Ist die Buchung von Unterkünften auf der Plattform Airbnb nachhaltig? Wenn ich auf Reisen bin, liebe ich es, persönlichen Kontakt zu den Menschen vor Ort zu bekommen. Und in meiner Studentenzeit habe ich es genauso geliebt, fremden Menschen einen Schlafplatz zu bieten und ihnen Berlin zu zeigen. Doch wenn ich mir das heutige Airbnb-Angebot ansehe, frage ich mich, ob das Projekt immer noch nachhaltig ist.
Hier möchte ich dir meine Überlegungen zur Nachhaltigkeit von Airbnb vorstellen und zeigen, wie du die Webseite trotz der Kritikpunkte möglichst umwelt- und gesellschaftsfreundlich nutzen kannst.
Tipp: Wenn du dir eine Meinung gebildet hast und dich bei Airbnb anmelden möchtest, kannst du dir hier noch 34€ für deine erste Buchung sichern.
Was ist Airbnb überhaupt?
Airbnb ist eine globale Plattform, auf der jeder angemeldete Nutzer freien Wohnraum vermieten und buchen kann.
Airbnb bietet Gastgebern und Gästen viele Chancen. Zum Beispiel können Gastgeber sich ein kleines Nebeneinkommen erwirtschaften, Menschen einen Wohnraum bieten und ihnen ihren Wohnort auf ihre Art und Weise näher bringen. Gäste bekommen dadurch einen persönlichen Einblick in die Welt von Einheimischen und profitieren beispielsweise von echten Geheimtipps und nicht Massentouristen 0815-Empfehlungen.
Doch ich sehe bei dem Konzept Airbnb auch Risiken darin, dass die Grundidee zunehmend kommerzialisiert wird. Wenn viele Gastgeber ihre eigenen Wohnungen nicht mehr monatlich und langfristig an die Menschen vor Ort, sondern beinahe täglich und kurzfristig an Touristen vermieten, entstehen gesellschaftliche Probleme. Die tatsächliche Nachhaltigkeit von Airbnb ist deshalb etwas genauer zu betrachten.
Airbnb und Nachhaltigkeit
Jetzt möchte ich das Konzept Airbnb noch einmal etwas gründlicher auf Nachhaltigkeit untersuchen. Ich zeige dir einfach Mal, was ich an Airbnb für nachhaltig halte und was nicht. Hier sind erst einmal noch ein paar Facts zu Airbnb am Beispiel Berlin, um das besser einordnen zu können:
- Etwa jede 240te Wohnung in Berlin wird bei Airbnb angeboten.₁
- In Berlin werden insgesamt 34.418 Airbnb-Schlafplätze angeboten.₂
- Die zehn erfolgreichsten Airbnb Gastgeber aus Berlin vermieten zusammen ganze 281 Wohnungen.₃
Dazu ist zu sagen, dass Airbnb in Berlin mit 11.701 Unterkünften deutschlandweit die meisten Angebote führt.₄
Was an Airbnb nachhaltig ist
Es gibt gute Gründe für meine Begeisterung am Grundkonzept von Airbnb und der Vermietung von freiem Wohnraum an Menschen, die ihn benötigen. Hier ist eine kleine Zusammenstellung dazu:
- Freier Wohnraum wird genutzt: Wenn ein Wohnraum (z.B. ein WG-Zimmer) über ein Wochenende leer steht, können ihn z.B Wochenendtouristen nutzen. Ganz im Sinne der Sharing Economy.
- Persönliche Gastgeber-Gast-Ebene: Der Austausch zwischen unterschiedlichen Kulturen ist einer der größten Vorteile des nachhaltigen Reisens. Als Gast erlebst du einen Reiseort intensiver, wenn du Empfehlungen von einem vor Ort lebendem Gastgeber bekommst. Während Mitarbeiter in Hotelketten dich oft eher zu den überlaufenen Sehenswürdigkeiten lotsen.
- Zusätzliche Erlebnisangebote: Airbnb fördert vor allem lokale Erlebnisse am Reiseziel. Wenn du eine Unterkunft in Kapstadt buchst, bekommst du zum Beispiel den Tipp Paragliding auszuprobieren oder einen Kochkurs mit Einheimischen zu machen.
