Wie gelangt Plastik in die Nahrungskette und wie gefährlich ist das für uns Menschen? Wenn du klare Antworten auf diese Fragen suchst, bist du hier absolut richtig.
Es ist leicht, flexibel, hitzebeständig und günstig – Plastik hat viele Vorteile! Doch leider hat die große Nachfrage nach dem Kunststoff auch dafür gesorgt, dass seine Bestandteile sich mittlerweile überall befinden – auch im Meer und nicht zuletzt in unserem Essen. Denn vor allem Meerestiere fressen kleinere Kunststoffteilchen und geben die Giftstoffe über die Nahrungskette weiter. Und so kommt es, dass sich beispielsweise in untersuchten Austern, Garnelen, Tintenfischen, Krabben, Miesmuscheln oder Sardinen Plastikrückstände nachweisen lassen.₁ Ist das gefährlich?
In diesem Artikel möchte ich dir jetzt alles Wissenswerte über Plastik in der Nahrungskette und die sogenannte Bioakkumulation der Gifte an die Hand geben. Von der Definition, über Ursachen, Folgen und gesundheitliche Gefahren, bis hin zur Lösung des Problems. Auf geht's!
Vorab findest du hier schon eine kurze Übersicht:
Definition: Was versteht man unter Bioakkumulation und Biomagnifikation?
Die Prozesse der Bioakkumulation bzw. der Biomagnifikation sind leider nicht sichtbar und deshalb umso schwerer nachzuvollziehen. Hier möchte ich dir deshalb zunächst beide Begriffe kurz erläutern, um ein besseres Gefühl für die unsichtbare Gefahr durch das Plastik im Nahrungskreislauf zu entwickeln.
Bioakkumulation
Die Bioakkumulation beschreibt die Aufnahme bzw. Ansammlung von Stoffen (wie zum Beispiel Weichmacher, Farbmittel, Flammschutzmittel, Pestizide oder Schwermetalle) durch eine Lebewesen aus dessen Umwelt. Sie kann den aufnehmenden Organismus schädigen und unter Umständen auch kurz- oder langfristig zum Tod führen.
Während Meerestiere Stoffe wie Mikroplastik vermehrt aus dem Wasser über Haut, Kiemen oder die Nahrung aufnehmen, konsumieren wir Landbewohner diese Schadstoffe hauptsächlich über unsere Mahlzeiten und das Trinkwasser.
Biomagnifikation
Unter der Biomagnifikation versteht man die Weitergabe aufgenommener Stoffe über die Nahrungskette und somit die Fortsetzung der Bioakkumulation. Nehmen wir einen Fisch zu uns, der bereits Kunststoff gefressen bzw. akkumuliert hat, werden diese Plastikpartikel auch an uns Menschen weitergegeben.
Auf diese Weise können Giftstoffe wie Plastik einen Weg über viele Lebewesen einer Nahrungskette nehmen, bis sie an ihrer Spitze angekommen sind. Je höher ein Lebewesen in der Nahrungskette steht, desto mehr Schadstoffe, Gifte und deren Abbauprodukte gelangen schlussendlich in den Organismus. Die Endglieder der Nahrungskette sind daher auch besonders gefährdet.
Ursachen: Wie kommt es zu Plastik in der Nahrungskette?
Die grundlegende Ursache für Plastik in der Nahrungskette ist, dass Kunststoff nicht biologisch abbaubar ist und dass sich größere Plastikprodukte nur über viele Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte zu kleinerem Mikroplastik zersetzen. Je kleiner die Kunststoffteilchen sind, desto eher werden sie von Tieren (vor allem Meerestieren) gefressen, die die Schadstoffe aufnehmen und eben nicht nur bei tierischen Fressfeinden, sondern auch bei vielen Menschen auf dem Speiseplan stehen.
Wie das Mikroplastik ins Meer gelangt? Dafür gibt es die unterschiedlichsten Ursachen. Hier stelle ich sie dir vor und unterteile sie zur besseren Übersicht in zwei Kategorieren.
Primäres Mikroplastik
Bei primärem Mikroplastik handelt es sich um kleine Kunststoffpellets oder winzige Kunststoffasern. Es ist sozusagen die kleinste, ursprünglichste Form des Plastiks und gelangt u.a. folgendermaßen in die Meere:
- Mikroplastik aus synthetischer Kleidung in der Waschmaschine. (über Abfluss)
- Plastikbestandteile in Kosmetika gelangen über den Abfluss in Gewässer.
