Du hältst dich gerne auf dem Berg auf und unternimmst auch einmal die eine oder andere Tageswanderung oder gar eine alpine Trekkingtour? Dann solltest du definitiv die Risiken kennen, die dir dort möglicherweise begegnen. Viele von ihnen sind dir vermutlich bekannt – doch garantiert wird der ein oder andere Tipp auch dein Bewusstsein für die Gefahren am Berg weiter schärfen und dir zur mehr (Tritt-)Sicherheit verhelfen.
Im folgenden Artikel möchte ich dir die größten Risiken beim Wandern aufzeigen, die auf deinem Weg über Stock und Stein lauern. Damit dir gezerrte Bänder, Stürze, sowie plötzliche Wetterumschwünge erspart bleiben und du teure und gefährliche Fehler vermeiden kannst. Auf geht's!
Vorab ist hier schon eine kurze Übersicht für dich:
- Fehlende Selbsteinschätzung
- Das Wetter vernachlässigen
- Unkenntnis der Schwierigkeitsstufen
- Das Gelände falsch einschätzen
- An der Ausrüstung sparen
- Nicht versichert sein
- Auf gute Führung verzichten
- Keine Notfallnummern parat haben
- Tieren zu nahekommen
- Keine Verpflegung dabeihaben
1. Fehlende Selbsteinschätzung
Der Großteil der Alpinunfälle passiert aufgrund des Faktors „Mensch“ – wir selbst zählen also auch zu den größten Gefahren beim Wandern. Du selbst und natürlich auch deine etwaigen Begleiter*innen sollten die eigenen Fähigkeiten sowie die eigene Fitness realistisch einschätzen können. Selbstüberschätzung ist wohl eines der gefährlichsten Risiken beim Bergsteigen – hierbei ist es nicht einmal ausschlaggebend, ob du eine hochalpine Trekkingtour antrittst oder bloß ein bisschen auf deinem Hausberg herumkraxeln möchtest.
2. Das Wetter vernachlässigen
Gewitter machen die Tour bzw. den Abstieg beispielsweise zu einem gefährlichen Unterfangen, denn du hast weder Unterstand noch Transportmöglichkeiten.
Die Gefahr des Ausrutschens beim Bergwandern besteht bei nassem Gelände sowieso, aber auch dichter Nebel, der dir die Sicht versperrt, kann zur Bedrohung der eigenen Sicherheit werden. Wenn du in Gruppen wanderst, dann empfiehlt es sich in solchen Situationen, dicht zusammenzubleiben.
Zum Beurteilen des Wetters gehört auch, dass du dir die richtige Jahreszeit für deine Touren aussuchst. Hochgebirgswanderungen haben in der Regel nur in den Sommermonaten Saison – das ist übrigens auch die Jahreszeit für Wärmegewitter mit Starkregen und Blitzen. Beobachte explizit die Wolkenbildung, denn starke Quellwolken und scharfe Wolkenränder sind ein Zeichen für bevorstehende Unwetter.
Gut zu wissen: Wie hängen Extremwetter und der Klimawandel eigentlich zusammen? Im verlinkten Artikel erfährst du es!
3. Unkenntnis der Schwierigkeitsstufen
Beim Bergwandern gibt es unzählige verschiedene Routen und Aufstiege, die jeweils einer Schwierigkeitsstufe entsprechen. Das bedeutet, dass du vor dem Start recherchieren solltest, wie es sich mit der geplanten Tour so verhält.
Die UIAA-Skala, eine Schwierigkeitsskala für den Berg- und Klettersport, wird in Europa häufig verwendet, um die Schwierigkeit einer Tour auszuzeichnen. Diese solltest du unbedingt genau ansehen und wissen, was dich bei den römischen Ziffern von I bis XII genau erwartet. So kannst du typischen Gefahren beim Wandern vorbeugen.
