Kennst du schon windelfrei? Das ist ganz einfach erklärt – Babys wickeln ohne Windeln. Wie du mit deinem Baby windelfrei und gesund lebst und welche Erfahrungen ich mit dem Wickeln ohne Windeln gemacht habe, zeige ich dir in diesem Artikel.
„Ohne Windeln? Dein Baby trägt keine Windeln? Spinnst du?“
„Ist ja eklig, bei mir geht nur mit Windeln, ich mag es nämlich gerne sauber.“
„Also, von erzwungenem Töpfchentraining halte ich ja gar nichts. Das muss vom Kind ausgehen.“
Das sind nur einige der wenigen entsetzten Kommentare, die mir um die Ohren fliegen, wenn ich erwähne, dass wir mit unserem Baby windelfrei leben. Übrigens sind das noch die entsetzten Kommentare der netten Sorte. Warum windelfrei dennoch eine großartige, plastikfreie Alternative ist, zeige ich dir jetzt.
Warum überhaupt windelfrei?
Ich möchte dir hier meine windelfrei Erfahrungen schildern. Schon lange bevor mein Eisbärbaby unterwegs war, stand für uns fest, dass wir auf keinen Fall herkömmliche Wegwerfwindeln benutzen möchten. Um nicht noch mehr Müll zu produzieren. Gerade jetzt, wo in China der Trend zur Wegwerfwindel geht. Ich begab mich also auf die Suche nach Stoffwindeln, ganz im Sinne des Zero Waste Lebensstils. Ganz schön kompliziert, so viele verschiedene Systeme. Auf irgendeinem Blog stolperte ich dann über den Begriff windelfrei, der für das Baby Wickeln ohne Windeln steht. Kein Müll und keine Berge an Wäsche – die perfekte Lösung.
So funktioniert windelfrei
Auch mit dem kleinsten Baby kann man ohne Windeln leben, denn jedes noch so klitzekleine Neugeborene kommt auf die Welt und kommuniziert. Genau so, wie es signalisiert, dass es Hunger hat oder müde ist, macht es deutlich, wann es mal muss. Jedes Baby sendet seine Signale. Die sind ganz verschieden. Es wird auf einmal unruhig, windet sich auf dem Arm, meckert… Vielleicht weigert es sich, in die Trage gesteckt zu werden oder in den Autositz. Vielleicht weint es, weil es sich unwohl fühlt. Du bist für dein Baby da, wenn es hungrig ist, also bist du auch für es da, wenn es mal muss. Unser Baby wurde meist schrecklich unruhig. Es war unübersehbar, dass es sich unwohl fühlte. Dann brachten wir es „auf die Toilette“. In Anführungszeichen deshalb, weil ein Neugeborenes natürlich nicht auf die Toilette kann. Dafür gibt es spezielle sogenannte Asiatöpfchen, über denen du dein Baby abhalten kannst. Andere benutzen ganz einfach alte Tupperschüsseln.
Du kannst dein Baby auch über dem Waschbecken, der Dusche, Badewanne oder sonstwo abhalten. Wenn es größer wird, durchaus auch über der Toilette. Wenn es sitzen kann, kannst du das Töpfchen nutzen. Es gibt sogar biologisch abbaubare Töpfchen, mein Geheimtipp! Jedes Mal, wenn du dein Baby abhältst, machst du einen Schlüssellaut, um zu signalisieren, dass es jetzt darf. Das kann ein Geräusch sein, aber auch ein Wort wie z.B. „Pipi“.
Soweit die Theorie zum Thema windelfrei.
Windelfrei Erfahrungen: So lief es bei uns
Sobald wir aus dem Krankenhaus zurück kamen, fingen wir an, das Baby abzuhalten.
Zunächst in den sogenannten Standardsituationen: Nach dem Aufwachen, nach dem Trinken, vorm Schlafengehen. So landete das große Geschäft schon ab dem zweiten Tag zuverlässig morgens im Töpfchen.
Wir lebten also im Grunde genommen von Anfang an ohne Windeln und waren super zufrieden damit.
