Du willst einen bienenfreundlichen Garten anlegen und vor allem den bedrohten Wildbienen etwas unter die Flügel greifen? Dann bist du hier genau richtig!
Bienen sind unglaublich faszinierende Insekten. Sie können in der Erde nisten, Tänze aufführen, UV-Strahlen wahrnehmen und sind nicht zuletzt die wichtigsten Pflanzenbestäuber auf unserem Planeten.
Doch vor allem bequeme Schottergärten, die Monokulturen und Pestizide aus der industriellen Landwirtschaft, die Luftverschmutzung und der Klimawandel lassen ihre potentiellen Lebensräume schrumpfen. Glücklicherweise hast du im eigenen Naturgarten die volle Kontrolle und kannst der Bienenwelt einen großen Gefallen tun!
In diesem Artikel gebe ich dir deshalb jetzt meine besten Tipps zum bienenfreundlichen Gärtnern an die Hand. Nutze sie, um in kurzer Zeit eine sichere Oase für Honig- und vor allem für Wildbienen zu schaffen. Auf geht's!
Gründe: Warum einen bienenfreundlichen Garten anlegen?
Bevor wir gleich zu den konkreten Tipps übergehen, habe ich noch eine gesunde Portion Motivation für dich. Es gibt so unfassbar viele gute Gründe dafür, einen Bienengarten zu gestalten. Wo fange ich am besten an? Mal sehen.
Sowohl Honig- als auch Wildbienen tragen durch die Bestäubung von Wild- und Nutzpflanzen maßgeblich zum Erhalt der biologischen Vielfalt und der Stabilität von Ökosystemen bei. Sie zu fördern, heißt also auch, die Umwelt zu schützen und unsere Ernährungssicherheit zu gewährleisten.
Da die Honigbiene nicht bedroht ist, müssen wir im Garten aber vor allem die Wildbienen schützen. Von den fast 600 in Deutschland beheimateten Wildbienenarten gelten laut Roter Liste bereits 128 als vom Aussterben bedroht oder gefährdet – und 42 Arten stehen schon auf der Vorwarnliste.1
Manche wollen die Bienen im Garten ja sogar loswerden oder vertreiben, weil sie Angst davor haben, gestochen zu werden. Wer Wildbienen anlockt, muss sich allerdings keine Sorgen machen: Sie haben zwar auch einen Stachel, aber stechen eigentlich nie. Maximal dann, wenn sie zerdrückt werden.
Für einen bienenfreundlichen Garten spricht abseits davon auch, dass solche naturnah angelegten Gartenflächen für Bienen extrem farbenfroh, lebendig und im Regelfall auch pflegeleicht sind.
Hinzu kommt die Vorbildfunktion, die du auch gegenüber deinen Kindern erfüllst – mit denen du das Summen und Brummen fördern und noch viele andere schöne Naturgeräusche im Garten gemeinsam genießen kannst.
10 Tipps: Wie gestaltet man einen bienenfreundlichen Garten?
An Motivation dürfte es nicht mehr mangeln, sodass wir jetzt gemeinsam zu den konkreten Maßnahmen im eigenen Grün übergehen können.
Ich habe selbst das Glück, seit einiger Zeit einen eigenen Garten zu besitzen. Wie die Wildblumen, gehe ich voll und ganz darin auf.
Mit den folgenden Tipps für den bienenfreundlichen Garten spreche ich also auch aus eigener Erfahrung. Nutze sie, um die Wildbienen zu fördern, sie anzusiedeln und zu halten.
1. Über die Bedürfnisse der Bienenwelt informieren
Zunächst einmal ist es wichtig zu verstehen, was die Wildbiene überhaupt braucht und den ganzen Tag so treibt. Dieses Wissen hilft dann ganz entscheidend dabei, den Garten für sie zu optimieren.
Hier sind ein paar wichtige Fakten, die du kennen solltest:
- Wildbienen sind Einzelgänger (Solitärbienen), produzieren keinen Honig und leben nicht im Bienenvolk.
- Wildbienen bestäuben bis zu 5.000 Blüten am Tag.2
- 75 Prozent der hiesigen Wildbienen-Arten nisten in der Erde.3
- Wildbienen haben einen relativ kleinen Flugradius.
- Manche Wildbienen schlafen in den Blüten bestimmter Blumen.
- Alle „Wildbienen-Pflanzen“ sind für Honigbienen geeignet – umgekehrt ist es jedoch nicht immer so.
