Was versteht man eigentlich unter Lichtverschmutzung? Wenn du dir gerade diese Frage stellst, bist du hier absolut richtig! Ob durch Straßenlaternen, in der Wohnung oder auf Leuchtreklamen – für die meisten Menschen ist die Existenz der künstlichen Lichtquellen mittlerweile eine Selbstverständlichkeit. Elektrisches Licht sorgt dafür, dass wir auch im Dunkeln etwas sehen können. Wir fühlen uns auch sicherer, wenn wir nachts unterwegs sind.
Die Erde wird jedoch immer heller, sodass es immer weniger Orte gibt, die völlig dunkel sind. Leider denken bisher nur die Wenigsten daran, dass die jährlich zunehmenden Lichtemissionen schwerwiegende Folgen für uns selbst und für unsere Umwelt haben.
In diesem Artikel möchte ich dir deshalb jetzt alles Wissenswerte über die sogenannte Lichtverschmutzung erläutern. Von der Definition, über Ursachen und Folgen, bis hin zu den Lösungen. Auf geht's!
Definition: Was versteht man unter Lichtverschmutzung?
Unter dem Begriff der Lichtverschmutzung (auch Lichtsmog oder Lichtverunreinigung genannt) versteht man die Aufhellung des Nachthimmels durch künstliche Lichtquellen, die in den betroffenen Regionen die Abwesenheit völliger Dunkelheit zur Folge hat. Das Licht von elektrischen Beleuchtungen wird in die Atmosphäre gestreut, wodurch die Umwelt negativ beeinflusst wird. Auch deshalb gelten Lichtemissionen als Umweltverschmutzung durch künstliches Licht.
Und was ist natürliches Licht? Das ist beispielsweise das Licht der Sonne und der Sterne – also all das Licht, das nicht künstlich von uns Menschen erzeugt wird.
Statistiken: Welche Zahlen und Fakten existieren zu Lichtemissionen und Lichtsmog?
Wir Menschen erzeugen also eine Art „Licht-Müll“. Doch wie schlimm ist das Problem wirklich? Um ein besseres Verständnis dafür zu bekommen, möchte ich dir hier zunächst einige wissenschaftliche Zahlen und Fakten zur Lichtverschmutzung an die Hand geben:
- Weltweite Zunahme: Die Intensität der künstlichen Aufhellung und die Ausdehnung der beleuchteten Fläche haben seit 2012 weltweit um rund 2 Prozent pro Jahr zugenommen.₁
- Zunahme in Deutschland: Schätzungen zufolge, nimmt die Lichtverschmutzung in Deutschland jedes Jahr um etwa sechs Prozent zu.₂
- Intensität: Unsere Städte sind durch die Lichtemissionen zum Teil 4.000 Mal heller als das natürliche Nachtlicht.₃
- Insektensterben: In einer Nacht sterben an einer einzigen Straßenlaterne durchschnittlich 150 Insekten.₃ Laut des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz gibt es In Deutschland an Straßen, Wegen und auf Plätzen rund zehn Millionen Laternen.₄
- Verbreitung: Mehr als 80 Prozent der Weltbevölkerung und mehr als 99 Prozent der US-amerikanischen und europäischen Bevölkerung leben unter einem lichtverschmutzten Himmel.₅
Ursachen: Wie kommt es zur Lichtverschmutzung?
Durch menschlichen Einfluss wird die Erde also nicht nur wärmer (Stichwort Klimawandel), sondern auch noch heller. Doch wie genau verursachen wir Lichtemissionen? Die Antwort auf diese Frage könnte eine unendlichen Liste von Lichtquellen sein – die möchte ich dir ersparen. Stattdessen stelle ich dir hier die wesentlichsten Ursachen für den zunehmenden Lichtsmog vor.
Technischer Fortschritt
Die elektrische Beleuchtung wird immer effektiver, sodass bei gleicher Stromleistungsaufnahme wesentlich mehr Licht erzeugt werden kann. Der geringere Stromverbrauch führt dazu, dass noch mehr bzw. und noch hellere Beleuchtungen installiert werden. (Rebound-Effekt)
Schlechte Lichtverteilung
Zumeist sind Lichtquellen nicht gut genug abgeschirmt, sodass sie nicht nur das zu beleuchtende Objekt oder die zu beleuchtende Umgebung aufhellen, sondern unkoordiniert in alle Richtungen scheinen. Auch dorthin, wo gar kein Licht benötigt wird.
Auffällige Werbetechnik
Werbung muss auffallen. Deshalb erhellen immer mehr digitale Werbedisplays, Leuchtreklamen, Vitrinen und City Light Poster die Städte. Auch spektakuläre Lichtschweinwerfer und Projektionen kommen (beispielsweise auf Festivals) zum Einsatz.
