Wie umweltfreundlich und nachhaltig sind eigentlich E-Scooter? In Berlin, wie auch in vielen anderen Großstädten Deutschlands, schleichen sie nun seit einigen Jahren täglich über die Straßen – und sorgen sowohl für Kopfschütteln, als auch für Begeisterung. Beworben werden Sie vor allem mit dem Aspekt der Nachhaltigkeit. Doch sind die E-Scooter wirklich so nachhaltig?
In diesem Artikel möchte ich dir mehr über die Definition und die wesentlichen Vor- und Nachteile von E-Scootern erzählen und überprüfen, wie umweltfreundlich sie tatsächlich sind. Auf geht's!
Vorab findest du hier schon eine kurze Übersicht:
Definition: Was sind E-Scooter überhaupt?
Die E-Scooter (auch Elektro-Tretroller genannt) sind im Prinzip gewöhnliche Tretroller, mit dem feinen Unterschied, dass sie von einem Elektromotor und nicht per Fußkick angetrieben werden.
In Deutschlands Großstädten sind sie seit vielen Jahren im Sinne der Share Economy ausleihbar. Bezahlt wird per Nutzungsdauer. Mit der App des jeweiligen Anbieters lässt sich der E-Scooter ganz einfach auffinden, entsperren und – angetrieben von Elektroenergie – bequem „On-Demand“ (also bei Bedarf) nutzen.
Die E-Scooter sollen vor allem CO2-Emissionen reduzieren, die Feinstaubbelastung in den Innenstädten minimieren, den Straßenverkehr entlasten, die Parkplatzknappheit senken und natürlich jede Menge Zeit sparen.
Vor- und Nachteile: Was spricht für und was gegen einen E-Scooter?
Mit den Vorteilen und Nachteilen der neumodernen E-Scooter tasten wir uns jetzt einfach langsam an die Antwort auf die Ausgangsfrage nach der Nachhaltigkeit heran. Sie verdeutlichen, weshalb die Meinungen immer zwischen Fluch und Segen hin und her schwanken.
Vorteile der E-Scooter
Es gibt ja immer mindestens einen guten Grund dafür, dass ein neues Produkt/Fahrzeug auf den Markt kommt. Welche Vorteile sprechen also für die Nutzung eines ausgeliehenen E-Scooters?
- Schnelligkeit: Die Höchstgeschwindigkeit der Tretroller liegt für Erwachsene und Minderjährige bei 20 km/h – und ist deutlich schneller als ein Fußmarsch.
- Flexibilität: Sie stehen an vielen Plätzen in der Stadt, du kannst damit schnell von A nach B gelangen und den Roller auch zum Aufladen mit nach Hause nehmen.
- Elektromobilität: Durch die simple Nutzung eines E-Scooters mit der jeweiligen App des Anbieters kommen Menschen mit der klimafreundlichen nachhaltigen E-Mobilität in Kontakt. Die Akzeptanz in unserer Gesellschaft steigt dadurch.
- Kompakt: Ein E-Scooter wiegt durchschnittlich etwa 10 Kilogramm (grundsätzlich zwischen 7 und 20 Kilogramm) und ist deshalb relativ problemlos tragbar. Da er sehr schmal ist, kommt man damit auch durch enge Gassen in der Stadt.
- Zeitersparnis: Im Vergleich zum Auto, das im Stau stehen kann und den Öffi's, die manchmal „große Umwege“ fahren, kann man mit dem E-Scooter das Ziel direkt ansteuern.
- Nachtfahrt: Wenn Nachts keine Tram mehr fährt, kann man mit dem E-Scooter doch relativ schnell, simpel und auch sicher nach Hause fahren.
Nachteile der E-Scooter
Natürlich müssen wir auch die Gegenseite betrachten. Die folgenden Nachteile verdeutlichen, weshalb E-Scooter auch häufig in der Kritik stehen:
- Umweltschädlichkeit: Die geringe Lebensdauer, Kohle- und Atomstrom sowie Lithium-Batterien aus gefährlichem und naturvernichtendem Tagebau sind nur einige Beispiele.
