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Babys & Kinder vor Weichmachern schützen

Babys und Kleinkinder - Schutz vor gefährlichen Weichmachern

Das noch junge Leben vieler Babys und Kleinkinder ist bereits von Plastik geprägt, seien es der Schnuller, das Spielzeug oder die WindelnDas bedeutet leider auch: Kaum auf der Welt, kommen sie mit gefährlichen Weichmachern in Berührung, was natürlich vor allem bei einem jungen Körper starke Folgeschäden nach sich ziehen kann. Welche sind das und wie kannst du dein Kind davor schützen?

Hier noch ein kurzes Inhaltsverzeichnis für den Artikel:

Definition: Was sind Weichmacher (Phtalate)?

Wie der Name bereits vermuten lässt, sorgen Weichmacher dafür, dass Kunststoffprodukte elastischer und „weicher“ werden. Sie sind daher in zahlreichen Produkten wie Plastik, Gummi, Klebstoff, Folien, Kabeln, Lacken und Farben zu finden. Weichmacher zählen zu den meistverkauften Chemikalien auf dem Markt und sind in zahlreichen unterschiedlichen Arten erhältlich – von denen ein Großteil als umwelt- und gesundheitsschädlich ausgewiesen ist.

Dazu zählen in erster Linie die sogenannten „Phtalate“ mit einem Marktanteil von 70 Prozent. Phtalate werden vor allem bei Plastik sowie Kunststoffen eingesetzt. Laut Umweltbundesamt werden allein in Westeuropa jährlich etwa eine Million Tonnen Phtalate verarbeitet. 90 Prozent davon wandern in das sogenannte Weich-PVC, das auch in Plastikspielzeug oder anderen Produkten für Babys und Kleinkinder zu finden ist. 

Folgeschäden durch Weichmacher bei Kindern?

Einschränkungen bei der Fruchtbarkeit, Förderung von Krebs oder die Schädigung von lebenswichtigen Organen: In der Öffentlichkeit werden die angeblichen Gefahren der Weichmacher viel diskutiert. Tatsächlich werden solche gesundheitsschädlichen Wirkungen immer wieder durch Studien belegt. So wurde das einst beliebte Phtalat DEHP mittlerweile ersetzt, da es die Fortpflanzungsfähigkeit des Menschen gefährdet.

Doch damit ist das Problem nicht gelöst, denn auch andere Weichmacher bringen nachweislich Gefahren für die Gesundheit mit sich. Studien sowie Tierversuche zeugen von folgenden Risiken:

  • Veränderungen im Hormonsystem
  • Entwicklungsstörungen bei Ungeborenen
  • Schädigung der Nieren und Leber
  • Erhöhung des Krebsrisikos
  • Schädigung von Hormondrüsen wie der Hirnhangdrüse oder Schilddrüse
  • u. v. m.

Bei einem Körper, der sich noch im Wachstum befindet, sind diese Auswirkungen natürlich besonders gravierend. Hinzu kommt, dass Babys und Kinder noch stärker durch Weichmacher belastet sind als erwachsene Personen. Woran liegt das?

Weichmacher Gefahr für Babys und Kinder ist überall

Weichmacher in Babyprodukten und Kinderprodukten - welche Folgeschäden drohen?
Gefährliche Weichmacher können überall lauern | Bild: fotolia.com / Urheber: JenkoAtaman

Ein Großteil der Aufnahme von giftigen Weichmachern in den Körper findet über die Nahrung statt. Denn Phtalate werden auch in Verpackungsmaterialien eingesetzt und gehen unmittelbar in die Lebensmittel über. Sogar an die Luft wird ein Teil der Schadstoffe abgegeben, welche anschließend einfach eingeatmet werden.

Kinder nehmen die giftigen Chemikalien aber nicht nur über das Essen und die Luft auf, sondern vor allem Babys und Kleinkinder entdecken die Welt noch zu großen Teilen mit dem Mund. So gelangen Phtalate über die Schleimhäute, den Speichel und den eingeatmeten Hausstaub vermehrt in den kindlichen Körper, was sich durch erhöhte Werte von Abbauprodukten der Phtalate im Urin nachweisen lässt. Hinzu kommt, dass Kinder allein schon durch ihr Spielzeug in großem Ausmaß mit Plastik in Berührung kommen. Doch neben dem Plastikspielzeug sind auch die Verpackungen von Pflegeprodukten, Windeln, Babyflaschen, Beruhigungssauger oder Kindergeschirr durch gefährliche Weichmacher belastet.  

