes Beispiel für Nachhaltigkeit ohne Verzicht, oder? Und wenn dir Strohhalme eigentlich gar nicht so wichtig sind, kannst du sie, wenn du magst, auch gänzlich weglassen.
2. Coffee2Go-Becher
In Deutschland werden stündlich rund 320.000 Einweg-Becher für Heißgetränke verbraucht – fast drei Milliarden im Jahr!₁ Ist es wirklich ein Verzicht, wenn man einfach Pfand für einen Mehrwegbecher zahlt, den man später wieder abgibt? Oder wenn man einen eigenen, abwaschbaren ToGo-Becher mitbringt und den heißgeliebten Kaffee daraus schlürft? Viele Cafés bieten sogar Rabatte an, wenn ihre Kunden umweltbewusst handeln. Ein Musterbeispiel dafür, dass man durch Nachhaltigkeit Geld sparen kann und dass umweltfreundliches Handeln auch ohne Einschränkungen möglich ist.
3. Käse, Butter, Joghurt, Milch & Co.
Die vegane Lebensweise ist auf dem Vormarsch. Und das aus guten gesundheitlichen, ökologischen und ethischen Gründen. Viele reagieren mittlerweile allergisch auf das Wort „vegan“, weil sie befürchten, dass sie bald weder Milch, noch Joghurt, Butter, Sahne oder Käse konsumieren dürfen. Kein Käse mehr?! Das geht doch nicht! Die Veganer nerven! Ich persönlich lebe übrigens auch vegan und habe nicht das Gefühl, dass ich auf etwas verzichten muss.
Hafer-, Soja-, Reis- und Mandelmilch, Soja-Joghurt, pflanzliche Butter, vegane Sprüh- und Schlagsahne und Frisch-, Streu- und Scheibenkäse auf Mandelbasis füllen die Supermarktregale. Und beinahe im Wochentakt kommen neue, extrem leckere Alternativen dazu. Probiere sie einfach Mal aus, bevor du sie, so wie auch ich früher, abstempelst und pauschal davon ausgehst, dass Nachhaltigkeit ohne Verzicht nicht möglich ist. 🙂
Tipp: Erfahre jetzt in einem separaten Artikel genau, warum ich vegan lebe.
4. Frischhaltefolie
Ein weiteres Beispiel dafür, dass man auch ohne Verzicht nachhaltig leben kann? Frischhaltefolie! Sie wird verwendet, um Lebensmittel etwas länger haltbar zu machen. Eine gutes Mittel gegen die Lebensmittelverschwendung – leider entsteht dadurch jedoch jede Menge Müll. Doch auch dafür gibt es selbstverständlich nachhaltige Alternativen:
- Bienenwachstücher (gibt's hier* – oder selber machen)
- Wachstücher (vegane Alternative, gibt's hier*)
Du kannst die flexiblen Wachstücher einfach abwaschen und erneut verwenden. Absolut unkompliziert!
Tipp: Unter Lebensmittelverschwendung reduzieren, erfährst du, was du noch alles tun kannst!
5. Lunchboxen
Niemand zwingt dich, die altbewährten Tupperdosen aus Plastik wegzuwerfen. Stattdessen solltest du sie einfach so lange nutzen, wie es geht. Doch wenn sie einmal ihren Geist aufgeben, kannst du sie durch plastikfreie Brotdosen aus Edelstahl oder Lunchboxen aus Glas mit Bambusdeckel ersetzen. Auch hier wirst du keinen Unterschied spüren und bist dennoch umweltfreundlicher unterwegs.
6. Burger, Schnitzel, Steaks & Co.
Du hast Angst davor, dass dir die Veganer bald deine heißgeliebten Burger, Schnitzel und Steaks wegnehmen? Keine Angst! Ich esse das auch alles noch. Nur klimafreundlicher und ohne Massentierhaltung und Tierquälerei. Die Burgerpatties aus Soja, Amaranth oder Buchweizen unterscheiden sich mittlerweile optisch, geschmacklich und auch vom Kaugefühl im Grunde nicht mehr vom Fleisch-Pendant, das übrigens auch nur so lecker, weil es entsprechend gewürzt wird. Auch die Auswahl an Schnitzel- und Steak-Alternativen (z.B. Gemüseschnitzel oder Seitan-Steak) ist riesig. Wer also von einem Veganer zum Grillen eingeladen wird, muss sich nicht fürchten , dass dort nur ein bisschen Grünzeug auf dem Rost liegt. 😉
Tipp: Du findest, dass es unmännlich ist, vegan zu sein? Im verlinkten Artikel hinterfrage ich diese gewagte Theorie.
7. Einkaufsbeutel
In Supermärkten in Australien gab es Ausschreitungen, als Plastiktüten verboten wurden. Manche Kunden wurden sogar handgreiflich gegenüber dem Personal! Es gab einen unglaublichen Aufschrei, obwohl das Verbot lange angekündigt wurde. Auch bei uns in Deutschland waren viele Menschen erbost über die Einführung von Gebühren für Plastiktüten. Dabei möchte man nur dem Plastikmüll in der Umwelt entgegenwirken.
Doch auch dieses Beispiel zeigt, dass Nachhaltigkeit ohne Verzicht möglich ist. Denn mit dem klassischen, wiederverwendbaren Jutebeutel ist die, nach kurzem Gebrauch auch günstigere Alternative, längst auf dem Markt. Der Jutebeutel gehört definitiv auch zu den nachhaltigen Lifehacks, die schon unsere Großeltern angewendet haben.
