Was versteht man unter der Externalisierung von Umweltkosten? Ob in der Wirtschaft oder im privaten Alltag: unser Verhalten hat Folgen. Wenn wir zum Beispiel mit dem Flieger in den Urlaub ans andere Ende der Welt fliegen, kostet dieser Flug weit mehr als nur den Ticketpreis. Allein ein einziger Flug von Berlin nach New York bläst pro Person etwa 1 Tonne CO2 in die Atmosphäre₁, wodurch der Klimawandel und der finanzielle Aufwand, ihn zu stoppen, weiter zunimmt. Solche externen Zusatzkosten tragen aber im Normalfall weder wir persönlich, noch die Airline – sondern andere Menschen, Tiere und der gesamte Planet. Für mich sind diese Folgekosten für Umwelt und Gesellschaft der antreibende Grund dafür, warum wir alle nachhaltig leben sollten.
In diesem Artikel möchte ich dir alles Wissenswerte über die Externalisierung von Umweltkosten an die Hand geben. Von der Definition, über die unterschiedlichen Arten und die Folgen, bis hin zur Internalisierung als Lösung dieses Problems.
Hier ist vorab eine kurze Übersicht über den Artikel:
Was versteht man unter der Externalisierung von Umweltkosten?
Externalisierte Kosten sind Kosten, die von Produzenten und Konsumenten verursacht, aber von der Gesamtgesellschaft getragen werden. Einzelne Organisationen oder Personen erzielen also auf Kosten anderer Menschen und Instanzen höhere Gewinne oder eine gesteigerte Lebensqualität. Dieses egoistische Handeln wird durch unser heutiges Wirtschafts- und Finanzsystem belohnt und gefördert, obwohl es umweltbedingte Gesundheit- und Materialschäden, Schäden an Ökosystemen, Ernteausfälle₂ und viele weitere gesamtgesellschaftliche Folgen hat.
Die 3 Arten der Externalisierung von Umweltkosten
Umweltkosten lassen sich grundsätzlich auf unterschiedlichen Wegen externalisieren. Hier möchte ich dir jetzt anhand von drei typischen Beispielen ein klareres Bild davon machen, inwiefern Unternehmen und auch Konsumenten derzeit ohne Gegenleistung auf Kosten der Umwelt und anderer Menschen profitieren, obwohl sie sich dabei oft sogar im Rahmen des Erlaubten bewegen.
1. Externalisierung zu Lasten des Steuerzahlers
Der Steuerzahler trägt die entstehenden Folgekosten, die eine andere Person bei einem Vorhaben oder ein Unternehmen bei der Herstellung eines Produktes verursacht hat.
Beispiel aus Unternehmersicht: Eine Fabrik leitet giftige Abwässer in einen anliegenden Fluss, anstatt sie ordnungsgemäß zu entsorgen. Die Kosten für die Reinigung und die Verarbeitung zu Trinkwasser tragen beispielsweise die örtlichen Wasserwerke. Abgesehen davon leiden auch die Fische, sowie der Ertrag von Fischereien unter der Verunreinigung.
Beispiel aus Konsumentensicht: Eine Privatperson wäscht sein/ihr Auto selbstständig mit günstigen, chemischen Putzmitteln, die in das Grundwasser gelangen. Das mit den Schadstoffen kontaminierte Grundwasser muss von der Gemeinde in einem öffentlichen Auftrag kostenintensiv über einen längeren Zeitraum gereinigt werden.
2. Externalisierung zu Lasten anderer Länder
Andere Länder müssen die Kosten dafür tragen, die eine andere Person oder ein Unternehmen durch das eigene Handeln verursacht hat.
Beispiel aus Unternehmersicht: Ein müllentsorgendes Unternehmen verkauft einen Großteil des anfallenden Plastikmülls an ein Entsorgungsunternehmen in Malaysia mit geringerer technischer Ausstattung. Dort kann nur ein Bruchteil recycelt werden – ein großer Teil wird in Pakistan in der Natur deponiert. Die Kosten gehen beispielsweise zu Lasten der Ökosysteme, der Grundwasserqualität und der Gesundheit der Menschen vor Ort.
Beispiel aus Konsumentensicht: Ein Tourist/eine Touristin lässt seinen/ihren Müll am Strand liegen und verzichtet darauf, diesen selbst zu entsorgen. Die Kosten tragen die Ökosysteme, aber auch die Menschen vor Ort, die von einem funktionierenden Tourismus und sauberen Stränden abhängig sind.
3. Externalisierung zu Lasten anderer Generationen
Private oder unternehmerische Aktivitäten werden so ausgeführt, dass die Folgekosten für die Gesamtgesellschaft oft erst viele Jahre später anfallen.
Beispiel aus Unternehmersicht: Ein Agrarunternehmen setzt Pestizide ein, um kurzfristig Geld für natürliche Pflanzenschutzmaßnahmen zu sparen und höhere Ernteerträge zu generieren. Die Pestizidrückstände können erst viele Jahre später im Grundwasser nachgewiesen werden und haben bis dato schwerwiegende gesundheitliche Folgeschäden für Menschen verursacht. Zudem sind die Ackergifte wesentlicher Treiber des Artensterbens – das langfristig auch die Ernteerträge von Landwirten minimiert.
