Wie kann man sicher und respektvoll mit dem Hund im Wald spazieren gehen? Wenn du nach hilfreichen Tipps für entspannte Waldspaziergänge mit deinem vierbeinigen Begleiter suchst, bist du hier genau richtig!
Als Hundebesitzer:in weiß man, wie gerne der eigene Hund durch den Wald tobt, die vielen Gerüche erkundet und die Freiheit genießt. Doch der Wald ist nicht nur ein Spielplatz, sondern auch der Lebensraum vieler Wildtiere. Wir Menschen und unsere Vierbeiner sind dort nur zu Gast. Um den Waldspaziergang für alle Beteiligten angenehm zu gestalten, ist es wichtig, einige Regeln und Tipps zu kennen und zu beherzigen.
In diesem Artikel möchte ich dir jetzt die zehn wichtigsten Tipps und Infos für das Gassigehen im Wald an die Hand geben. Nutze sie, um Rücksicht auf die Natur zu nehmen und gleichzeitig deinem Hund ein schönes Erlebnis zu bieten. Auf geht's!
1. Informiere dich über die Leinenpflicht und halte dich daran
Die Leinenpflicht im Wald dient sowohl dem Schutz deines Hundes als auch dem Schutz von Wildtieren und anderen Spaziergänger:innen – und gilt in den meisten deutschen Bundesländern das ganze Jahr über. In manchen Waldgebieten oder Regionen (z.B. in Niedersachsen) dürfen Hunde nur außerhalb der Schonzeit ohne Leine oder sogar gänzlich frei (z.B. in Bayern) laufen.
Ich rate dir aber unabhängig vom Leinenzwang dazu, deinen Hund im Wald stets anzuleinen (z.B. mit einer etwas längeren Schleppleine) und ihn nicht frei laufen lassen.
Denn abgesehen von möglichen Bußgeldern dürfen Jagdschutzberechtigte vielerorts einen Hund erschießen, der im Wald wildert. Außerdem ist das Verhalten von Hunden in Wäldern generell nicht komplett vorhersehbar.
2. Beachte die Brut- und Setzzeiten
Laut Waldknigge gehört es zum guten Ton, auf den vorgesehenen Waldwegen zu bleiben, keinen Müll zu hinterlassen, keine Bäume zu fällen, in der Nacht keinen Krach zu machen und sich bei Gewitter oder Sturm gar nicht erst in den Wald zu begeben.
Wer jedoch mit dem Hund im Wald unterwegs ist, sollte außerdem unbedingt die Brut- und Setzzeiten beachten. Damit sind vor allem die Monate von März bis Juli gemeint, in denen wilde Vögel brüten und das Haarwild seinen Nachwuchs bekommt und großzieht.
Ein unkontrollierter Hund könnte zum Beispiel Nester zerstören, tragende Rehe zu Tode hetzen oder Elterntiere so verschrecken, dass sie ihren Nachwuchs allein zurück lassen müssen. Es ist dementsprechend wichtig, sich an die Leinenpflicht in der Brut- und Setzzeit zu halten, gerade im genannten Zeitraum besonders vorsichtig zu sein und die Tiere in Ruhe zu lassen.
3. Nimm Rücksicht auf Wildtiere und ihren Lebensraum
Wie gesagt: gemeinsam mit unserem Hund sind wir im Wald nur zu Gast. Die Wildtiere heißen uns in ihrer Heimat willkommen, weshalb wir uns auch vernünftig verhalten sollten. Bleib auf den Waldwegen, trample nichts kaputt, leine deinen Hund an und meide vor allem sensible Bereiche wie Brutstätten oder Wasservorkommen. Auch das ist Wildschutz.
Ein respektvoller Umgang mit dem Lebensraum der Wildtiere trägt nicht zuletzt zur Erhaltung der Artenvielfalt bei. Die Tiere haben nämlich schon genug unter der Abholzung der Wälder durch uns Menschen zu leiden.
Wichtig: Rücksicht solltest du natürlich auch im Umgang mit anderen Waldbesuchern haben. Wenn dir ein Spaziergänger oder eine Spaziergängerin mit Hund entgegenkommt, solltest du deinen Hund allerspätestens an die Leine nehmen.
4. Trainiere im Vorfeld Grundgehorsam und Rückruf
Wer das Gassigehen im Wald für sich entdeckt hat, sollte dafür sorgen, dass der Hund hört und kommt, wenn man ihn zu sich ruft. Wenn er auf deinen Rückruf und andere Kommandos angemessen reagiert, kann das kritische Situationen verhindern und den Spaziergang für alle Beteiligten angenehmer machen. Denn ein gut erzogener Hund ist im Wald natürlich einfacher zu handhaben und kann durchaus auch eher mal ohne Leine frei laufen.
