Du willst möglichst barrierefrei wohnen oder das Zuhause eines anderen Menschen alters- und behindertengerechter machen? Dann bist du hier genau richtig! Barrierefreies Wohnen ist das wundervolle Konzept, einen Wohnraum so zu gestalten, dass er möglichst für Menschen aller Altersgruppen und körperlichen Fähigkeiten zugänglich und selbstständig nutzbar ist.
In unserer alternden Gesellschaft genießt die Idee natürlich einen immer höheren Stellenwert. Es geht um Inklusion, um Komfort, Sicherheit und ein selbstbestimmtes Leben – für alle. Doch leider kann sich schon eine heruntergefallene Müslischale oder ein unerreichbares Regalfach zur echten Hürde im Alltag eines Menschen entwickeln.
Ob du nun ein Haus von Grund auf neu planst, bestehende Räume anpassen möchtest oder einfach nach inspirierenden Ratschlägen suchst – es gibt wirklich zahlreiche Maßnahmen für ein Zuhause ohne Hindernisse!
In diesem Artikel möchte ich dir jetzt die besten Tipps für barrierefreies Wohnen an die Hand geben. Ich habe sie für dich in konkrete Neubau- und Umbaumaßnahmen, sowie in kleinere, nachträgliche Veränderungen, die deine Wohnung oder dein Haus alters- oder behindertengerechter machen, unterteilt. Auf geht's!
10 Tipps für den Umbau oder die Planung eines barrierefreien Zuhauses
Früher oder später wird sich jeder mit dem Konzept des barrierefreien Wohnens auseinandersetzen müssen – sei es für die eigenen Eltern und Großeltern, nach einem Unfall mit körperlichen Folgen oder schlichtweg schon deshalb, weil man selbst älter wird. Denn die eigenen Fähigkeiten lassen im Laufen des Lebens erfahrungsgemäß nach, was die Bewältigung des Alltags zunehmend beschwerlicher macht.
Bevor wir uns gleich den simplen Maßnahmen zur Nachrüstung widmen, die sich schnell und oftmals mit wenig Aufwand umsetzen lassen, fokussieren wir uns zunächst auf die Tipps für den Neu- oder Umbau, die später sehr schwer oder nur mit erheblichen Kosten nachrüstbar sind.
Gut zu wissen: Je eher du dich mit dem barrierefreien Wohnen auseinandersetzt, desto besser. Denn so machst du deine Wohnung sicherer und komfortabler – und sorgst bereits fürs Alter oder unvorhersehbare körperliche Einschränkungen vor. Nicht zuletzt wird deine Immobilie in Zukunft noch interessanter für potentielle Abnehmer:innen sein, falls du sie irgendwann einmal verkaufen möchtest.
1. Schwellenlose Übergänge gewährleisten
Jede Stufe oder jeder noch so kleine Höhenunterschied der Bodenfläche kann den Alltag mit körperlichen Einschränkungen erschweren. Verhindere deshalb Stolperfallen und erleichtere den ständigen Wechsel zwischen den Räumen eines Hauses oder einer Wohnung einfach schon im Vorfeld bei der Planung deines (möglichst ebenerdigen) Zuhauses. So machst du insbesondere Menschen mit Gehhilfen und Rollstuhlfahrer:innen das Leben leichter, sicherer und unabhängiger.
2. Steckdosen, Schalter und Schränke in Greifhöhe installieren
Wenn du den barrierefreien Alltag leichter machen möchtest, dann solltest du Steckdosen ruhig auf einer Höhe von 60-70 Zentimetern einplanen. Die Installation in Greifhöhe vermeidet unnötige Bück- oder Streckbewegungen und erleichtern den Zugriff bei alltäglichen Hausarbeiten.
Ähnlich ist es bei Lichtschaltern, die sich üblicherweise in 105 Zentimetern, in barrierefreien Haushalten aber optimalerweise in 85 Zentimetern Höhe befinden sollten.
Auch Schränke in der Küche, im Bad oder im Hauswirtschaftsraum solltest du direkt so tief einplanen, dass sie problemlos auch von Menschen im Rollstuhl oder mit anderen körperlichen Einschränkungen zu erreichen sind.
3. Lift an der Treppewand einbauen
Auch mehrgeschossige Häuser und Wohnungen mit Treppen lassen sich barrierefrei bauen oder umbauen. Ein elektrischer Aufzug oder ein maßgeschneiderter Treppenlift kann Menschen mit eingeschränkter Mobilität einen sicheren und einfachen Zugang zu allen Etagen ermöglichen – und damit die Lebensqualität im eigenen Zuhause wesentlich erhöhen.