2. Heimische, bienenfreundliche Pflanzen auswählen
Damit sich Wildbienen in deinem Naturgarten wie zu Hause fühlen, musst du ihnen auch Pflanzen anbieten, die von Natur aus in ihrer Region zu Hause sind und den Insekten Pollen, Nektar und im Idealfall auch noch einen Nistplatz bereitstellen.
Sei dir bei der Auswahl bitte auch bewusst, dass das Label „bienenfreundlich“ nicht automatisch bedeutet, dass eine Pflanze auch tatsächlich bienenfreundlich ist. In vielen Fällen rührt nämlich nur die Honigbiene, aber keine einzige Wildbiene, die Blüten der Pflanze an.
Ich prüfe also immer in der App von naturaDB, wie viele Wildbienen-Arten und andere Insekten die favorisierte Pflanze tatsächlich anlockt. Dort kann ich auch gezielt nach bienenfreundlichen Pflanzen filtern und mir individuelle Wunsch-Listen anlegen.
Hier ein paar empfehlenswerte Beispiele für Wildpflanzen, die Wildbienen abgöttisch lieben und die du fast alle im gut sortierten Pflanzenhandel oder online bei der Baumschule Horstmann* bekommst:
Bäume für Wildbienen
- Vogelkirsche bzw. Süßkirsche (Prunus avium)
- Pflaume bzw. Zwetschge (Prunus domestica)
- Mehlbeere (Sorbus aria)
Sträucher für Wildbienen
- Eingriffeliger Weißdorn (Crataegus monogyna)
- Schlehe bzw. Schwarzdorn (Prunus spinosa)
- Himbeere (Rubus idaeus)
- Gelber Blasenstrauch (Colutea arborescens)
Stauden und Blumen für Wildbienen
- Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea)
- Rainfarn (Tanacetum vulgare)
- Wiesen-Glockenblume (Campanula patula)
- Berg-Aster (Aster amellus)
Tipp: Vor allem Wildblumenmischungen helfen den Bienen ungemein! Ich kann dir zum Beispiel dieses Bienenwohl-Saatgut* von „Die Stadtgärtner“ empfehlen!
3. Blühzeiten über das ganze Jahr staffeln
Damit Bienen im Garten immer Nahrung finden, sollten möglichst in jeder Jahreszeit Blüten zur Verfügung stehen. Entscheide dich also auch hier und da bewusst für Dauerblüher (wie z.B. die Gewöhnliche Wiesenschafgarbe oder den Gewöhnlichen Hornklee) – und berücksichtige die angestrebte, dauerhafte Blütenpracht bereits bei deiner Gartenplanung.
Das ist ein wirklich ganz wichtiger Tipp, um deinen Garten bienenfreundlich zu gestalten!
4. Bienenweide anlegen
Unter einer Bienenweide versteht man grundsätzlich Blütepflanzen, die eine Nahrungsquelle für Bienen darstellen oder auch eine Wildblumenwiese mit besonders vielen bienenfreundlichen Pflanzen.
Indem du sie anlegst, finden die Wildbienen fast das ganze Jahr über Nahrung und können sogar so manchen trockenen Pflanzenstängel (z.B. von der Acker-Kratzdiestel) als Nistplatz verwenden.
Auch du selbst profitierst, denn so eine Bienenweide benötigt keine Pflege und sieht wunderschön aus. Für die Anlage brauchst du lediglich ein paar regionale Wildblumensamen, die du in einem Beet oder auf dem etwas aufgelockerten Rasen aussähst. Je größer, desto besser.
Dieser Blütenzauber-Mischungen von ReNatura kann ich dir passend zur jeweiligen Region in Deutschland empfehlen:
5. Sichere Wasserstellen errichten
Bienen brauchen Wasser, um zu trinken und sich abzukühlen. Honigbienen regeln damit zudem die Temperatur in ihrem Bienenstock und Wildbienen brauchen es beispielsweise für den Bau ihrer Nistplätze.
Vor allem in trockenen Phasen des Jahres hilft du den gelb-schwarzen Insekten daher sehr weiter, indem du eine simple Bienentränke baust, sie mit Wasser füllst und sie an einen sonnigen Platz stellst.
So eine Tonschale*, Wasser und etwas Moos, sowie ein paar Steine und Äste zum sicheren Landen – mehr braucht es nicht.