Ich hatte früher selbst einmal die Situation, dass ich meinen Hund im Wald verloren habe und nicht wusste, was ich tun soll. Falls dir dein Hund auch mal wegläuft: Es ist tatsächlich am besten, an der jeweiligen (möglichst gut einsehbaren) Stelle zu warten und den Verlust des Hundes dem nächsten Polizeirevier und/oder beim Ordnungsamt zu melden.
Um solchen Stress für alle Beteiligten zu vermeiden, solltest du deinen Hund dementsprechend erziehen. Der Rückruf lässt sich zum Beispiel trainieren, indem du ihn regelmäßig mit freundlicher Stimme, einem klaren Kommando (z.B. „Komm-Komm“) und einladender Körperhaltung zu dir rufst und ihn dann mit einem Leckerli belohnst.
5. Sei auf unerwartete Begegnungen mit Wildtieren vorbereitet
Natürlich sind Begegnungen mit angriffslustigen Wildtieren wie einem Wolf sehr unwahrscheinlich, aber möglich. Bei solchen Gefahren zu wissen, was zu tun ist, kann sowohl dich, deinen Hund als auch das Wildtier schützen.
Trefft ihr auf einen Wolf, solltest du ihn laut ansprechen und in die Hände klatschen. Das vertreibt ihn in der Regel schon. Der beste Schutz ist allerdings, deinen Hund stets an der Leine zu haben, wenn ihr euch gemeinsam in Wolfsgebieten herumtreibt.
Etwas wahrscheinlicher ist es jedoch schon, Bekanntschaft mit einem Wildschwein zu machen. Hier ist es wichtig, ruhig zu bleiben und dich gemeinsam mit deinem Hund langsam rückwärts zu entfernen. Wenn er nicht an der Leine ist, musst du ihn schnellstmöglich zu dir rufen oder ihn mit einem Leckerli zu dir locken.
6. Lass deinen Hund nichts aus dem Wald fressen
Worauf du beim Spaziergang mit deinem Hund im Wald außerdem achten musst, ist, dass er nicht plötzlich etwas frisst. Der Wald beheimatet nämlich viele Dinge (vor allem giftige Pflanzen, Pilze, Beeren und leider auch von Menschenhand platzierte Giftköder), die für Hunde tödlich sein können. Auch auf gefundenen Knochen sollte er natürlich nicht kauen.
Um schwerwiegende gesundheitliche Folgen für deinen Hund zu vermeiden, solltest ihn also am besten anleinen. Was zu tun ist, wenn dein Hund doch etwas im Wald gefressen hat? Ich würde sofort beim ersten Verdacht in die Tierklinik oder zum Tierarzt fahren – vor allem dann, wenn sich der Hund merkwürdig benimmt.
Tipp: Was Hunde generell nicht fressen dürfen, erfährst du übrigens im verlinkten, ausführlichen Blogartikel.
7. Beseitige die Hinterlassenschaften deines Hundes
Wenn du mit dem Hund im Wald unterwegs bist, solltest du selbstverständlich auch immer den Hundekot aufsammeln und ihn nicht einfach liegen lassen. Schließlich kann er auch Bakterien und Würmer enthalten, sodass sich Krankheiten an Wildtiere übertragen.
Ein einzelner Hundehaufen ist aber vielleicht gar nicht so ein großes Problem – die Summe an Hundehaufen von allen Waldbesuchern und ihren Vierbeinern allerdings schon. Gehe deshalb mit gutem Beispiel voran, nimm stets einen Hundekotbeutel mit, sammle den Kot auf und entsorge ihn zu Hause im Restmüll.
Tipp: Wenn du sowieso mit deinem Hund durch den Wald spazierst, kannst du auch noch einen weiteren kleinen Beutel mitnehmen und etwas Abfall einsammeln, wenn du ihn findest. So kannst du deinen Spaziergang machen und gleichzeitig noch etwas gegen den Plastikmüll in der Umwelt tun.
8. Nimm frisches Trinkwasser mit
Wenn du eine längere Gassirunde planst oder es draußen an der frischen Luft ziemlich heiß ist, solltest du definitiv immer eine Trinkflasche mit frischem Wasser für deinen Hund dabei haben. Denn auch, wenn die dichten Bäume des Waldes schon etwas kühlen, können die meist immer noch schwüle Luft und die hohe Temperatur dazu führen, dass dein Hund dehydriert.
