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Nachhaltiges Wirtschaftswachstum – Sind Umweltschutz und ökonomisches Wachstum miteinander vereinbar?

Nachhaltiges Wirtschaftswachstum – Sind Umweltschutz und ökonomisches Wachstum miteinander vereinbar?

Was genau ist nachhaltiges Wirtschaftswachstum? Und lassen sich Nachhaltigkeit, Umweltschutz und ökonomischer Fortschritt überhaupt miteinander vereinbaren oder widersprechen sie sich? Wenn du Antworten auf diese Fragen suchst, bist du hier genau richtig.

Uns geht es ziemlich gut. Der technische Fortschritt erleichtert unseren Alltag und immer weniger Menschen auf der Welt müssen hungern.1 Doch offensichtlich geht es uns vor allem in der westlichen Welt so gut, dass unser Wirtschaftssystem den Planeten an seine Belastungsgrenze bringt und die Schere zwischen Arm und Reich wachsen lässt. Das kann nicht endlos so weiter gehen.

Aber es wird doch möglich sein, dass wir auf diesem Planeten zusammenleben, ohne ihn zu zerstören, oder? Selbstverständlich. Die Situation, in die wir uns manövriert haben, ist (noch) nicht aussichtslos.

In diesem Artikel möchte ich dir jetzt zeigen, was hinter dem Konzept des nachhaltigen Wirtschaftswachstums steckt, welche Argumente dafür und dagegen sprechen und wie sich Umweltschutz und Fortschritt in Zukunft miteinander verbinden lassen. Auf geht's!

Vorab findest du hier schon eine kurze Übersicht:

  1. Definitionen
  2. Pro-Argumente
  3. Contra-Argumente
  4. Vereinbarkeit
  5. Schlusswort

Definition: Was versteht man unter Wirtschaftswachstum und Nachhaltigkeit?

Führen wir uns zunächst einmal vor Augen, was die für diesen Artikel entscheidenden Begriffe überhaupt bedeuten. Daraus lässt sich schlussendlich auch eine Definition für nachhaltiges Wirtschaftswachstum herleiten.

Nachhaltigkeit

Wenn etwas nachhaltig ist, dann hat es grundsätzlich eine für längere Zeit anhaltende Wirkung. Der Begriff „Nachhaltigkeit“ hat seinen Ursprung in der Forstwirtschaft und meinte, dass nicht mehr Holz gefällt werden darf, als nachwachsen kann.

Heute versteht man darunter vor allem den Dreiklang aus ökologischer, ökonomischer und sozialer Verantwortung. Es geht darum, die natürlichen Ressourcen der Erde so zu nutzen, dass sie auch noch zukünftigen Generationen im gleichen Maß zur Verfügung stehen.

Wirtschaftswachstum

Wirtschaftswachstum beschreibt die Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) eines Landes über einen bestimmten Zeitraum. Es drückt die Summe aller in einer Volkswirtschaft produzierten ökonomischen Güter (Waren und Dienstleistungen) aus2 und gibt Aufschluss darüber, wie sich ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit entwickelt.

Deshalb gilt das BIP als einer der wichtigsten Indikatoren für den Wohlstand und Fortschritt eines Landes.

Nachhaltiges Wirtschaftswachstum

Unter nachhaltigem Wirtschaftswachstum versteht man das ökonomische Wachstum eines Landes, das langfristig angelegt ist und dabei sowohl ökologische, soziale als auch ökonomische Aspekte berücksichtigt.

Das zukunftsorientierte Konzept des nachhaltigen Wirtschaftswachstum findet eine Balance zwischen fortschreitender, wirtschaftlicher Entwicklung und der Schonung der Ressourcen des Planeten, sodass auch noch zukünftige Generationen von den gleichen oder sogar besseren Lebensbedingungen profitieren.

Tipp: Definitionen für die wichtigsten Fachbegriffe aus dem Themenfeld der Nachhaltigkeit habe ich dir übrigens im verlinkten Artikel zusammengestellt.

