Ist veganer Fleischersatz ungesund? Wenn du eine klare Antwort auf diese Frage suchst, bist du hier genau richtig! Unter Fleischersatz versteht man pflanzliche Lebensmittel, die Fleischerzeugnisse wie Schnitzel, Steaks oder Bratwürstchen geschmacklich, nährwerttechnisch, optisch und haptisch imitieren, ohne aus Tierfleisch zu bestehen. Sie helfen zum Beispiel beim Umstieg vom Fleischesser zum Veganer oder Vegetarier – und dabei, die Nachteile von tierischen Fleischprodukten zu eliminieren.
Doch sind Fleischersatz-Produkte auch wirklich gesund? Man hört ja schließlich immer wieder, dass „vegane Fleischalternativen auch nicht gesünder seien“. In diesem Artikel möchte ich dir jetzt deshalb alles Wissenswerte rund um die gesundheitlichen Aspekte von pflanzlichem Fleischersatz erläutern. Auf geht's!
Fragwürdige ÖKO-TEST-Studie stellt Fleischersatz als bedenklich und ungesund dar
Eine Untersuchung des Verbrauchermagazins ÖKO-TEST, die in der Juni-Ausgabe 2016 veröffentlicht wurde, resultierte in der viralen Schlagzeile „ÖKO-TEST warnt vor Fleischersatzprodukten“. Die Begründung dieser Erkenntnis ist jedoch sehr fragwürdig.
Kritisiert werden vor allem die der hohe Fettanteil, der Salzgehalt und die Würze, die unauffällige Kennzeichnung, festgestellte Mineralölrückstände, der Beitrag zur Regenwaldrodung, die Verwendung von Gensoja und gewählte Zusatzstoffe.₁ Dazu folgt meinerseits jeweils ein kurzer Kommentar.
Hoher Fett – und Salzanteil
ÖKO-TEST stellte fest, dass Ersatzprodukte oft fettärmer und in manchen Fällen ähnlich fettreich waren, wie Fleischprodukte. Das spricht schon einmal eher für die Ersatzprodukte. In manchen von ihnen wurden mehr als 2 Gramm Salz entdeckt, weshalb sie als gesundheitlich bedenklich eingestuft wurden. Fleisch- und auch Käseprodukte enthalten jedoch im Regelfall wesentlich mehr als 2 Gramm Salz.
Unauffällige Kennzeichnung
Hierbei geht es nicht um gesundheitliche, sondern um designtechnische Aspekte, die die Verpackung betreffen. Dem Verbrauchermagazin waren die Worte „vegetarisch“ und „vegan“ schlichtweg zu klein, sodass Verbraucher hin und wieder „aus Versehen“ zu pflanzlichen Alternativen greifen könnten. Dieser Test-Aspekt spricht eher für die Voreingenommenheit der Verantwortlichen der Untersuchung.
Regenwaldrodung
ÖKO-TEST begründete die Warnung vor Fleischersatzprodukten auch damit, dass für Sojaerzeugnisse Regenwald abgeholzt wird. Der wesentliche Antreiber der Regenwaldrodung ist jedoch der Anbau von Soja als Tierfutter für die Erzeugung von Fleischwaren. Sojaprodukte, die wir in Deutschland direkt konsumieren, stammen im Regelfall jedoch aus EU-Ländern. Abgesehen davon, handelt es sich hierbei nicht um einen Aspekt, der sich zur direkten, gesundheitlichen Bewertung von Fleischersatzprodukten eignet.
Mineralölrückstände
Das Testergebnis lässt die Vermutung zu, dass die in manchen Ersatzprodukten entdeckten Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH) ausschließlich ein Problem veganer Fleischalternativen sind. Doch da die Rückstände aus dem Verpackungsmaterial resultieren, wurden sie bereits auch bei tierischen Grillwürstchen und anderen Lebensmitteln festgestellt.₂
Zusatzstoffe
Auch die beinhalteten pflanzlichen Farbstoffe und Verdickungsmittel vieler Ersatzprodukte wurden in den Testergebnissen kritisiert. Gesundheitlich bedenklich sind jedoch vielmehr die Zusätze bei Fleischwaren, wie zum Beispiel Nitrit und Glutamat.
Gensoja
Das Magazin stellte des Weiteren Gensoja-Verunreinigungen in manchen der untersuchten, vegan-vegetarischen Ersatzprodukte fest. Diese sind darauf zurückzuführen, dass heutzutage so viel genmanipuliertes Soja produziert wird, dass beim Anbau, sowie durch Transporte und bei der Lagerung geringere Verunreinigungen im Grunde unvermeidbar sind. Dafür sind schlussendlich weniger die Hersteller von Ersatzprodukten, sondern vielmehr die Hersteller von genmanipuliertem Soja für die Erzeugung tierischer Lebensmittel aus der Massentierhaltung verantwortlich.
