Du willst einen insektenfreundlichen Garten anlegen und auch den kleinen Gartenbewohnern helfen? Dann bist du hier genau richtig! Ob Schmetterlinge, Ameisen, Bienen, Hummeln, Raupen, Libellen, Glühwürmchen oder Marienkäfer: Die Welt der Insekten ist so unfassbar riesig und vielfältig. Allein in Deutschland gibt es über 33.000 unterschiedliche Arten, die allesamt eine wichtige ökologische Funktion erfüllen.
Ein Großteil von ihnen ist jedoch bereits heute stark gefährdet. Unter anderem versiegelte Böden, pflegeleichte Schottergärten, immer mehr künstliche Lichtquellen und die industrielle Landwirtschaft hinterlassen ihre Spuren. Glücklicherweise kannst du zu Hause einen echten Unterschied für die Insekten und die biologische Vielfalt machen.
In diesem Artikel zeige ich dir deshalb jetzt die besten Tipps, um deinen Garten in ein naturnahes Paradies für Insekten zu verwandeln. Auf geht's!
Gründe: Warum sollte man einen insektenfreundlichen Garten anlegen?
Bevor wir zu den konkreten Maßnahmen übergehen, möchte ich dir an dieser Stelle noch kurz einen Extra-Schub Motivation an die Hand geben. Die folgenden Vorteile sprechen meiner Meinung nach u.a. dafür, einen Garten für Insekten zu gestalten:
- Artenvielfalt sichern: Du schaffst Lebensräume für zahlreiche Kerbtiere und wirkst dem globalen Insektensterben entgegen. Über 40 Prozent der weltweiten Insekten sind vom Aussterben bedroht.1
- Schädlinge natürlich bekämpfen: Viele Insekten fressen sogenannte Schädlinge (z.B. sind Marienkäfer Fressfeinde von Blattläusen) und helfen dir dabei, deine Pflanzen im Garten gesund zu halten.
- Bestäuber fördern: Du unterstützt Wildbienen und andere Insekten, die für die Bestäubung von Wild- und Nutzpflanzen entscheidend sind und unsere Ernährungssicherheit gewährleisten.
- Bodengesundheit verbessern: Insekten tragen zur Belüftung und Fruchtbarkeit des Bodens bei. So garantieren sie ein besseres Pflanzenwachstum und auch höhere Ernteerträge.
- Schönen Garten genießen: Du kannst dich entspannt aus der Hängematte an den bunten, blühenden Pflanzen und dem Summen und Brummen der Insekten in deinem Garten erfreuen.
- Umwelt schützen: In einem insektenfreundlichen Garten schaffst du wertvolle Lebensräume für Insekten, die Ökosysteme stabilisieren und auch dem Klimawandel entgegenwirken.
- Vorbild sein: Du beweist, dass ästhetisches, pflegeleichtes und gleichzeitig insektenfreundliches Gärtnern absolut möglicht ist – und gehst mit positivem Beispiel voran.
11 Tipps: Wie kann jeder einen insektenfreundlichen Garten anlegen?
Motiviert genug? 🙂 Dann nutze jetzt die folgenden Tipps für einen insektenfreundlichen Garten. Du wirst schnell merken, dass es ziemlich einfach und auch absolut nicht teuer ist, auch die kleinen Gartentiere zu unterstützen.
1. Heimische, insektenfreundliche Pflanzen auswählen
Wenn du die Insektenvielfalt fördern willst, sollte dein Garten reich an insektenfreundlichen Bäumen, Wildsträuchern, Stauden und Wildblumen sein, die bei uns in der heimischen Natur wachsen, die Tieren Nahrung und Schutz bieten und verteilt über das Jahr blühen.
Schmetterlinge, Wildbienen, Raupen, Käfer und andere Insekten sind auf diese Pflanzen eingestellt. Zudem sind Letztere auch widerstandsfähiger gegenüber klimatischen Veränderungen und Krankheiten.
Hier habe ich dir wichtige Insektenmagneten aus der Pflanzenwelt aufgelistet, die in deinem Garten nicht fehlen sollten:
Bäume:
- Weiden (z.B. Sal-Weide (Salix caprea) oder Bruch-Weide (Salix fragilis))
- Deutsche Eiche (Quercus robur)
- Sommer-Linde (Tilia platyphyllos)
Sträucher:
- Eingriffeliger Weißdorn (Crataegus monogyna)
- Weinrose (Rosa rubiginosa)
- Schlehe (Prunus spinosa)
Stauden und Blumen:
- Kornblume (Centaurea cyanus)
- Nickendes Leimkraut (Silene nutans)
- Wiesensalbei (Salvia pratensis)
Wichtig: Verzichte unbedingt auf invasive Neophyten. Flieder oder Kirschlorbeer wurden beispielsweise eingeschleppt, verbreiten sich rasant und verdrängen heimische Pflanzenarten.
