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Kinderlos nachhaltig – Ist es sinnvoll für Umwelt & Klima keine Kinder zu bekommen?

Keine Kinder bekommen Umweltschutz und Klima

Ist es wirklich clever, für das Klima und die Umwelt kinderlos zu bleiben? Wenn du dir gerade diese Frage stellst, bist du hier absolut richtig. Immer mehr Menschen entscheiden sich ganz bewusst, zum Schutze unserer Umwelt keine Kinder zu bekommen. Diese Entscheidung zudem auch darauf zurückzuführen, dass sie ihrem Nachwuchs das Leben auf einem zerstörten Planeten ersparen möchten. Doch ist das tatsächlich sinnvoll?

In diesem Artikel möchte ich diese Frage beantworten und dir zeigen, was dafür spricht kinderfrei zu bleiben – und in welchen Fällen es eher kontraproduktiv ist, im Sinne der Nachhaltigkeit keine Kinder zu bekommen.

  1. Gründe
  2. Birthstrike-Bewegung
  3. Einschätzung
  4. Schlusswort

Warum wollen viele Menschen für die Umwelt keine Kinder bekommen?

Ist es sinnvoll keine Kinder für die Umwelt zu bekommen?

Ich selbst wünsche mir ein Kind – und genau aus diesem Grunde, denke auch ich darüber nach, ob es vielleicht nachhaltiger wäre, kinderlos zu bleiben. In diesem Absatz möchte ich dir zunächst kurz die Gründe an die Hand geben, aus denen sich viele Menschen dazu entscheiden, keine Kinder in die Welt zu setzen:

Schlechte Lebensbedingungen

Wer schlechtere Lebensbedingungen für sein eigenes Kind erwartet, denkt schnell daran, kinderfrei zu bleiben. Winter ohne Schnee, Nahrungsmittelknappheit, Plastikmüll in der Umwelt, Überschwemmungen, Dürreperioden, Waldbrände, Artensterben, abgeholzte Regenwälder, Wasserknappheit, Antibiotikaresistenzen, unfruchtbare Böden und verseuchte Gewässer. Bereits heute sind diese Folgen menschlichen Handelns für jeden sichtbar. Doch im Laufe der Jahre werden diese Extreme weiter zunehmen. Eine definitiv angsteinflößende Vorstellung. Vor allem, wenn zeitgleich der politische Wille nicht zu erkennen ist.

Überbevölkerung

Die globale Weltbevölkerung wächst in einem rasanten Tempo. Jeder weitere Mensch stellt uns als globale Gesamtgesellschaft vor große Herausforderungen – und für die Umwelt eine enorme Belastung dar. Viele Menschen haben also Angst um die Lebensqualität des eigenen Nachwuchses – und davor, dass er nachfolgenden Generationen Lebensqualität nehmen könnte.

Ressourcenverbrauch

Es geht nicht nur um Windeln und Spielzeug. Jeder Mensch verbraucht sein ganzes Leben lang natürliche Ressourcen und stellt daher, nüchtern betrachtet, auch eine zusätzliche Belastung für den Planeten dar. Ob durch die eigene Ernährung,  regelmäßige Urlaubsreisen mit dem Flugzeug, die täglichen Autofahrten zur Arbeit oder die Kleidung, die man trägt.

CO2-Einsparung

Laut einer Studie werden für ein Kind durchschnittlich etwa 58,6 Tonnen CO2 im Jahr ausgestoßen. Wenn man also nur ein Kind weniger in die Welt setzen würde, könnte man diese Menge an CO2 einsparen und dem Klimawandel entgegenwirken. Zum Vergleich: Autofrei zu leben würde die eigene Klimawirkung jährlich um etwa 2,4 Tonnen CO2 entlasten.₁

Antinatalismus

Anhänger dieser Philosophie haben ethische Gründe, wie zum Beispiel den Welthunger oder die Umweltprobleme unserer Zeit, bewusst auf Kinder zu verzichten. Sie wollen andere Menschen und natürlich ihren eigenen Nachwuchs vor solchen Szenarien bewahren.

Ob Treibhausgasausstoß, Ressourcenverschwendung oder Antinatalismus. Alle Gründe hängen eng miteinander zusammen und klingen meiner Meinung nach definitiv einleuchtend. Tut man also wirklich etwas Gutes, wenn man seinen Kinderwunsch für die Umwelt und aufgrund der drohenden Zukunftsszenarien ad acta legt? Die Frage ist im Grundsatz jedenfalls absolut berechtigt.