- Verwendung von bereits bestehenden Gütern: Sowohl die Wohnung selbst, als auch Küchenutensilien, Möbel und andere Einrichtungsgegenstände bestehen bereits und können so gemeinsam genutzt werden. Dadurch ist kein Neukauf notwendig und Ressourcen können geschont werden.
- Chancen für Gastgeber auf dem Land: Tourismus verschärft die Situation in Ballungszentren. Durch Airbnb haben auch Menschen auf dem Land eine einfache Chance, ihren meist großen Wohnraum anderen Menschen zur Verfügung zu stellen.
Hinweis: In ländlichen Orten, in denen das Angebot noch nicht so stark ausgeprägt ist, funktioniert Airbnb unter dem gesellschaftlichen Aspekt meiner Meinung nach sehr nachhaltig, da es die Menschen in der Region fördert.
Wann büßt Airbnb an Nachhaltigkeit ein?
Die Grundidee von Airbnb klingt absolut märchenhaft – und schafft so unglaublich viele Chancen für unsere Umwelt, aber besonders für unsere Gesellschaft. Hier sind jedoch einige Dinge, die dagegen sprechen, dass Airbnb nachhaltig ist:
- Airbnb und Steuern: Es ist nicht nur, dass Airbnb in Deutschland im Grunde keine steuern zahlt, sondern auch, dass private Gastgeber häufig keine Steuern zahlen. Dadurch entgehen der Gastgeber-Region natürlich erhebliche Steuereinnahmen, die durch ein lokales Hotel jedoch erzielt werden könnten.
- Touristische Zwecke statt langfristige Wohnmöglichkeit: Die Verlockung ist da, eigene Wohnungen lieber für viel Geld kurzfristig an Touristen zu vermieten, anstatt sie langfristig an Ansässige für kleinere Einnahmen zur Verfügung zu stellen. Dementsprechend ist die Grundidee von Airbnb gefährdet.
- Bildung von Monopolen: Airbnb wird immer größer – und das global. Kleine Hoteliers spüren das als erstes und sind aufgrund der hohen Nachfrage quasi dazu gezwungen auf Airbnb zu inserieren.
- Kein Nachhaltigkeitsfilter: Wenn das Angebot zunehmend kommerzialisiert wird, wäre ein Filter für besonders nachhaltige Unterkünfte sicher hilfreich. Doch aktuell (Stand 06.02.2020) bietet Airbnb diesen Filter (noch) nicht an.
Wie du Airbnb auch jetzt nachhaltig nutzen kannst
Ein paar Sorgenfalten habe ich also schon, wenn ich an die Nachhaltigkeit von Airbnb denke. Wenn der Grundgedanke auf der gemeinsamen Nutzung von Unterkünften und authentischen, persönlichen Erlebnissen vor Ort erhalten bleiben soll, muss Airbnb jetzt gegensteuern. Doch auch als Gastgeber und als Gast hast du mit den folgenden Tipps die Chance, das Angebot des Unternehmens für mehr Nachhaltigkeit zu nutzen.
Als Gastgeber
- Kein Einweg-Quatsch: Der Zero Waste Lebensstil sollte sich natürlich auch auf dein Verhalten als Gastgeber auswirken. Verzichte deshalb auf Einweg-Plastikbecher oder anderen Wegwerfkram für deine Gäste.
- Vermiete persönlich und nicht automatisiert: Die Verlockung ist groß, mit Airbnb Geld zu verdienen. Doch bitte bewahre die Grundidee der Gründung von Airbnb und mache den Aufenthalt zu einem persönlichen Erlebnis für deine Gäste.
- Wohnraum vermieten, wenn du nicht da bist: Menschen suchen händeringend eine Unterkunft – und deine Wohnung steht sowieso leer? Dann kannst du sie auch für ein Wochenende an andere vermieten. So habe ich das zumindest immer bei meinem alten WG-Zimmer gemacht.
- Gewinne versteuern: Wenn du als Gastgeber auftrittst, machst du im Regelfall auch Gewinne. Wenn dein gesamtes zu versteuerndes Einkommen über dem Grundfreibetrag (im Jahr 2019 für Ledige 9.168€ und für 18.339€ für Verheiratete) bist du steuerpflichtig. Führe diese Einnahmen ab, um das Wachstum deiner Region zu fördern. Werbungskosten wie z.B. für die Reinigung, kannst du dann ja auch noch absetzen.
