Du willst deinen Balkon nachhaltig gestalten? Dann bist du hier genau richtig! Rund 59 Millionen Deutsche besitzen eine Terrasse oder einen Balkon.₁ Doch oft wird Letzterer recht umemotional nur als eine Art Stauraum genutzt. Andere betrachten ihn immerhin als zusätzlichen Wohnraum mit ein paar Pflanzen, der Erholung bietet – auf dem Dorf, aber vor allem in der Stadt.
Doch „Balkonien“ kann noch so viel mehr! Wenn auch du einen Balkon besitzt, kannst du ihn schon mit kleinen, ressourcenschonenden Maßnahmen in ein lebensfrohes Paradies des Wohlbefindens verwandeln, das Tieren Nahrung bietet, fruchtbare Erde erzeugt, frische Lebensmittel liefert und deinen ökologischen Fußabdruck massiv verbessert.
In diesem Artikel möchte ich dir jetzt zeigen, wie genau du deinen Balkongarten umweltfreundlich und nachhaltig gestaltest. Nutze die folgenden 10 Tipps, um ein Stückchen Natur zwischen Himmel und Erde zu schaffen. Denn dein Balkon – ob groß oder klein – kann genau das sein. Du musst es nur zulassen. Auf geht's!
1. Blumenerde ohne Torf verwenden
Für einen grünen Balkon braucht es die richtige Erde. Leider stammt der Torf in den heutzutage oft in Bau- und Pflanzenmärkten erhältlichen Säcken mit Gartenerde jedoch aus Hochmooren. Sein Abbau trägt zum Artensterben bei, das intakte Moorlandschaften entwässert und Lebensräume unzähliger Tier und Pflanzenarten zerstört.
Da die weltweiten Moore etwa doppelt so viel CO2 gespeichert haben, wie alle Wälder zusammengenommen, treibt Blumenerde mit Torf außerdem auch den Klimawandel voran.
Als Ersatz für torfhaltige Erde dient zum Beispiel torffreie Erde aus dem Bau- und Pflanzenmarkt. Aber natürlich auch der selbst angelegte Kompost, Sande, Kaffeesatz oder Nadelholzmulch sind umweltfreundlichere Alternativen für deine Pflanzen in deinem Balkongarten.
2. Bienenfreundliche Pflanzen auswählen
Balkonpflanzen sind weitaus mehr als nur ein optisches Highlight! Vor allem insektenfreundliche Pflanzen fördern die Biodiversität und helfen unseren summenden Freunden bei der Nahrungssuche. Der NABU empfiehlt, vor allem auf heimische, mehrjährige, winterharte Pflanzen, wie kleine Gehölze und Stauden oder Kletterpflanzen zu setzen – auch, da sie den Winter auf „Balkonien“ überstehen.₂
Die angelockten Wildbienen, Schmetterlinge und unzählige andere Insekten locken wiederum zunehmend mehr Vögel an, sodass dein Balkongarten richtig lebhaft wird. Sie bedienen sich auch hin und wieder am Naschobst, dass auf einem tier- und umweltfreundlicher Balkon immer herzlich willkommen ist.
Hier sind einige insekten- bzw. bienenfreundliche Balkonpflanzen, die du dir unbedingt zulegen solltest.
Pflanzen für Gartenbalkone mit viel Sonne:
- Schachbrettblume
- Blauminze
- Weicher Frauenmantel
- Rosmarin
- Waldrebe
- Brombeere
- …
Pflanzen für Gartenbalkone eher im Schatten/Halbschatten:
- Kaukasus-Gämswurz
- Wald-Vergissmeinnicht
- Immergrünes Geißblatt
- Himbeere
- Rote Johannisbeere
- …
Pflegeleicht und gleichzeitig extrem wirkungsvoll sind außerdem wilde Kübel – also Pflanzenkübel, in denen du pflegeleichte Wildblumen sprießen lässt.
Tipp: Die genannten Pflanzen auf deinem Balkon helfen entscheidend dabei, die Artenvielfalt zu fördern. Was du sonst noch tun kannst, um vor allem das Insektensterben zu stoppen, erläutere ich dir gern in den verlinkten Blogartikeln.
3. Die richtigen Töpfe, Kästen und Kübel besorgen
Auch bei der Auswahl der Behältnisse deiner Balkonpflanzen solltest du genau hinsehen. Nachhaltige Balkonkästen und Töpfe, beispielsweise aus recyceltem Kunststoff oder natürlichem Ton, sind langlebig und umweltschonend.
Generell sollten deine Töpfe, Kästen und Kübel stabil und frostsicher sein und ausreichend Volumen für die Wurzeln der Pflanzen bieten. Wichtig ist außerdem, dass das Wasser durch ein Loch am Boden und etwas Blähton abfließen kann, um Staunässe zu verhindern.
Wie du siehst, kann man mit den richtigen Behältern glücklicherweise auch ohne eigenen Garten nachhaltig Gärtnern. Deinem grünen Balkon steht also nichts mehr im Wege!
