Wie lässt sich eine nachhaltige Beerdigung umsetzen, um möglichst umweltfreundlich Abschied von geliebten Menschen zu nehmen? Wenn du eine Antwort auf diese Fragen suchst, bist du hier genau richtig. Wir alle wollen möglichst lange leben und steinalt werden – doch leider findet jedes Leben irgendwann sein Ende.
Für Menschen, die diesen Planeten in einem besseren Zustand verlassen wollen, als sie ihn vorgefunden haben, eignet sich definitiv eine natürliche, umweltverträgliche Beisetzung, um sich würdig zu verabschieden. Leider sind Trauerfeiern und Beisetzungen ein Thema, über das man eher ungern spricht, weshalb Informationen rar gesät sind. Doch für die Bestattung der Asche wird beispielsweise eine Urne benötigt, der Bestattungswagen fährt mit Benzin und bei der Kremation wird Gas verwendet. Allein die Krematorien in Deutschland verursachen jährlich bis zu einer Viertelmillion Tonnen CO2.₁ Hier schlummert ein enormes Potential für den Umweltschutz.
In diesem Artikel möchte ich dir jetzt deshalb wertvolle Tipps mit an die Hand geben, mit denen du die Beerdigung eines geliebten Menschen wirklich nachhaltig gestalten kannst.
Vorab findest du hier schon eine kurze Übersicht:
- Natürliche Waldbestattung
- Biologisch abbaubare Urnen, Särge & Sargwäsche
- Gute Erreichbarkeit des Grabes
- Grabpflege
- Lokale Materialien
- Heimischer Grabschmuck
- CO2-Kompensation der Feuerbestattung & der Urne
- Einladungen der Begräbnisfeier
- Digitale Bestattung
- Lokaler & saisonaler Leichenschmaus
1. Natürliche Waldbestattung
Mittlerweile kann die Bestattung (besonders bei einer Urnenbestattung) an den verschiedensten Orten stattfinden. Die Möglichkeit der Waldbestattung scheint die umweltfreundlichste Variante der Beerdigung zu sein, da sie die Natur nur bedingt beeinträchtigt.
Die Urne wird bei der Waldbestattung an der Wurzel eines Baumes beerdigt – Grabschmuck, Grabsteine sowie eine Grabbepflanzung sind bei dieser Beisetzungsart nicht erlaubt. Die Natur wird keinen schädlichen Stoffen ausgesetzt und natürliche Ressourcen werden geschont – auch, da keine Grabpflege anfällt.
2. Biologisch abbaubare Urnen, Särge & Sargwäsche
Auf der Suche nach der richtigen Urne ist es wichtig, dass du auf das Material der Urne achtest. Für eine umweltfreundliche Beisetzung kommen Holz- oder Papierurnen und Särge aus Pappe in Frage. Diese biologisch abbaubaren Urnen und Särge zersetzten sich, je nach Material und Bodenbeschaffenheit, in einem Zeitraum zwischen 5 und 15 Jahren. Zudem enthalten sie keine umweltschädlichen Stoffe und ermöglichen somit eine wirklich umweltverträgliche Bestattung.
Auch die Sargwäsche, also die Deckengarnitur und Kleidung des oder der Verstorbenen, sollte aus biologisch abbaubarer Baumwolle oder Leinen (also Naturfasern) bestehen. Diese werden innerhalb von 5 Monaten, nachdem der Sarg sich zersetzt hat, von der Natur abgebaut. Künstliche Stoffe aus Polyester bleiben hingegen für Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte bestehen und sind daher nicht nachhaltig.
3. Gute Erreichbarkeit des Grabes
Kurze Wege und eine gute Erreichbarkeit des Grabes (optimalerweise) mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist ein bedeutender Punkt, damit du den CO2-Ausstoß bei und auch noch nach der Trauerfeier und Abschiednahme so gering wie möglich halten kannst. Somit gilt es abzuwägen, ob bei deiner Planung ein lokaler und naheliegender Friedhof passender ist, als beispielsweise ein Waldfriedhof mit langem Anfahrtsweg für den Großteil der Angehörigen.
4. Grabpflege
Bei der Grabpflege ist die Auswahl der Blumen ein entscheidender Faktor für die Nachhaltigkeit. Idealerweise verwendest du heimische und ganzjährige Pflanzen für das Grab. Diese benötigen weniger Wasser als exotische Pflanzen und im Vergleich dazu musst du sie auch nicht zu jeder Jahreszeit umpflanzen. Immer- oder wintergrüne, bienenfreundliche Bodendecker, wie der Sand-Thymian (Thymus serpyllum), sind beispielsweise ideal.
5. Lokale Materialien
Für eine nachhaltige Beerdigung ist es auch wichtig, dass du auf lokale Materialen zurückgreifst. Umweltfreundliche Särge und Urnen werden aus lokalem, schnell nachwachsendem Holz hergestellt. Die Grabsteine können aus Naturstein aus regionalen Steinbrüchen angefertigt werden. Durch die Nutzung von lokalen Materialien sind die Transportwege schlussendlich kürzer und der ökologische Fußabdruck somit geringer.
