Du willst mehr über eine möglichst nachhaltige Wärmedämmung und ökologische Dämmstoffe erfahren? Dann bist du hier genau richtig! Die Nachhaltigkeit von Gebäuden wird nicht nur durch ihre Energieeffizienz in der alltäglichen Nutzung, sondern auch durch die Wahl des Materials bestimmt. Dementsprechend suchen viele Menschen nach grünen Alternativen für konventionelle Dämmstoffe wie Schaumglas, Glaswolle oder extrudiertes Polystyrol. Doch lassen sich diese wirklich mit einer ähnlichen Wärmeleitfähigkeit und vergleichbaren Eigenschaften des Brand- und Schallschutzes nachhaltig ersetzen?
In diesem Artikel möchte ich dir jetzt alles Wissenswerte über die nachhaltige Wärmedämmung an die Hand geben. Du erfährst, warum sie so wichtig ist, worauf zu achten ist und welche Naturdämmstoffe für welches Einsatzgebiet in Frage kommen. Auf geht's!
Vorab findest du hier schon eine kurze Übersicht über die Materialien:
Vorteile: Warum ist eine nachhaltige Wärmedämmung so wichtig?
Die Hauptaufgabe der Wärmedämmung ist es, Innenräume vor Hitze und Kälte zu schützen, durch eine höhere Energieeffizienz Heizkosten einzusparen, den Gebäudewert zu erhalten oder sogar zu steigern – und den Wohnkomfort zu erhöhen. Durch die allumfängliche, energetische Sanierung eines Gebäudes kann der Primärenergiebedarf tatsächlich um bis zu 90 Prozent reduziert werden.₁
Eins vorab: Jeder halbwegs wirksame Wärmedämmstoff spart über die gesamte Nutzungsdauer deutlich mehr Energie, als für seine Herstellung aufgewendet werden muss. Die Herstellung von jeglichen Dämmmaterialien ist im Regelfall immer besser für die Umwelt, als gänzlich auf eine Dämmung zu verzichten.₂
Jeder Dämmstoff lohnt sich also – auch aus Umweltsicht! Warum also jetzt eine möglichst naturnahe Alternative zu mineralischen und synthetischen Dämmstoffen, wie Polyurethan-Hartschaum, Vakuumdämmplatten oder Glaswolle bevorzugen?
Die Vorteile von Naturdämmstoffen
Hier stelle ich dir die wichtigsten Vorteile einer nachhaltigen Dämmung vor:
- Ressourcen schonen: Ökologische Dämmmaterialien bestehen nachwachsenden Rohstoffen oder auch aus recycelten Stoffen und schonen daher die natürlichen Ressourcen, die uns die Erde zur Verfügung stellt.
- Förderungen: Manche Städte (z.B. Düsseldorf, Hamburg, Hannover, Münster oder München) subventionieren die Nutzung zertifizierter Naturdämmstoffe mit speziellen Förderprogrammen, von denen Verbraucher:innen profitieren können.
- Mehr Wohnkomfort: Zu den wesentlichen Vorteilen einer Dämmung mit natürlichen Stoffen zählt auch das angenehmere Raumklima und die geringere Anfälligkeit für Schimmelbildung.
- Geringerer Energieverbrauch bei Produktion: Naturnahe Dämmstoffe lassen sich mit einem deutlich geringeren Energieaufwand herstellen. Die Produktion ist im Regelfall klimafreundlicher, als die, der herkömmlicher Alternativen.
- Leichteres Recycling: Irgendwann wird jeder Dämmstoff einmal ausgetauscht. Naturdämmstoffe lassen sich glücklicherweise sehr gut recyceln oder abschließend zur Energiegewinnung verbrennen.
Material: 11 ökologische Dämmstoffe für eine nachhaltige Wärmedämmung
Nun können wir getrost zu den ökologischen Stoffen übergehen, die grundsätzlich als Dämmmaterial dienen können. Zu jedem Einzelnen werde ich dir unter anderem wertvolle Informationen über Hitzeschutz, Wärmedämmwirkung, Wärmeleitfähigkeit, Feuchtigkeitsausgleich, Brandschutz und Schallschutz mit an die Hand geben.
Außerdem erfährst du, für welchen Einsatzbereich die Dämmstoffe geeignet sind₃ – denn ob du eine Wärmedämmung von Innen oder Außen bevorzugst oder ob du das Hausdach oder die Kellerwand dämmen möchtest, ist am Ende ganz entscheidend für die richtige Materialwahl.