Die Birthstrike-Bewegung

Zu Streiken ist ein gern genutztes Mittel, um auf Probleme aufmerksam zu machen und zum Umdenken anzuregen. Neben Klima- und Hungerstreiks hat sich in Großbritannien noch eine weitere Streikform entwickelt: der Gebärstreik. Der britischen Birthstrike-Bewegung haben sich Menschen angeschlossen, die ihren Kinderwunsch wegen der drohenden Klimakatastrophe und anderen menschengemachten Umweltproblemen aufgeben. Gemeinsam wollen sie Politik und Gesellschaft zum Umdenken anregen.

Doch ist das jetzt tatsächlich nachhaltig, keine Kinder zu bekommen? Im folgenden Absatz erfährst du meine Meinung dazu.

Ist es wirklich nachhaltig, wegen des Klimawandels keine Kinder zu bekommen?

Kinderfrei bleiben - ist das wirklich nachhaltig?

Ich betrachte den Birthstrike-Ansatz aus Großbritannien und die motivierenden Beweggründe grundsätzlich als sehr lobenswert. Es gibt nichts daran zu mäkeln, sich für die Umwelt und das Leben zukünftiger Generationen auf dem Planeten einzusetzen. Der Gebärstreik für die Umwelt ist meiner Meinung nach zwar grundsätzlich löblich, aber nicht zielführend.

Denn wenn die Menschen, die sich der Umweltprobleme unserer Zeit bereits bewusst sind, keinen Nachwuchs erzeugen, steigt der Anteil der Kinder und baldigen Eltern, für die die Gesundheit des Planeten keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielt. Das kann unter Umständen fatale Folgen für zukünftige Generationen haben.

Wenn du aus Umweltgründen auf Kinder verzichten willst, zählst du meiner Meinung nach also gerade zu den Menschen, die eher ein Kind in die Welt setzen (oder adoptieren) sollten. Denn du bist das nachhaltige Vorbild – und lebst deinem Nachwuchs Werte wie Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit vor.

Und ja, zum aktuellen Zeitpunkt sind schlechte Lebensbedingungen zu erwarten. Aber nicht, wenn weitere Menschen auf die Welt kommen, die positive Veränderung schaffen und die Welt nachhaltiger gestalten können. Auch die „Überbevölkerung“ bzw. steigende Weltbevölkerung ist nicht das Haupt-Problem. Vielmehr ist es aber das Verhalten jedes Einzelnen.

Wir könnten zum Beispiel deutlich mehr als alle Menschen auf der Welt ernähren, wenn sich alle Menschen vegan ernähren.₂ Denn Veganismus ist nicht zufällig die am stärksten wachsende, globale Bewegung. Es handelt sich zudem um eine Bewegung, die auch den Ressourcenverbrauch, den Treibhausgas-Ausstoß, Wasserknappheit und viele andere Probleme wesentlich reduzieren.

Tipp: Schau dir dazu gerne auch den Beitrag über die Gründe für Veganismus an. Du wirst es nicht bereuen.

Wer selbst umweltbewusst ist, muss also keine Angst davor haben, Vater oder Mutter zu werden. Schließlich wird das eigene Kind mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls ein reflektierter Mensch, der diese zukunftsorientierten Werte groß schreibt. Ob es sinnvoll ist, kein Kind zu bekommen, um die Umwelt zu entlasten, hängt also wirklich ganz davon ab, mit welchen Wertvorstellungen du deinen Nachwuchs erziehen wirst. Das WIE ist entscheidend. 

Wer seine Kinder zu umweltbewussten Menschen erziehen wird, muss nicht aus ökologischen Gründen kinderlos bleiben

Kinderlos für Umwelt und Klimaschutz?

Na klar, im ersten Moment mag es sinnvoll erscheinen, dem Planeten keine zusätzliche Belastung zuzumuten, indem man ein Kind bekommt. Doch es wäre schade, wenn ein verantwortungsvoller und umweltbewusster Mensch weniger auf der Welt wäre, der wiederum anderen seine Werte vermitteln könnte. Dennoch muss sich niemand dafür rechtfertigen, wenn er keine Kinder bekommt. Sei es wegen persönlicher Freiheit oder aufgrund des Klimawandels. Selbstverständlich kann man, je nach persönlichen Vorstellungen, auch kinderlos glücklich sein. Die Möglichkeit der Adoption eines Kindes sei aber an dieser Stelle auch noch einmal erwähnt. Nicht zuletzt, weil hier das „Elternsein“ ohne mögliche Umweltbedenken möglich ist.

