Wie kann man eigentlich nachhaltig kochen und sich klimafreundlich ernähren? Und warum ist das überhaupt so wichtig? Der Ernährungssektor ist für etwa 40 Prozent der europäischen Treibhausgasemissionen verantwortlich, die der wesentliche Beschleuniger des Klimawandels sind.1
Schlussendlich gefährden wir unsere eigene Ernährungsssicherheit durch unsere Kochgewohnheiten. Glücklicherweise wollen immer mehr Menschen kleine positive Veränderungen in ihren Leben anstoßen und versuchen, ihren Alltag nachhaltiger zu gestalten. Das gilt besonders auch für die Mahlzeiten, die auf den Teller kommen.
In diesem Artikel zeige ich dir, wie du schon mit einfachsten Tipps und Tricks umweltfreundlicher kochen und deinen ökologischen Fußabdruck in der Küche verbessern kannst. Auf geht's!
15 Tipps: Wie kann man nachhaltiger kochen?
Wir alle können Kochlöffel den schwingen und dabei einen wertvollen Teil zu umweltverträglicheren Kochkünsten unserer Gesellschaft beitragen.
Nutze dafür jetzt einfach die folgenden Tipps! Sie beziehen sich sowohl auf die Produktion und den Einkauf von Lebensmitteln, auf die Aufbewahrung und die Zubereitung, als auch auf das Putzen und Reinigen der Küche.
1. Regional statt global
Indem du Lebensmittel aus deiner Region bevorzugst, vermeidest du ewig lange Transportwege mit dem Schiff, dem LKW oder dem Flugzeug. Setze also ganz bewusst auf heimische Lebensmittel, die auch in Deutschland oder sogar in deiner direkten Umgebung wachsen (können).
Dadurch reduziert sich auch automatisch der damit verbundene Ressourcenverbrauch und gleichzeitig förderst du auch die Betriebe aus „deiner Ecke“ und stärkst die regionale Wirtschaft.
2. Saisonal statt ganzjährig
Brokkoli oder Blumenkohl haben zum Beispiel ihre Saison von Juni bis Oktober. Außerhalb dieser Zeit ist ihr Anbau mit längeren Transportwegen oder energieintensiven Gewächshäusern verbunden. Auch deshalb sind sie im Regelfall teurer, wenn sie nicht gerade ihre Saison haben.
Nutze einfach diesen Saisonkalender* als übersichtliche Hilfe für dauerhaft saisonales Einkaufen. Mit den Wochenmärkten bei dir vor Ort hast du dann eine großartige Anlaufstelle für saisonale Lebensmittel mit regionalem Ursprung.
3. Pflanzlich statt tierisch
Über diesen Tipp für nachhaltiges Kochen kann man ganze Bücher schreiben. Ich versuche es kurz zu machen: um eine tierische Kalorie zu erzeugen, werden durchschnittlich sieben pflanzliche Kalorien verbraucht.2
Es würde also viel mehr Sinn ergeben, die Futtermittel, die wir für die Tiere in der Massentierhaltung anbauen, damit wir ihr Fleisch, ihre Eier und ihre Milch verzehren können, selbst essen würden.
Gleichzeitig würden wir der Abholzung der Regenwälder entgegenwirken, die für den Anbau von Soja als Futtermittel und für neue Weideflächen weichen müssen.
Pb ökologisch, ethisch oder gesundheitlich: Es gibt noch so viele weitere gute Gründe dafür, sich pflanzlich zu ernähren. Abseits von dem verlinkten Artikel kann ich dir auch noch diese beiden Beiträge ans Herz legen:
4. Biologisch statt konventionell
Wenn du nachhaltig kochen möchtest, solltest du auch bewusst Erzeugnisse mit biologischem Background den konventionellen Produkten vorziehen. Auf diese Weise unterstützt du Betriebe mit ökologischer Landwirtschaft, die ihre Produkte etwas entschleunigt, dafür aber umwelt- und ressourcenschonend herstellen.
So werden keine oder kaum Pestizide eingesetzt und auch das Wohl der Tiere wird großgeschrieben. Natürlich sind biologische Lebensmittel nicht über jeden Zweifel erhaben, aber sie überzeugen mit Natürlichkeit, geringeren Schadstoffbelastungen und einem deutlich besseren Geschmack. Anhand der Bio-Siegel kannst du sie ganz einfach identifizieren.
