Welche Unkräuter sind eigentlich insektenfreundlich und sollten deshalb besser nicht gejätet werden? Wenn du eine klare Antwort auf diese Frage suchst, bist du hier genau richtig!
Viele Menschen bezeichnen eine Pflanze dann als Unkraut, wenn sie im Garten ungeplant wächst, auf den ersten Blick nutzlos erscheint, sich hartnäckig hält und schnell ausbreitet, im Beet oder auf dem Rasen als unästhetisch empfunden wird oder in Konkurrenz zu bewusst platzierten Pflanzen steht. Kurzum: Unkräuter sind oft eine unerwünschte Begleitvegetation, die scheinbar mit allen Mitteln bekämpft werden muss.
Leider ist den wenigsten bewusst, dass Unkräuter ihren schlechten Ruf absolut nicht verdienen. Denn bei genauer Betrachtung sind die meisten dieser Wildkräuter vor allem eins: absolute Insektenmagnete mit hohem ökologischen Wert.
In diesem Artikel erfährst du jetzt welche vermeintlichen „Unkräuter“ Bienen, Schmetterlinge, Raupen oder Schwebfliegen lieben. Nutze das Wissen, um sie besser wertzuschätzen und als Teil deines insektenfreundlichen Gartens zu betrachten. Auf geht's!
Gründe: Warum insektenfreundliche Unkräuter ruhig mal stehen lassen?
Ob Unkraut oder nicht, ist also subjektiv. Was für den einen eine Plage sein mag, betrachtet die andere vielleicht als wertvollen Lebensraum. Doch meiner Meinung nach gibt es viele gute Argumente dafür, gar keine heimische Pflanze mehr als Unkraut abzuwerten, da jede von ihnen ihre Funktion hat.
Und damit meine ich nicht nur, dass sie Schnecken vom Gemüse abhalten, lecker, schön, pflegeleicht oder eine altbewährte Heilpflanze – und damit eben nützlich für uns Menschen – sind.
Ich betrachte sie vor allem als wichtiges Element zum Erhalt unserer Biodiversität. Zum Beispiel als essentielle Nahrungsquelle für Bienen, als schützendes Habitat für Käfer und als Nährstoffgeber für gesunde, fruchtbare und besiedelte Böden.
Sogenannte Unkräuter nicht zu beseitigen, sondern bewusst stehen zu lassen, hilft nämlich vor allem dabei, das globale Insektensterben zu stoppen. Und da wir auf die Bestäubungsleistung der kleinen Tierchen angewiesen sind, ist diese Maßnahme schlussendlich auch für uns Menschen hochgradig nützlich.
Unkräuter #1-10: Welche Wildkräuter sollte man zum Insektenschutz besser nicht jäten?
Unkrautsamen lauern im Gartenboden, entwickeln sich über Wurzelausläufer oder fliegen mit dem Wind in den Garten. Kein Wunder also, dass so manche Hobbygärtner:innen einen lebenslangen erbitterten Krieg gegen die gefürchteten Unkräuter führen.
Erkennst du dich da wieder? Dann kann dir dieser Artikel ja vielleicht auch dabei helfen, etwas loszulassen, dein Stresslevel zu senken, die Pflanzen zu akzeptieren und so noch mehr Wildbienen, Falter, Libellen, Käfer und Heuschrecken in deinen Garten zu locken. 😉
Die folgenden vermeintlichen Unkräuter ziehen Insekten jedenfalls magisch an. Ich zeige dir jetzt, warum das so ist, wie die jeweilige Pflanze blüht und stelle dir als Extra-Motivation auch noch kurz vor, welchen zusätzlichen alltäglichen Nutzen sie für dich bereithält.
1. Gewöhnlicher Löwenzahn (Taraxacum officinale)
Jeder kennt den Löwenzahn mit seinen markanten, gelben Blüten! Wenn nicht von der früheren, gleichnamigen Fernsehserie mit Peter Lustig, dann natürlich aus dem Garten oder von der Wiese nebenan.
Das essbare Samenunkraut stellt allein für über 112 heimische Wildbienenarten und unzählige weitere Bestäuber eine wichtige Pollen- und Nektarquelle dar. Viele sind sogar auf das „Unkraut“ spezialisiert. Ein absolutes MUSS also, für jeden Naturgarten.
