Fördert der Veganismus Menschenrechte? Und wenn ja: wie eigentlich? Ich lebe seit vielen Jahren vegan und höre oft, dass wir uns lieber erst einmal um die Menschen kümmern sollten, bevor wir uns den Rechten der Tiere widmen. Dabei trete ich mit meiner Entscheidung für pflanzliche Ernährung und den Veganismus – wie viele andere auch – sowohl für Tierrechte als auch für Menschenrechte ein.
Veganer:innen machen sich vor allem für Tiere stark, weil diese im Gegensatz zu uns Menschen keine Rechte und nicht einmal eine Stimme und Sprache haben, die wir verstehen. Auch wenn Tiere nicht mehr als Sachen gelten, haben sie keine Rechte und Pflichten, die juristisch durchsetzbar sind.
Das Schöne ist, dass die Entscheidung für den veganen Lebensstil – ob bewusst oder unbewusst – automatisch einen Großteil der 30 Menschenrechte der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte wahrt.
In diesem Artikel möchte ich dir jetzt einige wertvolle Beispiele erläutern, warum man auch vegan für Menschen und nicht nur für Tiere sein kann. Auf geht's!
Übrigens: Auch der ethische Veganismus selbst wird als Lebensstil oder Lebensweise anerkannt, die unter den Schutz von Artikel 9 der Europäischen Menschenrechtskonvention als Weltanschauung fällt.
Inwiefern ist Veganismus gut für uns Menschen? 6 Beispiele
„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“, heißt es in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Hinter all den Rechten stehen Grundbedürfnisse des Menschen, die für das Überleben notwendig sind. Und „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.“ heißt es in Artikel 3 unseres Grundgesetzes. Wir werden also durch die Gesetze geschützt.
Tiere leider nicht. Wer vegan lebt, will zwar vorrangig die Tierquälerei und die Ausbeutung von Tieren beenden. Doch die meisten Menschen leben vegan, weil sowohl Tiere als auch wir Menschen und nicht zu vergessen auch der Planet, auf dem wir gemeinsam weilen, von dieser Lebenseinstellung profitieren.
Hier lernst du jetzt einige Beispiele dafür kennen, dass du als Veganer:in auch für Menschen einstehst.
1. Vegan, damit niemand mehr hungern muss

Findest du es nicht auch merkwürdig, dass wir genügend zu essen haben, um jährlich 80 Milliarden Nutztiere zu füttern, aber dass gleichzeitig mehr als 733 Millionen Menschen auf der Welt hungern müssen?1
Sieben pflanzliche Kalorien sind notwendig, um eine tierische Kalorie zu erzeugen.2 Wer sich pflanzlich ernährt, vermeidet den ressourcenintensiven „Umweg Tier“ bei der eigenen Ernährung. Und kein Mensch auf der Welt müsste mehr hungern, wenn sich alle Menschen vegan ernähren würden.3
Das Ende des Welthungers ist also ein wichtiges Motiv dafür, vegan zu werden. Starte zum Beispiel mit dem Kochbuch „Vegan & Easy“ von Bianca Zapatka (gibt's hier*) und schau dir ein paar Dokus über Massentierhaltung und pflanzliche Ernährung an.
Diesbezüglich fördert der Veganismus folgendes Menschenrecht:
„Das Recht auf ein Bett und etwas zu essen. Wir alle haben das Recht auf einen menschenwürdigen Lebensstandard, auch wenn wir kein Geld mehr verdienen können. Das schließt Unterkunft, Nahrung, Kleidung und ärztliche Versorgung ein.“
2. Vegan für die Mitarbeiter der Fleischindustrie