Inwiefern schützt das Gesetz Kinder vor Weichmachern?

Da Hersteller häufig den bequememsten, billigsten Weg gehen, finden wir immer mehr Schadstoffe in Spielzeug und Co. – Doch Gesetze helfen dabei, diesen Unsinn zu reduzieren.

Verbot von Weichmachern in Babyprodukten und Spielzeug

Um Kinder zukünftig besser vor der Belastung durch Weichmacher zu schützen, wurden im Jahr 2005 die Phtalate DBP, DEHP sowie BBP in sämtlichen Artikeln und Spielzeugen für Babys sowie Kinder auf EU-Ebene verboten, ebenso in Kosmetikprodukten. Noch strenger sind die Regelungen für Produkte, welche von den Kleinkindern in den Mund genommen werden können. Hier sind zusätzlich die Weichmacher DNOP, DINP und DIDP unzulässig.

Weiterhin dürfen betreffende Phtalate weder in Lacken, Duftstoffen und Klebstoffen noch in weiteren Gemischen enthalten sein, die zum Beispiel bei Spielzeug Anwendung finden.

Grenzwerte für Lebensmittel

Im Bereich der Lebensmittel gelten strenge Grenzwerte sowie Einsatzbeschränkungen. Letzteres bedeutet, dass Phtalate beispielsweise nicht mit fetthaltiger Nahrung für Babys und Kinder in Berührung kommen dürfen. Denn Fette oder Öle können eine Lösung der Giftstoffe fördern, sodass sie direkt in die Nahrung gelangen. 

Gefährliches PVC

Die deutsche beziehungsweise europäische Rechtslage bewegt sich durch diese Vorgaben zwar bereits in die richtige Richtung, leider reichen die bisherigen Gesetze aber längst nicht aus, um die Bürger – und damit auch Babys sowie Kinder – ausreichend vor den Gefahren durch Weichmacher zu schützen. So muss zum Beispiel PVC nicht gekennzeichnet werden, trotz seines hohen Phtalat-Gehaltes. Stattdessen sind die Verbraucher durch Bezeichnungen wie 

  • VC,
  • Vinyl oder
  • den Zahlencode 03 in einem Dreieck aus Pfeilen

als Synonyme für PVC zunehmend verunsichert. Es fehlt also an einer eindeutigen Kennzeichnung gefährlicher beziehungsweise ungefährlicher Kunststoffe. Verbraucherschützer bemängeln außerdem zu hohe Grenzwerte sowie fehlende Kontrollen. Eltern sollten sich daher beim Schutz ihrer Kinder vor Phtalaten nicht ausschließlich auf die rechtlichen Vorschriften verlassen. 

Wie können Eltern ihre Kinder vor Weichmachern schützen?

Die Verbraucherzentrale empfiehlt den Verzicht auf PVC in jeder Form. Gerade bei Spielzeug ist das leider nicht immer einfach: In Puppen, Bällen oder Wasserspielzeug sind in der Regel Phtalate enthalten. Ebenso in vielen Elektronikspielsachen oder in Spielzeug aus Kunststoff wie Plastikfiguren. Doch wie bereits erwähnt, wird der Stoff PVC nicht immer als solcher ausgewiesen. Eltern sollten deshalb auf folgende Punkte achten:

  • Hinweis „Phtalat-frei“
  • Hinweis „PVC-frei“
  • Gütesiegel „Spiel gut“

Können die Materialien der Spielsachen nicht eindeutig bestimmt werden, weil es sich zum Beispiel um ausländische Ware ohne entsprechende Angabe oder um Second-Hand-Produkte vom Flohmarkt handelt, solltest du lieber die Finger davon lassen. Aber keine Sorge, es gibt auch Alternativen: Die Kunststoffe PP, PE und ABS gelten als unbedenklich, denn sie enthalten keine Phtalate oder andere Weichmacher. 

Gefahr durch Weichmacher in Spielzeug - Tipps für einen gesunden Kauf
Auch beim Kauf von Spielzeug müssen Eltern darauf achten, dass es frei von gefährlichen Weichmachern ist | Bild: fotolia.com / Urheber: Kristin Gründler


Tipps für den „gesunden“ Kauf von Spielsachen

Prinzipiell gilt es also, sämtliches PVC-haltiges Spielzeug aus dem Kinderzimmer zu verbannen. In diesem Sinne solltest du Spielsachen, die vor dem Oktober 2001 gekauft wurden, kritisch prüfen und im Zweifelsfall entsorgen. Erst dann wurde nämlich das Verbot von belasteten Plastikspielsachen wirksam. Allerdings gilt dieses bis heute nur für Kinder unter drei Jahren.