Wichtige Fakten im Überblick:
- Insekten: Wichtig für Wildbienen, Schmetterlinge, Raupen, Schwebfliegen und Käfer.
- Blüte: Gelbe Blütenkörbchen, die von April bis Juni blühen.
- Einsatzgebiete: z.B. für Salat, als Honig-Ersatz*, Tee* oder Heilmittel geeignet.
2. Gundermann (Glechoma hederacea)
Sicherlich kennst du auch den wintergrünen Gundermann mit seinen schönen, lilafarbenen Blüten! Das insektenfreundliche Unkraut ist vor allem an Wegesrändern sehr verbreitet und für eine Vielzahl von Wildbienen und auch ein paar Schmetterlingsarten interessant.
Entfernen solltest du die Pflanze deshalb auf keinen Fall. Du kannst sie stattdessen zum Beispiel als bienenfreundlichen Bodendecker oder für deine Bienenweide im Garten einsetzen – und die Blätter und Blüten sogar essen.
Wichtige Fakten im Überblick:
- Insekten: Wichtig für Wildbienen, Schmetterlinge, Käfer und Schwebfliegen.
- Blüte: Lilafarbene Lippenblüten, die von Mai bis Juni blühen.
- Einsatzgebiete: z.B. für Tee, Kräuterbutter oder als Heilpflanze oder Gewürz verwendbar.
3. Giersch (Aegopodium podagraria)
Weil Giersch einen extremen Ausbreitungsdrang hat und zu den hartnäckigen Wurzelunkräutern zählt, stehen die meisten Gartenbesitzer:innen auf Kriegsfuß mit der Pflanze.
Doch auch wenn Giersch auf der einen Seite verschrien ist, liefert das essbare (nur die Wurzeln sind giftig!) insektenfreundliche Unkraut den kleinen Gartenbewohner:innen Nektar und Pollen. Rund 84 Schwebfliegenarten und 31 Wildbienenarten, sowie einige Schmetterlinge und Käfer erfreuen sich an der weißen Blüte.
Wichtige Fakten im Überblick:
- Insekten: Wichtig für Wildbienen, Schwebfliegen, Schmetterlinge, Raupen und Käfer.
- Blüte: Weiße Dolden, die von Mai bis August blühen.
- Einsatzgebiete: z.B. für Salat, Suppen, als Spinat-Ersatz oder als heilende Tinktur*.
4. Weißklee (Trifolium repens)
Tatsächlich zählt Weißklee zu den häufigsten Unkräutern auf Rasenflächen. Ich persönlich bin allerdings ein echter Fan vom heimischen Weißklee, den ich auch bei mir zu Hause auf der kleinen Rasenfläche dulde und blühen lasse.
Für mich ist der Klee eine tolle und wertvolle Pflanze, weil er mit seinen nektar- und pollenreichen weißen Blüten richtig schön aussieht und auch noch 46 Wildbienenarten, vielen Schmetterlingen und einigen anderen Insekten einen Lebensraum bietet.
Die Blüten und Blätter, sowie die Samen und Keimlinge des Beikrauts sind übrigens essbar.
Wichtige Fakten im Überblick:
- Insekten: Wichtig für Wildbienen, Schmetterlinge, Raupen und Käfer.
- Blüte: Weißer, kugelförmiger Blütenstand, der von Mai bis Oktober blüht.
- Einsatzgebiete: z.B. als Heilpflanze, sowie als Salat, Suppe, Sirup oder Gemüse nutzbar.
5. Gänseblümchen (Bellis perennis)
Wie schön sind bitte Gänseblümchen? Leider stört das vermeintliche Unkraut viele Menschen, die sich einen perfekten Rasen wünschen. Für mich ist die selbstaussäende altbewährte Heilpflanze allerdings alles andere als ein unnützes Unkraut.
Ich freue mich über jede Blüte des Dauerblühers auf dem Rasen, weil mir bewusst ist, dass viele Insekten – darunter rund 75 Wildbienenarten – die Gänseblümchen brauchen.