Tipp: Auch Hochbeete dienen als Kübel für deine Pflanzen. Du kannst sie völlig individuell gestalten und zum Beispiel kostengünstig aus alten Euro-Paletten selber bauen.
4. Balkonkraftwerk mit Speicher installieren
Solarkollektoren am Balkongeländer können das Sonnenlicht einfangen und die Sonnenenergie über den Generator in nutzbaren Wechselstrom umwandeln. Mithilfe eines enstprechenden Balkonkraftwerks mit Speicher kannst du elektrische Energie auch verwahren und sie bequem bei Bedarf abrufen. Und wenn du willst, lässt sie sich auch in das öffentliche Versorgungsnetz einspeisen.
Ein solches Kraftwerk macht deinen Balkon nicht nur nachhaltiger, sondern hilft dir auch noch dabei, Strom und Energiekosten einzusparen. Zudem wird es einfach am Balkongeländer befestigt, sodass es im Grunde noch nicht einmal Platz wegnimmt.
Tipp: Versuche die Beleuchtung auf deinem Balkon generell möglichst gering zu halten und nur einzuschalten, wenn du sie wirklich brauchst. So kannst du nachaktive Insekten schützen, da sie ansonsten von künstlicher Beleuchtung angezogen werden und sterben könnten. Wenn du nicht auf Licht verzichten möchtest, dann bevorzuge auf jeden Fall gezielt LED-Leuchten mit einem möglichst geringen Ultraviolett- und Blauanteil.
5. Kräuter, Obst und Gemüse anbauen
Mit einem Hochbeet auf dem Balkon, in dem du dein Lieblingsobst und -gemüse anbaust, kannst du dich wunderbar selbst versorgen. Wichtig ist aber, immer zu berücksichtigen, wie viel Sonne, Schatten und Feuchtigkeit die jeweiligen Pflanzen benötigen.
Ob im Pflanzsack, im Kübel oder im Hochbeet – hier sind einige Lebensmittel, die sich erfahrunsgemäß sehr gut für den Anbau im Balkongarten eignen.
- Paprika
- Mangold
- Bohnen
- Auberginen
- Tomaten
- Salat
- Gurken
- Zucchini
- Kohlrabi
- Kartoffeln
- Heidelbeeren
- Äpfel
- Birnen
- Erdbeeren
- Petersilie
- Rosmarin
- Thymian
- Oregano
- Basilikum
- …
Tipp: Manchmal beeinträchtigt sogenanntes „Ungeziefer“ die Ernte. Für hohen Ernteertrag und möglichst wenig Tierleid und Umweltschaden, solltest du dann unbedingt zur natürliche Schädlingsbekämpfung (z.B. Thymian gegen die Kohlweißlingsraupe) greifen. Und um das Wachstum deiner Pflanzen zu fördern, sind organische Dünger (wie z.B Kaffeesatz) ratsam.
6. Tränke, Sandbad und Nistkästen für Vögel bereitstellen
Das Nahrungsangebot in deinem Balkongarten ist nun sehr vielfältig. Was den gefiederten Freunden von Balkonbesitzer:innen jetzt noch fehlt, sind eine Tränke, ein Sandbad und ein Nistkasten als Unterschlupf. Stelle also je eine flache Schale mit Wasser und Sand bereit, damit die Tiere ausreichend Flüssigkeit aufnehmen und sich jederzeit säubern können.
Mit einem Nistkasten bietest du ihnen eine sichere Behausung – besonders im Frühjahr, wenn zum Beispiel Haussperlinge oder Kohl- und Blaumeisen ihren Nachwuchs großziehen. Weitere Inspiration und jede Menge Ideen für deinen nachhaltigen Balkon kannst du dir auch noch im Blogartikel über den vogelfreundlichen Garten abholen.
Tipp: Apropos Nistkasten! Auch Bienen und anderen Insekten kannst natürlich mit einem (selbst gebauten) Bienenhotel eine passende Behausung anbieten.
7. Bioabfälle im Wurmkomposter oder Bokashi-Eimer verwerten
Spezielle Wurmkomposter und Bokashi-Eimer stinken eigentlich nicht. Dennoch kann es durchaus Sinn machen, sie draußen an der frischen Luft auf dem Balkon zu platzieren. Vor allem dann, wenn sich der Balkon in der Nähe der Küche befindet.
So oder so kannst du auf diese Weise biologische Abfälle in fruchtbare Erde bzw. wertvollen Dünger verwandeln und direkt wieder für deine Balkonpflanzen nutzen.
8. Faire und ökologische Balkonmöbel bevorzugen
Balkonmöbel sind leider nicht automatisch nachhaltig, nur weil sie aus Holz sind. Das Material könnte zum Beispiel aus dem Regenwald oder generell aus illegalem Holzhandel stammen.