4. Räume mit genügend Bewegungsfläche planen
Ein Lift, ein schwellenloser Boden und ein paar höhenangepasste Steckdosen gewährleisten noch keine absolute Barrierefreiheit im eigenen Zuhause. Generell sollten die Räume auch breiter und vor allem nicht zu verwinkelt sein, sodass auch immer ausreichend Platz garantiert ist, damit sich Rollstuhlfahrer:innen und Menschen mit anderen Einschränkungen jederzeit drehen und frei bewegen können.
5. Höhenverstellbare Arbeitsfläche in der Küche einbauen
Glücklicherweise gibt es mittlerweile auch höhenverstellbare Arbeitsflächen für die Küche. Sie ermöglichen es allen Bewohner:innen, komfortabel zu kochen und zu arbeiten. Unabhängig von ihrer Körpergröße oder Mobilität – und der Hilfe anderer Menschen.
Da neue Küchen generell – und auch die Umrüstung – sehr teuer sein können, solltest du diese hilfreiche Funktion am besten schon in der Bau- oder Planungsphase berücksichtigen.
6. Ebenerdige Dusche planen
Auch mit einer bodengleichen Dusche verhinderst du gefährliche Stolperfallen. Du erleichterst älteren oder behinderten Menschen den Ein- und Ausstieg nämlich ungemein – und machst ihren Alltag noch ein Stückchen freier.
7. Breitere Türen für Rollstuhlfahrer:innen einplanen
Barrierefreiheit bedeutet nicht nur, viel Platz in den Räumen zu haben, sondern auch, wenn man sie betritt. Breite Türen sind wirklich unerlässlich für ein barrierefreies Zuhause, da sie einen problemlosen Durchgang für Rollstuhlfahrer:innen und Menschen mit Gehhilfen gewährleisten.
Gut zu wissen: Innerhalb von Wohnungen bezeichnet man allgemein eine Breite von 80 Zentimetern als „barrierefrei“. Bei 90 Zentimetern gilt der Zugang als „für Rollstuhlfahrer nutzbar“.
8. Rutschfeste Bodenbeläge auswählen
Rutschfeste Böden sind eine einfache, aber effektive Maßnahme, um Unfälle zu Hause zu verhindern. Das gilt insbesondere in den Bereichen, die erfahrungssgemäß oft feucht, nass und deshalb rutschig sind – also im Badezimmer und in der Küche.
Eine hohe Rutschsicherheit bieten Holzböden oder Fliesen der Klassen R 12 und R 13, da sie einen großen „Haftreibwert“ haben. An diesem Wert solltest du dich bei der Auswahl stets orientieren, wenn du behinderten- und altersgerechtes Wohnen fördern möchtest.
9. Breite Wege und Rampen anstelle von Treppenstufen bauen
Nicht nur im Haus, sondern auch davor, kannst du entsprechende Maßnahmen zur Inklusion umsetzen. Gepflasterte Rollstuhlrampen im Eingangsbereich bieten beispielsweise eine behindertengerechte Alternative zur Eingangstreppe und gelten allgemein als zentrales Element des barrierefreien Wohnens.
Auch breite Zugänge von der Zaunpforte bis zur Haustür räumen jegliche Hindernisse aus dem Weg, sodass auch gebrechliche oder behinderte Menschen unbeschwert zum und aus dem Haus kommen können.
10. Förderungen für barrierefreies Wohnen in Anspruch nehmen
Natürlich bietet der Staat auch finanzielle Unterstützung für Anpassungen im Haus an, die du zur Schaffung einer barrierefreien Umgebung unbedingt nutzen solltest.
So erhältst du zum Beispiel von der Kreditanstalt für Wiederaufbau zinsgünstige Kredite und Zuschüsse für altersgerechtes Umbauen zur Barrierereduzierung. Auch die Krankenkassen und Pflegeversicherungen übernehmen (ab bestimmten Pflegegraden) meist große Teile der Kosten – ob für Umbaumaßnahmen oder Hilfsmittel.
Nutze die staatlichen Förderungen also, um die Lebensqualität im Alltag zu erhöhen und kombiniere sie am besten mit der Zusammenarbeit mit Pflegeberater:innen und Baugutachter:innen, die sich bestens mit den Bau- und Umbaumaßnahmen für barrierefreies Wohnen auskennen.