6. Wildsträucherhecke pflanzen
Ich habe bei mir im Garten auch eine recht wilde Hecke aus heimischen Sträuchern angelegt, die zusammen sowohl einen Sichtschutz bieten, als auch für Bienen – aber auch Vögel – als Nahrungsquelle und Unterschlupf wichtig sind. Die Hecke ist ziemlich pflegeleicht, eine wahre Blütenpracht und ein Mekka der Artenvielfalt. 🙂
Hier sind neben dem bereits genannten Eingriffeligen Weißdorn und der Schlehe noch einige weitere bienenfreundliche Sträucher, die eine gewisse Höhe erreichen und die ich in meiner Wildhecke habe:
- Wein-Rose (Rosa rubiginosa)
- Ohr-Weide (Salix aurita)
- Gewöhnliche Felsenbirne (Amelanchier ovalis)
- Hundsrose (Rosa canina)
Apropos Vögel! Auch für den vogelfreundlichen Garten habe ich dir einen separaten Artikel zusammengestellt. Hol dir also auch da gern noch ein paar wertvolle Tipps und Ideen ab.
7. Unterschlupf- und Nistmöglichkeiten schaffen
Wildbienen brauchen und lieben Totholzstämme, Steinhaufen oder freie Sandstellen wie ein Sandarium. Auch ein Komposthaufen und Baumaterialien wie kleine Steinchen, Lehm, Sand oder Rindenmulch helfen ihnen weiter.
Auch ein Bienenhotel kann helfen. Baue es aber lieber selbst und verzichte auf die leider meist falsch zusammengestellten (in Stirnseite gebohrt oder zu kurze Röhrchen) Angebote aus Baumärkten und Gartencentern. Arbeite bei deinem DIY-Projekt zum Beispiel mit diesen Bambusröhrchen* und einem solchen gelöcherten Holzstamm*.
Indem du den Bienen und auch anderen Insekten solche naturnahe Strukturen im Garten anbietest – und zwar möglichst in der Nähe von Blühpflanzen – bietest du ihnen ideale Lebensbedingungen.
8. Auf Pestizide und chemische Düngemittel verzichten
In einem ökologischen, bienenfreundlichen Garten haben chemische Düngemittel und nicht zuletzt Pestizide (wie u.a. Insektizide) natürlich nichts zu suchen, da sie Bienen töten und auch ihre Nahrungsquellen vernichten.
Wenn du den Bienen im Garten helfen willst, dann setze stattdessen auf natürliche Dünger wie Kompost und Pflanzenjauche, sowie die natürliche Schädlingsbekämpfung, indem du Fressfeinde von sogenannten „Schädlingen“ förderst.
9. Lichtquellen im Garten reduzieren
Wie viele andere Insekten orientieren sich Bienen ja am Licht der Himmelskörper. Doch die allgemeine Lichtverschmutzung ist ein massives Problem, da künstliche Lichtquellen die fleißigen Tierchen irritieren.
Deshalb kommt dein Bienengarten am besten ganz ohne sie oder zumindest mit einer möglichst minimalistischen Außenbeleuchtung aus. So ist es zum Beispiel hilfreich, nur Lichtquellen zu installieren, die nach unten auf den Boden leuchten.
10. Wilde Ecken zulassen und Rasen seltener mähen
Wie gesagt, Bienen brauchen Strukturen und heimische Pflanzen! Und die bietest du ihnen auch, indem du hier und da mal ein paar Steine liegen und den Rasen wachsen lässt.
Du wirst dich wundern, wie viele blütenreiche Pflanzen, auf deinem Gartenrasen gedeihen und blühen, wenn du einfach mal Hände und Füße stillhältst. 🙂
Löwenzahn, Klee, Gänseblümchen, Giersch, Vogelmiere oder der Hahnenfuß zum Beispiel. Deshalb wird auch der sogenannte mähfreie Mai (bzw. der „No Mo May“) immer beliebter. Vielleicht ist das ja ein guter Zeitpunkt für dich, um es einfach mal auszuprobieren.
Bienenfreundlicher Garten, leicht gemacht!
Ich wünsche mir, dass ich mit diesem Artikel etwas „Bieneneuphorie“ in dir entfachen konnte – und dass dir die Tipps dabei helfen, deinen Garten in ein blütenreiches Paradies zu verwandeln.