Kernfrage: Sind Nachhaltigkeit und Wirtschaftswachstum miteinander vereinbar oder ein Widerspruch?

Sind Nachhaltigkeit und Wirtschaftswachstum miteinander vereinbar oder ein Widerspruch?

Die Frage, ob Nachhaltigkeit und Wirtschaftswachstum miteinander vereinbar sind oder sich generell gegenseitig ausschließen, wird von allen Seiten kontrovers diskutiert. Kann unendliches Wirtschaftswachstum auf einem endlichen Planeten überhaupt möglich sein?

Hier möchte ich dir zunächst einmal einen Überblick verschaffen und meine persönlichen Argumente und ersten Gedanken für und gegen die Vereinbarkeit auflisten.

Hauptargumente FÜR die Vereinbarkeit

Die folgenden Aspekte machen Mut und Hoffnung für die Zukunft:

  • Grüne Technologien und Innovationen: Investitionen in erneuerbare Energien, Recycling von Rohstoffen und umweltfreundliche Technologien generieren ebenfalls Wachstum und viele neue Arbeitsplätze.
  • Langfristige Perspektive: Nachhaltiges Wachstum kann stabiler und langlebiger sein, da es gesund und natürlich entsteht und auf dauerhaften, unbegrenzt zur Verfügung stehenden Ressourcen basiert.
  • Neue Märkte und Geschäftsmodelle: Die wachsende Nachfrage von Konsument:innen nach umweltfreundlichen, nachhaltigen, fairen Produkten und Dienstleistungen eröffnet neue Geschäftschancen und erhöht den Willen zum Angebot solcher Waren.
  • Risikominimierung: Unternehmen, die intrinsisch motiviert nachhaltig wirtschaften, beugen wirtschaftlichen Risiken wie Rohstoffknappheit, Umweltauflagen oder Reputationsschäden vor.
  • Effizienzsteigerung: Durch die Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien arbeiten Betriebe mit einer höherer Wirksamkeit ihrer Ressourcen, sodass ihre Kosten sinken.

Hauptargumente GEGEN die Vereinbarkeit

Die folgenden Dinge lassen eher vermuten, dass sich unendliches Wirtschaftswachstum und nachhaltiges Handeln eher widersprechen:

  • Kurzfristige Kosten: Der Übergang zu nachhaltigeren Geschäftspraktiken erfordert oft hohe Investitionen, bevor finanzielle Vorteile entstehen. Der alleinige Anreiz „Nachhaltigkeit“ ist aus ökonomischer Sicht unter Umständen nicht „sexy“ genug.
  • Begrenzte Ressourcen: Stetiges Wachstum auf einem endlichen Planeten könnte auf physische und ökologische Grenzen stoßen, wenn zum Beispiel Rohstoffe ausgehen oder freie Landflächen fehlen.
  • Kurzfristiger Fokus: Viele Unternehmen und Politiker:innen sind auf schnelle Gewinne und kurze Wahlzyklen ausgerichtet. Dadurch werden langfristige Investitionen in die nachhaltige Entwicklung gehemmt. In der Wirtschaft wird in der Folge zum Beispiel Greenwashing wahrscheinlicher.
  • Externe Kosten: Die realen Kosten negativer Umweltauswirkungen sind nicht in den Preisen der verursachenden Produkte enthalten: Dementsprechend sind umweltbelastende Produkte oft noch günstiger als nachhaltige Alternativen.

Vereinbarkeit: Warum gehen Wirtschaftswachstum und Nachhaltigkeit noch nicht Hand in Hand? Und wie kann die Wirtschaft nachhaltiger werden?

Wie kann nachhaltiges Wirtschaftswachstum zukünftig funktionieren?

Ich selbst bin kein Ökonom. Doch die Mitbegründerin der Initiative „Scientists4Future“, Politökonomin Maja Göpel, gibt in ihrem Buch „Unsere Welt neu denken“ (bekommst du hier*) klare Antworten auf diese Fragen.

