Ist Leitungswasser gesund, oder nicht? Wenn dir gerade diese Frage durch den Kopf geht, bist du hier genau richtig. Die Bevorzugung des Wassers aus dem Hahn hilft dabei, natürliche Ressourcen zu schonen, Plastikmüll zu vermeiden, die Austrocknung ganzer Gegenden zu verhindern, sowie den Geldbeutel und nicht zuletzt auch den Rücken zu schonen. Schließlich entfällt das Schleppen schwerer Getränkekisten für vergleichsweise teures, abgefülltes Mineralwasser.
Doch abgesehen von den vielen Vorteilen des Leitungswassers – hört man hin und wieder vom Trinkwasser, das mit Schadstoffen und Bakterien verschmutzt ist. Ist es also auch gesundheitlich absolut unbedenklich oder möglicherweise gefährlich?
In diesem Artikel möchte ich dir diese Frage zu dem wohl für uns Menschen wichtigsten Lebensmittel beantworten. Du erfährst alles über die Qualität, mögliche Gefahren, wo das Wasser trinkbar ist, wie du es prüfen kannst – und nicht zuletzt, ob das Leitungswasser gesund und eine bedenkenlose Alternative zum abgefüllten Mineralwasser ist. Auf geht's!
Vorab findest du hier schon eine kurze Übersicht:
Hinweis: Leitungswasser wird in unserem Sprachgebrauch gerne mit Trinkwasser gleichgesetzt. Doch nicht jedes Leitungswasser ist als Trinkwasser geeignet. Deshalb möchte ich das hier klar differenzieren und nur von Trinkwasser sprechen, wenn es auch tatsächlich trinkbar ist.
Vorschriften – Wie ist die Qualität des Leitungswassers in Deutschland?
Der offizielle Bericht des Bundesministeriums für Gesundheit und des Umweltbundesamtes über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch, attestiert dem Leitungswasser größerer Trinkwasserversorger eine „gute bis sehr gute Qualität“.
Das Leitungswasser in Deutschland ist in Wasserwerken aufbereitetes Grundwasser, sowie auch aus Flüssen, Seen oder Talsperren stammendes Wasser. Die Qualität unterliegt der Trinkwasserverordnung, die seit dem 15. Februar 1976 in Kraft ist und deren Erweiterungen sich an den EU-Trinkwasserrichtlinien orientieren. Sie soll uns vor den nachteiligen Einflüssen, die sich aus einer Verschmutzung von Wasser ergeben, schützen.
„Reines Wasser ist die erste und wichtigste Medizin der Welt.“
Slowakisches Sprichwort (mehr unter Wasser Zitate)
Die Einhaltung klar definierter Grenzwerte und gesundheitlicher Orientierungswerte (GOW) für Belastungen, unterliegt strengsten Kontrollen durch die Gesundheitsämter. So darf ein Liter Trinkwasser beispielsweise nicht mehr als 0,01 Milligramm (mg) Blei, 2 Milligramm Kupfer, 0,02 Milligramm Nickel und 50 Milligramm Nitrat enthalten.₁ Alle mikrobiologischen und chemischen Parameter (mit Ausnahme weniger Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffe) werden zu mehr als 99 Prozent – und damit innerhalb der jeweiligen Grenzwerte liegend – eingehalten. Man kann also davon ausgehen, dass das hiesige Leitungswasser gesund und deshalb Trinkwasser ist.
Gefahren – Womit kann Leitungwasser belastet sein?
Die Trinkwasserverordnung macht Wasserversorger in Deutschland für die Trinkwasserqualität bis zum Hausanschluss verantwortlich – allerdings muss das Leitungswasser vom Anschluss bis zum Wasserhahn dann noch einige Meter über die hauseigenen Rohrleitungen meistern. Auch wenn Bleirohre nicht mehr erlaubt sind, gibt es sie immer noch in vielen Gebäuden. Gegebenenfalls kann es dann sein, dass das Leitungswasser mit dem Schwermetall belastet und gesundheitlich bedenklich ist. Neben Blei sind beispielsweise auch Rückstände von Kupfer, Aluminium, Arsen, Cadmium, Nitraten und Nitriten möglich. Glücklicherweise sind die Grenzwerte hier klar und deutlich formuliert.