1. Holzfaser
Die Holzfaserdämmplatten stellt man aus entrindeten Resthölzern her – aufgrund des Harzes ist dafür auch kein Kleber notwendig. Sie haben einen guten Feuchtigkeitsausgleich, sind ein idealer sommerliche Hitzeschutz, schützen gut vor Schall und erzielen eine gute Wärmedämmung. Holzweichfasern eignen sich sowohl für Dämmmaßnahmen an Flachdächern, Außen- und Innenfassaden, Kellederecken und auch obersten Geschossdecken.
Hier sind wichtige Fakten zur Dämmung mit Holzfaser-Platten im Überblick:
- Rohdichte: 110 bis 600 kg/m3
- Wärmeleitfähigkeit: 0,040 bis 0,083 W/(mK)
- Widerstandszahl Wasserdampfdiffusion: 3 bis 5
- Brandklasse: B1, B2
- Temperaturbeständigkeit: 110 Grad Celsius
- Kosten: 16 – 45 Euro pro Quadratmeter
2. Kork
Eine weitere, nachhaltige Alternative zu konventionellen Dämmstoffen ist Kork – entweder als Dämmplatte oder lose zum Schütten. Kork wird aus der Rinde der Korkeiche gewonnen, bietet einen großartigen Schallschutz und schneidet auch in den Punkten Hitzeschutz und Feuchtigkeitsausgleich gut ab. Brandschutz und Wärmedämmwirkung sind immerhin mittelmäßig – außerdem sind lange Transportwege von Nöten.
Du kannst das druckfeste Material beispielsweise für die Hohlraumdämmung oder bei der Außendach- und Fassedendämmung einsetzen.
Hier sind wichtige Fakten zur Dämmung mit Korkplatten im Überblick:
- Rohdichte: 100 bis 220 kg/m3
- Wärmeleitfähigkeit: 0,040 bis 0,060 W/(mK)
- Widerstandszahl Wasserdampfdiffusion: 5 bis 10
- Brandklasse: B2
- Temperaturbeständigkeit: 110 bis 120 Grad Celsius
- Kosten: 7 – 60 Euro pro Quadratmeter
3. Stroh
Auch mit Stroh lassen sich Wände nachhaltig dämmen – es wird zum Beispiel in Form von Strohbauplatten oder als Leichtzuschlag in Lehmprodukten verwendet. Der ökologische Dämmstoff Stroh kann extrem energiearm hergestellt werden und verfügt über eine gute Wärmedämmwirkung. Außerdem dient er als Hitzeschutz und effektiver Schallschutz.
Mit dem Material lassen sich vor allem Dächer, Außenwände und Fußböden dämmen.
Hier sind wichtige Fakten zur Dämmung mit Stroh im Überblick:
- Rohdichte: 85 – 115 kg/m3
- Wärmeleitfähigkeit: 0,043 bis 0,052 W/(mK)
- Feuchtigkeitsausgleich: mittelmäßig bis gut
- Brandklasse: B2
- Kosten: etwa 48 Euro pro Kubikmeter
4. Holzwolle
Wer sich für eine natürliche, nachhaltige Wärmedämmung interessiert, sollte sich auch mit der Holzwolle beschäftigen. Sie zählt zu den beliebtesten, naturnahen Dämmmaterialien und wird aus den langfaserigen Spänen von Fichten- oder Kiefernhölzern hergestellt. Es ist ein schwer entflammbarer Dämmstoff, der Innenräume gut gegen Hitze schützt und auch als wirkungsvoller Schallschutz fungiert.
Da die Wärmedämmwirkung des Materials nicht ganz so gut ist, lassen sich mit Holzwoll-Leichtbauplatten vor allem oberste Geschossdecken, aber auch Innenfassaden und Kelledecken dämmen.
Hier sind wichtige Fakten zur Dämmung mit Holzwolle im Überblick:
- Rohdichte: 110 bis 600 kg/m3
- Wärmeleitfähigkeit: 0,040 bis 0,083 W/(mK)
- Widerstandszahl Wasserdampfdiffusion: 3 bis 5
- Brandklasse: B1, B2
- Temperaturbeständigkeit: 110 Grad Celsius
- Kosten: 7 – 20 Euro pro Quadratmeter
5. Hanf
Aus den Stängeln der Hanfpflanze lässt sich mithilfe eines Brech- und Waldverfahrens ein ökologischer Dämmstoff mit großartiger Wärmedämmwirkung gewinnen. Auch in Puncto Brandschutz, Feuchtigkeitsausgleich und Hitzeschutz sammeln Hanffasern Pluspunkte.