Als Gast
- Nur Unterkünfte von Anbietern mit einem Inserat buchen: Achte darauf, dass dein Gastgeber nicht noch zehn andere Wohnungen inseriert hat. Denn dann nutzt er die Chancen von Airbnb vermutlich leider nicht nachhaltig, sondern kommerziell.
- Bewusst nach grünen Unterkünften suchen: Auch ohne Nachhaltigkeits-Kategorie bei Airbnb kannst grüne Unterkünfte finden. Achte einfach etwas genauer auf die Beschreibungstexte und suche mit „Strg + F“ oder „Cmd + F“ gezielt nach Schlagworten wie „nachhaltig“ oder „umweltfreundlich“.
- Airbnb auf Nachhaltigkeit hinweisen: Es muss nicht immer gleich ein Shitstorm sein! Aber mit einer einfachen Mail an Airbnb kannst du das Unternehmen schon verdeutlichen, dass du dir eine Kategorie für besonders nachhaltige Unterkünfte wünschst. Je mehr Menschen das tun, umso schneller wird sie auch eingeführt!
- Empfehle nachhaltige Gastgeber weiter: Wenn du eine tolle Unterkunft und einen umweltfreundlichen Gastgeber gefunden hast, kannst das natürlich Freunden und auch Communities bei Facebook oder in Airbnb-Foren weitererzählen. Auch das bewirkt positive Veränderung.
Hinweis: Um den Nachhaltigkeitsgedanken von Airbnb zu erhalten, wurde von einem finnischen Unternehmen zum Beispiel das Projekt zerobnb.com entwickelt. Dort werden dir automatisch besonders nachhaltige Unterkünfte in Finnland angezeigt. Mit solchen Webseiten soll Airbnb dazu motiviert werden, eine eigene Kategorie für nachhaltige Unterkünfte bereitzustellen.
Anmeldung
Wenn du Lust hast, reisenden Menschen eine Unterkunft zu bieten oder selbst gerne Gast bei anderen wärst, dann kannst du das bei den folgenden Anlaufstellen auf Airbnb.de tun:
- Gastgeber: Wenn du andere Gäste in deinem zu Hause hosten möchtest, kannst du dich hier als Gastgeber anmelden. (23€ Gutschrift für dein erstes Inserat)
- Reisender: Wenn du an deinen Reisezielen in persönlichen Unterkünfte wohnen willst, kannst du dich hier als Gast registrieren. (34€ Rabatt für deine erste Reise)
Ist das Buchen von Airbnb-Unterkünften jetzt nachhaltig, oder nicht?
Die beiden großen, nachhaltigen Vorteile von Airbnb für Umwelt und Gesellschaft sind die Nutzung schon vorhandener Güter, der einfache, globale Austausch zwischen unterschiedlichen Kulturen und die Unterstützung der Menschen vor Ort. Sobald der Fokus eines Gastgebers aber auf Profitmaximierung umschwenkt, verliert sich die Nachhaltigkeit von Airbnb. So wird aus der Grundidee der Nutzung von „freiem Wohnraum“ schnell eine klassische „Unterkunft“.
Als Gast solltest du darauf achten, nur bei Anbietern zu buchen, die nicht massenhaft Unterkünfte inserieren. Suche stattdessen ganz gezielt nach grünen Unterkünften. Auf diese Weise hast du auch schon deutlich bessere Chancen auf ein sehr persönliches Gast-Gastgeber-Erlebnis vor Ort. Damit Airbnb schleunigst eine Kategorie für nachhaltige Unterkünfte einführt, kannst du das Unternehmen beispielsweise mit einer kurzen E-Mail pushen.
Welche Erfahrungen hast du mit der Nachhaltigkeit von Airbnb gemacht – und wie stehst du generell dazu? Ich freue mich auf deinen Kommentar.
PS.: Schaue dich gerne auch im Naturreise Deutschland Blog um. Dort lade ich ständig neue Erfahrungen aus Deutschlands Natur hoch – denn auch hier kann man ohne lange Anfahrtswege viel erleben. 🙂
Quellenangaben:
₁,₂,₃,₄ J. Parnow, L. Vogel, A. Skowronnek: Airbnb VS Berlin, abrufbar unter http://www.airbnbvsberlin.de. [05.02.2020].