Wie kann man gezielt Mikroplastik vermeiden? Wenn du dir gerade diese Frage stellst, bekommst du hier direkt deine Antwort! Der eine mag vielleicht noch nicht wissen, was Mikroplastik überhaupt ist – der andere wiederum fragt sich bereits länger, warum diese kleinen Kunststoffteilchen überhaupt in Kosmetika und anderen Alltagsprodukten stecken dürfen.
Was auch immer dich zu diesem Artikel gebracht hat: jetzt werde ich dir zeigen, wie du Mikroplastik gezielt vermeiden und reduzieren kannst!
Was tun gegen Mikroplastik? 14 Tipps und Ideen
Wir vergiften diesen Planeten, andere Lebewesen und schlussendlich uns selbst mit Mikroplastik – also mit Kunststoffteilchen, die weniger als 5 Millimeter messen. Reifenabrieb, Kosmetikprodukte, Kunststoffverpackungen, Kleidung… die Ursachen für Mikroplastik in der Umwelt sind vielseitig.
Forscher des Fraunhofer-Instituts haben errechnet, dass pro Jahr in Deutschland etwa 330.000 Tonnen Mikroplastik entstehen. Umgerechnet sorgt also jeder von uns pro Jahr für etwa 4 Kilogramm Mikroplastik.₁
Zeit etwas dagegen zu tun! Jetzt bekommst du weitere Gründe und jede Menge Tipps zur Vermeidung von Mikroplastik von mir. Auf geht's!
1. Gründe für Mikroplastik-Verzicht verinnerlichen
Der Mini-Kunststoff ist so unscheinbar, dass man auf den ersten Blick keine Gründe dafür sieht, ihn gezielt zu vermeiden. Doch egal ob Mikroplastik primär (durch direkten Eintrag, z.B. über den Waschmaschinenabfluss) oder sekundär (indirekt, vor allem durch die langjährige Zersetzung großer Plastikteile) in die Umwelt oder ins Meer gelangt: Mikroplastik ist Gift, es ist nicht biologisch-abbaubar und stellt für alle Lebewesen auf der Erde eine massive Gefahr dar. Das ist wichtig zu wissen, um dieses Problem ernst zu nehmen und dauerhaft motiviert zu sein, Mikroplastik zu vermeiden.
Jedes Jahr sterben mehr als eine Million Tiere durch unseren Plastikmüll und Mikroplastik in der Natur. Im Meer zieht der Mini-Kunststoff andere Schadstoffe magisch an – und kann so sogar Krankheiten quer über den Ozean auf andere Kontinente verbreiten. Schlussendlich landet Mikroplastik wieder in der Nahrungskette, indem Fische beispielsweise Fische oder Miesmuscheln die kleinen Kunststoffteilchen fressen. Wer will schon ewig verweilenden Kunststoff zu sich nehmen? Das ist doch eklig, findest du nicht? Die gesundheitlichen Folgen für uns Menschen sind noch weitestgehend unerforscht. Klar ist nur, dass es bei Meerestieren bereits zu Entzündungen, physiologischen Störungen und höheren Sterberaten geführt hat.₂
Uns sollten also sowohl ethische, ökologische, als auch gesundheitliche Gründe dazu motivieren, Mikroplastik zu vermeiden.
2. Fachbegriffe kennenlernen
Wenn du dein Smartphone gerade nicht zur Hand hast, kann es sicher nicht schaden, ein paar der verwirrenden, alternativen Bezeichnungen für Mikroplastik auf dem Schirm zu haben, wenn du dir die Zutaten eines Produktes ansiehst. Hier sind die häufigsten Fachbegriffe für den Mini-Kunststoff:
- Polyethylen (PE)
- Polypropylen (PP)
- Polyethylenterephthalat (PET)
- Polyurethan (PUR)
- Acrylates Copolymer (AC)
- Polyacrylat (PA)
- Polymethylmethacrylat (PMMA)
- Acrylates Crosspolymer (ACS)
- Polystyren (PS)
- …
Abgesehen von diesen Bezeichnungen, will ich aber nicht vergessen, dass JEDER Kunststoff irgendwann einmal Mikroplastik werden kann.
3. CodeCheck App verwenden
Wie du vielleicht schon vermutest, gibt es hunderte Bezeichnungen für Mikroplastik. Ich weiß ja nicht wie es dir geht – aber ich habe keine Lust, sie alle auswendig zu lernen. 😉
Um herausfinden, in welchen Produkten Mikroplastik steckt, nutze ich deshalb einfach die CodeCheck App. Damit scanne ich den Barcode von Shampoos oder anderen typischen Produkten mit Mikroplastik – und sehe sofort, ob Mikroplastik drin steckt oder nicht. Treffer? Dann lass das Produkt einfach im Regal stehen.
Tipp: Vielleicht weißt du auch, dass die Produktion von Palmöl den Regenwald zerstört. Mit der App kannst du auch ganz schnell herausfinden, ob Palmöl in einem Produkt steckt.