Nicht zu vergessen sind mögliche Belastungen durch Medikamentenreste, Hormone und vor allem auch durch Bakterien, wie beispielsweise Legionellen, die nach der Aufnahme gefährliche Lungenentzündungen verursachen können.
Standorte – Wo kann man überall das Leitungswasser bedenkenlos trinken?
In Deutschland ist das Leitungswasser im Regelfall trinkbar. Aber wie sieht es im Ausland aus? Ist das Wasser aus dem Hahn in allen Ländern trinkbar? Die Antwort ist so klar wie das Trinkwasser in Deutschland: nein! Schließlich findet man nicht überall die verlässlichen Bedingungen vor, die wir hier genießen – von Wasseraufbereitungssystemen, über Rohrleitungen bis hin zu Qualitätskontrollen. Deshalb gibt es – alle Länder dieser Welt betrachtet – große Unterschiede in der Leitungswasser-Qualität, die du vor deinem nächsten Urlaub oder Auslandsaufenthalt kennen solltest.
Länder, in denen du das Leitungswasser trinken kannst
In Zentral- und Nordeuropa gilt das Leitungswasser grundsätzlich als ungefährlich. Das heißt, dass du Gläser und Trinkflaschen beispielsweise in den Niederlanden, in Belgien, Dänemark, Norwegen, Schweden oder Finnland ohne Sorgen auffüllen kannst, sofern es nicht explizit anders ausgeschildert ist.
Das gilt grundsätzlich auch für hochentwickelte Staaten wie Kanada, Australien, Großbritannien, Irland, Japan, Neuseeland und der USA. Du solltest dich aber immer noch einmal bei Einheimischen und beim Auswärtigen Amt absichern, bevor du den ersten Schluck nimmst. In Frankreich und Spanien ist das Leitungswasser nämlich zum Beispiel in bestimmten Regionen nicht genießbar.
Länder, in denen du das Leitungswasser meiden solltest
Die Centers for Disease Control and Prevention (kurz CDC, eine Behörde des US-amerikanischen Gesundheitsministeriums) gibt eine ausführliche Liste der Länder heraus, in denen du das Wasser auf keinen Fall aus dem Hahn trinken solltest. Dazu zählen alle afrikanischen, sowie fast alle mittel- und südamerikanischen (abgesehen von Chile und einigen weiteren) und asiatischen (abgesehen von Japan, Saudi-Arabien und einigen weiteren) Staaten.
Gut zu wissen: Wusstest du, dass weltweit etwa 2,2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben?₂ Was du gegen die Wasserknappheit tun kannst, erfährst du im verlinkten Beitrag.
Testen lassen – Woher weiß ich, ob das Leitungswasser bei mir gesund ist?
Dank klarer Verordnungen ist die Trinkwasserqualität in Deutschland in aller Regel sehr gut. Dennoch kann das Wasser belastet sein, weil beispielsweise die Bleirohre das Leitungswasser auf den letzten Metern im Gebäude bis zum Hahn verunreinigen.
Nun unterscheiden sich belastetes und unbelastetes Leitungswasser optisch im Grunde nicht voneinander. Wie kann man also herausfinden, ob das eigene Leitungswasser gesund oder ungesund ist? Ganz einfach: man kann es von einem Labor testen lassen. Dort wird neben Wasserhärte, Sauerstoffgehalt und pH-Wert auch genau untersucht, wie belastet das Wasser aus deinem Hahn möglicherweise mit Schwermetallen und Bakterien ist.
Auch direkt bei deinem Wasserbetrieb vor Ort kannst du im Regelfall eine Probe abgeben und mehr über die Trinkwasserqualität in deiner Region erfahren.
Ist Leitungswasser gesünder als Mineralwasser?
Leitungswasser ist also im Regelfall zum Trinken geeignet. Ob Leitungswasser gesünder ist als Mineralwasser aus der Flasche, lässt sich allerdings nicht pauschal beantworten, weil einfach zu viele Faktoren eine Rolle spielen, die sich auf die Gesundheit auswirken können.