Als Einsatzgebiet kommen beispielsweise Steil- und Flachdächer, Obergeschossdecken, Innen- und Außenfassaden aber auch die Kellerdecke in Frage.
Hier sind wichtige Fakten zur Dämmung mit Hanf im Überblick:
- Rohdichte: 40 bis 50 kg/m3 (Stopfwolle); 20 bis 40 kg/m3 (Matten)
- Wärmeleitfähigkeit: 0,040 bis 0,080 W/(mK)
- Widerstandszahl Wasserdampfdiffusion: 1 bis 2
- Brandklasse: B2
- Temperaturbeständigkeit: 100 Grad Celsius
- Kosten: 10 – 30 Euro pro Quadratmeter
6. Wiesengras
Ein weiteres und im wahrsten Sinne des Wortes grünes Dämmmaterial, ist natürliches Wiesengras. Der nachwachsende Rohstoff steht als Einblas- und Schüttdämmstoff zur Verfügung und ist aufgrund der regionalen Verfügbarkeit besonders umweltfreundlich. Der Wiesengras-Dämmstoff ist feuchtigkeitsregulierend, wärmedämmend und zudem ein guter Schutz gegen die sommerliche Hitze.
Das Material eignet sich vor allem zur Dämmung von Hohlräumen in Wänden, Böden und Dächern – und wird daher gern bei der Sanierung älterer Bestandsgebäude eingesetzt.
Hier sind wichtige Fakten zur Dämmung mit Wiesengras im Überblick:
- Rohdichte: 40 bis 65 kg/m3
- Wärmeleitfähigkeit: 0,039 und 0,046 W/(mK)
- Brandklasse: B2
- Kosten: 52 – 107 Euro pro Quadratmeter
7. Jute
Die umweltfreundliche Wärmedämmung funktioniert auch mit einen Vlies aus Jute! Um den Dämmstoff herzustellen, recycelt man alte Jutesäcke. Auch wenn Jute nur wenig gegen Schall schützt, hast es dennoch eine großartige Wärmedämmwirkung und dient gleichzeitig dem Hitzeschutz und dem Feuchtigkeitsausgleich. Der Stoff ist natürlich, frei von Schadstoffen und günstig zu haben.
Die Jute-Matten und -Rollen eignen sich gut für die Wärmedämmung des Dachs – zum Beispiel als Zwischen- oder Untersparrendämmung. Auch Flachdächer, Außen- und Innenfassaden, sowie die Kellerdecke kann damit gedämmt werden.
Hier sind wichtige Fakten zur Dämmung mit Jute im Überblick:
- Rohdichte: 30 – 50 kg/m3
- Wärmeleitfähigkeit: 0,037 und 0,040 W/(mK)
- Brandklasse: B2
- Kosten: 2,20 – 2,70 Euro pro Quadratmeter
8. Schilf
Ein weiterer, absolut ökologischer Dämmstoff ist Schilf. Biologisch abbaubare Schilfrohre werden zu Platten zusammengepresst. Sie erzeugen einen idealen Feuchtigkeitsausgleich und beugen beispielsweise Fäulnis und Schimmelbildung vor. Zudem funktionieren sie auch gut als Hitze- und Schallschutz.
Tatsächlich lassen sich Gebäude auf vielfältige Weise mit Schilf dämmen. Zum Beispiel als Aufdachdämmung (effizienteste Dachdämmung von außen), zur Bodendämmung oder als Wärmeverbundsystem in den Wänden.
Hier sind wichtige Fakten zur Dämmung mit Schilf im Überblick:
- Rohdichte: 190 – 225 kg/m3
- Wärmeleitfähigkeit: 0,038 – 0,055 W/(mK)
- Brandklasse: B2
- Kosten: 10 – 20 Euro pro Quadratmeter
9. Flachs
Für die nachhaltige Wärmedämmung eignet sich auch das Abfallprodukt der Leinenproduktion: Flachs. In Matten- und Vliesform oder auch als Schüttgut und Stopfwolle bringt der natürliche Stoff eine hervorragende Wärmedämmwirkung mit. Er eignet sich auch aufgrund seiner schallschützenden, feuchtigkeitsausgleichenden und hitzeschützenden Eigenschaften sehr gut als umweltverträglicher Naturdämmstoff.
Du kannst die Flachs-Dämmplatten beispielsweise für den Ausbau von Wänden, Decken und Dächern oder auch des Fußbodens benutzen. Die Stopfwolle aus Flachs ist hingegen sehr gut zur Abdichtung von Türen und Fenstern geeignet.