4. Kosmetikprodukte ohne Mikroplastik bevorzugen
Wenn du Mikroplastik vermeiden willst, solltest du bei Kosmetika ganz genau hinschauen. Denn diese können nicht nur tierleidsfrei oder bio-zertifiziert, sondern durchaus mal als mikroplastikfrei deklariert sein. Tatsächlich gibt es Anbieter von Duschgels und Shampoos, die ihr Produkt fast zur Hälfte mit Mikroplastik vollstopfen. Irre, oder?
Mit einer einfachen Stückseife habe ich schon eine sinnvolle, natürliche Alternative in der Hand, die ohne Mikroplastik und auch ohne überflüssige Plastikverpackung auskommt.
5. Kleidung aus natürlichen Stoffen präferieren
Rund zwei Drittel des Mikroplastiks im Meer stammt tatsächlich aus synthetischer Kleidung.₃ Kleine Mikroplastikfasern, die sich nach und nach von Sweatshirts, Badehosen und Outdoor-Funktionsklamotten lösen. Vor allem im wilden Ritt in der Waschmaschine trennen sich Mikrofasern von ihrem Kleidungsstück und verabschieden sich, über den Abfluss, durch die zu großen Sieblöcher der Kläranlagen, in Flüsse und schlussendlich ins Meer.
Suche dir deshalb bewusst Kleidungsstücke aus, die möglichst natürlich daherkommen und keine Kunststoffe, wie Polyester, Polyamid oder Elastan enthalten.
6. Wäsche mit Waschbeutel waschen
Damit du jetzt nicht losrennst und all deine kunststoffhaltigen Kleidungsstücke weggibst: kennst du schon den Guppyfriend? Das ist ein simpler Waschbeutel, der einen Großteil aller Kunststofffasern deiner Kleidung in der Waschmaschine abfängt. Nach dem Waschgang sammelst du die Fasern einfach aus der Ecke des Beutels und wirfst sie in den Plastikmüll. Fertig.
7. Flusensieb-Reste im Müll entsorgen
Wenn du das Flusensieb deiner Waschmaschine und deines Wäschetrockners reinigst, entsorge die Reste bitte im Haus- oder Plastikmüll, aber niemals im Abfluss. Ansonsten gelangen die Fasern unweigerlich in Flüsse, Seen und Meer – und richten dort großen Schaden an. Auch das ist ein wichtiger Tipp, wenn du vermeiden willst, dass Mikroplastik in die Umwelt gelangt.
8. Natürliche Alternative für Weichspüler verwenden
Eine Studie der Plymouth University in England hat genauer untersucht, wann sich viele und wann eher wenige Mikroplastikfasern in der Wäsche von Kleidungsstücken lösen. Das Ergebnis zeigte, dass der Einsatz von Weichspülern dafür sorgt, dass sich besonders viele Fasern lösen und im Abfluss verschwinden.
Neben Kleidungsstücken aus natürlichen Stoffen und einem Waschbeutel, lässt sich also auch Mikroplastik vermeiden, indem du eine natürliche Alternative für Weichspüler verwendest. Zum Beispiel etwas Zitronensäure oder Essig!
9. Kunststofffrei putzen und spülen
Tatsächlich bestehen viele Schwämme und Putztücher aus Millionen von Mikroplastikfasern. Natürlich gelangt Mikroplastik auch darüber direkt in den Abfluss und schlussendlich dahin, wo es nicht hingehört.
Die nachhaltigere Alternative? Funktioniere einfach ausgejuckelte Baumwoll-Shirts oder alte Bettwäsche zu Putztüchern um – und nutze Holz Spülbürsten mit Agavafasern. Damit ist schon viel gewonnen!
Tipp: Auch in so manchem Spülmittel steckt Mikroplastik! Warum also nicht einfach ein Spülmittel aus Efeu selber machen? Du wirst schnell merken, wie einfach und kostensparend das ist!
10. Weniger Auto fahren
Rund 28 Prozent des Mikroplastiks in der Umwelt entsteht durch Reifenabrieb.₄ Vielleicht kennst du das sogenannte Graining aus der Formel-1-Welt? Als Folge der Überlastung lösen sich nach und nach kleine Gummiteilchen vom Reifen ab und machen ihn zunehmend unbrauchbar. Diese, sich lösenden Gummiteilchen sind nichts anderes als Mikroplastik. Im normalen Straßenverkehr lösen sich Reifen vielleicht nicht so intensiv, aber dennoch sukzessive auf. Da Mikroplastik nicht biologisch abbaubar ist, bleibt es irgendwo in der Umwelt – und gelangt zum Beispiel durch einen spülenden Regen ins Abwasser bzw. ins Meer. Nicht nur Autos, sondern auch Fahrräder und Schuhsohlen sorgen durch Abrieb für Mikroplastik.
Selbstverständlich lässt sich nicht jegliches Mikroplastik vermeiden. Aber wer es ernst meint, kann beispielsweise öfter nachhaltigere Alternativen fürs Auto, wie die Fahrt mit den Öffi's bzw. der Bahn, bevorzugen.
Tipp: Sicher kannst du dir auch noch etwas Inspiration im Beitrag über das autofreie Leben holen!