Im Folgenden versuche ich den Inhalt kurz und knapp zusammenzufassen, um dir ein schärferes Bewusstsein für die Probleme und Chancen des Zusammenspiels aus Wirtschaftswachstum und Nachhaltigkeit zu vermitteln.

Gründe: Wir leben auf Kosten anderer in einer bequemen Scheinrealität

Unser Wirtschaftssystem ist aus den unterschiedlichsten Gründen noch nicht nachhaltig. Vor allem deshalb, weil wir in einer bequemen Scheinrealität leben, in der wir so tun, als könnten wir mit endlosen Ressourcen wirtschaften.

Doch das ist beispielsweise bei Erdöl, Erdgas und Kohle eben nicht der Fall. Wir wissen schon seit den Siebzigern fast all das, was wir heute über den Klimawandel wissen. Und dennoch handeln wir seither im Grunde genau so weiter wie bis bisher – und bauen lieber Roboterbienen zur Bestäubung von Pflanzen, anstatt die Insekten zu schützen.

Außerdem leben wir mit einem anerzogenen Egoismus und sind vor allem am eigenen Vorteil interessiert. Selbstsucht lässt nur leider in den seltensten Fällen Wohlstand für alle entstehen.

Des Weiteren erzeugt ständiges Wirtschaftswachstum auch Ungleichheit. So liegen die Kurven des CO2-Anteils in der Atmosphäre und der weltweiten Wirtschaftsleistung im Grunde übereinander. Wir Menschen in den Industrienationen leben also schlussendlich auf Kosten anderer, ärmerer Menschen (Stichwort Externalisierung von Umweltkosten), die bereits heute schon massiv unter dem Klimawandel leiden.

Obwohl unsere Wirtschaft effizienter wird (z.B. geringerer Energieverbrauch von Technik) rückt der Earth Overshoot Day (der Tag an dem wir mehr Ressourcen verbraucht haben, als uns zustehen) immer weiter an den Jahresanfang.

Das liegt unter anderem am Rebound-Effekt. Ein gutes Beispiel dafür ist der VW Käfer, dessen Nachfolger, der VW Beatle, immer noch genauso viel Benzin verbraucht, wie das Auto aus den Fünfzigern. Das Einsparpotenzial von Effizienzsteigerungen wurde nicht realisiert, weil u.a. Design, Leistung und Komfort für Industrie und Verbraucher:innen den Vorrang haben.

Das alles sind nur einige von vielen Gründen dafür, dass Wirtschaftswachstum und Nachhaltigkeit noch nicht miteinander harmonieren.

Tipp: Wenn du schneller Wissen aus Büchern aufsaugen willst, solltest du dir regelmäßig Buchzusammenfassungen über Blinkist* durchlesen. Die App fasst den Inhalt von unzähligen Sachbüchern kompakt zusammen und spart dir enorm viel Zeit.

Zukunftsperspektive: Wohlstandsbegriff neu definieren, nachhaltiges Handeln belohnen

Wir müssen begreifen, dass die Ressourcen unseres Planeten begrenzt sind – und dass wir die Wahl zwischen nachhaltigem Wirtschaften oder (bald) gar keiner Wirtschaft mehr haben.

Der Wohlstandsbegriff muss überholt werden, damit wir vom kurzfristig gedachten, gierigen „höher, schneller, weiter“ zu einem „Wachstum mit Sinn und Verstand“ übergehen können. Wohlstand bedeutet nämlich auch, dass es allen (übrigens auch der Umwelt in der wir leben) und nicht nur einigen Menschen gut geht.

Damit mehr Menschen solidarisch denken und handeln, benötigen wir grundsätzlich ein System, dass gemeinnütziges Verhalten fördert und egoistisches Handeln hemmt. Es braucht also Anreize, wie zum Beispiel klare Wettbewerbs- und Kostenvorteile. Das Unternehmen Fairphone, das nachhaltige Smartphones herstellt, ist ein schönes Beispiel dafür, dass es funktionieren kann.