Möbel aus nachhaltiger Forstwirtschaft erkennst du zum beispielsweise am verbreiteten FSC-Siegel oder dem noch strengeren Kriterien unterliegenden Naturland-Siegel. Noch besser ist es, einen Neukauf ganz zu umgehen. Das funktioniert, indem du Tische oder Stühle für den Balkon gebraucht (z.B. über Kleinanzeigen) kaufst oder sie selbst aus alten Holzbohlen baust. Je langlebiger und ressourcenschonender, desto besser.
9. Regenwasser aus der Dachrinne auffangen
Anstatt Leitungswasser zur Balkongarten-Bewässerung zu nutzen, kannst du einfach kalkfreies Regenwasser in einem Fass, einem Kanister oder einem Eimer sammeln.
Hier sind einige Möglichkeiten, um das Regenwasser auf dem Balkon einzufangen:
- Regenwasserklappe: Vielleicht hast du eine Regenrinne bzw. ein Fallrohr an deinem Balkon, sodass du mit einem sogenannten Regendieb Wasser in einen Auffangbehälter ableiten und sammeln kannst.
- Umgedrehter Kanister: Viele von uns haben einen überdachten Balkon. Dennoch lässt sich zum Beispiel mit einem umgedrehten und am Balkongeländer befestigten 5-Liter-Kanister, von dem du zuvor den Boden abgetrennt hast, Regenwasser auffangen und in einen Behälter leiten.
- Aufgespannte Plane: Wer kein Dach über dem Balkon hat, kann sollte das erst recht ausnutzen! Einfach eine Plane so befestigen und in der Mitte beschweren, dass das Wasser direkt in die Mitte zum Loch läuft, aus dem das Regenwasser in den darunter liegenden Behälter fließt. Alternativ funktioniert es auch mit einer Plane, die auf einem Wäscheständer mit Wäscheklammern befestigt wurde. Wichtig ist, dass das aufgefangene Wasser immer zu einem bestimmten, niedrigeren Punkt abläuft.
10. Balkondeko selbst bauen, upcyceln oder gebraucht kaufen
Selbstgemachte Dekorationen, sowie Upcycling- und DIY-Projekte geben deinem Balkon eine kreative, persönliche Note, reduzieren Abfall und schonen natürliche Ressourcen des Alltags.
Wandle zum Beispiel ein altes Weinfass in einen Regenwasserbehälter mit Zapfhahn und/oder Stehtisch um. Viele Dinge, wie alte Kanister oder Getränke- und Eierkartons, lassen sich außerdem wunderbar als Blumentopf-Alternative nutzen. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, wenn es darum geht, den Balkon möglichst umweltbewusst und nachhaltig zu machen.
Umweltfreundlicher und nachhaltiger Balkon, leicht gemacht!
Wie du siehst, kann ein Balkon der Garten sein, für diejenigen, die keinen Garten haben. Mit den genannten Mitteln und Maßnahmen verwandelst du ihn in kürzester Zeit in ein Mekka der Artenvielfalt, in ein naturnahes Vogel- und Insektenparadies und in einen schwebenden Wohlfühl-Tempel.
„Lerne von der Geschwindigkeit der Natur: ihr Geheimnis ist Geduld.“
Ralph Waldo Emerson (mehr unter Umweltschutz Zitate)
Wenn du richtig Lust auf einen grünen, lebensfrohen Balkon hast, auf dem du das Treiben der Bienen und das Zwitschern der Vögel während der wohlverdienten Kaffeepause genießen kannst, dann setze die Ideen und Ratschläge aus diesem Beitrag einfach Schritt für Schritt um. Bitte bedenke dabei aber jederzeit, dass ein nachhaltiger Balkon keine Hauruck-Aktion sein muss. Betrachte ihn vielmehr als stetigen Prozess, den du Schritt für Schritt meisterst.
Hast du Fragen, Anregungen oder möchtest du eigene Erfahrungen zur umweltfreundlichen Balkongestaltung teilen? Dann freue ich mich schon sehr auf deinen Kommentar!
Bleib‘ nachhaltig,
PS: Ich habe noch einen weiteren Tipp für einen umweltfreundlicheren Balkon oder Garten – mache deine Fensterscheiben vogelsicher! Wie genau du Vögel davor bewahrst, gegen die spiegelnden Scheiben zu fliegen, zeige ich dir jetzt im verlinkten Blogartikel.
Quellenangaben:
₁ VuMA; IFAK (2022): Anzahl der Personen in Deutschland, die einen Balkon oder eine Terrasse besitzen, von 2018 bis 2021, abrufbar unter https://de.statista.com/statistik/daten/studie/172077/umfrage/besitz-von-balkon-oder-terrasse. [14.08.2023].
₂ NABU (Naturschutzbund Deutschland) e. V.: Video-Tipp – Start in die Balkonsaison So wird der Balkon eine Oase für Mensch, Vögel und Insekten, abrufbar unter https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/trends-service/diy-rezepte/31567.html. [14.08.2023].