Ausbau von Wohngebieten und Infrastruktur
In neuen Wohnvierteln sorgen nicht nur die Häuser und Wohnungen, sondern auch die Installation weiterer Straßenlaternen und Flutlichtanlagen für zusätzliches Licht – an Orten, wo es bisher noch ziemlich dunkel war. Genauso erfordert auch der Ausbau von Industriegebieten entsprechende, neue Beleuchtungen.
Straßenverkehr
Es sind nicht nur die Straßenlaternen, die den Planeten in der Dunkelheit aufhellen, sondern vor allem auch die Scheinwerfer und Beleuchtungen unserer Fahrzeuge.
Dekoration
Besonders in der Weihnachtszeit leuchten die Häuser, Straßen und Städte ganz besonders hell, da die weihnachtliche Dekoration mit all den Lichtvorhängen, Lichterketten und beleuchteten Figuren aus dem Keller geholt wird.
Fallen dir weitere Ursachen für Lichtemissionen ein? Dann schreibe mir gern einen Kommentar mit deinem Hinweis.
Folgen: Wie wirkt sich die Lichtverschmutzung auf uns Menschen und die Umwelt aus?
Abgesehen davon, dass die Beleuchtung von Straßen, Gebäuden und Werbedisplays Unmengen an Energie benötigen – wie wirkt es sich auf die Umwelt aus, wenn die Nächte nicht mehr dunkel sind? Und inwiefern schaden wir Menschen uns sogar selbst damit?
Hier stelle ich dir jetzt die wesentlichen Folgen der Lichtverschmutzung vor.
Folgen für Tiere
Nachtaktive Insekten orientieren sich in der Dunkelheit am schwachen Licht der Gestirne. Da die Tiere nun aber von dem wesentlich intensiveren, künstlichen Licht der Straßenbeleuchtungen oder Gebäude angezogen werden, verlassen sie ihre gewohnten Lebensräume. Sie verglühen entweder an den heißen Lichtern, irren bis zur Erschöpfung um sie herum und sind generell konzentriert, wie auf dem Silbertablett, eine leichte Beute für Insektenfresser. Auch deshalb gilt die Lichtverschmutzung als eine der Hauptursachen für das Insektensterben.
Auch Schiffe, Brücken oder Stege sind oft stark beleuchtet, wodurch auch die Unterwasserwelt beeinträchtigt wird. So werden beispielsweise Fische, wie Lachse oder Aale, bei ihren Laichwanderungen von den Lichtquellen gestört. Zudem irritiert das Licht der Hafenstädte auch Meeresschildkröten.
Auch Zugvögel werden von der nächtlichen, künstlichen Beleuchtung gestört, sodass sie andere Routen fliegen und unnötig viel Kraft verlieren. Nicht zuletzt, hat das Licht sogar Auswirkungen auf das Paarungsverhalten vieler Tierarten.₂
Folgen für Pflanzen
Auch der chronobiologische Rhythmus von Pflanzen wird durch die zunehmenden Lichtemissionen beeinflusst. Ihr natürlicher Wachstumszyklus wird gestört, sodass sie beispielsweise anfälliger für Witterungsschäden sind. Das hat wiederum weitere, negative Folgen für die Tierwelt.
Folgen für uns Menschen
Unser Tag-Nacht-Rhythmus kommt durch das künstliche Licht durcheinander. Wir können in der Folge beispielsweise wesentlich schlechter einschlafen. Normalerweise schüttet unser Körper in der Dunkelheit das Schlafhormon Melatonin aus – je heller es aber ist, desto weniger kann produziert werden und desto schlechter ist der eigene Schlaf.
Unsere innere Uhr funktioniert nicht mehr wie gewohnt. Das hat gesundheitliche Folgen, weil es sich vor allem auf unser Wohlbefinden, auf unsere Erholung und unsere Konzentrationsfähigkeit auswirkt.
Tipp: Um besser zu schlafen, solltest du in völliger Dunkelheit schlafen und in der Zeit davor möglichst nicht in einer vollkommen erhellten Wohnung vor dem flimmernden Fernseher sitzen.
Hast du dich mal gefragt, warum du nachts in der Großstadt eigentlich kaum Sterne siehst? Über Städten wie Köln, Berlin, München oder Hamburg steht in der natürlichen Dunkelheit eine große, künstliche Lichtglocke. Diese Lichtverunreinigung sorgt dafür, dass sich nur ein kleiner Bruchteil, der bei völliger Dunkelheit etwa 3.000 – 4.000 Sterne erkennbaren Sterne, zeigt.₆ Das hat wahrscheinlich keine gesundheitlichen Auswirkungen, allerdings ist auch das eine zu nennende Folge der übermäßigen, menschlichen Lichtemissionen.
Lösungen: Was kann jeder von uns gegen Lichtverschmutzung tun?
