Kunststoff Recycling ist die ideale Möglichkeit, bereits verbraucht Ressourcen (Erdöl) wiederzuverwerten. Und Kunststoff finden wir in unserem Alltag überall. In der Regel schmeißen wir es in die gelbe Tonne und machen uns dann keine weiteren Gedanken dazu. Aber was passiert eigentlich mit dem Plastik danach? Und wird wirklich das gesamte Plastik recycelt? In diesem Artikel beantworte ich dir diese und alle weiteren Fragen rund um das Thema Kunststoff Recycling.
Kunststoff-Recycling – Was ist der grüne Punkt?
Bestimmt denkst du bei Kunststoff Recycling auch direkt an den „Gelben Sack“ oder den „Grünen Punkt“. Aber was genau verbirgt sich eigentlich dahinter?
Der Grüne Punkt wurde damals auf Grund der Einführung der Verpackungsverordnung im Jahre 1991 erfunden. Diese Verordnung machte erstmals die Hersteller und Händler für die Entsorgung und Verwertung der Verpackungen verantwortlich. Davor wurde das Plastik über den Restmüll oder häufig über Deponien entsorgt. Das ist besonders umweltschädlich, da zum einen eine Menge Platz benötigt wird und sich im Laufe der Jahre Gase freigesetzt haben, die als Treibhausgase wirken.
Damals führte man die Verpackungsverordnung ein, um das Müllaufkommen zu reduzieren und die Anzahl der Deponien zu verringern. Schnell wurde das duale System eingeführt. Die Verbraucher konnten ab da ihre Leichtverpackungen aus Kunststoff, Verbunde, Alu und Weißblech über den gelben Sack bzw. die gelbe Tonne entsorgen, sofern ein grüner Punkt aufgedruckt ist. Außerdem wird auf diese Art und Weise auch Papier und Glas gekennzeichnet.
Im Gegensatz zum Restmüll, ist der gelbe Sack und der Papiermüll für dich kostenlos. Finanziert wird das ganze über Entgelte, welche je nach Größe, Material und Gewicht der Verpackungen berechnet werden. Dies schafft Anreize für die Hersteller die Verpackungen zu verbessern und kleiner und leichter zu gestalten. Im Endeffekt wird das Entgelt aber auf dich umgelegt, wenn du ein verpacktes Produkt kaufst.
Ich habe für dich noch einmal eine Übersicht (Quelle: Grüner Punkt) herausgesucht, die dir zeigt, welche Dinge eigentlich in den gelben Sack gehören und welche nicht. Weitere Tipps zur Mülltrennung findest du im Artikel Müll richtig trennen.
Kunststoff-Recycling – Wie viel Plastik wird wirklich recycelt?
Seit der Einführung des Kunststoff Recyclings ist die Recyclingquote von 3 % im Jahr 1991 auf 50,2 % im Jahr 2014 gestiegen, mit der Tendenz weiter zunehmend. Jedes Jahr werden über 2 Millionen Tonnen Verbrauchsverpackungen jährlich vom grünen Punkt eingesammelt. Das ist schon eine beachtliche Menge. Folgend eine Übersicht₁ zur Verwertung von Verbrauchsmaterialien:
Material | Rate der stofflichen Verwertung (2014) |
Glas | 89,0 % |
Kunststoff | 50,2 % |
Aluminium | 88,1% |
Weißblech | 93,0 % |
Papier / Karton | 87,3 % |
Wie du in der Tabelle ablesen kannst, ist die Quote für das Kunststoff Recycling geringer als die der anderen Stoffe. Das hat diverse Gründe. Es kann zum Beispiel daran liegen, dass Verpackungen stark verunreinigt sind und deswegen direkt entsorgt werden müssen. Das bedeutet aber jetzt nicht für dich, dass du deinen Müll immer ordentlich ausspülen musst. Sofern nur kleine Reste übrig sind, kannst du deinen Joghurtbecher auch weiterhin einfach so in den gelben Sack schmeißen. Rund die Hälfte der Kunststoffe im gelben Sack werden leider energetisch verwertet, sprich in Müllverbrennungsanlagen verbrannt.
