Du willst dir Kräuterseitlinge selber züchten? Dann bist du hier genau richtig! Kräuterseitlinge werden in Pilzgerichten sehr geschätzt. Sie haben ein würzig, nussartiges Aroma und haben auch nach dem Erhitzen eine feste Konsistenz. Deshalb können sie auch sehr gut als veganer Fleischersatz verwendet werden. Der beliebte Speisepilze kann zum Beispiel roh im Salat gegessen werden – schmeckt aber ganz besonders gut, wenn er mariniert, gebraten, eingelegt oder gedünstet wurde.
In diesem Artikel möchte ich dir zeigen, wie du dir zu Hause im Gurkenglas Kräuterseitlinge selber züchten kannst.
Warum Kräuterseitlinge selber züchten?
Kräuterseitlinge kommen in Deutschland nicht in der Natur vor. Auch in den Supermarktregalen sind sie leider nicht immer zu finden, da ihre Zucht aufwändiger ist und der Pilz dementsprechend teurer ist.
Die Pilzzucht macht aber unglaublich viel Spaß, da sie im Vergleich zu Gartenpflanzen viel schneller wachsen und trotzdem so komplett andersartig sind. Die Faszination kommt beim Betrachten – innerhalb weniger Stunden können sie einige Zentimeter wachsen. Und am Ende der Zucht steht ein edles Pilzgericht!
Vorbereitung der eigenen Pilzfarm in der Küche
Mit einfachen Haushaltsmitteln können Kräuterseitlinge in den eigenen vier Wänden selbst gezüchtet werden. Es genügen einige gekaufte Kräuterseitlinge aus dem Supermarkt und ein paar einfache Utensilien:
- Desinfektionsmittel (oder Spiritus)
- scharfes Küchenmesser
- Kochtopf mit Dämpfeinsatz
- Gurkengläser
- Zigarettenfilter
- Akkuschrauber mit 6mm Metallbohrer
- Küchenrolle
- Karton (Eierkarton oder Wellpappe)
- Kerze
- Strohpellets (oder Sägespäne von Laubbäumen)
- Sprühflasche (z.B. Deozerstäuber)
- Plastiktüten
- Teller
Kräuterseitlinge klonen
Beim Klonen von Pilzen musst du wirklich sauber arbeiten. Es soll ja schließlich nur der Kräuterseitling auf dem Substrat gezüchtet werden. Schimmelbildung auf dem Substrat ist unbedingt zu vermeiden. Deshalb musst du vor jedem Arbeitsschritt Hände und Werkzeuge desinfizieren.
Folgend Dinge musst du vor dem Klonen vorbereiten:
- Karton in 5x5cm große Stückchen schneiden und in einem Kochtopf mit Dämpfeinsatz für ca. 20 Minuten im heißen Wasserdampf sterilisieren
- 2-3 Löcher in die Gurkenglasdeckel bohren
- Teller, Messer, Gurkengläser und Deckel mit Desinfektionsmittel und Küchenpapier desinfizieren
Pilzfleisch herausschneiden
Das zu klonende Pilzfleisch muss aus dem Inneren des Kräuterseitlings entnommen werden. Auf der Oberfläche der gekauften Speisepilze haben sich bereits andere Keime angesiedelt die nicht ins Gurkenglas gehören. Dazu einfach die Haut wie die Schale einer Banane ringsherum entfernen und den Kern in kleine Stückchen schneiden. Das Messer immer mal wieder über der Kerzenflamme sterilisieren damit keine Keime von der Pilzoberfläche durch das Messer an das saubere Pilzfleisch im Kern gelangen.
Danach die Stücke einfach auf die abgekühlten und ausgewrungenen Kartonstücke legen und wieder mit einem neuen Kartonstück bedecken. So bildet sich Stück für Stück ein Pilz-Karton-Sandwich, bis das Gurkenglas bis über die Hälfte gefüllt ist.
Anschließend das Gurkenglas verschließen und in die Löcher im Deckel Zigarettenfilter stecken. Jetzt wird sich zeigen wie gut die Vorbereitung war.
Pilz auf Pappe wachsen lassen
In den folgenden Tagen wächst das Mycel vom Kräuterseitling von den Pilzstücken aus in die Kartonstücke. Es bildet sich ein schneeweißer, pelziger Belag. Für das Wachstum müssen die Gläser dunkel stehen und benötigen einen warmen Standort. Ideal sind zwischen 20 und 25°C.
Wenn das gesamte Pilz-Karton-Sandwich von diesem Belag umgeben ist kann der nächste Schritt erfolgen.
