Funktioniert Nachhaltigkeit ohne Verzicht oder müssen wir alle Abstriche machen? Viele Menschen sind fest davon überzeugt, dass man nicht umweltfreundlich leben kann, ohne auf Lebensqualität und viele schöne Dinge im Leben zu verzichten. Sie befürchten zudem Einschränkungen und Verbote. Doch ist das wirklich so (schlimm)?
Ich glaube, dass diejenigen, die als Erstes „Man muss ja auf alles verzichten!“ schreien, eigentlich nur etwas Angst vor Veränderungen haben. Einer mittlerweile notwendigen Veränderung unserer Lebensweise, die die selbst geschaffenen Umweltprobleme unserer Zeit erfordern.
Aber ruhig Blut: Nachhaltigkeit bedeutet nicht, dass nun plötzlich das ganze Leben auf dem Kopf steht. Im Gegenteil!
In diesem Artikel möchte ich dir simple Beispiele dafür an die Hand geben, dass Nachhaltigkeit ohne Verzicht funktioniert und lediglich gleichwertige Alternativen braucht. Außerdem zeige ich dir, warum Nachhaltigkeit oft mit Verzicht verbunden wird. Auf geht's!
Hintergrund: Warum glauben viele Menschen, dass Nachhaltigkeit Verzicht bedeutet?
Veränderung fällt den meisten Menschen schwer. Das merkt man besonders bei denjenigen, die in Diskussionen plötzlich mit einem Füllhorn an Vorurteilen über die nachhaltige Lebensweise um sich werfen. Eines davon ist, dass man „auf fast alles verzichten muss“, wenn man nachhaltig lebt.
Das ist vielleicht eine oft gehörte, jedoch schlechte General-Ausrede dafür, einfach alles so zu lassen, wie es ist. Denn manchmal ist ein Tapetenwechsel dringend notwendig.
In diesem Fall zum Schutze unserer Umwelt, zum Schutze unserer Gesundheit und zum Schutze aller kommenden Generationen und Lebewesen auf dieser Erde. Wir haben so lange ressourcenverschwenderisch über unseren Verhältnissen gelebt, dass Kompromisse und die Veränderung unserer Lebensweise heute einfach unausweichlich sind.
Plötzliche Umstellung und scheinbar mangelnde Alternativen sorgen für Verzichtsgefühl
Für viele kommt diese Veränderung dennoch plötzlich und unerwartet – und spätestens dann, wenn die Politik Einschränkungen oder Verbote diskutiert und ankündigt. Sie glauben, dass man ihnen nun all die schönen Dinge ihres Lebens wegnehmen und ihre Lebensqualität wesentlich einschränken will.
Auch deshalb entstand der Irrglaube, dass Nachhaltigkeit ohne Verzicht nicht möglich sei. Doch diese Sorge ist völlig unbegründet und basiert vor allem auf den Berichterstattungen der Medien, die zunehmend über Fleischersatz, teurere Flugpreise und Elektroautos sprechen.
Viele Menschen wissen aber wohl schon seit mehreren Jahrzehnten, dass wir unsere Lebensweise anpassen müssen. Anfangs waren die umweltfreundlichen Alternativen für Lebensmittel wie Fleisch oder Gebrauchsgegenstände wie Strohhalme nur relativ rar gesät.
Kein Wunder also, dass im Laufe der Zeit der Eindruck eines Verzichts entstanden ist. Ein Eindruck, der sich bis heute für diejenigen hartnäckig hält, die sich seither nicht mehr oder nur eingeschränkt für Nachhaltigkeit interessiert haben.
Und so ist ihnen völlig entgangen, dass sich in der Zwischenzeit dutzende genauso leckere oder bequeme aber eben nachhaltigere Alternativen in den Supermarktregalen eingefunden haben, die es ermöglichen, nicht auf den gewohnten Lebensstil bzw. Luxus verzichten zu müssen.
10 Beispiele dafür, dass man auch ohne Verzicht nachhaltiger leben kann
Hier findest du nun die versprochenen Beispiele und Beweise dafür, dass ein nachhaltigeres Leben auch ohne großen Aufwand – und ohne den „Gürtel enger schnallen“ zu müssen – funktioniert. Ich nenne dir jeweils auch noch praktische Alternativen, die du nutzen kannst.