Natürlich musste unser Baby deutlich mehr Pipi. Ein Neugeborenes pinkelt sogar richtig oft. Da konnte es schon passieren, dass man es alle 15 Minuten abhielt. Dann war auch mal wieder eine Stunde nichts.
Im Nachhinein kommt mir alles richtig einfach und locker vor. Zum Glück hab ich in der Zeit Tagebuch geführt und notiert, wie das mit dem windelfrei so lief – für ein bisschen Objektivität in der Erinnerung. 🙂
Tatsächlich hatten wir von Anfang an immer wieder Tage, an denen mein Eisbärchen komplett trocken blieb. Weil es uns signalisiert hat, wir es rechtzeitig erkannten und reagieren konnten. Andre Tage liefen mies: Wir erkannten einfach nicht, was der kleine Schatz von uns wollte oder der kleine Schatz gab uns keine Möglichkeit, zu reagieren.
Sauber war es bei uns aber trotzdem.
Windelfrei ist eine Frage der richtigen Ausstattung
Wo das Baby schlief, spielte oder chillte, legten wir solche waschbaren Inkontinenzunterlagen drunter. So ging nix daneben, auch wenn ja eigentlich etwas daneben ging. Die Unterlagen wuschen und trockneten wir im Wechsel.
Zudem nutzten wir diese Spucktücher aus Baumwolle. Wir nutzen sie immer noch. Sie dienen in einer einfachen Wollstoffwindel als Saugeinlage. So bleiben die Hosen trocken.
Außerdem benutzen wir in den warmen Monaten Unterhöschen und Trainingsunterhöschen. Oder auch mal gar nichts, weil es warm ist. In den kalten Monaten trägt unser Baby eigentlich immer die Stoffi mit dem Spucktuch, weil es mir einfach zu kalt für nix ist. Oder zum Nasswerden.
Was windelfrei nicht ist
Windelfrei hat eigentlich nichts mit dem klassischen Töpfchentraining bzw Sauberwerden zu tun.
Stattdessen gehst du einfach davon aus, dass dein Baby weiß, dass es muss. Dass es sich nicht einnässen (oder schlimmer) will, weil: Willst du in deinen eigenen Ausscheidungen liegen? Warum sollte es dann ein Baby wollen?
Windelfrei heißt also auch nicht, dass dein Baby sich den ganzen Tag lustig einsaut, im Gegenteil. Du achtest auf seine Bedürfnisse und hilfst ihm, denen nachzugehen.
Bis unser Baby anfing zu krabbeln, hatten wir ungelogen kein einziges Kacka, das danebenging. Dann kam der klassische Krabbel-Streik. Selbst der war aber nach 2 Wochen wieder vorbei.
Du kannst mir glauben: Mann, waren diese 2 Wochen frustrierend! Wir hielten uns an die Ratgeber und lächelten, wischten, wuschen. Dann war diese Phase vorbei, so schnell sie begonnen hatte. Windelfrei funktioniert!
Mit 8 Monaten komplett ohne Windel unterwegs
Der Sommer begünstigte diese tolle Entwicklung, denn warme Temperaturen sind echt hilfreich. Man muss dem Baby weniger anziehen, es kann leichter halten, es ist alles angenehmer.
Ich konnte also ohne Windel ins Babyschwimmen und wieder nach Hause fahren. Die Blicke der anderen Mamas, wenn ich meinem Baby einfach eine Hose anzog, waren Gold wert. 😉
Im Urlaub in Südfrankreich waren wir wochenlang ohne auch nur ein einziges nasses Spucktuch unterwegs. Bei Spaziergängen oder Ausflügen konnten wir unser Eisbärchen dank der warmen Temperaturen super im Freien abhalten. Supermarktparkplätze funktionierten auch hervorragend, im Restaurant nutzten wir den Waschraum. Nachts lief es ebenfalls wunderbar. Unser Baby ging um 9 ins Bett, meldete sich um elf, weil es pinkeln musste und schlief dann bis zum nächsten Morgen selig.