10 Tipps und simple nachträgliche Veränderungen mit großer Wirkung für barrierefreies Wohnen
Natürlich hat nicht jeder die Möglichkeit, ein bestehendes Heim von Grund auf umzugestalten oder zu renovieren. Zum Beispiel, weil der finanzielle Spielraum fehlt oder die Vermieter:innen keine baulichen Veränderungen gestatten. Zum Glück lassen sich aber viele Barrieren zu Hause auch schon mit wohl überlegten und kostengünstigen Lösungen minimieren.
Hier möchte ich dir jetzt deshalb weitere Tipps für unkomplizierte Anpassungen vorstellen, die den Alltag von Behinderten und Menschen im hohen Alter mit geringem Aufwand wesentlich angenehmer und sicherer machen.
11. Glasböden in Oberschränke einbauen
Herkömmliche Zwischenböden in Einbauschränken sind nicht durchsichtig, sodass man zum Beispiel sitzend aus dem Rollstuhl nicht erkennen kann, was sich darin befindet.
Indem du sie durch Glasböden ersetzt, lässt sich der Inhalt auch aus niedrigeren Perspektiven sehr gut erkennen. Und wenn die Oberschränke dennoch schwer erreichbar sind, hilft zusätzlich auch noch eine solche Greifzange für Senior:innen und Menschen mit Behinderungen* dabei, sich die richtigen Gegenstände zu schnappen.
12. Hocker für die Dusche besorgen
Ein ebenerdige Dusche ist ein guter Anfang für echte Barrierefreiheit. Doch eine Sitzgelegenheit, wie ein simpler, rutschfester Duschhocker, verschafft Menschen mit körperlichen Einschränkungen auch während Duschens Sicherheit, Unabhängigkeit und nicht zuletzt Entspannung.
Tipp: Einem anderen Menschen den Alltag mit einem Sitzhocker zu erleichtern, ist eine tolle und aufmerksame Geste. Warum solche guten Taten auch uns selbst so glücklich machen, habe ich im verlinkten Blogartikel genauer untersucht. Schau gerne mal rein!
13. Antirutsch-Matten in Badewannen und Duschen verwenden
Der Boden in Duschen birgt aufgrund der Nässe meist die Gefahr, auszurutschen und sich böse zu verletzen. Rutschfeste Matten sind glücklicherweise ein Hilfsmittel für mehr Barrierefreiheit und Sicherheit, das einfach nachzurüsten ist und effektiv gefährliche Stürze verhindern kann. Saugnäpfe auf der Rückseite sorgen dabei für sicheren Halt auf glatteren Oberflächen.
14. Auf schnurlose Technik umrüsten
Technische Hilfsmittel fördern das Wohnen ohne Hindernisse zusätzlich. Mit kabellosen Geräten (z.B. schnurloses Telefon) und kabelloser Technik (z.B W-LAN) lässt sich zum Beispiel die Stolpergefahr weiter reduzieren. Auch das Manövrieren in der Wohnung wird einfacher – besonders für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen.
Tipp: Smart-Home-Technologien und sprachgesteuerten Geräte helfen auch Menschen mit Behinderung und im hohen Alter dabei, ihr Leben unabhängiger zu bewältigen. Darüber lässt sich zum Beispiel das Licht noch bequemer an- und ausschalten.
15. Täglich genutzte Dinge in Griffhöhe platzieren
Das einfache Umorganisieren von häufig genutzten Gegenständen in Griffhöhe kann den Alltag von Menschen mit körperlichen Einschränkungen deutlich erleichtern und die Selbstständigkeit fördern.
So ist es zum Beispiel ratsam Geschirr und Besteck, Töpfe und Pfannen, Salz und Pfeffer, Tee und Kaffee – sowie andere täglich benutzte Utensilien und Lebensmittel – immer in greifbarer Reichweite aufzubewahren.
16. Bewegungssensoren für Licht einrichten
Im Dunkeln den Lichtschalter zu finden, ist besonders für Senior:innen und Menschen mit körperlicher Behinderung oft eine echte Herausforderung.
Mithilfe von technischen Sensoren lässt sich das Licht auch automatisch einschalten, sobald Bewegung erkannt wird. Das erleichtert nicht nur den Alltag (z.B bei nächtlichen Toilettengängen), sondern ist auch noch extrem umweltfreundlich und nachhaltig. Schließlich wird das Licht nur bei Bedarf eingeschaltet. Wenn es nicht benötigt wird, geht es automatisch aus, sodass Energie gespart wird.