1. Trinkhalme
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„Ach komm‘, was soll der eine Plastikstrohhalm schon anrichten“ hört man oft. Schließlich scheinen Plastikstrohhalme so klein und unwesentlich. Doch wenn 8 Milliarden Menschen so denken würden, hätten wir allein durch Trinkhalme ein massives Umweltproblem. Das EU-Verbot seit 2021 ist also absolut gerechtfertigt – und kein Grund zur Sorge!
Denn wer sich mit dem plastikfreien Leben beschäftigt, weiß, dass es kaum ein Alltagsprodukt gibt, für das mehr umweltfreundliche Alternativen bereitstehen, als für Trinkhalme aus Plastik.
Hier sind ein paar Beispiele:
- Edelstahl-Strohhalme (gibt's hier*)
- Bambus-Strohhalme (gibt's hier*)
- Glasstrohhalme (gibt's hier*)
- Echte Strohhalme (Wegwerfartikel)
- Papierstrohhalme (Wegwerfartikel)
Ein schönes Beispiel für Nachhaltigkeit ohne Verzicht, oder? Und wenn dir Strohhalme eigentlich gar nicht so wichtig sind, kannst du sie natürlich auch gänzlich weglassen.
2. Coffee2Go-Becher
In Deutschland werden stündlich rund 320.000 Einweg-Becher für Heißgetränke verbraucht – also fast drei Milliarden im Jahr!
Ist es wirklich ein Verzicht, wenn man einfach Pfand für einen Mehrwegbecher zahlt, den man später wieder abgibt? Oder wenn man einen solchen abwaschbaren ToGo-Becher* mitbringt und den heißgeliebten Kaffee daraus schlürft?
Viele Cafés bieten sogar Rabatte (oft sind es 30 Cent) an, wenn ihre Kunden umweltbewusst handeln und den eigenen Becher mitbringen.
Ein Musterbeispiel dafür, dass man durch Nachhaltigkeit Geld sparen kann und dass umweltfreundliches Handeln auch ohne Einschränkungen möglich ist.
3. Käse, Butter, Joghurt, Milch & Co.
Die vegane Lebensweise ist auf dem Vormarsch. Und das aus guten gesundheitlichen, ökologischen und ethischen Gründen.
Viele Menschen reagieren mittlerweile allergisch auf das Wort „vegan“, weil sie befürchten, dass sie bald weder Milch, noch Joghurt, Butter, Sahne oder Käse konsumieren dürfen. Kein Käse mehr?! Das geht doch nicht! Die Veganer nerven! 😉
Ich persönlich lebe übrigens auch vegan und habe nicht das Gefühl, dass ich auf etwas verzichten muss.
Hafer-, Soja-, Reis- und Mandelmilch (gibt's alles hier*) sind nur einige von vielen pflanzlichen Milchalternativen.
Auch Soja-Joghurt, pflanzliche Butter, vegane Sprüh- und Schlagsahne sowie Frisch-, Streu- und Scheibenkäse auf Mandelbasis (gibt's alles hier*) füllen mittlerweile die Supermarktregale. Und beinahe im Wochentakt kommen neue, extrem leckere Alternativen dazu.
Schau dich einfach mal hier bei Velivery* nach veganen Alternativen um und probiere sie aus, anstatt sie – so wie ich früher – einfach abzustempeln.
Tipp: Es kursieren so viele Vorurteile gegenüber pflanzlichen Ersatzprodukten – ob ungesund, teuer oder billige Nachmache. Im verlinkten Artikel zeige ich dir, warum sie keinen Sinn ergeben.
4. Frischhaltefolie
Ein weiteres Beispiel dafür, dass man auch ohne Verzicht nachhaltig leben kann? Klassische Frischhaltefolie! Sie wird verwendet, um Lebensmittel etwas länger haltbar zu machen. Ein gutes Mittel gegen Lebensmittelverschwendung.
Doch leider entsteht dadurch auch jede Menge Plastikmüll. Glücklicherweise existiert mit flexiblen abwaschbaren Wachstüchern (gibt's hier*) eine sinnvolle Alternative. Du kannst sie einfach abspülen und erneut verwenden. Absolut unkompliziert und ein guter Kompromiss.
Tipp: Unter Lebensmittelverschwendung reduzieren erfährst du, was du sonst noch tun kannst!