Die gute Phase hielt solange an, bis wir wieder nach Deutschland zurückkehrten und es kalt wurde.
Vom Sommer in den Herbst und den Schnee
Zuerst verwöhnte uns ein Goldener Herbst. Ohne Windeln verbrachten wir unsere Nachmittage auf den Spielplätzen des Dorfes. Ich lernte, skeptische Blicke zu ignorieren und dumme Kommentare weg zu lächeln. Je nach Stimmung bot ich eine Diskussion über den Nutzen von Wegwerfwindeln an.
Einer Freundin, die ebenfalls windelfrei praktiziert, ist es immer noch ziemlich peinlich, ihr Baby außer Haus abzuhalten. Typsache! Ich kann sie verstehen, aber: Ich halte ja nichts davon, Wegwerfwindeln zu benutzen und binde das den Leuten auch nicht ständig auf die Nase. Also ist es mir völlig egal, was sie von uns denken.
Als es richtig kalt wurde, hielten wir natürlich nicht mehr draußen ab. Wir wollen ja nicht, dass unser Baby deshalb noch krank wird! Da überraschte es uns wieder und hält jetzt einfach an, wenn wir unterwegs sind.
Die Vorteile von Windelfrei
Klar: Ihr produziert so gut wie gar keinen Müll. Vom Toilettenpapier mal abgesehen. Schon ein ziemlich wichtiger Punkt, wie ich finde. Dazu kommen aber jede Menge anderer Vorteile.
Unser Baby hatte niemals auch nur ansatzweise einen roten Popo. Wir sparten jede Menge an diversen Cremes und Feuchttüchern. Auch in anderer Hinsicht hatte unser Baby nie Probleme ohne Windeln: Es hatte niemals Blähungen. Du weißt schon, diese schrecklichen Dreimonatskoliken zum Beispiel. Dadurch, dass es sich immer erleichtern konnte, ohne in seinem Dreck zu liegen, konnte es das auch ohne Hemmungen tun und dem Bäuchlein ging es immer gut.
Es heißt auch, dass Babys, die ohne Windeln leben, allgemein zufriedener sind und weniger quengeln. Sie müssen ja nicht meckern, wenn du auf ALL ihre Bedürfnisse eingehst. In unserem Fall traf das zu, wir haben das glücklichste Baby aller Zeiten durch windelfrei. 🙂
Warum du ganz einfach mit deinem Baby ohne Windeln leben kannst
Wenn du windelfrei praktizierst, bist du bereit, auf sämtliche Bedürfnisse deines Babies einzugehen. Du lässt dich auf seine Art der Kommunikation ein und gehst davon aus, dass dein Baby durchaus in der Lage ist, seine Ausscheidungen zu kontrollieren. Neben der richtigen Einstellung brauchst du etwas an Ausstattung, ich empfehle vor allem Spucktücher! Inkontinenzunterlagen sind auch super, gerade, bevor das Baby mobil wird. Windelfrei zu leben bedeutet nicht mehr Arbeit. Statt Umziehen, Wickeln, Saubermachen hältst du dein Baby eben ab. Beides benötigt Zeit. Du musst dein Baby auch nicht 24/7 beobachten, damit du bloß kein Pipi verpasst. Kannst du auch gar nicht. Tut weder dir gut noch dem Baby. Mein Baby legte immer großen Wert auf seine Spielzeit alleine und trotzdem funktionierten wir wunderbar. Sogar ganz kleine Babies sind in der Lage, dir Bescheid zu sagen. Du musst dich nur darauf einlassen.
Wenn du jetzt noch nicht von windelfrei überzeugt bist, betrachte es einmal andersrum:
- Warum solltest du jede Menge Geld für Windeln ausgeben, die du wegwirfst? Dann kannst du das Geld gleich so in die Mülltonne werfen.
- Warum solltest du deinem Baby beibringen, sich in einer Windel zu erleichtern, um es ihm später wieder abzugewöhnen? (Denn ich glaube wirklich, dass niemand auf die Welt kommt, und in eine Windel machen will. Ist doch eklig…!)
Windelfrei – Eine plastikfreie Alternative?