- Zweck der E-Scooter: Sollen eigentlich Autofahrten ersetzen. Doch in der Praxis ersetzen sie oft Wege, die eigentlich zu Fuß oder mit dem Fahrrad und der Bahn zu meistern sind. Mangelnde Bewegung kann zudem gesundheitliche Probleme verschärfen.
- Unfallgefahr: Laut DGU (Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie) geht von den E-Scooter eine erhebliche Unfallgefahr aus. Die Trittbretter seien tief, sodass sich der Fuß schnell darunter verhakt.
- Preis: Der E-Scooter von TIER kostet pro Nutzungsminute 0,15 Cent, das sind etwa 9 Euro in der Stunde. Je nachdem wie lange man damit fahren möchte, kann die Leihe also relativ teuer werden.₃
- Belästigung: Der Unmut in der Gesellschaft über die Roller verschärft sich dadurch, dass die Roller im Weg liegen oder ihre Nutzer:innen damit unkontrolliert – und ohne die Verkehrsregeln zu beachten – durch die Gegend fahren.
- Umgang: Nicht jeder geht pfleglich mit den ausgeliehenen Elektro-Tretrollern um. Die Geräte werden oft in Flüssen versenkt oder nach der Nutzung Eingänge und Gehwege versperrend abgestellt oder hingelegt.
- Wetterabhängigkeit: Nicht bei jedem Wetter werden die Roller genutzt. Es ist sowohl bei Regen als auch generell in der kalten Jahreszeit zu erkennen, dass die Nutzung der E-Scooter deutlich zurückgeht.
- Verkehrshindernis: Die Roller sind für die Straße zugelassen. Da sie nur maximal 20 km/h fahren, während Fahrräder durchaus auch deutlich höhere Geschwindigkeiten erreichen können, sind E-Scooter manchmal ein ausbremsendes Verkehrshindernis auf der Straße.
Nachhaltigkeit: Warum E-Scooter (nur bedingt) umweltfreundlich sind
Natürlich bringt ein E-Scooter jede Menge Flexibilität mit und kann vor allem das Stadtleben nachhaltiger machen! Jedoch waschen die Anbieter ihre modernen technischen Straßenteilnehmer mit dem Nachhaltigkeitsaspekt prinzipiell eher grün, da sie die tatsächliche Nutzung nur bedingt beeinflussen können. Die E-Scooter sind keineswegs prinzipiell nachhaltig.
Hier sind einige Faktoren, die die Nachhaltigkeit der E-Scooter negativ beeinflussen:
- Der Anteil erneuerbaren Energien am Strommix in Deutschland liegt bei 61,5 Prozent. Dennoch stammt der Strom für E-Scooter je nach Nutzer:in oft auch noch aus konventionellen, umweltschädlichen Energiequellen.
- Viele Geräte werden mutwillig zerstört. Vandalismus ist sogar ein viraler Trend geworden.1
- Durchschnittlich soll ein Roller etwa 3 Monate halten – dann ist er Elektroschrott. In Louisville (USA) ergab eine Erhebung, dass die E-Scotter sogar nur 29 Tage alt werden, also nicht einmal einen ganzen Monat überleben.
- Für die Batterien müssen Rohstoffe wie Kobalt und Lithium abgebaut werden.2 Zudem funktioniert die Herstellung in China in der Regel nur unter hohem Energieaufwand – mit Energie aus Kohlekraftwerken.3
- Eine Studie in Frankreich ergab, dass die Fahrten mit dem Roller nur zu 8 Prozent Autofahrten ersetzt haben.4
Ob ein E-Scooter nachhaltig ist, hängt vielmehr von der Nutzung ab
Wenn sie ausschließlich oder größtenteils Autofahrten ersetzen, gut gepflegt werden und mit erneuerbaren Energie unterwegs sein würden, könnte man aber meiner Meinung nach wirklich von nachhaltigen E-Scootern sprechen.