2. Unterschlupfmöglichkeiten schaffen
Insekten müssen sich vor Fressfeinden verstecken und schützen können. Außerdem suchen sie nach geeigneten Nistplätzen.
Deshalb besitzt ein insektenfreundlicher Garten auch immer Totholzhaufen, Steinhaufen, Trockenmauern, einen Käferkeller oder eine Benjeshecke.
Integriere diese unterschiedlichen Strukturen also bewusst in deine Gartenplanung – oder sorge im Nachhinein dafür, dass sie Insekten zur Verfügung stehen.
3. Wildsträucherhecke pflanzen
Viele Gartenbesitzer:innen setzen auf Sichtschutzäune aus Metall, Kunststoff oder Holz. Wie wäre es stattdessen einfach damit, eine Hecke aus heimischen Wildsträuchern zu pflanzen? Sie ist ebenfalls ein guter Sichtschutz, blüht wunderschön, bietet oft leckere Beeren und ist ein idealer Lebensraum für Bienen, Raupen, Schmetterlinge, Käfer und auch Vögel.
Eingriffeliger Weißdorn, Weinrose und Schlehe hatte ich dir ja bereits empfohlen. Hier sind noch ein paar weitere, insektenfreundliche, heimische Sträucher bzw. Kleinbäume, die sich wunderbar für eine Wildhecke eignen:
- Felsenbirne (Amelanchier ovalis)
- Hechtrose (Rosa glauca)
- Ohrweide (Salix aurita)
- Gelber Blasenstrauch (Colutea arborescens)
Apropos Vögel! Wie du deinen Garten vogelfreundlich machst, erfährst du übrigens in einem separaten Artikel im Blog. Schau also auch da gern mal rein!
4. Wilde Ecken und eine Wildblumenwiese anlegen
In der Natur ist nichts gerade und aufgeräumt – die Natur ist wild! Und genau deshalb solltest du auch hier und da mal Totholz liegen und Löwenzahn wachsen lassen. Denn so entsteht neuer Lebensraum.
Lege auch gern mal ganz bewusst eine wilde Ecke mit Wildblumen im Garten an, entspann dich, lehn dich zurück und lass die Natur mal machen. Auch deshalb sind Naturgärten ja so pflegeleicht!
5. Auf Pestizide und chemische Düngemittel verzichten
Schädliche Pestizide, wie Insektizide, töten Insekten und stören das ökologische Gleichgewicht im Garten massiv. Selbstverständlich haben solche chemischen Pflanzenschutzmittel in einem Naturgarten für Insekten nichts verloren! Genauso wenig wie chemische Dünger.
Fördere stattdessen Nützlinge und setze auf die natürliche Schädlingsbekämpfung, sowie auf organische Dünger. Zu Letzteren zählen beispielsweise Kompost und Pflanzenjauchen.
6. Wasserstellen einrichten
Insekten brauchen Wasser! Vor allem in heißen, trockenen Phasen des Jahres reicht die Flüssigkeit aus dem aufgenommenen Nektar nicht mehr aus.
Mit einer selbst gebauten Bienentränke kannst du ihnen eine hilfreiche Wasserquelle bereitstellen – sowohl im Garten, als auch auf dem Balkon. Blumentopf-Untersetzer eignen sich dafür besonders gut. Lege einfach ein paar Steine, Hölzer und etwas Moos hinein, damit Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten sicher an das Wasser kommen.
7. Komposthaufen anlegen
Mit einem selbst angelegten Komposthaufen machst du aus Gemüse- und Gartenabfällen wertvolle, fruchtbare Erde. Die Zersetzungsleistung übernimmt allerdings die Tierwelt!
Neben Würmern, Asseln, Milben, Hundertfüßern und Spinnen ist ein Komposthaufen auch der Lebensraum zahlreicher Insekten! So zum Beispiel für Ameisen, Fliegen, Raupen, Mistkäfer oder den beliebten Nashornkäfer. Viele Insekten legen dort ihre Larven ab, weshalb er ein wichtiger Bestandteil eines insektenfreundlichen Gartens ist.