Am Ende ist es aber eine freie Entscheidung, die jedem selbst überlassen bleibt. Genauso frei, wie die Entscheidung, ein grundsätzlich umweltfreundliches Leben zu führen. Für den Wandel zu einer nachhaltig lebenden Gesellschaft ist jedoch entscheidend, dass auch in der Zukunft kleine Umweltschützer*innen auf die Welt kommen.

Hier sind abschließend noch einige weiterführende Artikel, die dir die nachhaltige Erziehung leichter machen werden:

Hast du Fragen, Anregungen oder andere Dinge, die dir zum Thema Kinderlos für das Klima und die Umwelt in den Sinn kommen? Dann schreibe mir gern einen Kommentar.

Bleib‘ nachhaltig,

Christoph von CareElite - Plastikfrei leben

PS: Schau dich gern weiter im Blog für nachhaltige Familien um! Dort erfährst du zum Beispiel, wie du möglichst windelfrei leben kannst.

Quellenangaben:
₁ S. Wynes; K. A. Nicholas; Institute of Physics: The climate mitigation gap: education and government recommendations miss the most effective individual actions (Stand: 12.07.2017), abrufbar unter https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-9326/aa7541. [30.06.2020].

₂ M. Berners-Lee,  C. Kennelly,  R. Watson; u.a. (2018): Current global food production is sufficient to meet human nutritional needs in 2050 provided there is radical societal adaptation, abrufbar unter https://www.elementascience.org/articles/10.1525/elementa.310. [07.05.2020].

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Christoph Schulz

Christoph Schulz

Ich bin Christoph, Umweltwissenschaftler und Autor - und setze mich hier bei CareElite gegen den Plastikmüll in der Umwelt, den Klimawandel und alle anderen großen Umweltprobleme unserer Zeit ein. Gemeinsam mit weiteren, umweltbewussten Bloggern will ich dir Tipps & Tricks für ein natürlich-gesundes, nachhaltiges Leben sowie deine persönliche Weiterentwicklung an die Hand geben.

6 Gedanken zu „Kinderlos nachhaltig – Ist es sinnvoll für Umwelt & Klima keine Kinder zu bekommen?“

  1. Hm, bin mir nicht sicher, wie ich das zu verstehen habe. Gegenfrage: Warum können sich nicht Erwachsene mit Kinderwunsch um die Kinder kümmern, die bereits auf der Welt sind? Und zum Teil unter unwürdigen Umständen aufwachsen? Warum spielt das „ meine Gene“ so eine Rolle? Kinder gibt es genug auf der Welt, die leiden. Und auf liebende Eltern warten. Das wäre nachhaltig.

    Stattdessen ist der Kinderwunsch immer rein egoistisch. Meine Gene, mein Erbe.

    Sorry to say, aber es gibt mehr als genug Latte Macciato Mütter in Dtl. Die nun den nachhaltigen Becher von Starbucks nachhause tragen. Und bei denen der Kinderwunsch proportional mit dem Einkommen des Mannes ansteigt.

    1. Christoph Schulz

      Hallo Verena,

      hatte in diesem Artikelbisher nur die Optionen „Kind ja“ oder „Kind nein“ behandelt – und die Möglichkeit der Adoption kam viel zu kurz. Danke für den Hinweis, habe es nun ebenfalls thematisiert.

      Viele Grüße
      Christoph

  2. Gut, lieber Christoph,
    dann waren wir beide möglicherweise missverständlich, sorry.
    Trotzdem und trotz des unbestritten viel zu verschwenderischen Westens gibt es einfach „die Grenzen des Wachstums“, die ich für bereits deutlich überschritten halte. Ein „Zurück zur Natur“ ändert nichts daran, dass die Bevölkerungsdichte nicht im Verhältnis steht zu dem, was Mutter Erde verkraftet. Selbst wenn sich alle auf einmal besännen, von nun an „bewusst“ zu leben, erreicht man, wie gesagt, bestenfalls eine Verschiebung des Kollaps, wenn die Vermehrung nicht gezügelt wird. Stattdessen gibt es „familienfreundliche“ Politik, ein Gesundheitswesen, das durch immer neue Erkenntnisse die Lebenserwartung (und damit den individuellen Fußabdruck) vergrößert, Religionen, die die Verhütung als Teufelswerk bezeichnen. Das kann nicht funktionieren.
    Ich bin übrigens kinderlos, wie Du vielleicht schon herausgehört hast, und so langsam im Rentenalter. Ich glaube, ich würde mir heute Vorwürfe machen, hätte ich Kinder in die Welt gesetzt.