5. Lunchboxen
Niemand zwingt dich, die altbewährten Tupperdosen aus Plastik wegzuwerfen. Stattdessen solltest du sie einfach so lange nutzen, wie es geht. Doch wenn sie einmal ihren Geist aufgeben, kannst du sie durch plastikfreie Brotdosen aus Edelstahl (gibt's hier*) oder Lunchboxen aus Glas (gibt's hier*) ersetzen.
Auch hier wirst du keinen Unterschied spüren – bist aber umweltfreundlicher unterwegs.
6. Burger, Schnitzel, Steaks & Co.
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Du hast „Angst vor den Grünen“ und davor, dass dir die Veganer:innen bald deine heißgeliebten Burger, Schnitzel und Steaks wegnehmen? Keine Sorge! Ich esse das auch alles noch. Nur klimafreundlicher und ohne Massentierhaltung und Tierquälerei.
Die Burgerpatties aus Erbsenprotein, Soja, Amaranth oder Buchweizen (gibt's alles hier*) unterscheiden sich mittlerweile optisch, geschmacklich und auch vom Kaugefühl im Grunde nicht mehr vom Fleisch-Pendant. Letzteres ist übrigens auch nur so lecker, weil es entsprechend gewürzt wurde.
Ob Gemüseschnitzel, Ribs oder Seitan-Steak: Auch die Auswahl an pflanzlichen Schnitzel- und Steak-Alternativen (gibt's alles hier*) ist riesig. Wer also von Veganer:innen zum Grillen eingeladen wird, muss sich nicht fürchten, dass dort nur ein bisschen Grünzeug auf dem Rost liegt und dass man massiv in den eigenen Essgewohnheiten eingeschränkt wird. 😉
Tipp: Du findest, dass es unmännlich ist, vegan zu sein? Im verlinkten Artikel hinterfrage ich diese gewagte Theorie und zeige, warum das Gegenteil der Fall ist.
7. Einkaufsbeutel
In Supermärkten in Australien gab es Ausschreitungen, als Plastiktüten verboten wurden. Manche Kund:innen wurden sogar handgreiflich gegenüber dem Personal! Es gab einen unglaublichen Aufschrei, obwohl das Verbot lange angekündigt wurde. Auch bei uns in Deutschland waren viele Menschen erbost über die Einführung von Gebühren für Plastiktüten.
Dabei möchte man nur dem Plastikmüll in der Umwelt entgegenwirken und bietet auch direkt Alternativen an. 🙂 Denn mit dem klassischen wiederverwendbaren Jutebeutel liegt die schon nach kurzer Nutzungszeit auch günstigere Alternative längst an der Supermarktkasse.
Und die kleinen dünnen Plastiktüten aus der Gemüseabteilung, kannst du ganz einfach durch solche Obst- und Gemüsenetze* ersetzen.
Dieses Beispiel zeigt also abermals, dass Nachhaltigkeit ohne Verzicht möglich ist.
Tipp: Der Jutebeutel gehört definitiv auch zu den nachhaltigen Lifehacks, die schon unsere Großeltern angewendet haben.
8. Flugzeug
Nur weil das Fliegen mit dem Flugzeug mit seinen Treibhausgasen wesentlich zum Klimawandel beiträgt, heißt das nicht, dass du nie wieder in den Urlaub fliegen darfst. Wichtig ist aber, dass du nicht fünf mal im Jahr um die halbe Welt fliegst.
Wahre zudem ein angemessenes Verhältnis zwischen Reisedistanz und Reisedauer und fliege nur, wenn es absolut unvermeidbar ist. Passend dazu habe ich dir einige Tipps zum möglichst „nachhaltigen“ Fliegen zusammengestellt.
Jeder Mensch hat ein persönliches Klimabudget – und wenn wir uns daran orientieren, profitieren am Ende alle gemeinsam davon.
Tipp: Wusstest du, dass man den Treibhausgas-Ausstoß, der für die eigene Lebensweise benötigt wird, auch ausgleichen kann? Mehr darüber erfährst du unter CO2-Kompensation.
9. Auto
Das Tempolimit auf Autobahnen bedeutet für viele Menschen einen extremen Einschnitt in ihre Freiheit. Sie fürchten, darauf verzichten zu müssen, so schnell zu fahren, wie sie möchten.