Das System der Fleischindustrie und Massentierhaltung ist ein System der Ausbeutung und Einschüchterung. Meist werden billige Arbeitskräfte aus Rumänien, Ungarn oder Bulgarien eingesetzt, die keine andere Wahl haben, als diesem Job nachzugehen.
Sie arbeiten unter den gruseligsten Bedingungen: Nachts aufstehen, 10-12 Stunden täglich, 6 Tage die Woche – für 1200€ brutto. Kosten für Unterkunft, Autofahrten und Arbeitskleidung werden sogar davon abgezogen.
Hinzu kommen die Taten in den Betrieben von Tierquälerei bis zur blutigen Schlachtung vieler Lebewesen. Posttraumatische Belastungsstörungen und Psychosen sind eine logische Folge.4 Denn nicht alle Mitarbeiter:innen schaffen es, das zu tötende Tier nicht mehr als fühlendes Lebewesen anzusehen.
Niemals würden wir uns selbst oder für unser eigenes Kind wünschen, diesem Job nachzugehen. Doch ob „Bio“ oder nicht: Wer Fleisch bzw. tierische Produkte isst, macht diesen Job notwendig. Als Veganer:in trittst du folglich für die Menschenrechte der Schlachthofmitarbeiter:innen ein.
Was du noch gegen das System Massentierhaltung tun kannst, erfährst du im verlinkten Beitrag.
Diesbezüglich fördert der Veganismus folgende Menschenrechte:
„Das Recht auf Arbeit. Jeder Erwachsene hat das Recht auf Arbeit sowie auf gerechten und gleichen Lohn für gleiche Arbeit. Und er hat das Recht, einer Gewerkschaft beizutreten.“
„Das Recht auf soziale Sicherheit. Wir alle haben das Recht auf soziale Sicherheit. Das schließt eine bezahlbare Wohnung ebenso ein wie Jugendfürsorge und ein bezahlbares Gesundheitswesen.“
„Unsere Verantwortung. Wir alle haben auch Pflichten gegenüber anderen Menschen. Wir sollten deren Rechte und Freiheiten schützen.“
3. Vegan gegen Kriminalität, Rassismus, Mord und Brutalität unter uns Menschen

Oder kurz gesagt: Vegan für ein friedliches Zusammenleben untereinander. Wie das funktionieren soll? Rassismus, Sexismus, Unterdrückung, Inhaftierung, Folter, Gewaltverbrechen – die Liste der Ungerechtigkeiten in unserer Gesellschaft mag unendlich lang sein. Doch der Veganismus rückt menschliche Werte wie Barmherzigkeit, Respekt, Mitgefühl, Liebe und Gleichheit wieder in den Vordergrund
Gleichheit vor allem, weil Speziesismus, also dass wir manche Tiere (Hunde, Katzen…) streicheln und andere essen (Kühe, Schweine, Hühner…), eine Ungerechtigkeit ist, die man als Veganer:in beseitigt. Man versteht schlichtweg alle Tiere als fühlende Lebewesen, die genau so wenig leiden oder sterben wollen, wie wir Menschen auch.
Und wie wirkt es sich der Veganismus wohl auf unser gesellschaftliches Miteinander aus, wenn wir nicht einmal mehr Tieren etwas antun? Die psychologische Hürde, einem anderen Menschen Schmerzen zu bereiten, wäre um ein Vielfaches größer – und ein gerechterer Umgang untereinander die zu erwartende Folge.
Um die Gewohnheit „Fleisch zu essen“ zu hinterfragen, kann ich dir wärmstens das Buch „Tiere essen“ von Jonathan Safran Foer* empfehlen. Es hilft dir auch, zu verstehen, was wir essen und warum.
Diesbezüglich fördert der Veganismus folgende Menschenrechte:
„Niemand darf grundlos unterschiedlich behandelt werden.“
„Sklaverei ist verboten. Niemand hat das Recht, uns zu versklaven.“
„Niemand darf gefoltert werden.“
„Keine ungerechte Inhaftierung.“
„Unschuldig bis zum Beweis der Schuld. Niemand darf als schuldig bezeichnet werden, bis seine Schuld bewiesen ist.“
„Eine freie und gerechte Welt. Jeder hat das Recht auf eine Gesellschaft und auf eine Welt, in der die Menschen- und Freiheitsrechte verwirklicht werden können.“
Tipp: Unter Massentierhaltung & Holocaust findest du ein denkwürdiges Interview mit dem Holocaust-Überlebenden Alex Hershaft, der sich sehr für einen veganen Lebensstil einsetzt, weil er viele Parallelen von Konzentrationslagern und der heutigen Art und Weise, Nutztiere zu halten, erkennt.
4. Vegan für indigene Völker in den Regenwäldern

Die Massentierhaltung ist ein wesentlicher Treiber der Abholzung der Regenwälder, die weichen müssen, um Weideflächen und Platz für den Anbau von proteinreichem Soja als Tierfutter zu machen. Jede Minute werden etwa 30 fußballfeld-große Flächen der einzigartigen Regenwälder abgeholzt.5
Das beschleunigt nicht nur das Artensterben, sondern nimmt auch indigenen Völkern ihr Zuhause. So trifft beispielsweise die Abholzung des Amazonas Regenwaldes vor allem die indigene Bevölkerung Brasiliens (u. a. die Yanomami, Kayapo und Ashaninka), die durch die großen Abrissmaschinen und das rücksichtslose Verhalten der Waldarbeiter:innen bedroht wird.
Als Veganer trittst du also auch für die Rechte dieser Menschen ein, da du ihren Lebensraum schonst. Was du sonst noch für Völkergruppen in den Tropen und zur Rettung der Regenwälder tun kannst, erfährst du im verlinkten Artikel.
Diesbezüglich fördert der Veganismus folgende Menschenrechte:
„Alle Menschen haben ein Recht auf Leben.“
„Unsere Verantwortung. Wir alle haben auch Pflichten gegenüber anderen Menschen. Wir sollten deren Rechte und Freiheiten schützen.“
5. Vegan gegen die Wasserknappheit