Die Studie des Fraunhofer-Instituts ISI, durchgeführt im Auftrag des Anbieters „Lime“, bestätigte diese Annahme. Untersucht wurden die Auswirkungen von geteilten E-Scootern und E-Bikes auf den CO2-Ausstoß in sechs Städten.
Die Ergebnisse zeigen, dass Mikromobilitätsdienste den Treibhausgasausstoß aus dem Verkehr durchaus verringern können, wenn sie emissionsintensive Verkehrsmittel wie Taxis oder Verbrenner-Pkw ersetzen. Sie erhöhen allerdings die Emissionen, wenn sie aktive Verkehrsmittel wie Fußwege oder private E-Bikes ersetzen.
Sind E-Scooter also nachhaltig? Es kommt drauf an!
Wenn du mit einem E-Scooter Bahn- und Fahrradfahrten oder Fußmärsche ersetzt, ist das natürlich nicht im Sinne der Nachhaltigkeit – außerdem ändern E-Scooter nicht, dass Fahrradwege weiter ausgebaut und öffentliche Verkehrsmittel deutlich günstiger werden müssen.
Doch mit dem richtigen Umgang, dem Umstieg auf Ökostrom* und dem E-Scooter als Alternative zum Auto, bist du durchaus nachhaltig damit unterwegs.
Wenn du dich also für einen eigenen E-Scooter interessierst, dann kann ich dir diesen hier* empfehlen, weil er faltbar ist und über eine hohe Reichweite, einen Einkaufskorb und einen Zweitsitz verfügt. So kannst du ihn für möglichst viele Aktivitäten nutzen, die du ansonsten vllt. eher mit dem Auto antreten würdest. 🙂
„Alle wollen zurück zur Natur. Aber keiner zu Fuß.“
Werner Mitsch (mehr unter Mobilität Zitate)
Hast du Fragen, Anregungen oder eigene Erfahrungen zum Thema E-Scooter und Nachhaltigkeit, die du teilen möchtest? Dann hinterlasse gern einen Kommentar unter diesem Beitrag.
Bleib nachhaltig,
PS: Schau dich gern im Nachhaltigkeitsblog von CareElite um. Dort erhältst du viele weitere Tipps für ein nachhaltiges Leben. Passend zum Artikel empfehle ich dir zum Beispiel die Beiträge über das autofreie Leben und das nachhaltige Autofahren.
Quellenangaben:
- STANDARD Verlagsgesellschaft: Hass auf E-Scooter: Instagram-Account zelebriert Zerstörung der Geräte (Stand: 12.07.2019), abrufbar unter https://www.derstandard.de/story/2000104683990/hass-auf-e-scooter-instagram-account-zelebriert-zerstoerung-der-geraete. [01.10.2024]. ↩︎
- Umweltbundesamt: Wie umweltfreundlich sind die Akkus der E-Scooter? (Stand: 02.09.2019), abrufbar unter https://www.umweltbundesamt.de/service/uba-fragen/wie-umweltfreundlich-sind-die-akkus-der-e-scooter. [01.10.2024]. ↩︎
- Axel Springer Deutschland GmbH: Umweltfreundliche Elektroroller? So eindeutig ist das nicht (Stand: 15.05.2019), abrufbar unter https://www.welt.de/wissenschaft/article193547157/Umweltfreundliche-Elektroroller-So-eindeutig-ist-das-nicht.html. [01.10.2024]. ↩︎
- 6t-Bureau de Recherche; PULS Reportage (2019): Selbstversuch Juicer: E-Scooter aufladen – lohnt sich das?, YouTube, 21.08.2019, Web, 01.10.2024 um 12:42 Uhr, in: https://www.youtube.com/watch?time_continue=465&v=hlZqt9lBs8I. ↩︎