Keine Angst vor der Auswahl: Durch kunsthandwerkliche Arbeit kann etwas ganz Besonderes und Individuelles entstehen, sodass du geliebte Menschen würdig verabschieden kannst.
6. Heimischer Grabschmuck
Wie bei der Grabbepflanzung ist es auch beim Grabschmuck wichtig, dass du jahreszeitlich orientiert auswählst und auf Produkte aus heimischen Freilandanbau zurückgreifst. Mit der Entscheidung für heimische Blumen unterstützt du lokale Gärtner und gast gleichzeitig eine positive Auswirkung auf die Umwelt. Zudem bist du in den meisten Fällen auch noch günstiger unterwegs, als wenn du exotische Blumenarten bevorzugen würdest.
7. CO2-Kompensation der Feuerbestattung & der Urne
Hat der Verstorbene besondere Wünsche gehabt, die vielleicht nicht besonders nachhaltig sind? Die CO2-Kompensation der Feuerbestattung oder der Urne bieten dir auch noch nach der Beerdigung die Möglichkeit, den verursachten CO2-Ausstoß im Anschluss auszugleichen.
8. Einladungen der Begräbnisfeier
Um eine nachhaltige Beerdigung zu gestalten, kannst du die Einladungen für die Begräbnisfeier auf recyceltem Naturpapier nachhaltig drucken lassen und einen klimaneutralen Versand auswählen. Eine weitere Möglichkeit für ökologische Einladungen zur Bestattungsfeier ist eine digitale Einladung. Auch hier gilt es wieder abzuwägen, welcher Verbrauch natürlicher Ressourcen für dich erträglicher ist: Holz oder Strom.
9. Digitale Bestattung
Wir befinden uns im digitalen Zeitalter. Gerade in der Zeit der Corona-Pandemie wurden digitale Bestattungen abgehalten, da die viele Angehörige nicht persönlich zur Trauerfeier kommen konnten oder durften.
Es mag dir im ersten Moment zu unpersönlich erscheinen, das stimmt. Allerdings wäre eine digitale Bestattung, also quasi eine Online-Live-Schaltung der Beerdigung, zumindest für diejenigen eine umweltfreundliche Alternative, die einen sehr weiten Anfahrtsweg hätten. Durch eine digitale Bestattung kannst du den CO2-Ausstoß durch die eingesparte An- und Abreise wesentlich verringern.
10. Lokaler & saisonaler Leichenschmaus
Der Leichenschmaus findet nach der Trauerfeier statt und ist ein wichtiger Bestandteil in unserer Trauerkultur. Gemeinsame Erinnerungen mit dem Verstorbenen werden ausgetauscht und sich gegenseitig Halt, Trost und Verständnis geschenkt.
Für eine nachhaltige Variante des Leichenschmauses wählst du am besten ein Café oder Restaurant in fußläufiger Nähe zum Friedhof aus. Zusätzlich kannst du für eine umweltfreundliche Bestattungsfeier auch auf eine pflanzliche, regionale und saisonale Küche Wert legen.
Auch eine Beerdigung lässt sich nachhaltig gestalten
Ganz egal ob du auf deine eigene Beerdigung vorausblickst oder die Beisetzung einer nahestehenden Person planst und organisierst: mit diesen Tipps fällt es dir garantiert leichter, dies möglichst umweltverträglich zu tun.
Da die Bestattung allerdings auch ein sehr sensibles Thema ist, sollten die persönlichen Wünsche und Vorstellungen der verstorbenen Person immer berücksichtigt werden und Vorrang vor der Nachhaltigkeit haben. Die Ehrung und das Gedenken an die geliebte, verstorbene Person ist nämlich das Wichtigste und sollte nicht in Vergessenheit geraten.
Hast du Fragen, Anregungen oder Tipps für eine nachhaltige Beerdigung? Dann freue ich mich auf deinen Kommentar unter diesem Beitrag.
Bleib‘ nachhaltig und nimm friedlich Abschied,
PS.: Es gibt unzählige Dinge, die besonders viele, im sterben liegende Menschen am Ende ihres Lebens bereuen. Im verlinkten Artikel stelle ich sie dir vor. Nutze sie zur persönlichen Inspiration, um nichts bedauern zu müssen, wenn auch du irgendwann einmal auf dem Sterbebett liegst.
Quellenangaben:
₁ S. Fründt: Das erste klimaneutrale Krematorium Deutschlands (Stand: 05.02.2022), abrufbar unter https://www.welt.de/wirtschaft/article236678657/Bestattungen-Das-erste-klimaneutrale-Krematorium-Deutschlands.html. [29.11.2022].
Die natürliche Waldbestattung klingt schön. Das könnte ich mir auch mal für mich vorstellen. Wann sollt jemand ein beginnen eine Bestattung zu organisieren?
Hi Jim! Natürlich spätestens dann, wenn ein vertrauter Mensch gestorben ist oder im Sterben liegt.
Viele Grüße,
Christoph
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