Inklusive des Wasserverbrauchs für den Futtermittelanbau sind Fleisch- und Milchindustrie, für 27 Prozent des globalen Süßwasserverbrauchs verantwortlich.6 Allein um ein Kilogramm Rindfleisch zu produzieren, sind mehr als 15.000 Liter Wasser notwendig. Das sind etwa 120 volle Badewannen.
Man spricht dabei auch vom virtuellen Wasserverbrauch, der eben nicht direkt aus dem Wasserhahn in unseren Küchen kommt, sondern bei der Produktion der präferierten Lebensmittel benötigt wird.
Wenn wir Fleisch essen, ist das also ein echtes, ressourcenintensives Privileg. Wir leben damit schlussendlich auf Kosten der Natur und anderer Menschen, die unter Trockenheit und Wasserknappheit leiden und täglich hoffen müssen, genug Wasser trinken zu können.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Auch Avocados und einige andere pflanzliche Lebensmittel haben einen hohen Wasserverbrauch. Doch der „Umweg Tier“ treibt ihn auf die Spitze und ist eine Garantie dafür.
Auch deshalb tritt man als Veganer:in also auch für Menschenrechte ein. Du willst der Wasserknappheit entgegenwirken? Dann prüfe deinen persönlichen Wasserfußabdruck und verbessere ihn, indem du das Wissen und die Rezepte aus dem Buch „Vegane Ernährung für Einsteiger“ von Niko Rittenau und Sebastian Copien (gibt's hier*) in die Tat umsetzt.
Diesbezüglich fördert der Veganismus folgende Menschenrechte:
Recht auf „einwandfreies und sauberes Trinkwasser und Sanitärversorgung“ (Generalversammlung der Vereinten Nationen am 28. Juni 2010)
6. Vegan gegen den Klimawandel und dessen Folgen für alle Menschen

Etwa 15 Prozent aller weltweit von Menschen verursachten Treibhausgase, sind allein auf die Viehwirtschaft zurückzuführen.7 Der Ausstoß klimaschädlicher Gase (vor allem CO2 und Methan) sind wesentlicher Treiber des Klimawandels – also des größten Umweltproblems unserer Zeit.
Die globale Erderwärmung betrifft alle Menschen und alles Leben auf dem Planeten. Sie beschleunigt nicht nur die Wasserknappheit, sondern sorgt auch für Ernteausfälle, Nahrungsmangel, Überschwemmungen, Stürme und Trockenheit. Die Zahl der klimabezogenen Naturkatastrophen hat sich seit dem Jahr 1980 bereits verdreifacht.8
Am Ende gehen Millionen von Existenzen darunter zu Grunde – und es kommt zur Flucht aus dem eigenen Land aus ökologischen Gründen. Der Klimawandel beeinträchtigt schlussendlich das Leben aller Menschen, da er Ungleichheit, Diskriminierung und Ungerechtigkeit auf der Welt fördert.
Während man als Fleischesser:in etwa 1.950 Kilogramm CO2 pro Jahr für die eigenen Ernährungsgewohnheiten in die Atmosphäre bläst, kommt man als Veganer:in immerhin mit weniger als der Hälfte aus.9 Ein wichtiger Impuls also für die Wahrung der Menschenrechte.
Wenn du Menschen helfen und den Klimawandel stoppen willst, ist der Umstieg auf die pflanzliche Ernährung also ein massiver Hebel. Versuche jetzt, mit dem Buch „Vegan ist Unsinn“ (gibt's hier*) die letzten Vorurteile über Veganismus abzulegen und deinen Weg in eine tier- und menschenfreundliche Lebensweise zu ebnen.
Diesbezüglich fördert der Veganismus folgende Menschenrechte:
„Alle Menschen haben ein Recht auf Leben. Wir alle haben ein Recht auf Leben und ein Recht, in Freiheit und in Sicherheit zu leben.“
„Das Recht auf soziale Sicherheit. Wir alle haben das Recht auf soziale Sicherheit. Das schließt eine bezahlbare Wohnung ebenso ein wie Jugendfürsorge und ein bezahlbares Gesundheitswesen.“
(Im Grunde bedroht der Klimawandel aber alle bürgerlichen, politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Menschenrechte.)
Der Veganismus fördert Menschenrechte und verbessert unser Zusammenleben