Beispiel aus Konsumentensicht: Ein Fleischliebhaber isst 5 Kilogramm Rindfleisch in wenigen Tagen. Zur Erzeugung eines Kilos sind beispielsweise 25 Kilogramm Getreide als Tierfutter₃ sowie mehr als 15.000 Liter Wasser₄ notwendig. In der Folge wird der Klimawandel beschleunigt und auch die Gefahr der Wasserknappheit nimmt zu. Die Kosten tragen die Kinder und Enkelkinder in Form einer deutlich geminderten Lebensqualität in der Zukunft.
Die FOlgen der Externalisierung von Umweltkosten
Alle ökologischen Probleme unserer Zeit sind im Grunde eine Folge egoistischen und auf den eigenen Profit bedachten Verhaltens. Manchmal weiß man es einfach nicht besser. Doch ob gesundheitliche Schäden, Ernteerträge oder der Tod unzähliger Tiere in einer vergifteten Umgebung – oft werden diese Folgen für Dritte bewusst in Kauf genommen.
Im Jahr 2016 haben beispielsweise allein die in Deutschland erzeugten Treibhausgas-Emissionen Umweltkosten in Höhe von 164 Milliarden Euro verursacht₅ – Kosten, die vor allem aufgrund der Luftverschmutzung, der Klimaerwärmung und all ihrer Folgeschäden entstanden sind.
Hier möchte ich dir noch einige weitere Beispiele auflisten, die ein Resultat menschlichen Handelns und der Externalisierung von Umweltkosten sind:
… um nur einige Herausforderungen der Menschheit zu nennen. Im ausführlichen Beitrag über die Umweltprobleme unserer Zeit, stelle ich sie dir noch einmal ganz ausführlich vor.
Die internalisierung von ökologischen Folgekosten als Lösung
Die Internalisierung externer Effekte ist ein fester Begriff in der Volkswirtschaft und meint in diesem Fall, dass der Verursacher von Umweltschäden auch die direkten und indirekten Umweltkosten dafür zu tragen hat. Mithilfe der Internalisierung soll ein Marktversagen beseitigt und eine Übereinstimmung privater und gesamtwirtschaftlicher Rentabilitätsrechnungen (Pareto-Optimum) gefunden werden.₆
Solange dieser wirtschaftliche Anreiz für Unternehmen und Privatpersonen fehlt, fehlt zumindest aus finanzieller Sicht auch die Motivation, die eigene Umweltbelastung zu reduzieren. Ökologische und gesamtgesellschaftliche Folgekosten müssen also mit wissenschaftlich anerkannten Bewertungsverfahren vergleichbar und messbar gemacht werden, um beispielsweise nachhaltige Energienutzung oder eine umweltfreundliche Lebensweise zu fördern. Auf diese Weise lässt sich in Zahlen festhalten, wie teuer unterlassener Umweltschutz tatsächlich ist. Wie das funktionieren kann, zeigt das Umweltbundesamt mit der Methodenkonvention 3.1 zur Ermittlung von Umweltkosten.
Für den Umweltschutz müssen externe Kosten intern werden
Mitgefühl und Respekt gegenüber anderen Menschen und Lebewesen – das zeichnet ein menschliches Verhalten aus. Doch wir Menschen streben naturgemäß auch nach Profitmaximierung und Erfolg. Das ist nicht verwerflich. Verwerflich ist es jedoch, wenn wir dieses Ziel auf Kosten der Umwelt, des Steuerzahlers und zukünftiger Generationen erreichen. Das ist das Gegenteil von Umweltgerechtigkeit.
Ein Umdenken ist zwingend erforderlich – den entscheidenden Anreiz dafür muss die Internalisierung der Folgekosten des eigenen Handelns geben. Doch auch jeder Einzelne von uns muss seinen Teil dazu beitragen – ganz ohne Verzicht geht es nicht. Wir müssen stolz sein auf das was wir tun, aber auch auf das, was wir nicht tun.
Hier sind abschließend einige weiterführende Beiträge, mit denen du selbst zur Lösung des Problems werden kannst:
- Ökologischen Fußabdruck minimieren
- Start ins vegane Leben
- Online-Petitionen starten
- Nachhaltig leben – Tipps & Tricks
Hast du Fragen oder Anregungen zur Externalisierung von Umweltkosten? Dann schreibe mir wie immer gern einen Kommentar unter diesen Beitrag.
Bleib‘ nachhaltig,
PS.: Wusstest du, dass ein veganer Lebensstil auch Menschenrechte fördert? Warum das so ist, erfährst du jetzt im verlinkten Artikel!
Quellenangaben:
₁ Stiftung myclimate: Kompensieren Sie Ihre Flug-Emissionen, abrufbar unter https://t1p.de/1kku. [16.03.2021].
₂,₅ Umweltbundesamt: Gesellschaftliche Kosten von Umweltbelastungen(Stand: 17.01.2019), abrufbar unter https://t1p.de/wgdi. [16.03.2021].
₃ Dinge erklärt – Kurzgesagt: Fleisch – Das leckerste Übel der Welt, YouTube, 24.01.2019, Web, 16.03.2021 um 08:50 Uhr, in: http://y2u.be/y6f3dwxexZM.
₄ Umweltbundesamt (2017): Verstecktes Wasser (Stand: 22.03.2017), abrufbar unter https://t1p.de/ddfg. [16.03.2021].
₆ Eberhard Feess, Gabler Wirtschaftslexikon: Internalisierung externer Effekte, abrufbar unter https://t1p.de/1olk. [16.03.2021].