Lass das bienenfreundliche Unkraut (z.B. im Rahmen des „No Mow Mays“) also ruhig mal wachsen. Du selbst profitierst nicht nur von erholsamen Naturgeräuschen, wie dem Gesumm und Gebrumm der Insekten, sondern kannst die Blätter, Knospen und Blüten des Gänseblümchens auch essen.
Wichtige Fakten im Überblick:
- Insekten: Wichtig für Wildbienen, Schwebfliegen, Raupen, Schmetterlinge und Käfer.
- Blüte: Weiße, rote oder rosafarbene Körbchenblüten, die von März bis November blühen.
- Einsatzgebiete: z.B. als Tee, in Salaten, Aufstrichen oder als essbares Topping verwendbar.
6. Spitzwegerich (Plantago lanceolata)
Zu den insektenfreundlichen Unkräutern zählt auch der Spitzwegerich, den du mit seinem spitzen Kopf und den unscheinbaren, braun-weißen Blüten ganz sicher vom Feldrand kennst oder schon einmal aus deinem Rasen gezupft hast.
Viele empfinden die Pflanze leider als lästig und störend. Bei genauer Betrachtung wird allerdings klar, dass sie vor allem für Raupen und auch Bienen einen hohen ökologischen Wert hat. Außerdem ist sie eine beliebte Heilpflanze, von der du alle Teile essen kannst.
Wichtige Fakten im Überblick:
- Insekten: Wichtig für Raupen, Wildbienen, Schwebfliegen und Käfer.
- Blüte: Weiß bis brauner ähriger Blütenstand, der von April bis September blüht.
- Einsatzgebiete: z.B. in Suppen, Salaten, Smoothies oder als Würzkraut nutzbar.
7. Brennnessel (Urtica dioica)
Ich kann verstehen, dass man Brennnesseln als Unkraut abtut, wenn man hin und wieder schmerzhafte Erfahrungen mit ihren Brennhaaren gemacht hat.
Wer sich allerdings in einem ruhigen Moment mit der mehrjährigen Staudenpflanze beschäftigt, erkennt, dass ihre grünen Blätter und gelben Blüten besonders als Futterpflanzen für Raupen dienen.
Da das Wildkraut essbar und reich an Vitaminen und Mineralstoffen ist, wird es auch immer häufiger als Zutat für Salate und andere Mahlzeiten verwendet. Für eine gesunde Lebensweise also ideal!
Wichtige Fakten im Überblick:
- Insekten: Wichtig für Raupen, Käfer und Schwebfliegen.
- Blüte: Gelber, rispenartiger Blütenstand, der von Juni bis November blüht.
- Einsatzgebiete: z.B. als Tee*, Gewürz, Spinat-Alternative oder Salat-Topping.
8. Purpurrote Taubnessel (Lamium purpureum)
Zu den ziemlich nützlichen, insektenfreundlichen Unkräutern gesellt sich auch die Purpurrote Taubnessel, die weit verbreitet ist und die du garantiert schon einmal am Wegesrand, auf dem Acker oder eben in deinem Garten gesehen hast.
Mit ihren pink bis lilafarbenen Blüten ist sie eine superwichtige Insektenpflanze, da sie eine Nahrungsquelle für zahlreiche Wildbienen, Raupen und einige weitere Kleintiere ist.
Der Wildwuchs ist außerdem essbar und kann dir auch als Bodendecker im Garten treue Dienste leisten.
Wichtige Fakten im Überblick:
- Insekten: Wichtig für Wildbienen, Raupen, Käfer, Schwebfliegen und Schmetterlinge.
- Blüte: Pink- bis lilafarbene quirlförmige Blüten, die von März bis Oktober blühen.
- Einsatzgebiete: z.B. als Tee oder Umschlag, sowie in Salaten oder Suppen nutzbar.
9. Echte Nelkenwurz (Geum urbanum)
Jetzt kommen wir wieder zu einem echten Bienenmagneten unter den als Unkraut abgestempelten Wildpflanzen. Die gelben Blüten der Echten Nelkenwurz sind nämlich reich an Nektar und Pollen. Wildbienen lieben die alte Heilpflanze deshalb abgöttisch – und auch einige andere Insektenarten mögen die Pflanze.