Technologische Innovationen (z.B. die effizientere Nutzung von erneuerbaren Energien) sind sinnvoll – gestalten das Wachstum aber erst wirklich nachhaltig, wenn sie konventionelle Energiequellen, wie Kohle und Gas, vollständig ersetzt haben – und sie nicht nur ergänzen.

Wir kommen gar nicht umher, zu lernen, auf etwas Wachstum zu verzichten, um nachhaltiger zu handeln. Genau das ist am Ende eben auch gesellschaftlicher Fortschritt.

Wenn es nicht anders geht, muss ein Staat imstande sein, unser wichtigstes Gemeingut, eine intakte Umwelt, z.B. mithilfe von Subventionen oder Verboten (z.B. Einwegplastik-Verbot) zu sichern. So profitieren schlussendlich alle – und nicht nur Einzelne.

Die ökologischen Herausforderungen unserer Zeit können schlussendlich auch nur in internationaler Zusammenarbeit gelöst werden. Ein globaler Fonds, in denen vor allem reiche Staaten einzahlen, da ihre Wirtschaftsleistung besonders viel CO2 ausstößt, könnte Entwicklungsländer finanziell entschädigen und so zu nachhaltigerem Handeln motivieren. Schließlich haben auch Industrienationen wie Deutschland viele Jahrzehnte auf Kosten der Umwelt gelebt.

Empfehlung: Du willst die wirtschaftliche Zukunft auch beruflich mitgestalten? Dann ist zum Beispiel der Masterstudiengang „Business Management“ die ideale Anlaufstelle für dich!

Die Vorstellung vom ewigen Wachstum ablegen und nachhaltig wirtschaftlich wachsen

Im Zentrum der Debatte um nachhaltiges Wirtschaftswachstum steht die Frage, wie wir als globale Gesellschaft in der Zukunft leben wollen. Eine reine Wachstumsorientierung führt ganz offensichtlich zu (irreparablen) Schäden unseres Planeten. Das muss jeder von uns begriffen haben.

Wir müssen ein nachhaltiges, ökonomisches Wachstum anstreben, von dem schlussendlich alle profitieren. Die Umwelt, die Politik, die Wirtschaft und die Verbraucher:innen. Jeder Einzelne von uns kann etwas beitragen – sei es durch bewussten Konsum, die Unterstützung nachhaltiger Unternehmen oder politisches Engagement.

„Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier.“

Mahatma Gandhi (mehr unter Nachhaltigkeit Zitate)

Hast du Fragen, Anregungen oder willst du noch ein paar Gedanken zu nachhaltigem Wirtschaftswachstum loswerden? Und was bedeutet Wohlstand für dich persönlich? Ich freue mich auf deine Nachricht in den Kommentaren.

Bleib‘ nachhaltig,

Christoph von CareElite - Plastikfrei leben

PS: Einen großen Impact erzielst du als Verbraucher:in auch durch eine bewusste Geldanlage. Wie du dein Kapital nachhaltig investierst und was du damit bewirkst, erfährst du jetzt als Nächstes im verlinkten Blogartikel.

Quellenangaben

  1. C. Winterbach; G. Mingels: Immer mehr Menschen werden satt (Stand: 19.03.2017), abrufbar unter https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/immer-mehr-menschen-werden-satt-obwohl-die-weltbevoelkerung-zunimmt-a-1132731.html. [25.10.2023]. ↩︎
  2. Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz: Wirtschaftswachstum, abrufbar unter https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Artikel/Wirtschaft/definitionen-02-wirtschaftswachstum.html. [25.10.2023]. ↩︎
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Christoph Schulz

Christoph Schulz

Ich bin Christoph, Umweltwissenschaftler und Autor - und setze mich hier bei CareElite gegen den Plastikmüll in der Umwelt, den Klimawandel und alle anderen großen Umweltprobleme unserer Zeit ein. Gemeinsam mit weiteren, umweltbewussten Bloggern will ich dir Tipps & Tricks für ein natürlich-gesundes, nachhaltiges Leben sowie deine persönliche Weiterentwicklung an die Hand geben.