Doch sie verzichten ja auch darauf, sich und andere zu gefährden. Darauf, die Partnerin oder den Partner als Witwe/r und die Kinder als Waisen zurückzulassen. Und darauf, noch mehr CO2 in die Atmosphäre zu blasen, dass die globale Erwärmung antreibt, die Folgen für alle Menschen – auch für einen selbst – hat.
Auch das Autofahren an sich möchte niemand verbieten – durch Elektroautos und eine umweltfreundliche Fahrweise wird lediglich versucht, dass Autofahren nachhaltiger zu gestalten. Gleichzeitig wird in den öffentlichen Nahverkehr und Fahrradstrecken in Städten investiert, um die grünen Alternativen zum Auto attraktiver und sicherer zu machen.
Nachhaltigkeit ist also nicht „woke“ und auch kein zwingender Verzicht, sondern eher eine sinngemäße Veränderung, von der die Allgemeinheit profitiert.
10. Wasser
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Mineralwasser aus Plastikflaschen ist unglaublich lecker, sodass man möglichst nicht darauf verzichten möchte. Doch es ist auch meist mit Mikroplastik belastet, verhältnismäßig teuer und schwer zu tragen. Außerdem stehen Unternehmen wie Nestlé in der Kritik, weil sie u. a. Wasserquellen auf der ganzen Welt privatisieren und ganze Orte wie z. B. Vittel in Frankreich trockenlegen.
Die deutlich günstigere, bequemere und nachhaltigere Alternative ist das Wasser aus dem Hahn. Wem das Leistungswasser zu langweilig ist, der kann es mit Zitrone, Minze oder Kräutern seiner Wahl beliebig „upgraden“.
Auch der Sodastream für die eigene Küche (gibt's hier*) ist eine umweltfreundlichere und günstigere Alternative zum hunderte Male preisintensiveren Wasser aus Plastikflaschen.
Auch hier bedeutet Nachhaltigkeit also keinen großen Einschnitt. Im Gegenteil: Du profitierst auch noch vom Umstieg aufs Leitungswasser.
Nachhaltig leben ohne Verzicht, leicht gemacht!
Wer nachhaltig leben will, muss auf fast alles verzichten? Ach komm schon! 😉 Vielleicht gibt es noch nicht für jedes Alltagsprodukt eine nachhaltige Alternative – aber für fast alle! Bis sie kommt, kann ich auch nachvollziehen, dass es sich wie ein Verzicht anfühlt.
Doch dieser Verzicht ist dann positiver Natur: Man verzichtet darauf, den Planeten auf Kosten der eigenen Kinder und Enkelkinder und anderer Menschen und Lebewesen zu belasten.
Man wird immer die Freiheit haben, sich nicht nachhaltig zu verhalten. Doch wer diese Freiheit für sich beansprucht, schränkt automatisch auch die Freiheit anderer ein. Dass dies egoistisch ist, gilt es zu verstehen. Und oft sind es Gewohnheiten, die nicht einmal wirklich notwendig sind, über deren Verbot oder Einschränkung wir uns in voller Inbrunst echauffieren.
„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim alten zu lassen und zu hoffen, dass sich etwas ändert.“
Albert Einstein (mehr unter Veränderung Zitate)
Hast du Fragen oder Anregungen zu diesem Artikel über Nachhaltigkeit ohne Verzicht? Dann schreib mir wie immer gern einen Kommentar.
Bleib nachhaltig und offen für Veränderung,
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PS: Als weiterführende Lektüre möchte ich dir jetzt noch gern meinen Artikel über nachhaltigen Konsum ans Herz legen. Auch daraus wirst du viel mitnehmen können. 🙂
Erstmals danke viel mals für diesen tollen Beitrag!
Grundsätzlich ist es ja wirklich toll, dass es soo viele Alternativen gibt! Es ist für Alle einfacher nach Alternativen zu suchen und diese zu nutzen anstatt zu verzichten.
Doch wer wirklich nachhaltig leben will, der MUSS VERZICHTEN. Diese Alternativen sind verlockend. Längerfristig gsehen macht es zwar einen kleinen Unterschied, welchen Strohhalm man braucht. Wer aber wirklich einen UNTERSCHIED eine VERÄNDERUNG erreichen will, der verzichtet wenn immer möglich. Die nachhaltigste Variante ist nämlich KEIN STROHHALM.
WENIGER IST WENIGER:D
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