- Entsorgung von Schadstoffen aus der Industrie in Flüsse oder ins Meer.
- Verlust von Ladung mit Kunststoffpellets im Schiffsverkehr.
- Eintrag durch die Reinigung von Schiffen.
- …
Sekundäres Mikroplastik
Unter sekundärem Mikroplastik sind kleine Kunststoffteilchen zu verstehen, die sich im Laufe der Jahrzehnte durch Sonne, Wind, Reibung und Wellen aus größeren Plastikprodukten in der Umwelt zersetzt haben. Das sind die Ursachen:
- Littering („Liegenlassen“ von Plastikmüll) von Menschen in der Nähe von Gewässern.
- Zersetzung von alten Fischernetzen und sonstigem, menschlichem Plastikmüll.
- Eintrag von Plastikmüll durch ungesicherte Mülldeponien oder eine mangelhafte, lokale Müllentsorgung.
- Auch durch den Abrieb von Autoreifen, Schuhsohlen oder Fahrbahnmarkierungen entsteht sekundäres Mikroplastik, dass über Flüsse ins Meer gelangen kann.
- …
Welche Folgen hat das Plastik in der Nahrungskette?
Natürlich bleibt nicht jedes Plastikpartikelchen, das ein Lebewesen über die Nahrung aufgenommen hat, auch in der Nahrungskette. Manche Organismen scheiden den Kunststoff einfach wieder aus. Andere reagieren jedoch auf die Weichmacher, Flammschutzmittel und andere Bestandteile des Plastiks.
Problematisch wird es logischerweise, sobald das Gift in die Körperzellen eines Lebewesens übergegangen ist. Einige der wesentlichen Folgen, die dieser Umstand für Tiere und uns Menschen mit sich bringt, möchte ich dir hier erläutern.
Folgen für Tiere
- Störung von Wachstum und Fortpflanzung: Manche Chemikalien in Plastik (z.B. Phthalate und Bisphenol A) können als endokrine Disruptoren wirken und die Fortpflanzungsfähigkeit von Tieren beeinträchtigen.₂
- Gesundheitliche Probleme: Toxische Stoffe im Plastik sammeln sich im Gewebe von Tieren an und können in der Folge zu mechanischen Störungen, schwerwiegenden Entzündungen und anderen gesundheitlichen Problemen – bis hin zum Tod – führen.
- Artensterben: Natürlich verschärfen Schadstoffe wie Mikroplastik in der Nahrungskette auch Umweltprobleme wie das Artensterben und nehmen so Einfluss auf die biologische Vielfalt. Auch die menschengemachte Überfischung der Meere wird durch die Kunststoffteilchen beschleunigt.
- …
Folgen für uns Menschen
Wie sich das Mikroplastik in Meeresfrüchten, Fischen, Meersalz oder auch Mineralwasser (u.a. als Rückstände von Plastikflaschen) auf unsere eigene Gesundheit auswirkt, ist noch weitgehend unerforscht.
Doch die beobachteten Schäden oder Veränderungen im Stoffwechsel untersuchter Tiere, die sich auch auf ihre Lebenserwartung und Fortpflanzung auswirkten₃, lassen aufhorchen. Auch die Verbindung von Bisphenol A (BPA) oder Phthalaten mit gesundheitlichen Problemen wie Krebs, hormonellen Störungen und Entwicklungsproblemen, gibt Anlass zur Sorge.₄
Lösung: Was tun gegen Plastik in der Nahrungskette?
Ist das Mikroplastik erst einmal in einen Organismus im Nahrungskreislauf gelangt, ist es bereits zu spät. Früher oder später landet es dann bei jemandem auf dem Teller. Deshalb ist die Prävention ganz besonders wichtig, um Plastik in der Nahrungskette zu stoppen.
Im Kampf gegen den Plastikmüll in den Meeren und Mikroplastik in Lebensmitteln möchte ich dir jetzt die folgenden Tipps mit an die Hand geben, mit denen du in deinem Alltag selbst einen echten Unterschied machen kannst.
Mikroplastik vermeiden
Zunächst einmal ist es wichtig, den Eintrag von Mikroplastik über die Abflüsse in deinem Haushalt zu verhindern. Setze u.a. die folgenden Tipps um, um Mikroplastik zu vermeiden:
- CodeCheck-App nutzen: Mikroplastik hat viele Namen in der Liste der Inhaltsstoffe. Mit der App CodeCheck kannst du durch einen Scan des Barcodes schnell erkennen, ob Plastik im jeweiligen Produkt enthalten ist.