Wichtige Fakten im Überblick:
- Insekten: Wichtig für Wildbienen, Raupen, Schwebfliegen und Käfer.
- Blüte: Gelbe, fünfteiliger Blütenstand, der von Mai bis September blüht.
- Einsatzgebiete: z.B. für Salate, Kräuterquark oder als Gewürz und essbare Deko.
10. Gewöhnliche Vogelmiere (Stellaria media)
Ein weiteres, insektenfreundliches Unkraut ist die Gewöhnliche Vogelmiere. Die flachwüchsige Pflanze zählt zu den sogenannten Samenunkräutern und bildet wahre Teppiche, die so manche Hobbygärtner:innen zur Weißglut treiben.
Mit Blick auf den ökologischen Wert mag ich die heimische Vogelmiere aber sehr, da ihre saftig-grünen Blätter und kleinen weißen Blüten zahlreichen Wildbienen und Raupen, aber auch anderen Insekten im Garten als Lebensraum dienen.
Sie ist außerdem leicht zu bestimmen, essbar und reich an Nährstoffen.
Wichtige Fakten im Überblick:
- Insekten: Wichtig für Wildbienen, Raupen, Schmetterlinge, Schwebfliegen und Käfer.
- Blüte: Weiße Blütenscheiben, die von März bis Oktober blühen.
- Einsatzgebiete: z.B. in Suppen und Smoothies oder als Beigabe im Salat genießbar.
Gut zu wissen: Die Vogelmiere schmeckt – wie der Name vermuten lässt – auch den Vögeln sehr gut. Was du sonst noch für einen vogelfreundlichen Garten tun kannst, zeige ich dir gern im verlinkten Blogbeitrag.
Unkräuter #11-20: Welche Unkräuter sind noch gut für Insekten?
Bevor mir vom Schreiben gleich die Hand abfällt: es gibt natürliche noch viele weitere „Unkräuter“, die Bienen und viele andere Insekten sehr schätzen. 😉 Da ich dir diese Wildpflanzen auch nicht vorenthalten und dir wirklich umfangreiches Wissen vermitteln möchte, habe ich sie dir hier abschließend auch noch einmal aufgelistet:
- Ackerwinde (Convolvulus arvensis)
- Gewöhnliche Wiesenschafgarbe (Achillea millefolium)
- Kriechender Hahnenfuß (Ranunculus repens)
- Gemeine Akelei (Aquilegia vulgaris)
- Gewöhnlicher Beifuß (Artemisia vulgaris)
- Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata)
- Schöllkraut (Chelidonium majus)
- Gewöhnliche Quecke (Elymus repens)
- Wilde Möhre (Daucus carota)
- Weißer Gänsefuß (Chenopodium album)
Zusatz-Tipp: Es sind nicht nur die kleinen Unkräuter, die einen Unterschied für ein großes Summen und Brummen im Garten sorgen. Schau dir zum Beispiel gerne auch noch die insektenfreundlichen Kleinbäume an, die ich dir in einem separaten Artikel aufgelistet habe.
Insektenfreundliches Unkraut kennen und wachsen lassen
Unkraut vergeht nicht – und das ist auch gut so! Denn auch die Pflanzen, denen wir diesen Namen verleihen, sind wertvoll und unverzichtbar. Ob für die Biene, den Schmetterling, für das ganze Ökosystem oder für uns Menschen.
Lass sie also zumindest hier und da in deinem Garten stehen. Auch dann, wenn du nicht direkt selbst davon profitierst. Denn schlussendlich trägst du so dazu bei, das globale Artensterben zu stoppen. Und davon haben wir ja alle etwas!
„Unkraut nennt man die Pflanzen, deren Vorzüge noch nicht erkannt worden sind.“
Ralph Waldo Emerson (mehr unter Garten Zitate)
Hast du Fragen, Tipps oder kennst du weitere, bienenfreundliche Unkräuter, die hier noch nicht genannt wurden? Dann freue ich mich auf deinen Kommentar.
Bleib naturverbunden und insektenfreundlich,
PS: Weißt du schon, dass du der Insektenwelt auch mit einer selbst gebauten Bienentränke einen großen Gefallen tun kannst? Im verlinkten Artikel zeige ich dir als Nächstes gern, wie einfach das funktioniert!