Hier sind wichtige Fakten zur Dämmung mit Flachs im Überblick:
- Rohdichte: 40 bis 50 kg/m3 (Stopfwolle); 20 bis 40 kg/m3 (Matten)
- Wärmeleitfähigkeit: 0,040 bis 0,080 W/(mK)
- Widerstandszahl Wasserdampfdiffusion: 1 bis 2
- Brandklasse: B2
- Temperaturbeständigkeit: 100 Grad Celsius
- Kosten: 5 – 50 Euro pro Quadratmeter
10. Zellulose
Zellulose gewinnt man durch das Recycling von Altpapier. Weil Zellulose biologisch-abbaubar, günstig und regional verfügbar ist, Wärme sehr gut dämmt und auch gut gegen Hitze, Schall und den üblichen Risiken der Feuchtigkeit schützt, zählt es zu den meistgenutzten, ökologischen Dämmstoffen.
Einsetzen kannst du das Dämmmaterial beispielsweise zur Dämmung von Dächern oder Trennwänden. Genauso gut eignet es sich als Fassadendämmung bei Gebäuden mit Holzrahmenbau.
Hier sind wichtige Fakten zur Dämmung mit Zellulose im Überblick:
- Rohdichte: 30 bis 60 kg/m3
- Wärmeleitfähigkeit: 0,039 bis 0,045 W/(mK)
- Widerstandszahl Wasserdampfdiffusion: 1 bis 2
- Brandklasse: B2
- Temperaturbeständigkeit: 60 Grad Celsius
- Kosten: 10 – 38 Euro pro Quadratmeter
11. Seegras
Wer sich über eine nachhaltige Dämmung von Gebäuden informiert, wird unweigerlich auch von der etwas moderneren Seegras-Wärmedämmung hören. Die angespülten Bälle aus Pflanzenfasern von Seegras bieten einen hervorragenden Feuchtigkeitsausgleich und bringen auch eine gute Wärmedämmwirkung mit. Zudem dienen sie als guter Hitze- und Schallschutz.
Seegras ist bestens geeignet für die Dämmung von Innen- und Außenfassaden, einer unbegehbaren, obersten Geschossdecke, für die Zwischensparrendämmung des Dachs auch für die Holzbalkendämmung.
Hier sind wichtige Fakten zur Dämmung mit Seegras im Überblick:
- Rohdichte: 65 bis 75 kg/m3
- Wärmeleitfähigkeit: 0,039 bis 0,046 W/(mK)
- Brandklasse: B2
- Kosten: 27 – 57 Euro pro Quadratmeter
Hinweis: Es gibt durchaus noch weitere, natürliche Dämmmaterialien, wie zum Beispiel Schafwolle. Aus ethischen Gründen, möchte ich sie aber hier nicht weiter erläutern. Neben dem Tierschutz-Aspekt spricht auch die Anfälligkeit für die Zerstörung durch Motten gegen Schafwolle zur Dämmung von Gebäuden.
Nachhaltige Wärmedämmung lohnt sich!
Und zwar nicht nur für dein Portemonnaie und dein Wohlbefinden, sondern auch für die Umwelt. Durch die Investition in einen der genannten, ökologischen Dämmstoffe trägst du nicht nur dazu bei, dass sich die Energieeffizienz von Gebäuden in Deutschland erhöht – du sparst auch Energie bei der Herstellung, schonst natürliche Ressourcen und erleichterst das Recycling.
Wie auch immer du das Wissen aus diesem Beitrag nutzt: Ich hoffe, dass ich dir mit den Informationen zu einer umweltverträglicheren Dämmung verhelfen konnte.
Hast du Fragen, Tipps oder eigene Erfahrungen mit einer energieeffizienten, nachhaltigen Wärmedämmung gemacht, die du teilen möchtest? Dann freue ich mich auf deinen Kommentar.
Bleib‘ nachhaltig,
PS.: Weißt du schon, wie man grundsätzlich nachhaltig bauen kann? Im verlinkten Artikel lernst du jetzt die wichtigsten Tipps dafür kennen!
Quellenangaben:
₁,₂ Umweltbundesamt: Wärmedämmung Fragen und Antworten (Stand: März 2016), abrufbar unter https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/376/publikationen/waermedaemmung_fragen_und_antworten_web.pdf. [14.12.2022].
₃ N. Paul (2015), Ökologische Dämmstoffe, abrufbar unter https://benz24.de/media/landingpages/ratgeber/ebook/oekologisch_daemmen/leitfaden-ratgeber-oekologische-daemmstoffe.pdf. [14.12.2022].