8. Rasen seltener mähen und Bereiche ungemäht lassen
Warum muss ein Rasen immer perfekt geschnitten sein und wöchentlich gemäht werden? Wenn du den Rasenmäher einfach mal in der Garage lässt, profitiert vor allem die Insektenwelt von den wachsenden Blühpflanzen (z.B. Gänseblümchen, Löwenzahn und Weißklee), die sich endlich mal entfalten können.
Außerdem schützt das längere Gras den Rasen vor der Austrocknung – und du hast weniger Stress bei der Gartenarbeit. Ein paar gute Gründe, aufs Rasenmähen zu verzichten und zum Beispiel beim nächsten mähfreien Mai mitzumachen. Alternativ kannst du ja auch einfach mal ein paar Bereiche der Rasenfläche ungemäht lassen.
9. Nisthilfen schaffen
Wer umweltbewusst und nachhaltig gärtnert, fördert auch die Nistmöglichkeiten der Insekten. Denn genau diese sind heutzutage oft rar gesät.
Den Komposthaufen habe ich ja bereits erwähnt. Doch auch mit einem selbst angelegten Sandarium kannst du vor allem vielen Wildbienen-Arten und auch anderen, erdnistenden Insekten einen großen Gefallen tun.
Genauso kann ein Insektenhotel sinnvoll sein. Verzichte aber auf die meist falsch aufgebauten Produkte aus Baumärkten und Gartencentern – und baue es lieber selbst!
10. Minimalistische Gartenbeleuchtung bevorzugen
Menschengemachte, künstliche Lichtquellen, wie zum Beispiel Außenleuchten im Garten oder Straßenlaternen, werden immer mehr. Und Fluginsekten orientieren sich daran.
So kommt es, dass in einer Nacht durchschnittlich allein an einer Laterne etwa 150 Insekten verglühen oder erschöpft zu Grunde gehen.
In einem insektenfreundlichen Garten sollten wir also alle versuchen, die Lichtverschmutzung vom Haus oder direkt im Garten auf ein Minimum zu reduzieren. Das funktioniert zum Beispiel mit Zeitschaltuhren, Bewegungsmeldern oder nach unten ausgerichteten Leuchtmitteln – möglichst ohne Blauanteile im Licht.
11. Gartenteich anlegen
Über Wasser hatten wir ja bereits gesprochen. Wenn du etwas mehr Platz in deinem Garten hast, kannst du mit einem naturnahen Gartenteich als Ergänzung oder Alternative zur Bienentränke auch ein wahres, insektenreiches Biotop erschaffen. Über so eine Oase freuen sich vor allem Libellen, Bienen, Schmetterlinge, Teichkäfer und Mückenlarven.
Achte darauf, dass die Insekten über flache Uferzonen, Steine und Pflanzen stets einen leichten Zugang zum Wasser haben.
Hier habe ich dir auch noch ein paar insektenfreundliche Teichpflanzen herausgesucht:
- Wasser-Minze (Mentha aquatica)
- Sumpf-Dotterblume (Caltha palustris)
- Blutweiderich (Lythrum salicaria)
- Echtes Mädesüß (Filipendula ulmaria)
Insektenfreundlicher Garten, leicht gemacht!
Für mich ist es ein faszinierendes und erfüllendes Hobby geworden, den Garten bewusst insektenfreundlich zu gestalten. Mit jedem Tag lerne ich dazu – und kann mehr und mehr das Summen und Brummen der Wildbienen, Falter, Käfer und Libellen genießen.
Hier und heute hast du die wichtigsten Maßnahmen dafür kennengelernt! Von den heimischen Pflanzen, über den ungemähten Rasen, bis hin zu Sandarien und Totholzhaufen. Nutze die Tipps und Tricks, um einen spürbaren Unterschied für den Schutz der Insekten zu machen.
„Jeder dumme Junge kann einen Käfer zertreten. Aber alle Professoren der Welt können keinen herstellen.“
Arthur Schopenhauer (mehr unter Garten Zitate)
Ich hoffe, dass ich dich mit diesem Artikel dazu inspirieren, deinen Garten in ein artenreiches Paradies zu verwandeln. Hast du Fragen, Anregungen oder weitere Tipps? Dann freue ich mich auf deinen Kommentar!
Bleib naturverbunden und umweltbewusst,
PS: Immer mehr Menschen essen sogar Insekten! Im nächsten Artikel erläutere ich dir gern, warum ich der Meinung bin, dass wir Menschen keine Insekten essen sollten.
Quellenangabe:
- WWF Deutschland: Das stille Sterben der Insekten (Stand: 01.07.2022), abrufbar unter https://www.wwf.de/themen-projekte/artensterben/insektensterben. [15.07.2024]. ↩︎