9. Schütze deinen Hund vor Zecken
Leider können auch Hunde an Borreliose oder der Frühsommer-Meningoenzephalitis erkranken, die jeweils durch Zeckenbisse übertragen wird. Und die kleinen Tierchen leben eben besonders gerne dort, wo es grün ist – also im Wald, Unterholz, in flachen Gräsern, Büschen und Sträuchern.
Um deinen Hund vor Zecken zu schützen, solltest du mit ihm, in Absprache mit dem Tierarzt oder der Tierärztin, in regelmäßigen Abständen Prophylaxe gegen Zecken betreiben.
Aber Vorsicht: Synthetische Insektizide schaden nicht nur dem Hund, sondern auch der Umgebung. Der Hund darf mit einem Spot-on Präparat keinesfalls in ein Naturgewässer, da es sonst die lokalen Lebewesen töten oder nachhaltig schädigen kann.
Glücklicherweise gibt es eine ganze Reihe an natürlichen Mitteln gegen Zecken (z.B. Knoblauch, Schwarzkümmelöl oder Bierhefe), sodass nur in Ausnahmefällen auf starke Insektizide zurückgegriffen werden muss.
Abseits der Anti-Zecken-Mittel solltest du natürlich Wälder meiden, in denen dein Hund ständig durchs Gras streift und in denen die blutsaugenden Ektoparasiten erfahrungsgemäß besonders gerne auf euch warten. Zudem ist es auch in diesem Fall wieder mehr als empfehlenswert, stets auf den Waldwegen zu bleiben.
10. Nutze den Wald gern, um deinen Hund zu trainieren
Im Wald dürfen Hunde natürlich trotz Leinenzwang Spaß haben und beschäftigt werden! Die vielfältigen Strukturen und Reize des Waldes lassen sich zum Beispiel wunderbar als Trainingsumgebung nutzen.
Was man mit dem Hund im Wald üben kann? Eine Idee wäre zum Beispiel die gezielte Geruchsarbeit durch das Mantrailing. Dabei darf dein Hund eine andere Person im Wald erschnüffeln. Das funktioniert natürlich auch als etwas einfacheres Suchspiel mit einem bestimmten Gegenstand, wie einem Futterbeutel. Noch ein Vorschlag? Auch das Balancieren auf umgefallenen Baumstämmen bereitet Hunden große Freude.
Durch gemeinsame Aktivitäten im Wald förderst du schlussendlich vor allem die Konzentration und das Körpergefühl deines Hundes. Achtet aber stets darauf, keinen Schaden anzurichten und die wilden Waldbewohner nicht zu stören.
Tipp: Wie du vor allem ängstlichen und verunsicherten Hunden sonst noch Sicherheit vermitteln kannst, erläutere ich dir übrigens gern im verlinkten Artikel.
Mit dem Hund im Wald Gassi gehen? Kein Problem!
Ein Spaziergang im Wald kann für dich und deinen Hund ein unvergessliches und spaßiges Erlebnis sein. Rufe dir aber immer ins Bewusstsein, dass der Wald nicht euch, sondern seinen Bewohnern gehört. Er ist ein komplexes, sensibles Ökosystem und das Zuhause zahlreicher Wildtiere und Pflanzen. Sei also stets aufmerksam und spaziere rücksichts- und respektvoll mit deinem Vierbeiner durch den Wald.
„Mancher geht durch den Wald und sieht dort nichts als Brennholz.“
Leo Tolstoi (mehr unter Wald Zitate)
Abschließend möchte ich dir hier noch einige passende, weiterführende Artikel mit auf den Weg geben, die dich auch interessieren dürften:
- Hund aus dem Tierschutz adoptieren
- Regenwald retten – Was du für die tropischen Wälder tun kannst
- Hunde vegetarisch oder vegan ernähren – Geht das?
- Waldbaden – Was steckt dahinter?
Ich hoffe, dass dir die Tipps aus diesem Artikel dazu verhelfen, einen respektvollen und sicheren Waldspaziergang mit deinem Hund zu genießen. Hast du Fragen, Anregungen oder weitere Ratschläge und Informationen, die man beim Gassi gehen im Wald beherzigen sollte? Dann freue ich mich auf deinen Kommentar.
Bleib‘ tier- und umweltfreundlich,
PS: Sind Hunde eigentlich Klimasünder? Im verlinkten Artikel erfährst du jetzt als Nächstes, ob hinter dieser steilen These vielleicht ein Fünkchen Wahrheit steckt und wie du den CO2-Pfotenabdruck deines Vierbeiners gegebenenfalls verbessern kannst. Viel Spaß!