17. Haltegriffe im Badezimmer anbringen
Auch Haltegriffe für ältere und behinderte Menschen funktionieren mit Saugnäpfen und erübrigen aufwendige Bohrmaßnahmen. Sie bieten Halt und Sicherheit in potenziell rutschigen Bereichen wie dem Badezimmer und sind ein einfacher und wirkungsvoller Schritt hin zum barrierefreien Wohnen.
Tipp: Auch längere Handläufe lassen sich gut nachrüsten. Sie stellen natürlich ebenfalls eine wunderbare Hilfe im Alltag älterer oder behinderter Menschen dar.
18. Teppiche entfernen
Hier habe ich jetzt mal einen Tipp für dich, der absolut gar nichts kostet! Teppiche stellen vor allem für Menschen mit Gehhilfen eine stetige Stolpergefahr dar und können je nach Dicke auch für Rollstuhlfahrer:innen problematisch werden.
Sicherheit geht immer vor Optik. Wenn du einen rutschfesten Bodenbelag hast, kannst du deinen Flokati also einfach entfernen und zum Beispiel verkaufen.
19. Stufen durch Rampe überbrücken
Umbaumaßnahmen können richtig teuer sein. Als kostengünstige Alternative zur Überbrückung von Eingangsstufen oder Schwellen dient zum Beispiel eine solche Rollstuhlrampe* mit rutschfester Oberfläche.
Sie ist wirklich ein ideales Hilfsmittel für barrierefreies Wohnen. Doch nicht nur das! Sie lässt sich sogar mitnehmen, sodass sie dir auch außerhalb des eigenen Zuhauses treue Dienste leisten und dein Leben alters- bzw. rollstuhlgerechter machen kann.
20. Lichtklingel für Hörgeschädigte integrieren
Eine Lichtklingel visualisiert akustische Signale, wie zum Beispiel den Rauchmelder oder das Klingeln an der Haustür und des Telefons. Durch diese nachrüstbare (eventuell lebensrettende) Maßnahme verpassen Menschen mit Hörschädigung seltener wichtige Benachrichtigungen.
Tipp: Die Lichtklingel funktioniert auch mit Smart-Home-Systemen und kann nicht nur älteren und behinderten Menschen, sondern auch allgemein Berufstätigen im Homeoffice oder Eltern mit Kleinkindern weiterhelfen.
Einfach barrierefrei wohnen – mit Behinderung und im Alter
Ein barrierefreies Zuhause macht nicht nur das Leben von Menschen mit körperlichen Einschränkungen unabhängiger, flexibler und besser, sondern ist auch eine Investition in die Zukunft.
Die Entscheidung für Barrierefreiheit ist dabei nicht nur ein Akt der Fürsorge für sich selbst oder geliebte Menschen, sondern ein respektvolles Zeichen von Weitsicht und Verständnis für alle Menschen in unserer Gesellschaft.
Und sie muss weder kompliziert noch teuer sein. Oft sind es wirklich schon die auf den ersten Blick unscheinbaren Veränderungen oder Hilfsmittel, die für einen anderen Menschen die Welt bedeuten.
„Hindernisse und Schwierigkeiten sind Stufen, auf denen wir in die Höhe steigen.“
Friedrich Nietzsche (mehr unter Herausforderung Zitate)
Ich hoffe sehr, dass dir die Tipps aus diesem Beitrag dabei helfen, Barrieren bei dir zu Hause abzubauen oder sie gar nicht erst entstehen zu lassen. Hast du Fragen, Anregungen oder eigene Erfahrungen mit Barrierefreiheit gemacht, die du teilen möchtest? Dann freue ich mich auf deinen Kommentar.
Bleib‘ vorausschauend und hilfsbereit,
PS: Du liebst es, Menschen zu helfen? Das ist ein großartiger Charakterzug! Wenn du magst, erfährst du jetzt im verlinkten Blogartikel, was du sonst noch für die Menschen um dich herum tun kannst.
Danke für den informativen Beitrag. Meine Großtante hat sich dazu entschieden, dass sie bald in eine Seniorenresidenz ziehen möchte. Sie freut sich über das potenziell größere Wellnessangebot und ihr ist ein gewisses Maß an Komfort sehr wichtig. Wir unterstützen sie bereits bei der Suche.
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