Von der Bienenweide, über die Wildsträucherhecke bis hin zur umgemähten Rasenfläche hast du nun das Handwerkszeug dafür parat – und musst nur noch loslegen. Schon bald kannst du dann das Summen und Brummen aus der Hängematte genießen. 🙂
„Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr.“
Albert Einstein (mehr unter Garten Zitate)
Hast du Fragen, Anregungen oder weitere Tipps für echten Bienenschutz im Garten? Dann freue ich mich auf deinen Kommentar!
Bleib naturverbunden,
PS: Schau dir unbedingt noch meine Artikel über bienenfreundliche Bodendecker, bienenfreundliche Beerensträucher und bienenfreundliche Wildrosen an. Und nutze die empfohlenen Pflanzen, um einen noch spürbareren Unterschied für die Wildbienen zu machen.
Quellenangaben:
- Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND): Wildbienen sind vielen Bedrohungen ausgesetzt – und auf Schutz angewiesen, abrufbar unter https://www.bund.net/themen/tiere-pflanzen/wildbienen/bedrohung-schutz. [17.07.2024]. ↩︎
- J. Schütz: Wildbiene bestäubt besser (Stand: 22.02.2010), abrufbar unter https://www.badische-zeitung.de/wildbiene-bestaeubt-besser–27295761.html. [17.07.2024]. ↩︎
- Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Landesverband Baden-Württemberg e.V.: Gartentipp – Ein Sandarium für Wildbienen anlegen (01.03.2022), abrufbar unter https://www.bund-bawue.de/service/meldungen/detail/news/gartentipp-ein-sandarium-fuer-wildbienen-anlegen. [17.07.2024]. ↩︎
Hallo Christoph! Danke für den tollen, gut zu lesenden Beitrag! Unser Vorgarten ist im Moment Rohfläche nachdem wir am Haus eine Tranige legen mussten! Dabei hat sich viel Sand auf dem „Rasen“ (war eh schon ziemlich vernachlässigt) verteilt! Nun dachte ich für einen neuen Rasen, egal ob englischer Rasen oder Bienenwiese, muss ich die obere Schicht abtragen! Du meinst aber sandiger Boden ist ideal! Meinst du ich kann dann wirklich einfach Bienenweiden-Samen auswerfen und es so lassen? Zusätzlich würde ich wie eben bei dir gelesen dann noch schöne Sträucher und Stauden anpflanzen! Vielen Dank und liebe Grüße, Claudia
Hi Claudia! Super Idee – also bitte frage da noch einmal beim Baumarkt-Profi nach, ich will dir hier nichts falsches empfehlen. 🙂 Kannst gerne hier kommentieren und sagen, wie du es schlussendlich gemacht hast.
LG Christoph
Hallo Christoph,
wer keinen Garten hat, kann am Balkon tätig werden. Demnächst startet ein sogenannter Online-Kongress dazu, von einer Berlinerin ins Leben gerufen. Täglich sind 3 Interviews mit Experten für 24h kostenlos freigeschaltet. http://bio-balkon-kongress.com/ Der Fokus liegt hier auf dem Essbaren, aber vor dem Essen kommt bekanntlich die Blüte und die nützt den Insekten!
In der Stadt ist es wirklich grausam, Grünflächen werden so oft gemäht, dass gar nichts hochkommen kann, und damit gibt es auch immer weniger Nahrungsquellen. Und privat regieren die Steingärten. Zeit, das zu ändern!
Hi Tanja, eine richtig coole Idee und auch so simpel 🙂
Teile ich gern. Viele Grüße, Christoph
Hallo Christoph, danke für den informativen Artikel! Es ist wirklich wichtig, dass die Gärten Bienen, anderen Insekten, Schmetterlingen und Vögeln Lebensraum und Nahrung bieten! Denn mittlerweile wird das Nahrungsangebot durch versiegelte Flächen und Chemie auf dem Acker immer weniger… Mit den Gärten können wir einen Gegenpol dazu setzen! Deswegen habe ich auch die Linkparty Naturnahe Gartengestaltung ins Leben gerufen. Da geht es genau um diese Themen! Vielleicht hast du ja Lust, deinen Beitrag am Freitag zu verlinken? So könnten wir umso mehr Menschen darauf aufmerksam machen.
Liebe Grüße,
Amely
Hi Amely! Danke für deinen lieben Kommentar, ich sehe das genau wie du 🙂
Sehr gerne, ich melde mich.
Viele Grüße,
Christoph
Die Kommentarfunktion ist deaktiviert.