Ich hoffe, dass dir meine windelfrei Erfahrungen ein bisschen Inspiration gegeben haben. Windelfrei ist eine großartige Alternative, dein Baby ohne Windeln und damit müllfrei großzuziehen. An den Stränden dieser Welt finden wir unendlich viele Windeln, die etwa 450 Jahre im Meer treiben, bis sie sich in kleinere Bestandteile wie Mikroplastik zersetzt haben. Wie du siehst, hat die windelfreie Erziehung eine Menge Vorteile, du musst nur offen für einen neuen Weg sein und dann wirst die Vorzüge zu schätzen lernen. Wenn du mehr von mir erfahren möchtest, besuche mich gern auf meinem Blog Wir sind keine Superhelden, auf dem ich für Selbstständige & Leute, die nach längerer Abwesenheit wieder nach Deutschland zurückkehren Hilfestellungen gebe.
Wie siehst du das Thema windelfrei? Kannst du dir vorstellen, windelfrei zu leben? Oder tust du es bereits? Hast du Fragen, Anregungen oder persönliche Erfahrungen zum Thema windelfrei, die du teilen möchtest? Dann schreibe mir gern einen Kommentar unter diesen Beitrag.
Liebe Grüße,
Anne
PS.: Im Artikel Plastikfrei leben bekommst du eine Menge weiterer Tipps zur Müllvermeidung!
Nicht alles funktioniert mit jedem Baby! Manche schlafen durch, andere nicht, manche schreien, andere kaum, manche kommunizieren deutlich, manche nicht… Ich denke, es gibt keine Patentlösung und man sollte weder den einen noch den anderen Weg verurteilen.
Hi Lisa,
das denken wir auch. Doch der Versuch, zumindest auf Stoffwindeln umzusteigen, ist es allemal wert 🙂
Beste Grüße
Christoph
Hallo Christoph,
Auch Stoffwindeln sind nicht für jedes Kind praktikabel. Beim ersten Kind (windelfrei hatte ich damals noch nie gehört, war aber glaub vor 12 Jahren auch kaum um Gespräch), war ich voller Elan, wollte unbedingt Stoffwindeln benutzen. Allerdings hatte der Sohnemann dadurch ständig Pilze in der Intimgegend und am Poppes. So bin ich schweren Herzens auf Plastikwindeln umgestiegen – der Pilz kam nie wieder.
Bei den beiden folgenden Kindern hab ich es gar nicht erst versucht, die Windeln waren längst zu Putztüchern geworden und die noch schöneren wurden als Kuschel- und Sabbertücher eingefärbt.
So sehr mich der viele Müll und das Wissen, wie unangenehm das Plastikzeug auf der Haut ist (Wer als Frau schonmal Plastik binden benutzt hat, kann das sehr gut nachvollziehen) – ich hatte Angst, dass die Kiddies durch ständigen Pilz leiden. Und man will ja nicht alle 30 Minuten die Windel wechseln…
Aber ne Bekannte von uns mit mehreren Kindern, macht windelfrei – und da klappt es wunderbar 🙂 wenn ich noch ein Kind wollte, würde ich das auch ausprobieren!
Hallo zusammen,
eure Berichte sind mega spannend. Ich setze mich schon seit ein paar Monaten mit dem Thema auseinander und meine Tochter ist nun einen Monat alt. Ehrlich gesagt, war ich anfangs gleich ein wenig überfordert mit allem. Da ist in der ersten Woche das Thema „windelfrei“ untergegangen.
Ich habe aber immer beobachtet, was meine Tochter für Zeichen macht und wie voll die Windel danach war. Als sie genau 1 Woche alt war, machte sie dann das erste Pipi aufs Töpfchen. Es folgten 3 Tage, in denen wir keine Windel wechsel mussten, da jedes Geschäftchen ins Töpfchen ging. Dann folgten aber mehrere Tage, in denen sie jedes Mal entweder schon vorher oder gleich nachher in die Windel machte. Jetzt kommt noch hinzu, dass sie sehr viel Stuhlgang hat. Weil sie momentan sehr viel anhat und gleichzeitig sehr viel Pipi und Kacka macht, ist das abhalten gerade sehr stressig… und die Kleine beginnt auch immer wieder zu weinen, wenn wir sie mal fälschlicherweise abhalten.
