Du willst mehr über den Flächenverbrauch für Fleisch, Eier und Milcherzeugnisse erfahren? Dann bist du hier genau richtig! Ob Steaks, Käse, Kartoffeln oder Tomaten – Lebensmittel wachsen nicht im Supermarkt, sondern müssen aufwendig produziert werden. Während man pflanzliche Lebensmittel lediglich auf dem Ackerland anbaut, erntet und verzehrt, ist der Flächenbedarf für tierische Erzeugnisse beispielsweise aufgrund des Tierfutters, des Weidelands oder der Stallungen wesentlich höher. In Zeiten des Klimawandels, der Abholzung der Regenwälder und des Artensterbens ist dies ein massives Problem.
In diesem Artikel möchte ich dir erläutern, warum Fleisch, Eier und Milch so flächenintensiv sind – und warum die Weltbevölkerung auch mit etwa einem Viertel der aktuell zur Erzeugung von Lebensmitteln genutzten Landfläche satt werden könnte. Auf geht's!
Vorab findest du hier schon eine kurze Übersicht über den Beitrag:
Zahlen & Fakten rund um den Flächenverbrauch von Fleisch und tierischen Lebensmitteln
Zunächst einmal ist es wichtig, aussagekräftige Statistiken heranzuziehen, um sich ein klares Bild der Landnutzung für die Fleischproduktion – und aller damit zusammenhängenden Fakten – zu machen. Hier sind einige Zahlen, die ein Gefühl für das derzeitige Ausmaß und dessen Entwicklung vermitteln:
Wie groß ist die weltweite Fläche der Landwirtschaft?
Auf mehr als einem Drittel der bewohnbaren Fläche der Erde wird Landwirtschaft betrieben.₁
Wie hoch ist der Flächenfußabdruck pro Person?
In Deutschland liegt ein durchschnittlicher ernährungsbedingter Pro-Kopf-Flächenfußabdruck von 2.022 Quadratmetern pro Jahr vor. 180 Quadratmeter davon entfallen auf Grünland und 1.842 Quadratmeter auf Ackerland.₂
Auf welche Lebensmittel-Kategorien verteilt sich der Flächenfußabdruck?
54,4 Prozent des durchschnittlichen Flächenbedarfs pro Kopf entfallen auf Fleisch- und Wurst, 20 Prozent auf Milch, Käse, Eier und sonstige Molkereierzeugnisse. 0,2 Prozent des Flächenbedarfs gelten der Erzeugung von Fischfutter für die Fischzucht – und 24,4 Prozent sind für pflanzliche Lebensmittel von Nöten.₂
Wie viel Ackerland wird für die Tierfutterproduktion bewirtschaftet?
Schon heute werden 30 Prozent der globalen Ackerfläche nur für die Produktion von Futtermitteln, wie Soja, Weizen oder Mais, bewirtschaftet.₂
Wie groß ist die weltweite Soja-Anbaufläche?
Soja wird weltweit auf einer Ackerfläche von 2,84 Millionen Hektar angebaut. 2,73 Millionen Hektar (ca. 96,13 Prozent) werden davon für die Erzeugung tierischer Lebensmittel – und nur 0,11 Millionen Hektar (ca. 3,87 Prozent) für die Erzeugung pflanzlicher Lebensmittel – bewirtschaftet.₂
Welcher Anteil der bewirtschafteten Ackerfläche wird zur Erzeugung tierischer Lebensmittel genutzt?
83 Prozent der insgesamt für unsere Ernährung benötigten Fläche werden für die Produktion von Fleisch, Wurst, Milch oder Eiern und anderen tierischen Lebensmitteln genutzt.₇
Inwiefern wird die für die Landwirtschaft verfügbare Fläche kleiner?
Erosion, Versalzung, Verschmutzung und Versiegelung reduzieren die verfügbaren, landwirtschaftlich nutzbaren Flächen. Bereits heute sind 52 Prozent unserer globalen Ackerfläche zerstört oder gefährdet.₂
Wie viel Fläche steht jedem Erdbewohner zur Ernährung zu?
Heute stehen jedem Erdbewohner rein rechnerisch ungefähr 2.000 Quadratmeter (= 0.2 Hektar) zum Nahrungsanbau zur Verfügung. Im Jahr 2050 werden es aber vermutlich nur noch 1.700 Quadratmeter sein.₄
Wie wirkt sich die heutige Agrarwirtschaft auf Artenvielfalt und Entwaldung aus?
Die Landwirtschaft ist weltweit für 70 Prozent des Verlustes an biologischer Vielfalt und 80 Prozent der Abholzung der Wälder verantwortlich.₃
Wie viel Fläche beansprucht die Ernährungsweise in Deutschland im Ausland?
