Du willst mehr über „nachhaltige Scham“ erfahren und wissen, inwiefern wir uns gesünder und umweltverträglicher verhalten, wenn wir uns schämen? Dann bist du hier genau richtig!
Die Scham ist eine angeborene Eigenschaft von uns Menschen – nur die Auslöser unterscheiden sich. Sie reichen von Peinlichkeiten und Verlegenheiten, bis hin zu Demütigungen – Momente die letztendlich dazu führen, dass man sprichwörtlich gerne im Erdboden versinken möchte. Solche Schamgefühle äußern sich beispielsweise durch das Erröten der Haut oder das Abwenden des Blicks.
Dieses unangenehme Gefühl, das vor allem im Beisammensein mit anderen Menschen seinen Höhepunkt erreicht, ist eigentlich etwas Gutes. Die Scham schützt die Grenzen unserer Intimität und hilft uns dabei, sozusagen als moralische Polizei, die geltenden Normen einzuhalten.
Für viele gesellschaftlich akzeptierte Dinge kann man sich jedoch schämen. Und ein gewisses Schuldgefühl oder ein schlechtes Gewissen kann den inneren Antrieb dafür erhöhen, die eigene Lebensweise nachhaltiger zu gestalten.
In diesem Artikel möchte ich dir jetzt einige Beispiele für die sogenannte Umweltscham vorstellen und zeigen, inwiefern diese Emotion ökologischen Missständen entgegenwirkt. Auf geht's!
1. Flugscham
Die wohl bekannteste nachhaltige Scham ist die Flugscham. Sie hat es bereits in die deutschen Wörterbücher geschafft und beschreibt das schlechte Gewissen vieler Menschen, ein Verkehrsflugzeug zu nutzen. Das Schamgefühl wird dadurch ausgelöst, dass sie sich der klimaschädlichen Tragweite ihrer Flugreise bewusst sind, aber sie dennoch antreten.
Bei genauerer Betrachtung bestätigt dieses Gefühl das gesteigerte Umweltbewusstsein in unserer Gesellschaft, was extrem positiv zu bewerten ist. Wer sich fürs Fliegen schämt, sollte versuchen auf öffentliche Verkehrsmittel und nicht zuletzt auf die Deutsche Bahn* und andere Europäische Bahnunternehmen umzusteigen.
Nicht immer ist das möglich. In solchen Fällen ist es ratsam, möglichst nachhaltig zu fliegen, indem beispielsweise eine CO2-Kompensation vorgenommen oder das persönliche Klimabudget über das Jahr eingehalten wird.
2. Fleischscham
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Eine weitere Umweltscham ist die Fleischscham. Fleisch zu essen, ist beispielsweise aufgrund der umweltzerstörenden Folgen der Fleischproduktion, der Verursachung vieler ernährungsbedingter Krankheiten, der Massentierhaltung und des bewusst in Kauf genommenen Tierleids, in Verruf geraten.
Dementsprechend fühlen sich viele Fleischesser:innen schlecht. Schließlich wollen sie die Natur schützen, gesund bleiben und Tiere lieben, aber dennoch Fleisch essen. Dementsprechend rechtfertigen sie den Fleischkonsum oft reflexartig mit Sätzen wie „Ich esse nur ganz wenig Fleisch“ oder „… nur gutes Fleisch“.
Dieses unangenehme Schamgefühl lässt sich verhindern, indem du dich mit der veganen Lebensweise vertraut machst. Lies zum Beispiel das Buch „Vegan ist Unsinn“ (gibt's hier*) und nutze das Kochbuch Vegan & Easy“ (gibt's hier*), um die Tür in die pflanzliche Küche zu öffnen.
So verhinderst du Tierleid und -ausbeutung, schützt den Planeten und förderst die gesellschaftliche Gesundheit. Und es gibt so viele weitere gute Gründe dafür, vegan zu leben. Das möglicherweise schlechte Gewissen kann in der Folge sogar dazu beitragen, dass dein Denken und Handeln wieder im Einklang sind und du dich wohler fühlst.
3. Rauchscham
Auch das Rauchen kann Schamgefühle auslösen, wenn man andere dadurch beeinträchtigt. Zum Beispiel, weil der giftige Rauch jemanden ins Gesicht bläst, weil man unangenehm riecht oder weil ein Zigarettenstummel in der Umwelt landet und dort zur Gefahr für Boden, Wasser und Tier wird.
Der öffentliche Akt der Beschämung führt häufig dazu, dass Menschen mit dem Rauchen aufhören. Zum Beispiel, wenn man unmittelbar nach dem Wurf einer Zigarette auf die Erde, von einer fremden Person dafür kritisiert wird.
Aus meinem Umfeld weiß ich, dass das Buch „Endlich Nichtraucher!“ von Allen Carr (gibt's hier*) extrem dabei geholfen hat, mit dem Rauchen aufzuhören.