Ich bin hin und her gerissen. Die windelfrei Methode ist für mich eigentlich genau das, was natürlich und ökologisch richtig wäre. Nur im Moment geht mehr in die Windel als ins Töpfchen. Ausserdem haben wir nicht so viele Kleider, wie wir im Moment noch „Unfälle“ haben.
Wir praktizieren momentan also eine Mischung aus abhalten, Stoffwindeln und Pampers. Denn auch bei den Stoffwindeln haben wir gemerkt, dass wir meeega viel waschen und dass wohl der ökologische Aufwand auch da nicht wirklich geringer ist als mit Wegwerfwindeln. 🙁 Völlig zufrieden bin ich aber nicht damit. Ich hoffe wirklich, dass wir das windelfrei noch hinbekommen.
Vielleicht hat ja jemand noch einen Tip für mich?
Ah ja, die Zeichen sind gerade schwierig zu deuten. Meine Tochter macht dieselben Geräusche, kurz bevor ein Furz (mit Material) kommt, wie kurz bevor sie Bäucherchen macht und spuckt. Also ist auch da die Chance gross, dass ich sie abhalte und sie dann einfach nur spucken muss…
Danke für eure wichtigen Beiträge. Ich bin gespannt, was ihr mir ratet.
Liebe Grüsse
Nadja
Hi Nadja, entschuldige meine späte und leider nicht hilfreiche Antwort. Ich bin selbst noch nicht in der Situation Vater zu sein und schlage vor, erst einmal auf Antworten der Experten zu diesem Thema zu warten 🙂
Ich wünsche euch ein tolles neues Jahr!
Viele Grüße, Christoph
Hallo 🙂
ich bin leider erst jetzt auf „windelfrei“ gestoßen. Sehr schade, denn nun lebt meine Maus seit knapp elf Monaten mit Windeln und ich habe versäumt, ihre Signale kennen zu lernen. Habt ihr Tipps für mich, wie wir am jetzt besten starten können?
Vielen Dank und herzliche Grüße
Sabrina
Hallo Christoph,
danke für Deine lieben Wünsche.
Beim nochmaligen Durchlesen habe ich gemerkt, dass etwas wesentliches fehlt. Laut Kinderarzt sollen Kinder ihre Blase und Darm erst mit 3 Jahren kontrollieren können. Wenn die Kinder früher so lange gebraucht hätten, dann hätten die Mütter mehrere Wickelkinder auf einmal gehabt. So viel Zeit konnten die Mütter selten aufbringen, Windeln und versaute Kleidung zu waschen, da es ja früher auch keine Waschmaschinen gab. Meine Mutter wusch 1 x im Monat in der Waschküche mit Holzherd und von Hand, meine Oma früher im Fluss, später im Sommer im eigenen Garten in Blechwannen. Ein Hoch auf die Waschmaschine. Noch heute habe ich ein außergewöhnlich gutes Verhältnis zu meinen Kindern.
Es grüßt Euch herzlich aus dem schönen Oberkirch
Eveline
Hallo Anne,
was für ein toller Artikel. Warum haben wir diese Intuition verloren?
Früher hatten die Mütter kaum Zeit für ihre Kinder in Anbetracht der Arbeit, die sie verrichten mussten, um mit den damaligen Gerätschaften ohne Strom und ohne Fertigprodukten die ganze Familie zu ernähren? Natürlich waren es früher Großfamilien mit eingeteilten Aufgaben. Da war immer mal eine Schwester, Tante, Oma, Mutter, große Tochter oder Schwiegermutter, die sich um die vielen Kinderlein kümmerten, die jedes Jahr kamen und die Mutter sich erholen musste. In meinem Stammbaum gab es Familien bis zu 23 Kinder von einer Ehefrau. Das sind Verhältnisse, wie sie heute nicht mehr vorkommen. Mein Großonkel erzählte mir einmal, dass er, sobald er laufen konnte, ein Kleidchen angezogen bekam – mit nichts darunter. Die Kinder waren in der warmen Jahreszeit immer draußen – auf den ungeteerten Straßen, wo es nicht drauf ankam, ob sie pinkeln mussten. Zumal jedes Haus seinen Misthaufen hatte und oft Pferdeäpfel auf den Straßen lagen. Zum Glück sind diese Zeiten vorbei.
