Was sind grüne Städte und wie kann man Stadt und Natur möglichst sinnvoll miteinander verbinden? Wenn du dir gerade diese Fragen stellst, bist du hier genau richtig!
Großstädte bieten ein breites kulturelles Angebot, eine Vielzahl interessanter Arbeitgeber, eine hervorragende Infrastruktur sowie die Möglichkeit, sich mit Menschen aus verschiedenen Kulturen und beruflichen Hintergründen zu vernetzen. Besonders junge Menschen zieht es in die Großstädte, um diese Vorteile in Anspruch zu nehmen. Doch wer schon einmal für längere Zeit in einer Großstadt gelebt hat, dem ist längst aufgefallen, was dort zu einfach viel kurz kommt: die Nähe zur Natur.
In diesem Artikel erfährst du jetzt unter anderem, warum Naturnähe in Ballungsgebieten so wichtig ist, wieso sie in Großstädten lange nebensächlich war und welche Städte dieses graue Prinzip bereits erfolgreich umgekehrt haben. Auf geht's!
- Bedeutung von Stadtnatur
- Verschwinden der Bäume
- Bodenversiegelung durch Bebauung
- Platz für Autos
- Umdenken
- Gestaltungsmöglichkeiten
- Grüne Städte
- Schlusswort
Warum ist Natur in der Stadt so wichtig?
Die Liste an Gründen, warum Grünflächen vor allem in der Stadt sinnvoll sind, ist genauso lang wie einleuchtend. Zunächst ist da der klimatische Aspekt. Denn Grünflächen reinigen nicht nur die Luft und erzeugen wertvollen Sauerstoff, sondern sind für die Temperaturregulierung verantwortlich, filtern das Trinkwasser und sind Lebensraum für viele verschiedene Tierarten. Sie wirken also beispielsweise dem Klimawandel, der Luftverschmutzung und dem Artensterben entgegen.
Aber auch dem Menschen dient die Natur als Rückzugsort. Fernab der Hektik und Betriebsamkeit der Großstadt finden Bewohner Ruhe und Entspannung und tanken neue Kraft. Dennoch wurde die Natur in den letzten Jahrzehnten immer mehr aus den Ballungsräumen verdrängt. Dabei sind Stadt und Natur keine Gegensätze, sondern profitieren in vielerlei Hinsicht voneinander. Vor allem für Großstädte gibt es viele Konzepte, wie man die Natur sinnvoll in die Stadt integrieren kann. Denn diese beiden Faktoren in Einklang zu bringen ist von hoher Bedeutung.
Tipp: Bei CareElite findest du auch einen Beitrag darüber, warum du möglichst viel Zeit in der Natur verbringen solltest. Sicher eine schöne Ergänzung. 🙂
Bäume sind für den Menschen lebenswichtig
Der Begriff „Grüne Lunge“ wird eigentlich als Synonym für den Regenwald benutzt. In den Wäldern wird der Sauerstoff produziert, ohne den die Menschen auf diesem Planeten nicht leben könnten. Dort sind zudem Unmengen an Kohlendioxid gebunden. In Städten sind mit dem Begriff eher die Wiesen und Parks gemeint. Das Prinzip ist aber das Gleiche.
Bäume tragen wie keine andere Pflanze dazu bei, die Luft der Großstadt zu säubern. Mit ihren Blättern filtern sie Staub und Partikel wie Verkehrs- und Industrieabgase aus der Luft. Durch Photosynthese wandeln Bäume Kohlendioxid in Nährstoffe für den eigenen Bedarf um. Als Nebenprodukt dieses Prozesses setzen sie Sauerstoff frei, den wir atmen.
Zusätzlich spenden die Bäume noch Schatten im Sommer und haben auch durch die Verdunstung des Wassers über die Blätter einen kühlenden Effekt. Sie mindern so die Hitzebelastung in den Städten und dienen den Ballungsräumen sozusagen als Klimaanlage. Zudem sind sie Lebensraum für viele verschiedene Lebewesen wie Vögel, Eichhörnchen und eine Vielzahl von Insekten.
Während der Regenwald abgeholzt wird, um Platz für Monokulturen und Massentierzucht zu schaffen, mussten die Bäume in der Stadt weichen, um dem Menschen die Erschließung von Lebensraum zu ermöglichen. Wir sägen schlussendlich – und im wahrsten Sinne des Wortes – auf dem Ast, auf dem wir sitzen.