11. Plastik vermeiden
Die wirkungsvollste Lösung im Kampf gegen Mikroplastik im Meer bzw. in der Umwelt im Allgemeinen, ist, dass wir alle weniger Plastik verwenden und überflüssigen Plastikmüll vermeiden. Denn dieser Müll führt zu sekundärem Mikroplastik, da er sich über Jahrzehnte und Jahrhunderte in kleine Teilchen zersetzt.
Wie du anfängst, kannst du beispielsweise in meinem Buch „Plastikfrei für Einsteiger“ oder im Blogartikel über das möglichst plastikfreie Leben erfahren.
12. Plastikmüll einsammeln
Nicht nur die bewusste Müllvermeidung, sondern auch das Sammeln von Müll aus der Natur, hilft, um Mikroplastik im Meer zu reduzieren und einen weiteren Eintrag zu stoppen. Schließlich sind es vor allem große Teile, wie Plastikflaschen, Flip Flops oder Einwegtüten, die sich im Laufe der Zeit zu Mikroplastik zersetzen. Eine Plastikflasche braucht beispielsweise etwa 450 Jahre, bis sie sich vollständig in ihre „plastischen“ Einzelteile aufgelöst hat.₅
Organisiere einfach Mal ein Beach CleanUp oder sammle Müll beim nächsten Spaziergang mit deinem Hund ein.
Tipp: Ich habe eine globale Beach CleanUp Group auf Facebook ins Leben gerufen. Hier teilen Menschen aus der ganzen Welt ihre Aufräumaktionen. Werde gerne Teil dieser wirklich einzigartigen Community. 🙂
13. Hersteller informieren
Es ist super, wenn du in deiner eigenen, kleinen Welt Mikroplastik reduzierst. Doch sobald du dich reingefuchst hast, kannst du weiteres Potential ausschöpfen, indem du Hersteller zurechtweist und dafür sorgst, dass Produkte mit Mikroplastik vom Markt verschwinden. Du kannst zum Beispiel durch einen Anruf, eine E-Mail oder wenn es hart auf hart kommt auch mit einem Shitstorm dafür sorgen, dass Hersteller ihre Produkte umgestalten.
Noch einfacher geht das mit der Replace Plastic App, bei der du lediglich den Barcode eines Produktes scannst, das du gekauft hättest, wenn es kein Mikroplastik enthalten würde. Der Hersteller wird dann automatisch benachrichtigt, ohne das du noch etwas tun musst. Cool, oder? Ich denke auch das ist ein wertvoller und wichtiger Tipp, wenn wir alle langfristig Mikroplastik vermeiden wollen.
14. Vorbild für andere sein
Du hast gelernt, dein Verhalten für die gute Sache anzupassen. Vielleicht nicht nur in Sachen Mikroplastik-Vermeidung, sondern auch, was den Verzicht auf Fleisch oder die Reduzierung deiner Langstreckenflüge angeht. Indem du dich stetig hinterfragst, dadurch dazulernst und dein Verhalten positiv anpasst, bist du ein Vorbild für andere. Für deine Freunde, denen du das Umweltproblem Mikroplastik und die Tipps aus diesem Beitrag näher bringen – oder deine Eltern, denen du am Esstisch von deinen Learnings berichten kannst. Nicht zuletzt aber für deine Kinder und Enkelkinder, denen du sicher einen sauberen und intakten Planeten hinterlassen willst.
Mikroplastik zu reduzieren, ist nicht kompliziert!
Was kann man gegen Mikroplastik tun? Ich denke, du hast deine Antwort heute bekommen. Wie du siehst, ist es echt gar nicht so umständlich, bewusst darauf zu achten, weniger kleine Kunststoffteilchen in die Umwelt zu jagen. So unscheinbar das Mikroplastik-Problem auch sein mag: mache dir regelmäßig bewusst, wie sehr du täglich zur Lösung beitragen kannst – und wie sehr du mit deinem Verhalten ein großartiges Vorbild für andere Menschen bist.
Hast du Fragen oder eigene Erfahrung mit der Vermeidung von Mikroplastik gemacht, die du teilen möchtest? Dann schreibe mir einfach einen Kommentar.
Bleib‘ nachhaltig,
Quellenangaben:
₁ Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik: Kunststoffe in der Umwelt – Mikro- und Makroplastik – Ursachen, Mengen, Umweltschicksale, Wirkungen, Lösungsansätze, Empfehlungen (Juni 2018), abrufbar unter https://t1p.de/t1gh. [18.11.2020].
₂ Bayerisches Landesamt für Umwelt (2014): Mikroplastik in der Umwelt, Statuskolloquium, 03.07.2014, S. 17.
₃,₄ Lisbeth Van Cauwenberghe, Ann Vanreusel, Jan Mees, u.a. (2013): Microplastic pollution in deep-sea sediments, abrufbar unter https://t1p.de/hi9g. [18.11.2020].
₅ Kirbach, Roland: Im Plastik gefangen (Stand: 25.06.2015). https://t1p.de/z21w. [09.08.2019].