Wichtig: Vertraue nicht blind auf eine Zahl, denn eine Schwierigkeitsstufe hängt nicht direkt mit dem Risiko zusammen, auch wenn das vielleicht den Anschein macht. Im Gegenteil! Vor allem schwere Touren sind normalerweise sehr gut gesichert. Entscheidend sind deine Fitness sowie deine Fähigkeiten, die du – dem 1. Tipp entsprechend – genau einschätzen kannst.
4. Das Gelände falsch einschätzen
Wieder direkt mit Punkt 1 verbunden ist die Einschätzung deiner Trittsicherheit sowie des jeweiligen Terrains. Steile Hänge, ausgesetzte Stellen, Steinschlag, Schneefelder und ein Untergrund, der nachgibt, sind Faktoren, die das Risiko einer Wanderung massiv erhöhen. Hier ist Achtsamkeit gefragt – und zwar von allen Beteiligten.
Nicht jedes Gelände verlangt nach dem gleichen Verhalten – einen Abschnitt, der Steinschlaggefahr birgt, lässt du am besten schnell hinter dir. Lockeren Untergrund begehst du am besten entsprechend langsam und vorsichtig.
5. An der Ausrüstung sparen
Aus dem vierten Punkt ergibt sich Folgendes: Die jeweiligen Gegebenheiten im Gelände verlangen nach unterschiedlicher Ausrüstung. Mit sportlichen Leichtwanderschuhen kommst du wahrscheinlich ohne Probleme zur nächsten Almhütte auf deinem Hausberg, auch auf eine Stirnlampe und ein GPS-Gerät kannst du vermutlich verzichten.
Eine alpine Trekkingtour solltest du mit diesem Schuhwerk aber wohl nicht unternehmen. Hier brauchst du etwas Robusteres für deine Füße. Auch solltest du deine Wanderschuhe einlaufen und auf hochwertige Wandersocken setzen – so beugst du Schweiß und Blasenbildung vor.
Natürlich gibt es noch viele weitere Ausrüstungsgegenstände als nur die Schuhe und Socken, die für dein Wandererlebnis unter Umständen nötig sind. Wasserflaschen, Erste-Hilfe-Sets, Karte und Kompass, Sonnencreme, Regenschutz usw. gehören in deinen gut gepackten Wanderrucksack.
6. Keine Versicherung haben
Es gibt durchaus Versicherungen, die für Bergsteiger*innen sinnvoll sind, denn die Krankenversicherung allein deckt nicht alle Leistungen im Zuge einer Bergrettung oder Bergung.
Wo liegt der Unterschied zwischen Bergung und Rettung? Eine Rettung ist medizinisch notwendig, denn du hast dich verletzt und kommst nicht mehr weiter. Offensichtlich selbstverschuldete Situationen, aus denen du gerettet werden musst, fallen in den Bereich Bergung. Für Schäden, denen eine fehlerhafte (Selbst-)Einschätzung vorhergeht, kommt weder die private noch die gesetzliche Krankenversicherung auf.
Dafür solltest du auch eine Unfallversicherung haben. Sie leistet bei eventueller Invalidität, die durch einen Unfall (am Berg) verursacht wurde. Auch kannst du bei Abschluss festlegen, dass die Unfallversicherung bei Rettungen sowie Bergungen greift.
Was ist Invalidität? Der Begriff bezieht sich auf die Folgen deines Unfalls – die Verletzung, Krankheit oder Verwundung –, die dich in deiner Dienst-, Erwerbs- und Arbeitsfähigkeit zu einem gewissen Prozentsatz (0 bis 100) körperlich und/oder geistig dauerhaft einschränken.
Ebenfalls empfehlenswert ist eine Mitgliedschaft beim Alpenverein. Sie kostet nur wenige Euro im Jahr und du bist für etwaige Rettungen und Bergungen – auch bei Selbstverschulden – versichert.