Für nach Deutschland importierte Ernährungsgüter werden im Ausland etwa 18,2 Millionen Hektar Landfläche belegt. Dieser Wert stieg allein vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2010 um 38 Prozent an.₅
Warum ist der Flächenverbrauch für Fleisch und andere tierische Lebensmittel so extrem hoch?
Der weltweite Hunger nach Fleisch lässt sich nur stillen, indem man entsprechende Landflächen für den Tierfutteranbau und Weideland erschließt. Rinder benötigen sogar noch etwa 28x mehr Land als Geflügel oder Schweinefleisch, für das die Tierhaltung aber natürlich ebenfalls flächenintensiv ist.₆
Eine bemerkenswerte Statistik macht besonders deutlich, warum die Massentierhaltung wesentlich zu den größten Umweltproblemen unserer Zeit beiträgt – aber gleichzeitig auch, welches Potential in der Anpassung unserer Ernährungsweise schlummert: 83 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche sind für die Produktion von tierischen Erzeugnissen notwendig (etwa 26 Prozent der Landfläche der Erde) – die Bewirtschaftung dieser Ackerfläche erzeugt aber nur 18 Prozent der Kalorien, die wir Menschen insgesamt aufnehmen.₇
Diese Zahlen sind besonders tragisch, wenn man bedenkt, dass der verfügbare, fruchtbare Ackerboden zurückgeht (z.B. durch Bodenerosion, Wüstenbildung oder Überschwemmungen) und die Weltbevölkerung weiter wächst. Eine pflanzenbasierte Ernährungsweise wäre einfach wesentlich ressourcenschonender und kalorieneffizienter.
Warum reduziert der Veganismus den Flächenfußabdruck pro Person?
Laut einer umfangreichen Studie der University of Oxford, könnten 75 Prozent des weltweiten, landwirtschaftlichen Ackerlands anderweitig verwendet werden, wenn sich die Menschheit vegan ernähren würde. Es ist ganz einfach der „Umweg Tier“, der bei unserer Ernährungsweise so viel Landfläche in Anspruch nimmt. Würden wir die angebauten Pflanzen direkt verzehren und nicht an Tiere verfüttern, um sie anschließend zu essen, würde der Flächenverbrauch deutlich sinken.
Viel Konjunktiv – zumal die globale Fleischproduktion zunimmt. Doch der Wandel unserer Ernährungsweise läuft glücklicherweise auf Hochtouren, da die ökologischen, gesundheitlichen aber vor allem auch ethischen Motive für den Veganismus so vielfältig und einleuchtend sind. Der Wandel wird umso mehr benötigt, wenn man bedenkt, dass unzählige Mengen tierischer Lebensmittel „umsonst“ produziert werden, weil sie in der Mülltonne landen.
Tipp: Wie du deine persönliche Lebensmittelverschwendung reduzieren kannst, erfährst du im verlinkten Beitrag.
Welche Chancen und Vorteile birgen die gewonnenen Landflächen für das Leben auf der Erde?
Nur ein geringer Teil der Nährstoffe, die Kühe, Schweine oder Hühner über das Tierfutter aufnehmen, landet später auch im Fleisch. Die pflanzliche Welternährung wäre also definitiv effizienter – zudem schont sie natürliche Ressourcen. Doch inwiefern ergeben sich für das Leben auf der Erde Vorteile, wenn wir Menschen nur noch ein Viertel der derzeit bewirtschaften Landfläche für unsere Ernährung bräuchten? Hier stelle ich dir einige, positive Folgen eines geringeren, ernährungsbedingten Flächenbedarfs vor:
- Biodiversität: Weniger Felder und Acker bedeuten mehr Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Aufgrund des exorbitanten Fleischkonsums ist der Lebensraum – und damit auch die biologische Vielfalt – bisher immer mehr zurückgegangen. Die Entscheidung für die vegane Lebensweise hilft also, das Artensterben zu stoppen.
- Entwaldung aufhalten: Ein Verzicht auf tierische Lebensmittel würde auch die (illegale) Abholzung der Regenwälder für Tierfutteranbau- und Weideflächen ausbremsen und gleichzeitig indigene Völker vor Konflikten und Vertreibung schützen. Vegan lebt man nämlich auch für Menschen – und nicht ausschließlich für Tiere.
- Klimaschutz: Die Aufforstung frei gewordener Landflächen bindet wieder mehr CO2. Da die Massentierhaltung rückläufig ist, ist zeitgleich auch der Emissionsausstoß geringer. Der Klimaschutz im Alltag sorgt zudem auch dafür, dass weniger landwirtschaftliche Flächen – beispielsweise aufgrund der Wüstenbildung – verloren gehen.