Versiegelte Böden haben langfristige, ökologische Folgen
Aufgrund der stetig wachsenden Erdbevölkerung und der zunehmenden Landflucht wurde in Großstädten immer mehr Platz für die Erschließung neuen Wohnraums geopfert. Dadurch verschwanden nicht nur viele Grünflächen: viele Böden wurden auch versiegelt.
Wenn man Flächen durch Asphalt, Beton, Pflastersteine oder anderen Materialien ganz oder teilweise abdichtet, hat das hat mehrere ökologische Auswirkungen:
- Der Boden kann weniger Regenwasser aufnehmen und es dem Grundwasser zuführen.
- Es entfallen Flächen, die zuvor in Kombination mit dem Wurzelwerk der Pflanzen wie ein Filter für das einsickernde Grundwasser fungierten.
- Das Überschwemmungsrisiko steigt, da die Kanalisation die oberflächlich abfließenden Wassermassen nicht mehr fassen kann.
- Der Gasaustausch zwischen Boden und Atmosphäre wird gehemmt.
- Versiegelte Böden können kein Wasser verdunsten und tragen daher nicht zur Kühlung bei.
Hinzu kommt, dass die Bodenfauna nachhaltig geschädigt wird, wenn sie längere Zeit von Sauerstoff und Wasser getrennt ist. Die Fruchtbarkeit eines versiegelten Bodens ist zwar nicht endgültig zerstört – sie wiederherzustellen ist jedoch sehr aufwendig, zeitintensiv und damit sehr teuer. Es ist zudem kaum zu verhindern, dass Fremdstoffe wie Beton oder Kunststoff im Boden zurückbleiben. Auch deshalb ist es wichtig, die Natur in der Stadt möglichst von Anfang an zu bewahren.
Das Auto verdrängt Natur und Mensch
Ein weiterer Grund für das Verschwinden von Grünflächen ist das Auto. Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs nutzte man die Zerstörung der Städte, um sie neu zu planen und umzugestalten. Die Trennung von Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und Verkehr waren die Grundlage der neuen Vision: der autogerechten Stadt.
Vor allem die Stadtkerne mussten besser mit dem Auto erreichbar sein. Breite Straßen und große Parkflächen wurden benötigt und dafür Grünflächen geopfert. Dadurch wurden noch mehr Böden versiegelt.
Die damaligen Architekten machten auch nicht davor halt, historische Gebäude abzureißen, die von den Bomben verschont blieben, um Platz für die Mobilität zu schaffen. So fielen dieser Denkweise in Hannover zum Beispiel die Flusswasserkunst an der Leine oder das Friederikenschlösschen zum Opfer.
Autos haben aber nicht nur die Natur verdrängt, sondern auch den Menschen. Vor allem Kinder spürten diese Auswirkung. Denn die spielten bis nach Kriegsende vorwiegend auf der Straße. Aufgrund der steigenden Zahl der Autos kam es jedoch zu immer mehr Todesopfern.
Daraus zog man die Konsequenz: Kinder mussten von der Straße ferngehalten werden, denn die gehörte fortan den Autos. So wurden die ersten Spielplätze errichtet – als Schutzräume für Kinder beziehungsweise zur Entlastung der Autofahrer.
Die Zahl der zugelassenen Autos nimmt auch heute weiter zu. 48,2 Millionen PKWs sind in Deutschland zugelassen. Dabei haben mehr als die Hälfte der Deutschen einen Arbeitsweg unter 10 Kilometern. Nur 13 Prozent nutzen dafür die Öffentlichen Verkehrsmittel.
Tipp: Wie du möglichst autofrei leben kannst, erfährst du im verlinkten Beitrag.
Die Umkehr des Trends von der Autostadt zur Grünstadt
Nach und nach wurde den Menschen klar, dass man dem Raubbau entgegenwirken musste, den Stadtplaner und Architekten nach Kriegsende mit der damals als modern geltenden Stadtplanung betrieben haben. Dadurch entstand zumindest in Teilen ein Umdenken.
Zum Beispiel wurde dem Abriss der historischen Gebäude nach dem Krieg entgegengewirkt. 1980 baute die Stadt Hildesheim den historischen Marktplatz mit dem Knochenhaueramtshaus wieder auf, nachdem er in den 50ern der Stadtplanung zum Opfer fiel.
Von staatlicher Seite gibt es immer mehr Anreize für Entscheidungsträger, um den einstigen Trend umzukehren. Wettbewerbe wie der Bundespreis Stadtgrün sollen dazu motivieren, die Natur wieder in die Städte zu bringen.