Allerdings wird die Qualität des Trinkwassers aus dem Hahn wesentlich strenger überwacht, als beim Mineralwasser. Prüfungen der Stiftung Warentest haben gezeigt, dass vor allem stilles Mineralwasser recht häufig bedenklich belastet war. Leitungswasser schnitt wesentlich besser ab, weshalb sie es empfehlen und als „preiswert, ökologisch und sicher“ deklarieren.₃
Wer Reinheit erwartet und das Risiko minimieren möchte, sollte (zumindest in Deutschland) also lieber den Hahn aufdrehen, als zum abgepackten Mineralwasser zu greifen.
Tipps für einzigartiges, gesundes Leitungswasser
Auch wenn du das Leitungswasser in vielen Ländern der Erde trinken und genießen kannst, habe ich noch ein paar wertvolle Tipps für dich. Tipps, die das Risiko von Verunreinigungen minimieren und das Trinken von Leitungswasser noch spannender und besser machen. Hier sind sie:
- Laufen lassen: Wasser im Haushalt zu sparen, ist ja grundsätzlich etwas Gutes. Doch lasse das Leitungswasser wenigstens kurz laufen, bevor du es trinkst. Erst wenn es richtig kalt wird, ist es auch frisch. So kannst du beispielsweise einer Belastung mit Legionellen vorbeugen, die sich besonders in warmem, stehenden Wasser wohl fühlen.
- Wartung: Sorge für eine regelmäßige Wartung und Kontrolle durch ein Sanitärunternehmen, um Verunreinigungen vorzubeugen,
- Geschmack: Wenn dir dein „Kraneberger“ zu langweilig schmeckt, dann sorge für ein Upgrade. Erfahre hier, wie du Leitungswasser schmackhafter machen kannst.
- Trinkflasche: Besorge dir eine wiederverwendbare Trinkflasche und fülle sie auf, bevor du aus dem Haus gehst. Unterwegs kannst du sie beispielsweise mit der App Refill bei Bäckereien und anderen Partnern wieder auffüllen – und Plastikflaschen vermeiden.
Hast du weitere, wertvolle Tipps für besseres, gesünderes Leitungswasser? Dann schreibe mir einfach einen Kommentar unter diesen Artikel.
Ist Leitungswasser gesund? Es kommt darauf an!
Auch wenn es unmöglich ist, ein vollkommen schadstofffreies Trinkwasser in einer Industrienation wie Deutschland zu garantieren, genießen wir hier ein echtes Privileg. Die Trinkwasserqualität ist sehr gut – und die Gefahr von gesundheitsgefährdenden Verunreinigungen des Leitungswassers nahe Null. Wir können das Wasser aus dem Hahn im Regelfall sorgenfrei trinken und genießen und so sogar nachhaltig Geld sparen, die Umwelt schützen und den Rücken schonen – während das in den meisten Ländern dieser Welt nicht möglich ist.
Hast du Fragen, Tipps und Erfahrungen mit der Gesundheit von Leitungswasser gemacht, die du teilen möchtest? Wie ist die Trinkwasserqualität bei dir? Ich freue mich auf deinen Kommentar!
Bleib‘ gesund,
PS.: Weißt du, was noch gesund ist? Das Waldbaden! Was das ist und wie genau das funktioniert, erfährst du jetzt im verlinkten Beitrag.
Quellenangaben:
₁ Umweltbundesamt: Qualität des Trinkwassers aus zentralen Versorgungsanlagen (Stand: 21.05.2021), abrufbar unter https://www.umweltbundesamt.de/daten/wasser/wasserwirtschaft/qualitaet-des-trinkwassers-aus-zentralen#berichte-der-bundesregierung-zur-trinkwasserqualitat. [19.09.2022].
₂ T. Rohde: Weltwassertag 2022 – 10 Fakten über Wasser (Stand: 23.03.2022), abrufbar unter https://www.unicef.de/informieren/aktuelles/blog/-/weltwassertag-2022-zehn-fakten-ueber-wasser/275338. [19.09.2022].
₃ DER SPIEGEL GmbH & Co. KG: Keimbelastung und Rückstände – Stiftung Warentest rät zu Leitungs- statt Mineralwasser (Stand: 26.06.2019), abrufbar unter https://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/stiftung-warentest-raet-zu-leitungswasser-statt-mineralwasser-a-1274277.html. [19.09.2022].