Du willst einen Hund aus dem Tierschutz adoptieren oder ihn aus dem Tierheim holen? Dann hast du einfach eine großartige Einstellung, über die ich mich sehr freue. Die ausufernde Zucht gilt als einer der Hauptgründe dafür, dass es so viele streunende Hunde auf den Straßen gibt. Die Lösung dieses Problems stellt dementsprechend dar, keine weiteren Zuchttiere zu kaufen, sondern heimatlose Vierbeiner zu retten und ihnen ein neues Zuhause zu geben.
Auch wir haben eine kleine Pudeldame aus Rumänien bei uns aufgenommen. In diesem Artikel möchte ich jetzt meine Erfahrungen, Tipps und Learnings mit der Adoption eines Hundes aus dem Tierschutz – von den Voraussetzungen über den Ablauf bis zu den Erziehungstipps – mit dir teilen. Auf geht's!
Vorab findest du hier schon eine kurze Übersicht über den Beitrag:
Besonderheiten – Welche Verhaltensweisen sind bei einem Hund aus dem Tierschutz zu erwarten?
Hunde aus dem Tierschutz bringen eine (oft traumatische) Geschichte mit, bevor sie das erste Mal über die Türschwelle deiner sicheren vier Wände treten. Sie haben meist keine enge Bindung zu Menschen aufgebaut und deshalb zunächst Schwierigkeiten, dem neuen Besitzer zu vertrauen. Manche wurden aber auch einfach ausgesetzt und sind daher nicht so vorbelastet, wie beispielsweise Hunde, die Tierquälerei erfahren haben. Andere sind ehemalige Ketten-, Jagd- oder Straßenhunde. Ob sie ängstlich, nervös, verwirrt oder aggressiv sind oder einfach nur extrem ungern alleine bleiben: am Ende entscheidet ihre Vorgeschichte darüber, welche Verhaltensweisen sie zunächst vorweisen.
Wenn du einen Hund aus dem Tierschutz adoptierst, dann werden dir die Betreuer schon viele wichtige Informationen (z.B. Kastration, Erlebnisse, Impfungen) und Ratschläge über ihn mit an die Hand geben, sodass du nicht am absoluten Nullpunkt anfängst. Doch eine realistische Erwartungshaltung hilft dabei, sich ideal auf die Verantwortung für den Hund mit zweiter Chance einzustellen.
Vorteile bewusst machen: Du schenkst dem Vierbeiner ein neues, sicheres Leben – und vermeidest den Kauf bei unseriösen Züchtern. Zudem sind Tiere von der Straße deutlich robuster und nicht so anfällig für Krankheiten – auch die Anschaffung ist deutlich günstiger.
Voraussetzungen – Wer darf einen Hund adoptieren?
Immer häufiger werden Hunde aus zweiter Hand vermittelt – doch für jeden geeignet sind sie aufgrund ihrer genannten Besonderheiten nicht. Es handelt sich schließlich um ein fühlendes Lebewesen, dass man nicht einfach wie einen Gegenstand wieder zurückgeben und umtauschen kann.
Um solche Problemsituationen zu vermeiden, sollte man im Vorfeld immer die eigene Motivation zur Adoption hinterfragen und prüfen, ob das Tier sowohl kurz- als auch langfristig zur eigenen Lebenssituation und -planung passt.
Hier sind einige Fragen, die bei der Einschätzung helfen:
- Was hat der Hund erlebt?
- Wie sollte dein Hund sein?
- Hast du Zeit für tägliche Spaziergänge?
- Wie sind deine Arbeitszeiten? Bist du oft Zuhause?
- Wer kümmert sich um den Hund, wenn du im Urlaub bist?
- Sind Hunde in deiner Wohnung überhaupt erlaubt?
- Bist du in der Lage, für mögliche Tierarztkosten aufzukommen?
- Hast du andere Hunde oder eigene Kinder im Haushalt?
- Bist du bereit, mit ihm zur Hundeschule zu gehen?