Konsum von tierischem Fleisch gesundheitlich wesentlich bedenklicher
Vor bedenklichen Inhaltsstoffen zu warnen, ist wichtig! In der Untersuchung von ÖKO-TEST wird jedoch schlichtweg das zu vergleichende Kernprodukt ignoriert, das der vegane Fleischersatz ersetzen soll: echtes Fleisch von Tieren. Im Anschluss lassen sich die kritikwürdigen Eigenschaften der pflanzlichen Fleischalternativen natürlich sehr einfach als ungesund und bedenklich darstellen.
Der Konsum von Tierfleisch ist tatsächlich hinsichtlich aller betrachteten Aspekte gesundheitlich bedenklich. Deshalb müsste vielmehr vor Fleischerzeugnissen gewarnt werden. So warnt vor allem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits seit Jahren, dass der Konsum roter und verarbeiteter Fleischprodukte die Bildung von Krebszellen fördert.₃
Darum ist pflanzlicher Fleischersatz im Regelfall gesünder als Fleisch
Die Hersteller sind nicht automatisch „Gut-Menschen“, nur weil sie tierleidsfreie Lebensmittel produzieren. Ja, auch vegane und vegetarische Fleischersatz-Produkte wie Soja-Schnitzel oder Gyros auf Erbsenprotein-Basis sind verarbeitete Lebensmittel, die oft künstliche Zusatzstoffe enthalten, sowie salz-, fett-und kalorienreich sein können. Viel Konjunktiv. Es lässt sich daher nicht pauschal behaupten, dass Fleischersatz ungesund ist.
Eindeutig und klar ist jedoch, dass Fleischersatz in der Regel gesünder ist, als „echtes“ Fleisch. Lebensmittel tierischen Ursprungs sind ebenfalls verarbeitete Produkte, die noch reicher an ungesunden Fetten, Salzen und Zusatzstoffen sind. Sie können ebenfalls Mineralöl- und zudem auch noch Antibiotika-, Kot- und Urinrückstände vorweisen.
Dennoch bedeutet vegan nicht automatisch gesund, weshalb du als Konsument immer noch einmal genau auf die Zutaten-Liste des jeweiligen Produktes schauen solltest. Eine ausgewogene, pflanzliche Ernährungsweise ist schlussendlich einer der wichtigsten Bausteine einer gesunden Lebensweise.
Tipp: Ich habe typische Vorteile gegenüber veganen Ersatzprodukten geprüft und widerlegt. Schau dir also auch den verlinkten Artikel dazu unbedingt einmal an.
Der Gesundheit (der Umwelt und den Tieren) zuliebe: Lieber veganer Fleischersatz, als Fleisch
Immer mehr Menschen hören auf, Fleisch zu essen. Nicht, weil sie den Geschmack nicht mögen, sondern weil ihnen der Appetit aus ethischen, ökologischen oder eben gesundheitlichen Gründen vergangen ist. Pflanzlicher Fleischersatz eliminiert die Nachteile von tierischen Fleischerzeugnissen – und ermöglicht es, dennoch nicht auf den geliebten Fleischgeschmack verzichten zu müssen. Er lässt uns persönlich gesünder leben – und fördert schlussendlich auch die Gesundheit unseres Planeten, unzähliger Tiere und anderer Menschen.
Ersatzprodukte mit Bedacht und in Maßen zu genießen, ist gesundheitlich unbedenklich – und definitiv gesünder als der Konsum von Fleisch. Die Lust auf den Geschmack von Fleisch ist eine Sucht oder Angewohnheit, die sich glücklicherweise in der pflanzlichen Küche besonders leicht ablegen und durch neue Gewohnheiten ersetzen lässt. Hast du Fragen, Tipps oder Anregungen? Dann freue ich ich auf deinen Kommentar!
Bleib‘ gesund,
PS.: Wie schafft man es, vegan zu leben oder grundsätzlich weniger Fleisch zu essen? In den verlinkten Artikel erhältst du jetzt wertvolle Tipps. Viel Erfolg bei der Umsetzung!
Quellenangaben:
₁ Carina Rehberg: Fleischersatz ist gesünder als Fleisch (Stand: 28.04.2022), abrufbar unter https://www.zentrum-der-gesundheit.de/ernaehrung/lebensmittel/fleischersatz-uebersicht/fleischersatz. [18.05.2022].
₂ Deutscher Bundestag: Gesundheitsgefährdende Mineralöle in Lebensmitteln, Drucksache 18/12250 vom 05.05.2017, abrufbar unter https://dserver.bundestag.de/btd/18/122/1812250.pdf. [18.05.2022].
₃ WHO (2015): Cancer: Carcinogenicity of the consumption of red meat and processed meat, abrufbar unter https://www.who.int/news-room/questions-and-answers/item/cancer-carcinogenicity-of-the-consumption-of-red-meat-and-processed-meat. [18.05.2022].
Wie sagte mein Vater immer schon zu mir: „die Dosis macht das Gift“. Das stimmt in den allermeisten Fällen. 😉 Danke für Deinen Beitrag, Christoph: ich empfehle ihn unseren Fans und Followern sehr gerne weiter.
Beste Grüße,
Eddy
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