Grundsätzlich kann man die Luftverschmutzung stoppen, indem man das künstliche Licht ausschaltet. Relativ logisch, oder? Allerdings können wir Menschen ja nicht einfach von heute auf morgen in völliger Dunkelheit leben. Dennoch gibt es einige Tipps, die wirklich jeder umsetzen kann, um die eigenen Lichtemissionen deutlich zu reduzieren:
- Ausschalten: Schalte Lichtquellen aktiv aus, wenn du sie nicht unbedingt benötigst. So kannst du ganz nebenbei auch noch Kosten für Energie sparen.
- Automatisches Licht: Nutze Zeitschaltuhren und Bewegungsmelder, um möglichst automatisch dafür zu sorgen, dass Lampen und Leuchten aus sind, wenn sie niemand braucht.
- Ausrichtung nach unten: Richte Beleuchtungen möglichst niedrig und nach unten aus, sodass sie nur die Bereiche beleuchten, in denen das Licht erforderlich ist. Nach oben ist die Beleuchtung in den seltensten Fällen von Nöten. Versuche vor allem, keine Bäume und Sträucher anzuleuchten.
- Insektenschonende Leuchtmittel: Sorge dafür, dass die Blauanteile im Licht verschwindend gering oder gar nicht existent sind.
- Lampengehäuse: Achte darauf, dass Leuchten im Garten oder am Haus von einem Gehäuse umgeben sind und nicht heißer als 60 Grad werden können.
- Sternenschutzgebiete fördern: An ausgewählten Orten gibt es gar kein Licht. So gilt zum Beispiel der Nationalpark Eifel als Sternenschutzgebiet. Unterstütze diese und die Schaffung weiterer solcher Sternenparks.
- Lichtquellen melden: Oft sind Straßenlaternen nicht nach oben abgedeckt oder grundsätzlich viel zu hell. Melde solche Beobachtungen bei den Stadtwerken deiner Region, um eine mögliche Verbesserung anzustoßen.
- Earth Night: Nimm an der der jährlich im September stattfinden Umweltschutz-Aktion teil, bei der ab spätestens 22 Uhr alle Lichter in den eigenen vier Wänden ausgeschaltet werden.
Lichtverschmutzung – Ein menschengemachtes Problem für Mensch und Umwelt
In alltäglichen oder öffentlichen Diskussionen spricht man ja mittlerweile erfreulicherweise sehr oft über die Umweltprobleme unserer Zeit. Die Lichtverschmutzung gehört jedoch noch eher selten dazu. Es ist wichtig, dass sich das ändert und dass wir das Problem ernst nehmen. Denn das helle Licht in der Dunkelheit hat gravierende Folgen für die Tierwelt, für Pflanzen und vor allem auch für uns selbst.
Lass uns lernen, mit so wenig elektrischem Licht wie nötig zu leben – und möglichst mit dem Sonnenaufgang aufzustehen und mit dem Sonnenuntergang schlafen zu gehen. Das ist mit Abstand das beste Mittel gegen Lichtemissionen.
Ich hoffe, dass dir durch diesen Artikel ein Licht aufgegangen ist. Hast du Fragen, Anregungen oder eigene Erfahrungen mit der Lichtverschmutzung gemacht, die du teilen möchtest? Dann freue ich mich auf deinen Kommentar.
Bleib‘ nachhaltig,
PS.: Ein etwas bekannteres Umweltproblem ist die Luftverschmutzung. Auch darüber habe ich dir einen ausführlichen Blog-Artikel mit Ursachen, Folgen und Lösungen zusammengestellt. Viel Spaß!
Quellenangaben:
₁ Kyba, C. C. M., Kuester, T., Sánchez de Miguel, A., Baugh, K., Jechow, A., Hölker, F., Bennie, J., Elvidge, C. D., Gaston, K. J. Guanter, L. (2017): Artificially lit surface of Earth at night increasing in radiance and extent, abrufbar unter https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.1701528. [06.10.2022].
₂ Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND): Lichtverschmutzung, abrufbar unter https://www.bund-sh.de/stadtnatur/lichtverschmutzung. [06.10.2022].
₃ Bayerischer Rundfunk: Earth Night, abrufbar unter https://www.ardalpha.de/wissen/umwelt/nachhaltigkeit/lichtverschmutzung-lichtsmog-nacht-himmel-licht-sterne-tiere-insekten-100.html. [06.10.2022].
₄ Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz: Es werde Licht – mit energiesparenden Straßenlaternen, abrufbar unter https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Artikel/Hightechlight/energiesparende-hybridleuchten-fuer-den-aussenbereich.html. [06.10.2022].
₅ Fabio Falchi et al (2016): The new world atlas of artificial night sky brightness, abrufbar unter https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.1600377. [06.10.2022].
₆ Quarks: Lichtverschmutzung: Darum siehst du in Städten kaum Sterne, YouTube, 28.02.2019, Web, 06.10.2022 um 11:02 Uhr, in: https://www.youtube.com/watch?v=cKOi6YGRuWU.