Gestaltungsmöglichkeiten für naturnahe Räume
Es gibt viele innovative Ideen um Stadt und Natur miteinander zu verbinden. Der Ansatz des Urban Gardenings nutzt beispielsweise Flächen in Wohngebieten oder Fußgängerzonen, um kleine Blumenwiesen in Pflanzenkübeln anzulegen, die als neuer Lebensraum für Insekten dienen kann.
Hausdächer können begrünt oder zu kleinen Gärten umfunktioniert werden. Das hat nicht nur klimatische Auswirkungen, die Dachgärten bieten einen naturnahen Rückzugsort mitten in der Stadt. Zudem geben sie den Menschen die Möglichkeit, sich zumindest zu einem Teil autark mit Nahrungsmitteln zu versorgen.
Kindergärten und Schulen haben die Möglichkeit, den Pausenhof in gartenähnliche Grünflächen umzufunktionieren. Diese werden dann nicht nur als Lebensraum für Tiere, sondern auch als Erlebnisraum für Kinder genutzt. Sie können so die Natur hautnah erleben und aktiv mitgestalten und bekommen bereits in einem frühen Entwicklungsstadium einen Zugang zur Pflanzen- und Tierwelt, was wiederum ein grundlegendes Umweltbewusstsein schafft.
Innovative, grüne Städte
Ein bekanntes Beispiel für die Integration von Grünflächen ist die Großstadt ist New York mit seiner Grünen Lunge, dem Central Park. Der dient den Großstädtern als Rückzugsort und Erholungsgebiet und trägt seinen Teil zur Verbesserung der Luftqualität bei.
Hier findest du die weltweit grünsten Städte in der Übersicht:
- Kopenhagen (Dänemark)
- Wien (Österreich)
- Charlotte (USA)
- Durban (Südafrika)
- Vancouver (Kanada)
- Singapur
- Vilnius (Litauen)
- Curitiba (Brasilien)
- Kapstadt (Südafrika)
- Madrid (Spanien)
Welche Städte in Deutschland sind vorbildlich grün?
Aber auch unzählige deutsche Städte gehen innovativ den Weg in eine grüne Zukunft. Die Stadt Hagen ist beispielsweise die grünste Stadt Nordrhein-Westfalens. Fast die Hälfte der Stadtfläche ist grün. Über das gesamte Stadtgebiet erstrecken sich 24 Naturschutzgebiete, die als Erholungsraum für die Bewohner dienen und darüber hinaus eine beeindrucken große Artenvielfalt beheimaten.
Bremen hat sich ebenfalls zu einem Paradebeispiel grüner Großstädte entwickelt. Die sind über das gesamte Stadtgebiet verteilt und dadurch von fast überall durch kurze Fußwege erreichbar. Der im Nordosten gelegene Rhododendronpark ist zudem die zweitgrößte Rhododendron-Sammlung der Welt.
Hannover glänzt ebenfalls mit seinem großen Anteil an Stadtgrün. Mit über 40 Parkanlagen im Stadtgebiet hat die Stadt die größte Parkdichte in Deutschland. Dazu gehören zahlreiche Gewässer wie der Altwarmbüchener See, die Ricklinger Kiesteiche, der Maschsee und die Uferpromenaden entlang der Leine.
Fallen dir weitere grüne Städte ein? In Deutschland schneiden beispielsweise auch Dortmund, Stuttgart, Würzburg, Heidelberg und Hamburg in puncto Stadtnatur sehr gut ab!
Die Städte der Zukunft sind grün!
Es gibt also auch in Deutschland Grund zur Hoffnung, dass in Zukunft das Leben in den Städten wieder lebenswerter und naturnäher gestaltet wird. Wir dürfen uns unter keinen Umständen noch weiter von der Natur entfernen – denn wir sind genauso ein Teil von ihr, wie alles Leben auf diesem Planeten – und keine übergeordnete Spezies.
Ich hoffe, dass ich dir mit diesem Beitrag ein bisschen Mut für die Zukunft machen und dir die Vorteile und Ideen einer umweltfreundliche, grünen Stadt näher bringen konnte. Hast du Fragen, Tipps oder Anregungen? Dann freue ich mich auf deinen Kommentar!
Bleib‘ nachhaltig,
PS.: Kennst du schon das Konzept der sanften Mobilität? Im verlinkten Artikel erfährst du jetzt, inwiefern es das Leben in den Städten nachhaltiger und angenehmer machen kann. Viel Spaß!