Übersicht (Quelle: Umweltbundeamt 2014) über die in Deutschland angefallenen Verpackungsabfälle im Jahr 2014
In der Grafik kannst du den prozentualen Anteil von verschiedenen Verpackungsmaterialien sehen. Papier wird mit Abstand am häufigsten verwendet. In den letzten Jahren ist der mengenmäßige Anteil gewachsen, da insbesondere die Versandindustrie stark zugenommen hat. Kunststoffe haben einen Anteil von 16 %. Auch die absolute Menge an Kunststoff ist in den letzten Jahren gestiegen. Gründe hierfür sind steigender Verbrauch der Kunststoffdosen, die Substitution von Papier und Pappe durch Kunststoff, und die Zunahme verpackter Thekenware (z.B. Salattheken in Supermärkten). Der Verbrauch von Glas hat hingegen in den letzten Jahren stark abgenommen.
Kunststoff-Recycling – Wie wird das Plastik getrennt?
In moderne Sortieranlagen werden die Kunststofffraktionen durch den Einsatz unterschiedlicher physikalischer Verfahren getrennt. Eine Siebtrommel teilt den Stoffstrom in kleinere und größere Verpackungen auf. Folien werden zum Beispiel abgesaugt. Ein Überbandmagnet entnimmt Weißblechdosen aus dem Strom. Diese werden im Anschluss zu Würfeln zusammengepresst, um den weiteren Transport zu vereinfachen.
Der sogenannte Wirbelstromscheider sortiert Alumiumdosen oder –tuben und Alufolien. Durch einen Magnet werden die vom Band abgestoßen und in einem separaten Behälter aufgefangen und gesammelt.
Nahinfrarot-Trenner erkennen die übriggebliebenen unterschiedlichen Verpackungsmaterialien am reflektierten Lichtspektrum. Sie werden erfasst und ausgeblasen. Das funktioniert für Getränkekartons sowie für unterschiedliche Kunststoffe, wie PET, PE, PS, PP, die dann sortenreine getrennt und recycelt werden können.
Ich habe dir noch eine spannende Dokumentation zum weltweiten Plastik Recycling herausgesucht:
Kunststoff-Recycling – Was passiert mit dem recycelten Material?
Weißblech hat unter den Verpackungsmaterialien die beste Recyclingquote. Es kann fast unbegrenzt und ohne Wertverlust weiter verarbeitet werden. Die zusammen gepressten Würfel werden in einem Stahlwerk erhitzt, im Anschluss gegossen und dann zu Blechen gewalzt. Die aufgerollten Bleche werden zum Beispiel zu Dosen weiterverarbeitet.
Kunststoffe wie zum Beispiel Polypropylen (PP) werden nachdem sie sortenrein gesammelt wurde, zunächst gewaschen und die Fremdstoffen entfernt. Dann wird das Material entweder zu PP Schnipseln geschreddert oder zu einem Granulat verarbeitet.
Grundsätzlich hat jede Kunststoffart einen eigenen Recyclingprozess.
Kritik am Kunststoff-Recycling
Viele Verbraucher sind von unserem Kunststoff Recycling System insgesamt verwirrt, da der gelbe Sack häufig mit Plastikmüll assoziiert wird, was in der Realität so nicht stimmt. So darf du deine alte Zahnbürste oder ein Spielzeugauto, welches nicht den grünen Punkt trägt, nicht in den gelben Sack schmeißen, obwohl die Wiederverwertung an sich Sinn machen würde. Daher landet eine Menge Müll in der falschen Tonne.