- Naturkosmetik bevorzugen: Entscheide dich bei Zahnpasten, Shampoos, Peelings und anderen Körperpflegeprodukten bewusst für natürliche und mikroplastikfreie Alternativen. Sie enthalten ausschließlich Zutaten, die allesamt biologisch abbaubar sind.
- Natürliche Kleidung tragen: Von der Badehose mit direktem Wasserkontakt, bis hin zur Alltagskleidung, von der sich in der Waschmaschine Fasern lösen – entscheide dich möglichst für Kleidung aus natürlichen Stoffen und gegen synthetische Kleidung.
- Kleidung im Waschbeutel waschen: Indem du synthetische Klamotten in einem speziellen Waschbeutel in die Waschmaschine legst, kann ein Großteil der gelösten Kunststofffasern abgefangen werden. Den sogenannten Guppyfriend bekommst du hier*.
Plastikmüll vermeiden im Alltag
Abseits davon, dass du entstehenden Plastikmüll nicht in der Umwelt liegen lassen, sondern ordnungsgemäß entsorgen solltest, bietet es sich an, den Plastikmüll gezielt zu vermeiden. Plastikfreier zu leben, ist deshalb so schön, weil es sofort umsetzbar ist.
Hier sind einige Ideen, wie du diesbezüglich die Entstehung größerer Plastikprodukte umgehen und damit auch die Gefahr für Plastik in der Nahrungskette minimieren kannst:
- Mehrweg statt Einweg: Ziehe wiederverwendbare Alltagsgegenstände den Wegwerfprodukten vor. Nutze zum Beispiel einen Stoffbeutel für deine Einkäufe und verzichte auf Plastiktüten – oder genieße deine Getränke durch solche Glasstrohhalme*, anstatt durch einen Plastikstrohhalm.
- Trinke Leitungswasser aus wiederverwendbaren Trinkflaschen: Leitungswasser ist frei von Mikroplastik und viel günstiger, sowie klima- und umweltfreundlicher, als in Plastikflaschen abgepacktes Mineralwasser. Ich trinke es aus dieser wiederverwendbaren Edelstahl-Trinkflasche* und fülle sie mir unterwegs einfach immer wieder mit Leitungswasser auf.
- Frisch kochen statt Fertigprodukte essen: Plastik zu vermeiden ist umso einfacher, je mehr du frisch kochst. Loses Obst und Gemüse lässt sich sehr einfach unverpackt einkaufen – zum Beispiel im Super- oder auf dem Wochenmarkt.
Konsum von Fischen und anderen Meeresfrüchten einstellen
Wir können die Entstehung von Plastikmüll im Alltag einigermaßen verhindern – allerdings verschwindet dadurch nicht der Müll, der bereits in den Meeren umhertreibt und wesentlich zum Mikroplastik in der Nahrungskette beiträgt.
Um also möglichst auszuschließen, dass du Kunststoffrückstände zu dir nimmst, die sich in einem Lebewesen angesammelt haben, solltest du deinen Konsum von Fischen und anderen Meerestieren hinterfragen und beenden. Unzählige pflanzliche Alternativen (vom veganen Lachs bis hin zu veganen Garnelen) machen die Umstellung umso leichter.
Durch Verzicht auf den Verzehr von Meerestieren reduzierst du auch eine mögliche Belastung durch Schwermetalle. Dass Fische intelligente, fühlende Lebewesen und die Meere längst überfischt sind, sind nur zwei von vielen weiteren gute Gründen dafür, keinen Fisch mehr zu essen.
Tipp: Was du sonst noch gegen die Überfischung der Meere tun kannst, erläutere ich dir übrigens in einem separaten, ausführlicheren Beitrag.
Informieren und Projekte unterstützen
Veränderung fängt bei dir selbst an. Informiere dich deshalb über das Problem mit dem Plastikmüll und wie du selbst ein Teil der Lösung wirst. Werde auch außerhalb deiner persönlichen Bubble aktiv, um die gesellschaftliche Veränderung voranzutreiben und die Gefahr für Mikroplastik in unserem Essen zu reduzieren. Trage dein Wissen weiter und hilf dabei, dass auch andere Menschen ein Bewusstsein für die gefährliche Bioakkumulation von Schadstoffen entwickeln.