- Welthunger bekämpfen: Schätzungsweise könnten wir etwa 3,5 Milliarden Menschen mehr ernähren, wenn wir die Nutztiernahrung selbst verzehren würden.₈ Dementsprechend tragen der direkte Verzehr und die gewonnen Flächen dazu bei, den Welthunger endlich zu beenden.
- Landgrabbing stoppen: Zur Erzeugung von Fleisch und anderen tierische Lebensmitteln besteht eine große Flächenkonkurrenz in Ländern wie beispielsweise Brasilien. Ausländische Konzerne kaufen in solchen Entwicklungsländern große Landlächen auf, um dort Produkte für den Export (z.B. Sojaschrot als Tierfutter) anzubauen.₉
Fallen dir weitere Vorteile der geringeren Landnutzung für Fleisch ein? Dann schreibe mir gern einen Kommentar unter diesen Artikel.
Jeder kann den Flächenbedarf für die eigenen Mahlzeiten reduzieren!
Jedes Stück Fleisch auf unseren Tellern trägt dazu bei, artenreiche Ökosysteme wie den Regenwald zu zerstören und die Aufforstung neuer Landflächen zu verhindern. Wir müssen uns fragen: sind es die 10 Minuten des Genusses wirklich wert, dass wir den Planeten, die Tiere und schlussendlich auch uns selbst sowie die Zukunft unserer Kinder- und Enkelkinder gefährden?
Jeder von uns hat täglich die Chance, den Flächenverbrauch für die eigene Ernährungsweise mit geringsten Mitteln so niedrig wie möglich zu halten – und so einen echten Unterschied für mehr Biodiversität, Klima- und Waldschutz sowie soziale Gerechtigkeit zu machen.
Hast du Fragen oder Tipps rund um den Flächenverbrauch für Fleisch und andere, tierische Lebensmittel? Dann freue ich mich auf deine Nachricht in der Kommentarspalte.
Bleib‘ nachhaltig,
PS.: Du willst – abseits der Flächenbedarfs – deine Ernährung grundsätzlich noch nachhaltiger gestalten? Dann erhältst du jetzt im verlinkten Beitrag viele weitere, wertvolle Tipps dazu. Viel Spaß!
Quellenangaben:
₁ WWF (2020): Living Planet Report 2020, abrufbar unter https://www.wwf.de/living-planet-report. [21.01.2022].
₂ WWF Deutschland (2021): Klimaschutz, land- wirtschaftliche Fläche und natürliche Lebensräume, abrufbar unter https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/kulinarische-kompass-klima.pdfhttps://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/kulinarische-kompass-klima.pdf. [21.01.2022].
₃ Intergovernmental Panelon Climate Change (2020): Climate Change and Land: An IPCC Special Report on climate change, desertification, land degradation, sustainable land management, food security, and greenhouse gas fluxes in terrestrial ecosystems, Summary for Policymakers, abrufbar unter https://www.ipcc.ch/site/assets/uploads/sites/4/2020/02/SPM_Updated-Jan20.pdf. [21.01.2022].
₄ FAO(2012): World Agriculture Towards 2030/2050, The 2012 Revision, In: ESA Working Paper, Nr. 12-03, abrufbar unter http://www.fao.org/3/ap106e/ap106e.pdf. [21.01.2022].
₅ Birger Nicolai: Deutschland ist abhängig von Agrarfeldern im Ausland (Stand: 19.08.2013), abrufbar runter https://www.welt.de/wirtschaft/article119159181/Deutschland-ist-abhaengig-von-Agrarfeldern-im-Ausland.html. [21.01.2022].
₆ Claudia Tam: How Veganism Can Help Ease the World’s Land Use Crisis (Stand: 22.12.2020), abrufbar unter https://earth.org/veganism-land-use. [21.01.2022].
₇ J. Poore, T. Nemecek (2018): Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers, abrufbar unter https://www.science.org/doi/10.1126/science.aaq0216. [21.01.2022].
₈ Dinge erklärt – Kurzgesagt: Fleisch – Das leckerste Übel der Welt, YouTube, 24.01.2019, Web, 21.01.2022 um 10:03 Uhr, in: https://www.youtube.com/watch?v=y6f3dwxexZM.
₉ SÜDWIND e.V.; Irene Knoke, Friederike Niewerth: Flächenkonkurrenz: das Beispiel Fleisch (Stand: Oktober 2013), abrufbar unter https://www.suedwind-institut.de/files/Suedwind/Publikationen/2013/2013-13%20FS%20Flaechenkonkurrenz%20-%20das%20Beispiel%20Fleisch.pdf. [21.01.2022].