Gerüchte, dass der getrennt gesammelte Müll nicht recycelt, sondern verbrannt wird halten sich konstant. Zwar werden fast 50% energetisch verwertet, dies liegt in erster Linie daran, dass das Kunststoff zum Teil nicht recycelt werden kann. Gründe hierfür sind unter anderem die große Fülle an unterschiedlichen Kunststoffen und die Tatsache, dass viele Kunststoffe nicht sortenrein vorliegen, da sie entweder untereinander gemischt werden oder ihnen Stoffe zugefügt werden. Jedoch kann nur sortenreine Kunststoffe einwandfrei recycelt werden.
Oft tauchen Gerüchte auf, dass es wesentlich energieeffizienter ist den Müll zu verbrennen, da für das Kunststoff Recycling große Mengen an Energie aufgewendet werden müssen. Diverse Ökobilanzen zeigen hingegen, dass die energetische Verwertung am schlechtesten zu bewerten ist.
Alles in allem hat sich die Menge des Restmülles seit 1991 reduziert und insbesondere Deponien haben abgenommen, wodurch ein großer Anteil an Treibhausgasen eingespart wurde. Dies ist zum einen auf die Einführung des dualen Systems zurück zu führen, als auch auf die Tatsache, dass sich der Anteil der Müllverbrennungsanlagen verdoppelt hat. Durch das duale System können immerhin jährlich 1,9 Tonnen CO2-Äquivalente eingespart werden.
Kunststoff-Recycling – Alternative Wertstofftonne
Ein weiterer großer Kritikpunkt ist, dass nur Kunststoffe die den grünen Punkt tragen recycelt werden können. Kunststoffe die vom Prinzip aus dem gleichen Material sind wie zum Beispiel Putzeimer oder alte Spielzeuge müssen über den Restmüll entsorgt werden. Eine Alternative stellt hierfür die Wertstofftonne dar, in die neben dem üblichen Verpackungsmüll, auch alle anderen Kunststoffe und Metalle entsorgt werden, sogenannte „stoffgleiche Nichtverpackungen“.
Wie du siehst hat sich das Kunststoff Recycling in den letzten 25 Jahren von Null auf Hundert entwickelt und viele Prozesse funktionieren gut. Dennoch gibt es an vielen Stellen Kritikpunkte und eine Menge des Kunststoffes wird verbrannt. Am Besten ist es also immer noch, so gut es geht auf Kunststoffe und generell Abfall zu verzichten, um der Umwelt etwas Gutes zu tun.
Liebe Grüße,
PS: Hast du dich auch schon immer gefragt, wie Plastik eigentlich hergestellt wird und aus welchen Bestandteilen es ist? Und ist Bioplastik eigentlich besser? Mit Klick auf den jeweiligen Link lernst du mehr darüber! 🙂
Quellenangaben:
₁ Umweltbundesamt (UBA, 2014)
Hallo Anna,
du als studiere Umweltwissenschaftlerin solltest doch wissen, dass es Kunststoff heißt und nicht Plastik! 🙂
Beste Grüße
Moin Tomas,
Dann hast du also noch wohl nie Plastik gesagt? 😉
Hast ja Recht!
Beste Grüße,
Christoph
Leider werden recycelte Blechdosen nicht wieder zu Blechdosen.
Das Aluminium ist nach dem Recycling nicht rein genug und wird dann allerdings für andere Produkte verwendet (z.B. im Fahrzeugbau).
Also für jeden Blechdose muss neues Aluminium genommen werden.
Hallo Harald, danke für deinen Hinweis! Werde ich direkt anpassen. Ich bin in den nächsten Tagen auf dem Wertstoffhof und werde das auch noch einmal ansprechen.
Beste Grüße
Christoph
Hallo Harald ! Nichts für ungut, aber `normale` Blechdosen sind aus Eisen-/Stahlblech (magnetisch) und nicht aus Aluminium.
Das ist interessant, dass Kunststoff Recycling weniger passiert als andere Materialien. Es wäre gut, wenn wir die Maßnahme erhöhen können. VG
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