5. Frisch statt verarbeitet
Je unverarbeiteter, desto nachhaltiger. Besorge dir deine Lebensmittel deshalb möglichst frisch und als Ganzes. Fertiggerichte oder verarbeitete Produkte aus dem Supermarkt haben bereits einen längeren Produktionsprozess inklusive der CO2-Belastung hinter sich. Zudem sind sie meist vollgestopft mit Zucker oder Konservierungsstoffen.
Einen gute Hilfestellung gibt dir daher die jeweilige Zutatenliste – je kürzer und natürlicher sie ist, desto besser.
6. Lose, anstatt in Plastik verpackt
Jeder kennt das Problem mit dem Plastikmüll in der Umwelt. Unsere Ernährungsweise, mit Unmengen an verpackten Fertigprodukten und kurzweiligen ToGo-Snacks, spielt dabei eine entscheidende Rolle.
Wenn du also nachhaltig kochen willst, dann solltest du schon beim Einkauf bewusst versuchen, auf Plastik zu verzichten. Kaufe Lebensmittel so gut es geht lose ein. Das funktioniert im Bio- und Supermarkt mit ein bisschen Übung echt gut. Noch einfacher ist es auf Wochenmärkten und im Unverpacktladen.
Nimm dir jeweils einfach solche Einmachgläser*, solche Edelstahl-Dosen*, diese Obst- und Gemüsenetze* und unbedingt einen Jutebeutel oder Rucksack mit zum Einkaufen.
Auch hier habe ich wieder weiterführende Artikel für dich parat:
- Zero Waste Grundausstattung
- Zero Waste Lebensstil
- Plastikfrei leben – So geht's
- Einstieg in den Zero Waste Lebensstil
7. Bewusst statt verschwenderisch
Mach dir bewusst, dass jedes Lebensmittel eine Geschichte hat. Manche sind um die halbe Welt gereist, andere haben Unmengen an sauberem Wasser verbraucht, bis sie nun bei dir auf dem Teller liegen.
Auch Lebensmittelverschwendung ist ein massives Problem unserer Wegwerfgesellschaft. Jedes Jahr werden allein in Deutschland über 18 Millionen Tonnen an Lebensmitteln in den Müll geworfen. Dies entspricht fast einem Drittel des gesamten Nahrungsmittelverbrauchs.
Um deine persönliche Lebensmittelverschwendung zu reduzieren, kannst du beispielsweise einfach nach Plan einkaufen. Schreibe dir auf, was du in der kommenden Woche essen möchtest. Und kaufe strikt nach deinem Einkaufszettel ein und vermeide Spontankäufe.
Tipp: Hast du gewusst, dass du auch Lebensmittel retten, kostenlos genießen und an Freunde verteilen kannst? Mit FoodSharing funktioniert das denkbar einfach.
8. Lebensmittel energieeffizient aufbewahren
Nicht nur die Lebensmittel selbst, sondern auch die Energie die mit ihnen in deinem Haushalt verbunden ist, solltest du im Rahmen des nachhaltigen Kochens wertschätzen.
Die Basis der Aufbewahrung deiner Errungenschaften aus dem Supermarkt stellt in der Regel dein Kühlschrank dar. Achte darauf, dass er nicht in der Sonne und auch nicht in der Nähe einer Heizung steht, sonst frisst er Unmengen an Energie. Im besten Falle ist der genau so groß, wie er für deinen Haushalt sein muss. Je voller er ist, desto geringer ist der Energieverbrauch.
Indem du die Lebensmittel dann auch noch richtig in das jeweilige Kühlschrank-Fach sortierst, bist du noch umweltfreundlicher unterwegs – und kannst die Lebensmittel sogar länger haltbar machen. Hier eine kurze Übersicht:
- Kühlschranktür (etwa 10° C): Ideal für Butter, Saucen, Milch oder Getränke.
- Oberstes Fach (etwa 8° C): Ideal für Marmelade, Hartkäse oder Gurken.
- Mittleres Fach (etwa 5° C): Ideal für Quark, Joghurt oder Käse.
- Unteres Fach (etwa 2° C): Ideal für Leicht-Verderbliches, wie Fleisch oder Fisch.
- Gemüsefach (etwa 10 – 12° C): Ideal für Erdbeeren, Spinat, Brokkoli oder Blattsalate.
9. Strom sparen bei der Zubereitung
Natürlich kostet auch die Verarbeitung von frischen Lebensmittel spätestens bei der Zubereitung in der Küche etwas Energie. Wenn du dir eine Lasagne im Backofen machst, kannst du zum Beispiel die Restwärme nutzen und ihn einfach schon 2-3 Minuten früher abstellen, bevor du dein Essen herausnimmst. Beim Herd funktioniert das ganz ähnlich.