Das bedeutet: Spielsachen, die für Kinder ab drei Jahren freigegeben sind, weisen unter Umständen eine erhöhte Phtalat-Belastung auf. Deshalb solltest du beim Kauf von Spielzeug aus Kunststoff besondere Vorsicht walten lassen und auf das Prüfsiegel GS – Geprüfte Sicherheit – achten. Denn weder das CE-Zeichen noch zahlreiche andere Label garantieren eine Schadstofffreiheit. Weitere Tipps für den Einkauf von unbedenklichem Spielzeug sind folgende:

  • Vor dem Kauf solltest du an Spielsachen wie Puppen oder Kuscheltieren riechen. Als Faustformel gilt: Was chemisch riecht, ist für Kinder nicht geeignet. 
  • Wähle lieber Markenware, über deren Inhaltsstoffe du dich ausreichend informiert hast, als billige Spielzeuge, die vielleicht sogar aus dem Ausland stammen und dadurch nicht die deutschen beziehungsweise europäischen Grenzwerte einhalten. 
  • Gerade beim Kauf im Internet solltest du daher die Herkunft der Spielwaren prüfen.

Doch nicht nur im Spielzimmer lauern Gefahren durch Weichmacher, sondern auch in Lebensmitteln, im Auto oder im Hausstaub.

Weichmacher & Phtalate im Alltag reduzieren

Um dein Kind bestmöglich vor Schadstoffen zu schützen, solltest du daher weitere Grundregeln berücksichtigen. Das betrifft einerseits den Kauf von Lebensmitteln: Diese sollten nicht in Weichplastikfolie, besser noch überhaupt nicht in Plastik verpackt sein. Alternativen wie Glasbehälter sind nicht nur gesundheits-, sondern auch umweltfreundlicher.

Andererseits werden viele Weichmacher durch die Luft eingeatmet. Deshalb solltest du im Haushalt sowie im Auto – vor allem in einem Neuwagen – regelmäßig staubwischen, staubsaugen und die Teppiche reinigen. Ebenso kann richtiges Lüften gegen die Schadstoffe helfen und Kunststoffprodukte wie Spielsachen sollten keiner direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden.

Auch der Verzicht auf PVC in Böden und Tapeten kann die Raumluft deutlich verbessern und dadurch die Gesundheitsrisiken durch Phtalate schmälern. Alles in allem kommt es also darauf an, ein gesundes Bewusstsein für Weichmacher zu entwickeln und zukünftig vorsichtiger mit dem Thema umzugehen. Das wird dir nicht nur die bessere Gesundheit deines Kindes sowie deines eigenen Körpers danken, sondern auch die Umwelt. 

Weichmacher sind eine Gefahr!

Weichmacher lauern überall und sind besonders gefährlich für Babys und Kleinkinder. Die Giftstoffe sind nicht nur im Spielzeug versteckt, sondern in tausenden von Gegenständen, die uns im Alltag begegnen. Heute hast du gelernt, was genau es mit den Weichmachern auf sich hat und wie du deine Kinder und auch dich selbst im Alltag vor Weichmachern schützen kannst.

Hast du Fragen, Anregungen oder eigene Erfahrungen mit Weichmachern gemacht? Dann schreibe mir gern einen Kommentar unter diesen Artikel.

Viele Grüße,

Mareike

PS.: Im Artikel Plastik in der Nahrungskette lernst du, wie Kunststoffe auch in unser Essen kommen. Schau‘ dich auch gern weiter im Natürliche Gesundheit Blog um.

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Christoph Schulz

Christoph Schulz

Ich bin Christoph, Umweltwissenschaftler und Autor - und setze mich hier bei CareElite gegen den Plastikmüll in der Umwelt, den Klimawandel und alle anderen großen Umweltprobleme unserer Zeit ein. Gemeinsam mit weiteren, umweltbewussten Bloggern will ich dir Tipps & Tricks für ein natürlich-gesundes, nachhaltiges Leben sowie deine persönliche Weiterentwicklung an die Hand geben.

2 Gedanken zu „Babys & Kinder vor Weichmachern schützen“

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