Ob Lungenkrebsrisiko, schlechteres Aussehen oder hohen Kosten: Wichtig ist auf jeden Fall, dir der vielen gefährlichen Nachteile des Rauchens bewusst zu werden.
4. Autoscham
Eine weitere, nachhaltige Scham ist aus meiner Sicht die Autoscham. Menschen schämen sich dafür, zu viel mit dem Auto zu fahren, anstatt die umweltfreundlicheren öffentlichen Verkehrsmittel oder das Fahrrad zu bevorzugen.
Auch das Fahren klimaschädlicher, sprintfressender, prestigeträchtiger SUVs kann ein unangenehmes Gefühl verursachen. Vor allem, weil man die Zukunft der eigenen Kinder und Enkelkinder (mit-)beeinträchtigt.
Versuche möglichst mit den Öffi's oder mit deinem Fahrrad (hier gibt's eine große Auswahl*) unterwegs zu sein. Ich selbst habe aber auch ein Auto – fahre allerdings möglichst elektrisch mit Ökostrom und wann immer es sich anbietet, auch in Fahrgemeinschaften. Das sind nur zwei von unzähligen Tipps, um umweltfreundlicher mit dem Auto unterwegs zu sein, ohne sich schlecht zu fühlen.
5. Palmölscham
Eine eher unbekannte Umweltscham ist auch das schlechte Gewissen, Lebensmittel und Kosmetika mit Palmöl zu konsumieren. Schließlich müssen für Palmöl-Plantagen artenreiche Regenwälder weichen. Der vom Aussterben bedrohte Orang-Utan steht stellvertretend für den Rückgang der Artenvielfalt und tausende Tierarten, die unter dem hohen, menschlichen Palmölkonsum leiden müssen.
Wer sein Schamgefühl positiv nutzen möchte, sollte Lebensmittel und Kosmetika ohne Palmöl bevorzugen, um einen echten Unterschied zu bewirken. Leichter erkennen lassen sie sich beispielsweise mit der App Codecheck.
Tipp: Wie du die Regenwälder sonst noch retten kannst, erfährst du im verlinkten Artikel.
6. Plastikscham
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Unter Plastikscham versteht man das schlechte Gefühl, oft Einweg-Gegenstände aus Plastik zu verwenden. Becher, Besteck, Rührstäbchen oder Strohhalme aus Plastik haben nur eine kurze Nutzungsdauer und sind buchstäblich zum Wegwerfen produziert worden. Da der entstehende Müll in der Umwelt landet, Tiere verenden lässt und nicht einfach von selbst wieder verschwindet, ist ein gesellschaftlicher Druck entstanden, dahingehend umweltverträglicher zu handeln.
Wer dieser Verlegenheit entgehen möchte, sollte versuchen, möglichst plastikfrei zu leben. Beispielsweise mit dem Umstieg auf Mehrweg-Alternativen, wie Gläser oder Trinkhalme aus Edelstahl. (gibt's hier*)
Zur Zero Waste Grundausstattung zählen außerdem diese Edelstahl-Trinkflasche* und dieser CoffeeToGo-Becher*. Und auch dieser Rucksack aus Meeresmüll* wirkt dem Schamgefühl gleich in zweierlei Hinsicht entgegen.
7. Konsumscham
Wer ständig neue Kleidung kauft, online shoppt oder billig-produzierte Waren konsumiert, fühlt sich hin und wieder schlecht. Vorausgesetzt, dass man die ausbeuterischen und zerstörerischen Hintergründe der Fast Fashion Industrie kennt und von anderen gefragt wird, warum man sie immer noch unterstützt. Dieses öffentliche Bloßstellen kann für ein Umdenken sorgen.
Ein minimalistischer Lebensstil hilft dir, nur die Dinge zu konsumieren, die du wirklich brauchst. Zudem führt er dazu, dass du deine eigenen Konsumwaren mehr wertschätzt und beispielsweise deine persönliche Lebensmittelverschwendung reduzierst.
An dieser Stelle kann ich dir wärmstens das Buch „Das Minimalismus Projekt“ von Christof Hermann* empfehlen. Es gibt dir die nötige Inspiration und praktische Ideen für weniger Haben und mehr Sein an die Hand.
Außerdem hat der Motivations-Kurs „Ausmisten leicht gemacht“ von der Haushaltsfee* schon vielen Leser:innen dabei geholfen, sich mehr auf die Dinge zu fokussieren, die man wirklich braucht.
Noch etwas: Aus dem Konsumscham könnte man auch den Paketscham ableiten. Er beschreibt den Umstand, über die Folgen ständiger Online-Bestellungen für den regionalen Handel Bescheid zu wissen und dennoch nichts daran zu ändern.
8. Schottergartenscham
Als nachhaltige Scham möchte ich auch auflisten, dass sich eine zunehmende Kritik gegenüber Schottergarten-Besitzer:innen auftut. Kies und Schotter, statt Erde und Pflanzen. Dieser bequeme Gartentrend ist mitverantwortlich für das Artensterben. Vor allem, weil Bienen, Vögel und andere Tierarten keine Nahrung und weniger Unterschlupf vorfinden.