- …
Verantwortungsbewusste Tierschutzorganisationen stellen dir glücklicherweise solche Fragen, anstatt Hunde einfach wahllos in fremde Hände zu geben. Bei jedem Tier muss individuell bewertet werden, ob es mit seinem potentiellen, neuen Besitzer zusammenpasst. Hunde mit schwieriger Vorgeschichte und posttraumatischem Verhaltensweisen werden beispielsweise gezielt an erfahrene Hundebesitzer vermittelt.
Ablauf – Wie adoptiert man eigentlich einen Hund aus dem Tierschutz?
Aus meinen eigenen Erfahrungen kann ich dir den Ablauf der Vermittlung noch ziemlich genau schildern. Zunächst gilt es, eine vertrauenswürdige Tierschutzorganisation zu finden, die „Hunde mit Geschichte“ vermitteln. Wir haben unsere Sissi in einer Facebook-Gruppe für heimatlose Pudel gefunden und die inserierende Organisation dann auf Herz und Nieren geprüft. Bewertungen anderer Hundefreunde und selbstverständlich auch persönliche Vorgespräche per Telefon halfen dabei ungemein.
Bei einem ersten Treffen konnten wir dann alle offenen Fragen loswerden und Sissi kennenlernen. Zeitgleich sind wir die typischen Fragen durchgegangen, die sich alle Hundebesitzer stellen sollten. Auch bei uns Zuhause bekamen wir löblicherweise Besuch von den Organisatoren. Das Ergebnis? Hund und potentielle Besitzer passten sehr gut zusammen. Dementsprechend wurde ein Tierschutzvertrag mit Angaben zum Hund und zur einhergehenden Verantwortung geschlossen.
Nachdem wir alle Vorbereitungen (u.a. Hundefutter, Näpfe, verstellbares Halsband, sicheres Geschirr, gute Hundetrinkflasche und bequemes Hundebett) für die Aufnahme getroffen hatten, konnte sich Sissi dann langsam an ihr neues Zuhause gewöhnen. Während dieser Phase haben wir sie bei Tasso e.V. registriert.
Hier ist der allgemeine Vermittlungsablauf noch einmal im vereinfachten Überblick:
- Tierschutzorganisation auswählen
- Passenden Hund finden
- Persönliche Gespräche mit Verantwortlichen führen
- Tierschutzvertrag abschließen
- Vorbereitungen treffen und Übergabe machen
- Eingewöhnungszeit im neuen Zuhause gewähren
- Registrierung des Hundes
Kosten – Was kostet die Adoption eines heimatlosen Hundes?
Grundsätzlich kannst für die Aufnahme eines Hundes aus dem Tierschutz mit einer Schutzgebühr von 200 bis 300 Euro rechnen. Die Tierschutzorganisation hat uns als neue Besitzer so unglaublich gründlich geprüft und Sissi noch aus logistischen Gründen für einige Tage betreut, sodass dieser Betrag mehr als gerechtfertigt war.
Du solltest dir aber auch bewusst machen, dass ein Hund laufende Kosten mit sich bringt. Vom Hundefutter, über die Ausstattung und Tierarztbesuche, bis hin zur Hundesteuer, deren Höhe vom jeweiligen Wohnort abhängig ist. Dementsprechend solltest du dieses Wissen auch bei deiner finalen Entscheidung für einen Hund berücksichtigen.
Eingewöhnung – Wie akklimatisiert sich ein Hund möglichst schnell?
In aller Regel möchte man als frisch-gebackener Hundebesitzer schnellstmöglich dafür sorgen, dass sich der Vierbeiner von Anfang an wohl fühlt. An den ersten Tagen solltest du ihn deshalb vor allem Ruhe, Gelassenheit, Verständnis und Regeln schenken. Durch entsprechende, wiederkehrende Rituale und einen geordneten Tagesablauf baust du Gewohnheiten auf, nach denen sich Hunde sehnen, um Sicherheit zu gewinnen. Das können Geräusche in der Umgebung, das Futter selbst, aber selbstverständlich auch die nach und nach eingespielten Schlafens-, Fütterungs- und Spaziergeh-Zeiten sein.