7. Auf gute Führung verzichten
Wieder kommen wir auf Punkt 1 – die Selbsteinschätzung – zu sprechen. Wenn du eine anspruchsvolle Tour planst, dir deiner Sache sicher bist und auch die entsprechenden Voraussetzungen mitbringst, so muss sicher nicht immer ein Guide mit dabei sein.
Allerdings kannst du deine Sicherheit und auch die deiner Begleitung maßgeblich erhöhen, wenn du für Touren im oberen Bereich der UIAA-Skala mit eine*r Bergführer*in unterwegs bist. Sie kennen die eventuellen Gefährdungen genau und sind darin ausgebildet, Bedrohungen für die Sicherheit von Wandernden zu erkennen und zu vermeiden.
8. Keine Notfallnummern parat haben
Solltest du wirklich einmal nicht mehr vor und zurück kommen, so kommt die Bergrettung und holt dich aus deiner misslichen Lage heraus. Unter 112 erreichst du sie. Wenn du eine sichere Bergtour angehen willst, dann hast du diese Nummer gespeichert. Erst an mögliche Gefahren beim Wandern zu denken, wenn es zu spät ist, ist vermutlich das größte Risiko – und resultiert aus einer schlechten Vorbereitung.
9. Den Tieren zu nahekommen
Auf dem Weg zum Gipfel wirst du das eine oder andere Tier zu Gesicht bekommen – vielleicht sogar einen Steinbock in freier Wildbahn. Selten wird dir dieser auf die Pelle rücken.
Anders verhält es sich mit Weidevieh, dem du zu nahekommst. Unter Umständen gehen jüngere Tiere direkt auf dich zu, vor allem wenn du etwas zu essen in der Hand hast. Muttertiere wiederum sehen dich als Bedrohung und werden ihre Kälber verteidigen. Reagiere am besten ohne Hektik und geh entspannt weiter. Falls Hunde mit dabei sind, so sind diese an der Leine zu halten, denn freilaufende Hunde, die zusätzlich auch noch bellen, erschrecken die Tiere.
10. Keine Verpflegung dabeihaben
Dass du bei mehrstündigen Bergwandertouren nicht ohne Verpflegung starten solltest, versteht sich in der Regel von selbst. Du wirst nicht auf allen Gipfeln eine bewirtschaftete Hütte finden, das heißt, du solltest vor allem bei Hitze genug Wasser dabeihaben. Empfehlenswert ist eine leichte und bruchsichere Flasche mit mindestens einem Liter Fassungsvermögen.
Energieriegel und Snack-Packs bzw. eine Jause geben dir die nötige Energie für den Sturm auf den Gipfel oder den anspruchsvollen Trek durch die Alpen.
Die Risiken beim Bergwandern kennen und möglichst klein halten
Das Risiko kann bei Aktivitäten wie dem Bergwandern nie komplett eliminiert werden, aber dafür ist man ja auch nicht in der freien Natur unterwegs. Allerdings gibt es ein paar Maßnahmen, die du selbst einfach einleiten kannst, um Fehler zu vermeiden und mit deinen Begleiter*innen eine möglichst sichere Bergtour unternehmen zu können. Die Basis bildet deine realistische Selbsteinschätzung, zudem sind Versicherungen sowie Ausrüstung und Kenntnis des Wetters wichtige Faktoren beim Bergwandern.
Ich hoffe, dass meine Tipps und Hinweise dazu beitragen konnten, dass du deine nächste Bergtour noch sicherer gestaltest. Hast du Fragen oder noch weitere Ratschläge aus eigener Erfahrung, um die Gefahren beim Wandern noch weiter zu verringern? Dann freue ich mich über deinen Kommentar!
Bleib‘ gesund und aktiv,
PS.: Wusstest du, dass auch in und an Badeseen Gefahren lauern? Im verlinkten Artikel erfährst du jetzt, welche Risiken an Stillgewässern bestehen und wie du sie umgehst.