Mit dem Buch „Gärten des Grauens“ von Ulf Soltau* und dessen gleichnamiger Facebookseite gibt es sogar eine humorvolle Bewegung, die besonders schlimme Schottergärten zur Belustigung sammelt.
Wer dieser Umweltscham entgegenwirken möchte, sollte sich gezielt einen lebensfrohen, bunten und nachhaltigen Garten anlegen. Beispielsweise mit Totholz- und Wildblumenecken, mit Bäumen, Hecken und aufgefangenem Regenwasser. Darüber freuen sich Vögel, Käfer, Wildbienen und viele weitere Tiere.
Säe zum Beispiel diese Bio-Blumensamen* in deinem Garten aus, um ohne viel Aufwand für ein großes Summen und Brummen zu sorgen.
9. Kreuzfahrtscham
Die „schwimmenden Dörfer“ sind echte Umweltkiller und werden völlig zurecht verachtet, weil sie einen massiven CO2-Ausstoß verursachen und den Klimawandel vorantreiben.
Wer von einer anstehenden Kreuzfahrt erzählt, ergänzt die eigene Geschichte schon fast automatisch um den Zusatz „Ich weiß, es ist nicht nachhaltig und so…“ – ausgelöst durch ein nachhaltiges Schamgefühl, das auf das katastrophal-schlechte Image von Kreuzfahrten zurückzuführen ist.
Anstatt im Erdboden zu versinken, sollte man sich besser mit den Hintergründen des Kreuzfahrt-Tourismus und umweltfreundlicheren Urlaubsmöglichkeiten, sowie dem nachhaltigen Reisen beschäftigen.
Passend dazu kann ich dir mein Buch „Nachhaltig reisen für Einsteiger“ (gibt's hier*) als praktischen Ratgeber empfehlen.
10. Social-Media-Scham
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Viele Menschen schämen sich auch dafür, zu viel in den sozialen Medien herumzuhängen, anstatt ihre Zeit wertzuschätzen und sinnvoller zu nutzen. Die digitale Vernetzung mag Menschen zusammenbringen – doch zu den typischen Social Media Gefahren zählen auch, dass die Netzwerke isolieren, die eigene Aufmerksamkeitsspanne extrem verkürzen und dafür letztendlich auch noch unglaublich viel Strom verbrauchen.
Dementsprechend ist übermäßiger Social-Media-Konsum eher ein Zeichen für Bequemlichkeit und geringe Selbstkontrolle – was hier und da zu einem gewissen Schamgefühl führt.
Oft wird dieses Problem mit einer Smartphone-Sucht verknüpft. Was du gegen eine mögliche Handy-Sucht und das schlechte Gewissen tun kannst, erfährst du im verlinkten Artikel.
Das meiner Meinung nach beste Buch zu dem Thema ist „How to Break Up With Your Phone“ von Catherine Price*. Es schafft ein Bewusstsein für das Problem – und gibt klare praktische Lösungstipps.
Nachhaltige Scham nutzen, um positive Veränderung zu bewirken
Scham ist etwas Gutes. Wer sich für nichts schämt, droht von der Gesellschaft ausgegrenzt zu werden. Betrachte mögliche Schamgefühle als Chance, anstatt sie zu unterdrücken und immer mehr darunter zu leiden. Sich zu schämen heißt, Fehler einzugestehen, die Intimsphäre und schlussendlich auch sich selbst und die Beziehungen zu anderen zu schützen.
Du musst dich nicht dafür schämen, die Umwelt unwissend nicht respektiert zu haben. Doch wenn du die Auswirkungen und Folgen deines Handelns kennst, sollte dir dein Anstand zu vernünftigem und solidarischem Handeln verhelfen. Denn schlussendlich leiden sowohl du, als auch alle anderen Menschen unter Ignoranz und umweltschädlichen Verhaltensweisen.
Schon klar: nicht jeder schämt sich für sein Verhalten! Doch wenn DU an der ein oder anderen Stelle ein gewisses Schamgefühl verspürst, sind es deine moralischen Werte, die dir zu nachhaltigerem Handeln verhelfen wollen. 🙂
„Der Verlust von Scham ist das erste Zeichen des Schwachsinn.“
Sigmund Freud, österreichischer Arzt (1856-1939)
Hast du Fragen, Tipps oder eigene Erfahrungen mit dem psychologischen Phänomen der Umweltscham gemacht, die du teilen möchtest? Dann schreibe mir gern einen Kommentar.
Bleib nachhaltig,

PS: Kennst du das Gefühl der kognitiven Dissonanz? Im verlinkten Artikel erfährst du jetzt mehr über den unangenehmen Gefühlszustand, der durch unvereinbare Gedanken hervorgerufen wird.