8. SUCHMASCHINE
Stromverbrauch, Datensammlung oder Steuertricks bringen die meistgenutzte Suchmaschine der Welt immer wieder Mal in die Kritik. Kein Grund dafür, auf ihre Leistungen verzichten zu müssen, die unser Leben um so vieles erleichtern. Denn glücklicherweise gibt es auch hier nachhaltige Suchmaschinen-Alternativen. Hier zwei Beispiele, die du bedenkenlos zu deiner Standard-Suchmaschine machen kannst:
- Ecosia (pflanzt einen Baum für etwa jede 45te Suchanfrage)
- Gexsi (fördert nachhaltige Umweltprojekte)
9. Auto, Flugzeug & Co.
Nur weil das Fliegen mit dem Flugzeug mit seinen Treibhausgasen wesentlich zur globalen Erwärmung beiträgt, heißt das nicht, dass du nie wieder in den Urlaub fliegen darfst. Wichtig ist aber, dass du nicht fünf Mal im Jahr um die halbe Welt fliegst, sondern innerhalb deines Klimabudgets bleibst. Dafür habe ich dir einige Tipps zum möglichst „nachhaltigen“ Fliegen zusammengestellt.
Das Tempolimit auf Autobahnen bedeutet für vielen Menschen einen extremen Einschnitt in ihre Freiheit. Sie fürchten, darauf verzichten zu müssen, so schnell zu fahren, wie sie möchten. Doch sie verzichten auch darauf, sich und andere zu gefährden. Darauf, den Partner als Witwe/r und die Kinder als Waisen zurückzulassen. Und darauf, noch mehr CO2 in die Atmosphäre zu blasen, dass den Klimawandel antreibt, der Folgen für alle Menschen – auch für einen selbst – hat.
Auch das Autofahren an sich möchte niemand verbieten – durch Elektroautos und eine umweltfreundliche Fahrweise wird lediglich versucht, dass Autofahren nachhaltiger zu gestalten. Gleichzeitig wird in den öffentlichen Nahverkehr und Fahrradstrecken in Städten investiert, um die grünen Alternativen zum Auto attraktiver und sicherer zu machen. Nachhaltigkeit bedeutet also nicht zwingend Verzicht, sondern eher eine sinngemäße Veränderung, von der die Allgemeinheit profitiert.
Tipp: Wusstest du, dass man den Treibhausgas-Ausstoß, der für die eigene Lebensweise benötigt wird, auch ausgleichen kann? Mehr darüber erfährst du unter CO2-Kompensation.
10. WASSER
Mineralwasser aus Plastikflaschen ist unglaublich lecker, sodass man möglichst nicht darauf verzichten möchte. Doch es auch meist mit Mikroplastik belastet, verhältnismäßig teuer und schwer zu tragen. Außerdem stehen Unternehmen wie Nestlé in der Kritik, weil sie u.a. Wasserquellen auf der ganzen Welt privatisieren und ganze Orte wie z.B. Vittel in Frankreich trockenlegen.
Die deutlich günstigere, bequemere und nachhaltigere Alternative ist das Wasser aus dem Hahn. Wem das Leistungswasser zu langweilig ist, der kann es mit Zitrone, Minze oder Kräutern seiner Wahl beliebig „upgraden“. Auch der Sodastream für die eigene Küche ist eine umweltfreundlichere und günstigere Alternative zum hunderte Male preisintensiveren Wasser aus Plastikflaschen. Auch hier ist Nachhaltigkeit also nicht mit einem echten Verzicht verbunden.
Tipp: Du willst wissen, wie du noch nachhaltiger leben kannst? Dann schaue im verlinkten Beitrag vorbei!
Nachhaltig ohne Verzicht – Das ist möglich!
„Wer nachhaltig leben will, muss auf fast alles verzichten!“ – Ach komm schon! 😉 Vielleicht gibt es noch nicht für jedes Alltagsprodukt eine nachhaltige Alternative. Bis sie kommt, kann ich verstehen, dass es sich wie ein Verzicht anfühlt. Doch dieser Verzicht ist dann positiver Natur: man verzichtet darauf, den Planeten auf Kosten der eigenen Kinder und Enkelkinder, sowie auf Kosten anderer Menschen und Lebewesen zu zerstören.
Oft sind es aber Gewohnheiten, die nicht einmal wirklich notwendig, über deren Verbot oder Einschränkung wir uns echauffieren. Deshalb gilt es auch, einfach etwas minimalistischer zu leben. Und das ist definitiv möglich, ohne dabei die eigene Lebensqualität zu reduzieren.
Hast du Fragen oder Anregungen zu diesem Artikel über Nachhaltigkeit ohne Verzicht? Dann schreibe mir wie immer gern einen Kommentar.
Bleib‘ nachhaltig,
Quellenangaben:
₁ BMU: Coffee-to-go-Becher, https://www.bmu.de/faqs/coffee-to-go-becher. [07.05.2021].
Erstmals danke viel mals für diesen tollen Beitrag!
Grundsätzlich ist es ja wirklich toll, dass es soo viele Alternativen gibt! Es ist für Alle einfacher nach Alternativen zu suchen und diese zu nutzen anstatt zu verzichten.
Doch wer wirklich nachhaltig leben will, der MUSS VERZICHTEN. Diese Alternativen sind verlockend. Längerfristig gsehen macht es zwar einen kleinen Unterschied, welchen Strohhalm man braucht. Wer aber wirklich einen UNTERSCHIED eine VERÄNDERUNG erreichen will, der verzichtet wenn immer möglich. Die nachhaltigste Variante ist nämlich KEIN STROHHALM.
WENIGER IST WENIGER:D
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