Auch dazu habe ich einige Ideen für dich zusammengestellt:
- Unterstütze den NABU Deutschland: Gemeinsam mit dem Naturschutzbund kannst du dich für den Schutz von Flüssen, Meeren, Wäldern und bedrohten Tierarten einsetzen. Ganz egal ob du selbst mit „anpackst“ etwas spendest oder Meeres-Pate wirst. Hier bekommst du weiterführende Info’s zur Unterstützung des NABU’s.
- Informationen des BUND nutzen: Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. veröffentlicht regelmäßig Studien zur Problematik. Schau’ dir kurz diesen Ratgeber zum Thema Mikroplastik an. Er fasst Gefahren, Aktionen und Pläne des Bundes zusammen und zeigt auch noch einmal konkret, was jeder persönlich tun kann.
- Petitionen starten oder unterstützen: Missstände lassen sich nur aus der Welt schaffen, wenn Menschen ihre Stimme erheben. Indem du eine Online-Petition ins Leben rufst oder unterstützt, kannst du politische Veränderungen beschleunigen oder auch Hersteller:innen zum Verzicht auf Mikroplastik in ihren Produkten bewegen. Auch die App Replace Plastic hilft dabei, ein Umdenken bei Hersteller:innen zu forcieren.
- CleanUps organisieren: Ob in Städten, Wäldern oder an Stränden – unterstützte oder organisiere regelmäßige Aufräumaktionen zur Beseitigung von Plastikmüll aus der Umwelt. Das macht Spaß, bringt Gleichgesinnte zusammen und macht einen echten Unterschied. Beim sogenannten Plogging lässt sich das sogar mit der ein oder anderen sportlichen Trainingseinheit verbinden.
- Bücher lesen: Mit meinem Buch „Plastikfrei für Einsteiger“ hast du beispielsweise einen ausführlichen Ratgeber zur Müllvermeidung im Alltag an der Hand. Wenn du magst, bekommst du ihn hier*.
Plastik in der Nahrungskette – Das Problem an der Wurzel packen
Der Kunststoff in der Nahrungskette ist eine unsichtbare Gefahr für Mensch und Tier. Je mehr Plastikmüll wir produzieren, desto mehr landet früher oder später – als primäres oder sekundäres Mikroplastik – im Meer und damit in den Mägen von Meerestieren und gegebenenfalls auch von uns Menschen.
„Plastik wird die Hauptzutat aller Rezepte unserer Enkelkinder sein.“
Anthony T. Hincks (mehr unter Zero Waste Zitate)
Wir vergiften und selbst. Wenn wir das verhindern wollen, bleibt uns nichts anderes übrig, als die Entstehung von Plastikmüll möglichst zu verhindern und den bereits verursachten und achtlos entsorgten Kunststoff aus unserer Umwelt zu holen.
Hast du Fragen, Tipps oder Anregungen rund um das Plastik in der Nahrungskette? Dann freue ich mich auf deinen Kommentar.
Bleib‘ sauber,
PS: Weitere müllvermeidenden Zero Waste Tipps findest du jetzt im verlinkten Beitrag. Versuche sie einfach nach und nach in deinen Alltag zu integrieren. Viel Spaß bei der Umsetzung!
Quellenangaben:
₁ Environ. Sci. Technol. (2020): Quantitative Analysis of Selected Plastics in High-Commercial-Value Australian Seafood by Pyrolysis Gas Chromatography Mass Spectrometry, abrufbar unter https://pubs.acs.org/doi/10.1021/acs.est.0c02337. [23.05.2023].
₂ Universität für Weiterbildung Krems: Phthalate – Machen Weichmacher unfruchtbar?, abrufbar unter https://medizin-transparent.at/phthalate-machen-weichmacher-unfruchtbar. [23.05.2023].
₃ DER SPIEGEL: Mikroplastik in Meeresfrüchten Frutti di Plastik (Stand: 12.08.2020), abrufbar unter https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/mikroplastik-in-meerestieren-sardinen-sind-besonders-verseucht-a-73cbaf5f-324a-434c-b2f7-8809d452e05e. [23.05.2023].
₄ H. Koch: Hormonerkrankungen durch Weichmacher (Stand: 19.03.2010), abrufbar unter https://www.endokrinologie.net/pressemitteilungen-archiv/100319.php. [23.05.2023].
Great work Christoph! Keep it up!
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