Auch wenn sich der Veganismus primär gegen die Ausbeutung von Tieren stark macht, sind Veganer:innen Menschenrechte natürlich nicht egal – ganz im Gegenteil!
Am Ende geht es grundsätzlich allen Lebewesen auf der Erde besser, je mehr Menschen sich pflanzlich ernähren. Weil wir friedlicher miteinander umgehen, weil weniger Tiere leiden müssen und weil wir den einzigen Planeten schützen, auf dem wir leben.
Dieser Artikel lag mir wirklich sehr am Herzen – genauso wie alle Rechte von Tieren und uns Menschen. Und ich wünsche mir, dass ich dich von der pflanzlichen Ernährung überzeugen konnte.
Für einen guten Einstieg möchte ich dir abschließend neben dem Kochbuch „Vegan & Easy“ (gibt's hier*) auch noch meinen Artikel über typische Anfängerfehler von Veganer:innen ans Herz legen. Vermeide sie direkt, dann ist's noch leichter. 🙂
„Ich bin vegan, weil ich für das Leben bin. Für die Tiere, für die Menschen, für den Planeten.“
Ariane Sommer (mehr unter Tierschutz Zitate)
Hast du Fragen oder fallen dir weitere Dinge zum Thema Veganismus und Menschenrechte ein? Dann schreib mir einfach einen Kommentar.
Bleib mitfühlend,

PS: Schau dich gern noch weiter in meinem Nachhaltigkeitsblog um. Dort erfährst du zum Beispiel, aus welchen Gründen ich noch vegan lebe.
Quellenangaben:
- Deutsche Welthungerhilfe e.V.: Hunger: Verbreitung, Ursachen & Folgen, abrufbar unter https://www.welthungerhilfe.de/hunger. [13.02.2025]. ↩︎
- Verbraucherzentrale Hamburg e. V.: Klimafreundlich essen – so geht's!, abrufbar unter https://www.vzhh.de/themen/lebensmittel-ernaehrung/klimafreundliche-ernaehrung/klimafreundlich-essen-so-gehts. [13.02.2025]. ↩︎
- M. Berners-Lee, C. Kennelly, R. Watson; u. a. (2018): Current global food production is sufficient… , abrufbar unter https://online.ucpress.edu/elementa/article/doi/10.1525/elementa.310/112838/Current-global-food-production-is-sufficient-to. [13.02.2025]. ↩︎
- Carina Pachner, Michael Unger: Arbeiten im Schlachthof (Stand: 22.01.2024), abrufbar unter https://t1p.de/al4b. [13.02.2025]. ↩︎
- Umwelthelden e.V.: Der Regenwald wird zerstört (Stand: Oktober 2024), abrufbar unter https://www.abenteuer-regenwald.de/wissen/abholzung. [13.02.2025]. ↩︎
- Dinge erklärt – Kurzgesagt: Fleisch – Das leckerste Übel der Welt, YouTube, 24.01.2019, Web, 13.02.2025 um 09:21 Uhr, in: https://www.youtube.com/watch?v=y6f3dwxexZM. ↩︎
- Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO): livestock’s long shadow environmental issues and options, abrufbar unter https://t1p.de/2044. [13.02.2025]. ↩︎
- National Geographic: 7 Fakten zum Klimawandel, abrufbar unter https://www.nationalgeographic.de/7-fakten-zum-klimawandel. [13.02.2025]. ↩︎
- S. Keull: Das Rind, unsere Ernährung und die CO2-Bilanz (Stand: November 2021), abrufbar unter https://www.wissenmachtklima.de/das-rind-unsere-ernaehrung-und-die-co₂-bilanz. [13.02.2025]. ↩︎
Ein sehr interessanter Bericht und besonders gut für die, die den Veganhype nicht verstehen. Bzw es „nur“ als Schutz für die Tiere sehen, Mir selbst reicht das absolut aus, bzw ist der Hauptgrund für meinen Veganismus, allerdings hoffe ich immer, dass es noch mehr Leute versuchen, wenn es vielseitigere Pluspunkte gibt. Diese werden leider viel zu wenig beschrieben. Die Natur ist vollkommen aussreichend. Liebe Grüße Julia
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