Aber ich hatte auch ein einschneidendes Erlebnis, als meine Tochter ein gutes Jahr alt war. Wir besuchten damals die Verwandtschaft in der DDR, die mangels Pampers ihre Kinder in Stoff und einer Kunststoff-Folie einwickelten. Die Freude über unseren Besuch war groß, so dass sich bei meinem Cousin auch alle seine Schwestern mit ihren Kindern einfanden. Es waren sechs Kinder aus einem Jahrgang. Auf einmal waren alle in einem Zimmer verschwunden (nicht Badezimmer, das war außerhalb der Wohnung). Ich fand die fünf DDR-Kinder in Reih und Glied nebeneinander auf ihren Töpfchen sitzen, während die Mütter sich unterhielten. Als unsere kleine Maus das sah, wollte sie sich dazusetzen. Also bekam sie auch ein Töpfchen und sie verstand damals noch nicht, was hier passierte. Doch sie bekam mit, dass alle Töpfchen gefüllt waren und sie sah sich das sehr interessiert an. Beim zweiten Mal hatte sie auch Erfolg und war sehr stolz darauf.
Wieder zu Hause, hatte ich (auch durch meine körperliche Behinderung) diese Szene bald vergessen. Doch unsere Maus offensichtlich nicht. Denn sie saß auf einmal auf ihrem Töpfchen und brachte mir stolz das Ergebnis. Da wusste ich, wie wichtig es ist, das zu unterstützen. Mit 1 ½ Jahren – im November, wollte sie keine Windel mehr tragen. Also habe ich ihr nur noch Kleidchen mit Strumpfhosen angezogen und habe mir ein Töpfchen ins Auto hinter den Fahrersitz gestellt. Jedesmal, wenn sie sich meldete, suchte ich schnell eine Parkmöglichkeit, zog ihr schnell die Hose runter und setzte sie im Auto oder davor aufs Töpfchen. Es war sehr anstrengend für mich, aber es lohnte sich. Ich kann mit Stolz sagen, dass meine Tochter mit 18 Mon. trocken war. Meine Schwester machte sich nicht diese Arbeit und wickelte ihre 4 Kinder, die alle im Abstand von 18 Monaten kamen, in Pampers. Sie war zu bequem für diese Aktion, zumal sie von ihrem Kinderarzt gesagt bekam, dass Kinder ihre Blase erst mit Jahren kontrollieren können. Das motiviert unsere Mütter nicht besonders. Unser Kinderarzt glaubte mir nicht, dass unsere Tochter keine Windeln mehr trug.
Trotz meiner schweren Behinderung und viel Schmerzen (mir ist während der Schwangerschaft der Hüftkopf abgestorben) habe ich unsere beiden Kinder mit Stoffwindeln und Wollhöschen gewickelt. Nur wenn wir fort gingen, hatte ich Pampers dabei. Also habe ich in den 80ern schon Umweltschutz betrieben, was heute wichtiger ist als je zuvor.
Es grüßt herzlich
Evi, 61 J.
Hallo Eveline! Danke für deinen ausführlichen Bericht und dein tolles Feedback! 🙂
Ich wünsche dir persönlich alles Gute und schicke beste Grüße aus Berlin!
Christoph
Hallo Evi!
Super interessant, was du erzählst! Und toll, dass du einfach auf dein Kind gehört hast und es aufs Töpfchen gelassen hast – ist nicht selbstverständlich, ich kenne viele, deren Kind Lust aufs Töpfchen signalisierte, denen das aber zu anstrengend war.