Unmittelbar nach der Ankunft solltest du deinem Hund jede Ecke des neuen Zuhauses vorstellen – von der Wohnung bis zum Garten. Warte auch noch einige Tage mit Besuchen von Familie und Freunden, um die Fellnase nicht zu überfordern. Steigere die Reize (z.B. Spaziergänge, Hintergrundmusik oder Interaktionen mit anderen Hunden und Menschen) ganz langsam, sodass die Eingewöhnungszeit möglichst sanft verläuft.
Tipps aus eigener Erfahrung – Was muss ich beachten?
Grundsätzlich gilt: Jedes Tier ist individuell! Sprich deshalb unbedingt mit den Verantwortlichen ab, wie du deinem Hund das Ankommen und Leben im neuen Zuhause so angenehm wie möglich machen kannst.
Dennoch möchte ich dir hier noch weitere Ratschläge aus eigener Erfahrung mit der Adoption von Tierschutz-Hunden mit auf den Weg geben:
- Höre genau auf die Signale deines Hundes: Sissi hat beispielsweise schon geheult, wenn wir nur 2 Minuten außerhalb der Wohnung waren. Das haben die aufgenommenen Sprachmemos gezeigt. Dementsprechend haben wir die „Alleinbleibe-Zeiten“, beginnend mit 5 Sekunden, stetig gesteigert. Heute kann sie ganz entspannt mehr als 5 Stunden alleine bleiben.
- Besucht eine Hundeschule: Wenn du einen Hund aus dem Tierschutz adoptierst, gibt es keine Alternative, um ihn gut zu erziehen und beispielsweise Leinenführigkeit, Stubenreinheit und den Rückruf zu trainieren. In der Hundeschule haben schlussendlich nicht nur Sissi und ihre Mitschüler, sondern auch wir als Besitzer, jede Menge gelernt.
- Nehme dir Zeit für dein Tier: Einen Hund zu halten, ist nicht nur ein ungeheurer Spaß, sondern auch eine ungeheure Verantwortung. Nehme dir also Zeit für Pflege, Spiele, soziale Interaktion mit anderen Hunden und – ganz allgemein – die Sorgen deines Vierbeiners. Im Laufe der Zeit habt ihr euch aneinander gewöhnt – und einen neuen Partner fürs Leben gefunden.
Buch-Tipp: Wir haben unglaublich viel aus dem Buch „Die Zweite Chance – Hunde mit Vergangenheit“ mitgenommen. Das Buch bekommst du hier*.
Hund aus dem Tierschutz adoptieren: Eine wundervolle Tat!
Nicht jede Zucht ist schlecht. Doch durch jeden Kauf eines gezüchteten Hundes muss definitiv ein anderer Hund auf der Straße oder im Tierheim verweilen – und durch die gesteigerte Nachfrage nach Zuchttieren, werden auch noch weitere Straßenhunde dazukommen. Wenn du die Chance und den Willen hast, einen Hund aus dem Tierschutz zu adoptieren, dann solltest du es tun – und dem Tier eine zweite Chance im Leben schenken.
Abschließend habe ich noch einige weiterführende Artikel parat:
Ich hoffe, dass ich dich mit diesem Beitrag über die Adoption eines Hundes aus dem Tierschutz oder dem Tierheim weiterhelfen konnte. So oder so ist es großartig, dass du diese gute Tat in Erwägung ziehst.
Hast du Fragen, Tipps oder Anregungen – vielleicht auch auf Basis eigener Erfahrungen? Dann freue ich mich auf deinen Kommentar!
Bleib‘ tierfreundlich,
PS.: Du willst noch mehr wissen? Dann schau dir jetzt direkt den Beitrag über Nachhaltigkeit mit Haustieren an. Viel Spaß!