    1. Moin lieber Matthias, dann bin ich ja beruhigt. 🙂

      Es gut möglich, dass es aus ökologischen Motiven Sinn ergibt, gar keine Kinder zu erzeugen. Doch grundsätzlich sind wir Menschen (auch noch bei 11 Milliarden Erdbewohnern) in der Lage, so zu leben, dass sich die Ressourcen der Natur erholen können. Aktuell leben wir, Beispiel Massentierhaltung, viel zu ressourcenverschwenderisch und umweltzerstörerisch. Durch eine allgemein pflanzliche Ernährungsweise müsste kein Mensch mehr hungern und große Landteile der Erde würden frei, um Artenvielfalt, CO2-Speicherung von Wäldern etc. zu fördern. Das ist noch ein weiter Weg – doch noch weiter entfernt ist es, dass alle Menschen für die Umwelt auf ihren Nachwuchs verzichten werden. Genau deshalb muss das übergeordnete Ziel sein, eine nachhaltigere Lebensweise unserer Gesellschaft zu erreichen – durch Aufklärung und eine gelebte Vorbildfunktion.

      Beste Grüße
      Christoph

  3. Hallo Christoph,
    im Großen und Ganzen stimme ich Dir zu, allerdings nimmt Dein Artikel ab „Antinatalismus“ eine in meinen Augen merkwürdige und unangenehme Wendung. Ohne Frage liegen eigentlich alle unsere Umweltprobleme in der Überbevölkerung. In D wird gerade eifrig daran gearbeitet, den Kollaps zu verzögern, es kann aber nicht funktionieren, wenn nicht ursächlich und global an einer Reduktion der Reproduktion gearbeitet wird. Auch viele kleine Umweltschützer führen bestenfalls zu einer Verzögerung.
    Deine Argumentation klingt für mich nach „wir sind die Guten!“ und verliert die Auswirkungen weiteren Wachstums oder auch nur Stillstands aus den Augen. Ehrlicherweise erinnerte mich das Plädoyer für eine Vermehrung/Erziehung nach eigenem Ideal unmittelbar an Himmlers „Lebensborn“, den heute wohl kaum noch jemand gutheißen wird.

    1. Moin Matthias, du vergleichst meine sachlich erarbeite und dargelegte Position dazu, ob es sinnvoll ist, gar keine Kinder mehr zu zeugen, mit dem Lebensborn e.V? 😀 Ich hoffe, dass meinst du nicht ernst.

      Ich sage mit keinem Wort, dass irgendjemand ein besserer Mensch ist – oder das „mehr davon“ gezeugt werden sollten.

      Dieser Artikel soll lediglich bei der Beantwortung der oben genannten Frage helfen – und nichts weiter. Es ist weder 100% sinnvoll keine Kinder zu bekommen, noch 100% sinnvoll ein Kind zu bekommen, wenn man der Umwelt ein Gefallen tun möchte. Alles dazwischen wird in diesem Beitrag diskutiert, da es eine persönlich Abwägungssache ist, je nachdem, was einem wichtig ist.

      Die Überbevölkerung ist auch nicht die Wurzel „eigentlich“ aller Umweltprobleme. Es ist die Lebensweise der Menschen – und zwar vorwiegend die Lebensweise der Menschen in der westlichen Welt, die den Klimawandel antreibt. Fleischverzehr, Flüge etc. Etwa 90 Prozent aller Menschen saßen noch nie in einem Flugzeug. Etwa 30 Prozent der Deutschen fliegen 1-2 Mal im Jahr mit dem Flieger. Das sind die Ursachen der größten Umweltprobleme – und nicht, dass eine Frau in Afrika durchschnittlich mehr als 5 Kinder zeugt.

      Jeder sollte bei sich selbst ansetzen – und nicht die wachsende Weltbevölkerung als Ausrede dafür zu nutzen, sich selbst nicht ändern zu müssen.

      Viele Grüße,
      Christoph

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