Heute heißt es übrigens, dass Kinder erst ab vier Jahren in der Lage sind, ihre Ausscheidungen zu kontrollieren. Warum auch immer, weil: völliger Quatsch.
Liebe Grüße, Anne
Hallo.
Ich finde den Windelfrei-Ansatz super gut und sehr interessant. Allerdings habe ich schon ein Kind und kann mir schwer vorstellen immer die Zeit und Aufmerksamkeit zu haben auf die Signale zu achten. Dann würde ich mein erstes Kind ziemlich oft einfach stehen lassen denke ich.
Deshalb überlege ich wenigstens Stoffwindeln beim Zweiten zu verwenden.
Hi Anna! Stoffwindeln sind doch auch ein toller plastikfreie Ansatz! 🙂
Wünsche euch alles Gute und beste Grüße,
Christoph
Hallo Anna,
Stoffwindeln sind ja auch super!
Außerdem: Je weniger du Zeit hast, dein Baby zu beobachten, desto besser! Desto stärker wird deine Intuition! Ständiges „Lauern“ macht ja keinem von beiden Spaß und sich damit Stress machen, ob das Kleine jetzt muss, ist das Verkehrteste. Stoffwindeln kannst du ja auch einfach als Back-Up nutzen. Wenn du Zeit und Gelegenheit hast, kannst du ja das Kleine abhalten. Das ist ja das Gute: Du machst einfach, wie es für euch passt!
Bin auch gespannt, wie es mit dem Zweiten wird 😉
Liebe Anne, ich finde es toll für Dein Kind, von Anfang an windelfrei leben zu dürfen. Generationen vor uns haben es schon praktiziert.
Und auch Kind hatte schon vor Jahren ein sehr interessantes Buch darüber gelesen. – Meine Tochter ist jetzt 33 Jahre, da habe ich es noch sehr konventionell gehandhabt, wenn auch damals schon nicht mit gutem Gewissen.
Danke, dass Du Dir die Zeit genommen hast, mit aller Konsequenz gegen den Strom zu schwimmen. Es hat sich gelohnt. 🙂
Lieben Gruß von Gundula
Grüße aus Ostafrika 🙂
Hier ist die Windelfrei-Methode völlig normal, da es einfach (noch) nicht so viele Windeln gibt. Es gibt kaum ein Kleinkind, das sich mit 12 Monaten noch einnässt.
Toll, dass du die Methode für Deutschland propagierst!
Die Windel ist eins der Produkte des Kapitalismus, die uns unser natürliches Verhalten und Interagieren völlig vergessen ließen.
Hallo Britta! Danke für deinen Kommentar. Ich stimme dir voll und ganz zu!
Grüße nach Ostafrika!
Christoph
Hallo Britta!
Witzigerweise war der einzige Kommentar unserer KInderärztin zu diesem Thema: „Andere Kulturen machen das auch, nur wir sind zu faul dafür.“ Stimme dem voll zu!
Früher gab es ja auch in Deutschland keine Pampers. Ich habe mich mal mit ner achtzigjährigen ZUfallsbekanntschaft unterhalten, die mir dann von früher erzählt und jede Menge Moltontücher (immer noch super benutzbar!) vermacht hat – es ging also auch hier mal anders!
LG Anne
Wundervoll! So hast du nicht nur Geld gespart, einen Haufen Müll vermieden, sondern -und vor allem (!)- deinem Kind volle Aufmerksamkeit geschenkt! Du hast dein Kind gesehen! Klasse. Inspirierend. Danke für deinen Erfahrungsbericht.
Hi Isabel 😉 Ich antworte einmal stellvertretend für Anne.
Das sehe ich genauso! Wenn das Mutter und Kind noch mehr zusammenschweißt, lohnt es sich allemal, windelfrei auszuprobieren.
Beste Grüße
Christoph
Hallo ihr zwei!
Oh ja, das ist auch ein ganz großer Vorteil! Freut mich, dich inspiriert zu haben, Isabel!
Der Papa kann da übrigens auch ganz wunderbar mitmachen 😉
Viele Frühlingsgrüße, Anne
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