Gurkengläser mit zusätzlichem Substrat auffüllen
Neben Pappe wächst Kräuterseitling gern auf Sägespänen von Laubbäumen. Ideal ist Sägemehl, Hartholzpellets oder Räucherchips. Es geht aber auch mit Strohpellets als Einstreu für Hamster oder Kaninchen aus der Zoohandlung. Die Pilzernte auf Stroh wird allerdings nicht ganz so groß ausfallen. Dafür gibt es Strohpellets in fast jedem Baumarkt in großen Säcken zu kaufen.
Die Pellets müssen zuvor mit heißem Wasser eingeweicht werden. Als Mischungsverhältnis kommen auf 1kg Strohpellets 1,5l Wasser. Mit den abgekühlten Strohpellets die Gläser bis kurz unter den Deckel auffüllen. Das Mycel braucht jetzt wieder ein paar Tage Zeit, um das neue Substrat von Karton aus zu durchwachsen.
Die ersten Kräuterseitlinge wachsen aus dem Mycel
Wenn das Substrat komplett durchwachsen ist beginnt die nächste Phase. Jetzt zeigen sich die ersten Ansätze der eigentliche Kräuterseitlinge.
Die Primordien wachsen in Richtung der Luftlöcher weil sie jetzt mehr Sauerstoff benötigen. Außerdem suchen sie das Licht. Die Gurkengläser brauchen jetzt einen helleren Standort ohne direkte Sonneneinstrahlung. Die eigentlichen Kräuterseitlinge mögen es jetzt etwas kühler und feuchter. Ideal sind zwischen 14 und 18°C und eine Luftfeuchtigkeit von 90 Prozent.
Ich habe die Deckel der Gurkengläser entfernt und eine Tüte mit Luftlöchern über die Gläser gestülpt. Zweimal am Tag habe ich die Gläser gelüftet und mit der Sprühflasche die Innenseite der Tüte mit Wasser besprüht.
Die erste Ernte der eigenen Kräuterseitlinge
Die Kräuterseitlinge sind reif für Ernte wenn der Rand sich beginnt nach oben zu wölben. Alle Käruterseitlinge aus einem gemeinsamen Ansatz müssen gleichzeitig geerntet werden. Denn Pilze mit verletzten Stämmen wachsen nicht weiter, sodass Mycel sie überwuchern.
Einfach die Pilze aus einem Ansatz mit der Hand aus dem Substratblock drehen und die anderen weiterwachsen lassen. Das Substrat im Gurkenglas kann mehrere Ernten hervorbringen. Zwischendurch macht das Mycel aber ein paar Tage Pause bis die nächsten Pilze heranreifen.
Die Ernte ist von der Substratqualität und von der Menge abhängig. Das Fassungsvermögen von einem Gurkenglas hat bei mir zu ungefähr zehn Kräuterseitlingen gereicht. Diese Menge hat sich über circa drei Erntewellen verteilt. Es lassen sich aber auch größere Substratmengen in Tüten vom Mycel durchwachsen lassen. Dementsprechend fällt die Ernte größer aus.
Wenn sich keine Kräuterseitlinge mehr bilden ist das Substrat aufgebraucht. Du kannst es dann einfach im Biomüll entsorgen oder auf den Komposthaufen werfen. Mit dieser Methode lassen sich auch Austernseitlinge oder Limonenseitlinge züchten.
Kräuterseitlinge selber züchten – Die Pilzzucht als Hobby
Kräuterseitlinge sind eine der schmackhaftesten Speisepilze, die sich so einfach selber züchten lassen. Austernseitlinge sind noch etwas anspruchsloser in der Zucht. Sie wachsen schneller und sind resistenter gegen Schimmelpilze. Doch Schimmelbildung im Substratblock lässt sich nicht immer vermeiden. Aus diesem Grund setze ich immer mehrere Substratmischungen an. Ein paar Ausfälle durch Schimmel fallen dann nicht so sehr ins Gewicht.
Wenn du Gefallen an diesem Hobby findest, empfehle ich die Zucht von Shiitake auf Kaffeesatz. Kaffeesatz ist als Substrat erfordert höhere Anforderungen an die Sauberkeit. Es ist ein sehr nährstoffhaltiges Substrat – sowohl für leckere Speisepilze als auch Schimmelpilze. Nicht zuletzt, gibt es auch noch unzählige, weitere Kaffeesatz Anwendungen, mit denen du die Überbleibsel deines Kaffees weiterverwenden kannst.
Ich hoffe, dass ich dir mit diesem Beitrag zur Zucht von Kräuterseitlingen weiterhelfen konnte. Bei Fragen melde dich gern!
Bleib‘ nachhaltig,
PS.: Für mehr Inspiration rund um den eigenen Pilzanbau schau gerne auch auf meinem Blog TransitionsBlog.de vorbei!