Im Haushalt Strom zu sparen, funktioniert außerdem, indem du die Reste von warmen Mahlzeiten außerhalb des Kühlschranks abkühlen lässt, bevor du sie hineinstellst. Das Herzstück deiner Küche muss dann weniger Energie aufbringen, um die Temperatur auszugleichen.
10. Wasser sparen beim Kochen
Wasser kannst du bei deinen Mahlzeiten direkt, als auch indirekt sparen. Direkt, indem du beispielsweise Lebensmittel in einer Schale mit Wasser und nicht unter dem laufenden Wasserhahn abwäschst.
Indirekt, indem du nur oder vermehrt die Lebensmittel isst, die in der Herstellung keinen hohen Wasserverbrauch verursachen – Kartoffeln, Karotten, Erdbeeren, Äpfel und grüner Salat zum Beispiel.
Hier ist hingegen noch eine kurze Übersicht mit extrem wasserintensiven Lebensmitteln, die du lieber gar nicht oder nur in Maßen genießen solltest:
- Schokolade
- Röstkaffee
- Rindfleisch
- Butter
- Käse
- Avocados
Tipp: Unter Wasser sparen im Haushalt bekommst du noch weitere Inspiration!
11. Umweltfreundliche Kochutensilien verwenden
Der Kochlöffel, den du schwingst, sollte möglichst aus langlebigem Material und schnell nachwachsenden Rohstoffen bestehen. Achte auch auf die FSC-Zertifizierung und andere Siegel für Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft.
So schonst du natürliche Ressourcen und sparst dir die ständigen Neukäufe. Wenn dir also ein Küchengerät kaputt geht, solltest du die Gelegenheit nutzen und es durch eine nachhaltige Alternative ersetzen. Empfehlen kann ich dir zum Beispiel diese Küchenutensilien aus Kirschholz*.
Tipp: Viele Küchengeräte werden heutzutage der Bequemlichkeit halber mit Batterien oder Strom betrieben. Doch brauchst du wirklich eine elektrische Zitruspresse oder automatische Salz- und Pfeffermühlen? Wer zwei gesunde Hände hat, kann hier auf eine manuelle Saftpresse aus Holz* und manuelle Mühlen* umsteigen.
12. Reste verwerten
Wenn du nachhaltig kochen willst, darfst du nicht den Überblick über die Lebensmittel in deinem „Lager“ verlieren, die demnächst ablaufen. Sonst landet unnötig viel in der Tonne und macht den ganzen Produktionsaufwand zunichte. Und unnötig teuer wird's auch noch!
Indem du nur das kaufst, was du wirklich brauchst, legst du ja schon die Basis für möglichst wenig Überflüssiges im Kühlschrank. Doch indem du auch die letzten Reste verwertest rundest du dein bewusstes Kochverhalten ab. Vieles lässt sich immer noch zu Salaten, Suppen oder Aufstrichen verarbeiten.
Ich mache mit unserem Thermomix* zum Beispiel immer ein unfassbar leckeres Pesto aus Karottengrün. Letzteres landet ja bei vielen Menschen vorschnell in der Tonne.
13. Ordnungsgemäße Entsorgung
Auch, wenn du bewusst Müll vermeidest, lässt er sich nicht immer vollständig umgehen. Achte deshalb darauf, dass du, auch nach dem Kochen, deinen Müll richtig trennst.
Um das Beste (nämlich frische Komposterde!) aus anfallendem Biomüll zu machen, solltest du dir unbedingt einen Komposthaufen anlegen.
Bei weniger Platz oder keinem eigenen Garten kann ich dir außerdem eine solche Wurmkiste* empfehlen. Regenwürmer zerlegen organische Lebensmittelreste darin in wenigen Wochen zu fruchtbarer Erde, mit der man zum Beispiel Obst- und Gemüse auf dem Balkon oder im Garten anbauen kann.
Tipp: Wusstest du, dass sich manche Lebensmittel ganz einfach auf der Fensterbank vermehren lassen? Ingwer zum Beispiel! Im Beitrag Lebensmittel vermehren, erfährst du mehr darüber.
14. Umweltverträglich putzen und reinigen
Jetzt hast du nachhaltig gekocht und deine Mahlzeit genossen, doch die Küche sieht noch aus wie ein Schlachtfeld. Auch da kannst du deine Kochkünste noch umweltfreundlicher machen!
Nutze beispielsweise Spülbürsten aus Holz mit Sisal-Borsten*, die gänzlich ohne Plastik auskommen. Auch das Spülmittel kannst du aus Efeu selber machen – es funktioniert einwandfrei!
Ich rate dir aber dazu, nur mit der Hand abzuwaschen, wenn du nur ganz wenige Teile säubern musst. Größere Mengen solltest du unbedingt mit dem Geschirrspüler abwaschen, da die Geräte mittlerweile deutlich wassersparender sind, als die Handwäsche.
Tipp: Wenn du mit der Hand abwäschst, dann bitte nicht unter laufendem Wasserhahn. Fülle lieber eine Schale mit Wasser und wasche Teller, Besteck und Co. darin ab.
15. Vorteile nachhaltigen Kochens verinnerlichen
Ein nachhaltiges Leben hat so unfassbar viele Vorteile, dass man sie nicht alle in eine kleine Liste packen kann. Dennoch möchte ich dir hier zumindest meine wesentlichen Motivatoren für klima- und umweltverträgliches Kochen an die Hand geben, um langfristig am Ball zu bleiben:
- Nahrungsmittelsicherheit zukünftiger Generationen garantieren
- Gesunde Lebensmittel produzieren und konsumieren
- Ökologische Landwirtschaft und kleine Betriebe fördern
- Weniger Lebensmittel verschwenden und Geld sparen (siehe durch Nachhaltigkeit Geld sparen)
- Umwelt schützen (siehe Umweltschutz im Alltag)
- …
Fallen dir weitere Tipps für nachhaltiges Kochen ein? Dann immer her damit in den Kommentaren!
Nachhaltig und klimafreundlich kochen für eine dauerhaft bessere Welt
Jeder von uns kann sowohl Teil der Umweltprobleme unserer Zeit oder ein Teil ihrer Lösung sein – die Entscheidung liegt bei dir selbst. Ich denke, dass du mit diesen Tipps ausreichend Inspiration an der Hand hast, um zukünftig noch nachhaltiger zu kochen.
Blättere für einen guten Einstieg auch gern durch unser Buch „Kochen fürs Klima“. (gibt's hier*)
„Die Vernunft beginnt bereits in der Küche.“
Friedrich Wilhelm Nietzsche, deutscher Philosoph (1844-1900)
Hast du Fragen, Anregungen oder weitere Umwelt-Tipps rund um das Thema „Kochen“ parat? Dann freue ich mich auf deinen Kommentar.
Bleib nachhaltig,
PS: Wenn du noch etwas mehr Motivation für eine umweltfreundlichere Küche gebrauchen kannst, dann solltest du dir unbedingt diese Dokus über Massentierhaltung ansehen. Schließlich sagen Bilder mehr als tausend Worte. Sehr zu empfehlen ist vor allem der Film Dominion.
Quellenangaben:
- Klima-Kollekte – Kirchlicher Kompensationsfonds gemeinnützige GmbH: Ernährung als wesentlicher Treiber des Klimawandels, abrufbar unter https://klima-kollekte.de/vermeiden-reduzieren/ernaehrung. [18.11.2024]. ↩︎
- Verbraucherzentrale Hamburg: Klimafreundlich essen – so geht's (Stand: 12.11.2024), abrufbar unter https://www.vzhh.de/themen/lebensmittel-ernaehrung/klimafreundliche-ernaehrung/klimafreundlich-essen-so-gehts. [18.11.2024]. ↩︎
Grüß dich Christoph! Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein nachhaltiges kochen am Anfang meistens auch eine starke Geschmacksumstellung ist. Bei vielen wenig nachhaltigen Lebensmittel aus dem Supermarkt werden wir ja regelrecht darauf trainiert, auf die vielen künstliche Geschmacksverstärker abzufahren. Wenn man dann langsam aber sicher den Schritt in das nachhaltige kochen war, kann erst am Anfang ein ganz schön großer unterschied sein. Doch mit der Zeit wird es auf jeden Fall einfacher. Auf jeden Fall bedanke ich mich herzlich für deine nützlichen Tipps in Sachen nachhaltiges kochen. Weiter so und vielen Dank!
Moin Julius! Auf jeden Fall, es ist eine Geschmacksumstellung, an die man sich gewöhnen muss. Am Ende sollte man einfach offen für Neues sein und sich bewusst machen, dass eine Veränderung nicht von heute auf morgen, sondern Schritt für Schritt passiert. Heute bin ich froh, dass ich durch die Umstellung so viele neue unterschiedliche, leckere Mahlzeiten kennengelernt habe.
Beste Grüße
Christoph
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